Tal der Könige Testbericht

Das Tal der Könige in Teben-West haben wir in Verbindung mit anderen Ausflugszielen besichtigt, u.a. den Memmnonkolossen und dem Totentempel der Hatschepsut. Wir haben für die ganze Nilkreuzfahrt damals (Dezember 2004) das komplette Ausflugspaket gebucht, was wir nicht bereut haben.

ERREICHBARKEIT:
Da wir das Ausflugspaket über unseren Reiseveranstalter gebucht haben, war der Transfer mit einem großen 52-sitzigen klimatisierten Reisebus möglich. Da wir in der ersten Hälfte des Monats Dezember mit der Nilkreuzfahrt begonnen haben, haben wir nicht in Luxor eingeschifft, sondern in Esna. So haben wir nach Theben-West einen etwas längeren Anfahrtsweg gehabt als von Luxor aus.
Von Luxor aus kommt man auch mit einem Taxi oder Sammeltaxi nach Theben-West, wenn man als Individualreisender unterwegs (vielleicht auf Durchreise?) ist oder seinen Urlaub in einem Hotel in Luxor verbringt.

MUSS MAN GESEHEN/GEMACHT HABEN:
Für mich kann ich dies auf alle Fälle mit "ja" beantworten. Dies hat mehrere Gründe. Dazu zählt u.a. der Umstand, daß die Gräber das Leben und Wirken der Könige der einzelnen Epochen wiederspiegeln. Bei den von uns besichtigten Gräbern haben wir vor lauter Staunen den Mund nicht mehr geschlossen, weil die Gräber nach weit als mehr 2000 Jahren immernoch in einem guten Zustand sind. Selbst wenn man bedenkt, daß nicht zu selten Grabräuber am Werk waren und auch Schäden hinterlassen haben, ist das, was man in den öffentlich zugänglichen Gräbern zu sehen bekommt umwerfend. Die Farbe an den Wänden ist meist so frisch, klar und kräftig, daß man meinen könnte, daß der Künstler gerade erst mit seinem Werk fertig geworden ist.
Die Gräber sind darüber hinaus "Fenster" in die Vergangenheit, speziell in die Zeit, die Epoche, in der der verstorbene König lebte. Um dies besser erkennen zu können, kann ich jedem Besucher möglichen Besucher nur anraten, sich vorher in die umfangreiche Materie einzulesen, sonst sehen die drei Gräber, die man mit einer Eintrittskarte besuchen kann (man kann auch mehrere Eintrittskarten kaufen, wenn man mehr als drei Gräber besuchen will und genügend Zeit mitbringt). Vom Bsuch des Grabes von Tutanchamuns wurde uns vom Reiseführer abgeraten, weil deses Grab klein sei, nicht so sehr ausgeschmückt sei wie die anderen Gräber und eher dem "Entdecker-Abenteurer"-Trieb gerecht wird und der Eintritt für dieses Grab extra kostet. Beim Tutanchamun-Grab muss man bedenken, daß dieser jung gestorben ist und die Zeit zu kurz war, daß er ein großes Grab bekommen hat.

BUDGET-FREUNDLICHKEIT:
Als wir im Dezember 2004 das Tal der Könige besucht haben, kostete eine Eintrittskarte zur Besichtigung von drei Gräbern 55 L.E., das waren damals umgerechnet etwas mehr als 7 Euro. In wie weit zwischenzeitlich eine Preiserhöhung auch hier stattgefunden hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Wie bereits erwähnt, kostete der Eintritt für das Grab von Tutanchamun damals (Dezember 2004) 70 L.E. zusätzlich. Zum damaligen Wechselkurs betrug der Eintrittspreis fast 9 Euro. Kein Wunder, daß bei diesem Eintrittspreis von den "allerwenigsten 'Grabmetern' pro Ticket" gesprochen wird. Für die Besichtigung des Eje-Grab wurde bei inserem Besuch 10 L.E. zusätzlich fällig (damals umgerechent etwa 1,25 Euro). Alle Tickets erhält man am Eingang bei Tickethäuschen.
Wir haben durch unsere Pauschalreise ein Ausflugspaket für die ganze Kreuzfahrt gebucht und so war der Eintrittspreis zu drei Gräbern inklusive. Wer auch das Grab Tutanchamuns sehen will, muss sich das weitere Ticket selbst kaufen - dieses und das Ticket für das Eje-Grab fallen für gewöhnlich NICHT in das Ausflugspaket des Reiseveranstalters.
Jeder darf/muss/soll selbst entscheiden, wieviele Gräber man besuchen möchte. Bei Pauschalreisen hat man zur Besichtigung zwschen einer halben und ganzen Stunde Zeit. Diese hatten wir in der Nebensaison. Ob man mehr Zeit in der Hauptsaison bekommt, wenn der Ansturm größer und die Wartezeiten vor den Gräbern länger werden, entzieht sich meiner Kenntnis.

