Fragile - A Ghost Story (DVD) Testbericht

Die „Special Edition“ des Filmes

===Fragile ~ a ghost story===
fiel mir lediglich deswegen in die Hände, weil der „Müller“ hin und wieder mit seinen „5 für 20“ Aktionen zu bestechen weiß. Obendrein finde ich persönlich spanische Werke erfrischend anders, nicht so absolut auf tollen Effekt und möglichste Brutalität aus, ebenso (für mich noch) nicht so ewig gleich wie die fernöstlichen-Klingelton-Szenarien.
Zwar klang die _Handlung des 96Minütigen Werkes nicht wirklich neu, umsoweniger jedoch uninteressant:
Im Kinderkrankenhaus Mercy Falls befinden sich lediglich noch 8 Patienten und eine handvoll Angestellte. Das Gebäude soll wegen Verfall geschlossen werden; doch aufgrund eines Unfalles ist das „Zielkrankenhaus“ bereits überfüllt. Die Evakuierung zieht sich also ein paar Tage hin; und als Nachtschwester Susan mehr oder minder überraschend kündigt, soll Amy (Calista Flockhardt) für die restlichen Tage einspringen.
Auch sie freundet sich rasch mit der kleinen Maggie (Yasmin Murphy) an, wundert sich jedoch, wie abweisend Maggies Erzählungen über eine gewisse Charlette behandelt werden. Als todkrankes Waisenkind eine unsichtbare Freundin zu haben, ist sicherlich nicht ungewöhnlich ~ ungewöhnlicher jedoch der Umstand, mit welcher Angst Maggie jener Charlett gegenüberfühlt... und jene sogar dafür verantwortlich macht, dass dem kleinen Simon (Lloyd F. Booth Shankley) zweifach sein Bein gebrochen wurde.
Und schon geht es los mit dem „Geräusche aus dem zweiten Stock? Kann nicht sei, dieser ist schon längst geschlossen“ Usus, der tatsächlich weniger a-typisch ist, als man es hätte meinen können.