ZUSTAND:
Die Gräber sind in unterschiedlich gut bzw. etwas schlechter erhalten. Der Zahn der Zeit nagt, Grabräuber taten weiteres und den Rest erledigen wir Touristen. Warum das? Weil die Gräber nicht dazu geschaffen wurden, daß irgendwann Herrscharen von Touristen zur Besichtigung kommen. Die Zerstörung der Bilder wird vorangetrieben durch die schwitzenden Besucherm die die klimatischen Bedingungen verändern.
Wir haben mit unserer Eintrittskarte die Gräber von Ramses V/VI (KV 9), Ramses III (KV 11) und Ramses IX (KV 6) besucht - alle aus der 20. Dynastie. Es waren in allen drei Fällen die Empfehlung unseres Reiseführers, diese Gräber zu besuchen und wir haben der Empfehlung eines studierten Ägyptologen geglaubt und vertraut - wem soll man sonst vertrauen, als einem Fachmann? Erst nach unserem Urlaub habe ich einen - in meinen Augen sehr guten - Reiseführer gefunden ("Ägypten individuell" von Wil Tondok), der just auch diese drei Gräber aus der 20. Dynastie als "besonders sehenswert" hervorhebt (auch insgesamt fünf weitere Gräber aus der 18. und 19. Dynastie). Meine Ausführung wird sich auf diese drei Gräber reduzieren.
Das Grab Ramses IX (KV 6) ist gut erhalten. Das Sarkophag in der Grabkammer ist nicht mehr vorhanden. Das Grab für Ramses V ist bis zur Vierpfeilerhalle gebaut worden, erweitert wurde das Grab für Ramses VI (KV 9). In diesem Grab sind die Farben gut erhalten und das ganze Grab ist bemalt. In diesem Grab liegen in der Grabkammer die Trümmer des GRanitsarkophags.
Das Grab Ramses III (KV 11) ist das drittgrößte im Tal der Könige. Die Reliefs der ersten Korridore sind mit der Sonnenlitanei ausgeschmückt und sind eher grob gestaltet und sind nicht gut erhalten. die Seitenkammern weisen an den Wänden die Inventarlisten der dort abgelegten Utensilien auf, u.a. Krüge, Halsbänder und Betten. Die dritte Halle, in der der Sarkophag stand, ist gesperrt, Grund dafür ist, daß diese teilweise eingestürzt ist. Der Sarkopharg steht heute im Louvre.

HISTORISCHE BEDEUTUNG:
Die Gräber spielen die Vorstellungen vom Jenseits wieder, das im Neuen Reich vorherrscht. In den Gräbern wurden Auszüge aus der Sonnenlitanei, den Toten-, Pforten- und Höhlenbüchern wiedergegeben. Diese Bücher beziehen sich auf die Mythologie und Philosophie jener Zeit.
Dass die Gräber tief in den Fels des vegetationslosen Wadi Biban el Muluk getrieben wurden, hat mit der Vorstellung vom Jenseits zu tun. In der Neuen Zeit liegt das Jenseits in der Unterwelt. Es handelt sich nun um den Gegensatz zum Alten Reich, das Pyramiden den Aufstieg des verstorbenen Pharaos zu den himmlischen Göttern bereitete.
Da die Sinnenlitanei, die Toten-, Pforten- und Höhlenbücher so umfangreich sind, daß es den hiesigen Rahmen sprengen würde, will ich nicht noch weiter auf diese Bücher eingehen.
Ich habe erst nach dem Urlaub eine Zusammenfassung über diese Bücher gelesen und ärgere mich darüber, daß ich vor dem Urlaub nichts von diesen Büchern gewußt habe. Diese Bücher hätten uns nämlich während der Besichtigung der Gräber weitergeholfen. Man bewundert die geleistete Arbeit der Künstler und Arbeiter, das "Begreifen" der Hiroglyphen und Darstellungen eröffnen sich ohne dem Hintergrundwissen nur bedingt. Daher kann ich jedem, der einen Ausflug ins Tal der Könige plant, dazu raten, die Bücher zu lesen oder sich zusammenfassend über den Inhalt berichten zu lassen.

MEIN FAZIT:
Auch wenn man bei der Ankunft im völlig vegetationslosen Wadi Biban el Muluk von der Trostlosigkeit "heimgesucht" wird, so entschädigen die Gräber als unterirdischen Schätze dafür. Wie bereits im Unterpunkt "Historische Bedeutung" angeraten, sollte man sich die Sonnenlitanei, den Toten-, Pforten- und Höhlenbücher vor dem Urlaub zu Gemüte führen, daß die Gräber nicht wie "bemalte Bergwerkstollen" aussehen. Darin stimme ich mit meinem Lieblingsreiseführer überein, da ich mich nicht ausreichend genug vorbereitet diesem Ausflugsziel "gestellt" habe. Klar, ich habe mir mehrere Reiseführer im Vorfeld in der Bücherei ausgeliehen, diese haben sich alle recht allgemein zum Tal der Könige gehalten und sind nur unzureichend auf die einzelnen Gräber eingegangen. Den richtigen Reiseführer dafür habe ich erst nach diesem Urlaub gefunden - der nächste Ägyptenurlaub kommt aber bestimmt.... :-) Ich bin mir sicher, daß mir das beim nächsten Mal nicht mehr passieren wird. Was ich nämlich nicht wußte, war der Umstand, daß es den Reiseführern nicht gestattet ist, ihre Gruppen in die Gräber zu begleiten - sie würden wahrscheinlich vor lauter Erläuterungen den ganzen Betrieb aufhalten. So bekommt man noch im Freien die nötigen Informationen über das Tal der Könige und über die Gräber - das war's. Wer es besser machen will, wenn er zum ersten Mal das Tal der Könige besichtigen möchte, kann sich vorab virtuell die Gräber im Netz ansehen unter www.thebanmappingproject.com. Die Seite ist zwar in Englisch, aber das sollte kein Hindernis darstellen. Diese Seite hilft vielleicht vorab, welche Gräber man ansehen möchte, oder nach dem Ägyptenurlaub, wenn man vor einem (vorübergehend) geschlossenen Grab gestanden war.