===Die Umsetzung===
Es überrascht natürlich nicht wirklich, dass recht früh auf „merkwürdige Geschehnisse“ eingegangen wird, eine langatmige Einführung bleibt völlig aus. „Fragile“ verseht sich darauf, dem Zuschauer nur die für die Geschichte wichtigen Eckpfeiler zu präsentieren; der Themenschwerpunkt liegt absolut auf dem Kinderkrankenhaus, Daten, ob bspw. Amy verheiratet ist, woran Maggies Eltern starben oder wer sie überhaupt ins Krankenhaus brachte, wie die einzelnen Mitarbeiter zueinander stehen...alles unwichtig, alles unerwähnt, und doch nicht derartig außen vorgelassen, dass man sich einem oberflächlichen Erzählstil ausgeliefert fühlen würde.
Unabstreitbar ging ich bei der ersten altbackenen „Wackelglas-Gruselszene“ davon aus, dass mich in „Fragile“ sonderlich wenig überraschen könnte. Spätestens bei der Unterbrechung des gefühlten Gespräches Marke „Die Bauklötze sind nicht zum spielen, sie sind zum sprechen“ dachte ich, einen eher maximal mittelprächtigen Film vor mir zu haben. '''Irrtum.''' Natürlich liegt auf der Hand, dass der „verbotene zweite Stock“ derjenige ist, der über kurz oder lang zum zentralen Spuk- und Geisterpunkt tendiert ~ doch das ganze Drumherum, Wendungen, Entwicklungen und Offenbarungen stimmen einfach, wissen, den Zuschauer zu frappieren und in gewisse Anspannung zu versetzen.
Die Mischung der Charaktere ist überaus gelungen ~ da gibt es zum einen die distanzierte, aber dennoch freundliche Oberschwester Mrs. Folder (Gemma Jones), die Amy stetig zu verstehen gibt, dass das mit der Einstellung vielleicht doch so keine gute Idee war.
Zum anderen gibt es da die freundliche, aber dennoch distanzierte Stationsschwester Helen (Elena Anaya), die sich ebenfalls fast bis zuletzt weigert, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen.
Erstaunlicherweise funktioniert es in dieser Verfilmung absolut überzeugend, die Beweggründe, Verhaltensweisen und auch verhaltensspezifische Änderungen einzelner Charaktere darzustellen. Die Musik unterstreicht die vermittelte Atmosphäre, geht stellenweise unter die Haut und sorgt für zusätzliche Stimmung. Generell wirkt in „Fragile“ nichts zu weit hergeholt, nichts trägt zu dick auf; obendrein bleibt der Blut- und Gekrösefaktor absolut im grünen Bereich. Okay, im zartgelben. Ich bin vermutlich einfach zu abgebrüht.
Die Leistungen der Darsteller sind allesamt überzeugend, wirklich bekannt war mir persönlich lediglich Calista Flockhart, die in dieser 2006er Verfilmung erfreulicherweise mal nicht so beneidenswert super-dünn aussieht, dass man sich auf nichts anderes als auf die eigene Pummeligkeit konzentrieren könnte. Ihre Rolle der traumatisierten Krankenschwester, die ihren einstigen Fehler wieder gut machen will, trägt sie hervorragend vor; ebenso sorgt Gemma Jones dafür, den gehörigen Respekt, den diese sich einfordert, ebenfalls aufzubringen.
Absolut gruselig, im Sinne von „bitte kriechen Sie als Zuschauer JETZT unter die Couch“ ist hier meiner Ansicht nach zwar nicht wirklich was, zumal manche (!) Effekte derartig unecht aussehen, dass ich mich doch stark wundere, dass hier ein Preis für eben diese verliehen sein soll. Aber wer weiß, womöglich reicht es auch in dieser Branche, ein Gesamtwerk, welches sich mit dem Regisseur und „Genremeister“ Jaume Balagueró schmücken kann, auf diese Art und Weise hoch zu pushen.
Mir sagt der gute Mann mal wieder rein gar nichts, ich könnte generell ad hoc lediglich eine halbe Handvoll „made in spain“ Grusel-Filme nennen, wobei „Fragile“ zu Recht die Bezeichnung „Gänsehaut-Horror-Thriller“ trägt.
Endlich mal wieder ein Film, der nicht darauf aus ist, die eigentliche Story hinter dem Metzelfaktor zu verbergen ~ hier wird andersrum ein Schuh draus. Und zwar ein wunderbarer Schuh, der vor allem nochmal mit dem Ausgang zu überzeugen weiß.

===Die DVD selbst===
besteht aus zwei Disc's; se facto befindet sich auf der zweiten DVD nichts anderes als die standardmäßigen Extras, als da wären: ein '''featurette''', welches sich im Grunde nur bedingt von dem ebenfalls vorhandenen '''making of''' unterscheidet; obendrein gibt’s die '''TV-Spots''' zu bewundern sowie die '''B-Roll'''.
Viel ist das nicht, so dass man sich durchaus wundern könnte, warum hierfür tatsächlich zwei DVD's verwendet wurden. Oder aber man unterstellt kackendreist, dass die Hersteller wissen, dass es Kunden gibt, die regelrecht magisch (oder gar manisch?) auf die Doppel-Ausführung anspringen, völlig schnuppe, ob sie sich jemals jene Bonusmaterialien anschauen werden.
Und ja, ich gestehe: ich persönlich habe die Extras nur kurz angeditscht und mir nicht komplett angesehen.


===Summa summarum==

Empfehlen kann, will und werde ich „Fragile“ uneingeschränkt, eben weil er mal so wieder herrlich anders ist. Die Doppel-Ausgabe braucht man nun nicht unbedingt, die „normale“ Version reicht meines Erachtens nach, eben weil man sich die genannten Extras, wenn überhaupt, lediglich einmal ansehen wird.
Nicht unterschlagen will ich jedoch die Info, dass Genreliebhaber, die eher auf absolute Schreckensmomente hoffen, hier ein wenig enttäuschtt sein könnten. „Fragile“ gehört eher zum ruhigeren Vertreter der Bu-hu-Fraktion und ist im Grunde irgendwo mit „Das Waisenhaus“ vergleichbar.
Rasch denkt während der ersten Filmminuten, dass man das nachfolgende alles schon gesehen haben wird ~ hat man aber nicht. Ha!
Sprich: ich bin begeistert, berührt, bewogen und sichere „Fragile“ einen festen Platz in meiner übersichtlichen Sammlung.