Fechter Drive Bodystyle Hinterradabdeckung Testbericht

Nichts ist so gut, als dass es nicht noch verbessert werden könnte. Und wenn Merkwürden auch noch so Feuer und Flamme für sein neues Motorrad ist, so ist er keinesfalls blind. Schon gar nicht für Optimierungen. Manches Zubehörteil ist rein optisches Tuning, andere wiederum bügeln Fehler der Ingenieure aus, welche die Karre entworfen haben. Ab und zu findet man sogar beides: Verschönerung und gleichzeitig Verbesserung.

[ Ausgangslage ]
Das Manko an der pharaonischen ER-6f ist das grazile Heck. Das heißt, eigentlich ist das ja hübsch gemacht. Dummerweise erkauft man sich die schlanke Optik mit erhöhter Verschmutzung, denn durch das freie Hinterrad wird natürlich auch - speziell bei Mistwetter - jede Menge Dreck munter hochgeschleudert und großzügig verteilt. Der haftet dann in allen möglichen und unmöglichen Ecken an Schwinge, Rahmen und Elektronikbauteilen. Mal abgesehen davon, dass das nicht nur Bäh aussieht, wo sich Schmodder sammelt ist meist auch irgendwann Korrosion.

Ein weiterer Punkt ist die wenig gelungene Original-Kettenabdeckung. Die ist nicht nur ziemlich hässlich, sondern auch recht knapp ausgefallen. Das bedeutet, dass sich zwangsläufig abgeschleudertes Kettenfett auch überall dort ansammelt und findet, wo man es nicht wirklich haben und sehen will. Unnötig zu erwähnen, dass dieses äußerst hartnäckig haftende Schmiermittel beim Putzen des Hobels nur sehr schwer zu entfernen ist. Es gibt natürlich Abhilfe. Es sind eine Reihe Zubehörhersteller am Markt, die ein offenes Ohr für die flehentlichen Wünsche der Bikergemeinde haben und sich auf die Produktion von Sonderbauteilen stürzen.

Die Firma Fechter Drive nennt ihre Verkleidungsteile BODYSTYLE™ und der Name ist Programm. Zurecht hat sich die auf Verschönerung spezialisierte Firma einen guten Ruf in der Motorradszene erworben und bietet eine breite Palette (auch ABE-bewährter) Karosserieanbauteile aus schlagfestem ABS-Kunststoff für fast alle gängigen Modelle. Die Auswahl reicht von Bugspoilern über Seitenverkleidungen, Tailskirts bis hin zu Sitzbank- und Hinterradabdeckungen, sowie Verkleidungsscheiben. Oft sogar gleich in der passenden Farbe des betreffenden Mopeds.

[ Beschaffungskriminalität ]
Die Hinterradabdeckung mit der ziemlich nüchternen Bezeichnung "HA1" erweckte mein Interesse. Gekauft wurde das edle Teil bei Louis. Dank einer immer mal wieder stattfindenden Rabatt-Aktion 20% unter Katalogpreis. Der beträgt immerhin stattliche 159 Euro. Mit im Lieferumfang befinden sich alle für die Montage erforderlichen Befestigungselemente - d.h. eine Schelle mit einer M6 Alu-Schraube, Kunststoffunterlegscheibe und passender Mutter. Beigelegt ist auch ein sog. "offenes" TÜV-Gutachten. Auch wenn der eigene Typ/Modell des Motorrads nicht explizit darin aufgeführt sein sollte, so ist es auch für andere Mopeds gültig und später überaus wichtig.

[ Montage ]
Prinzipiell sehr einfach, zumindest bei der Kawasaki ER-6f/n. Die hat ein sehr offen gestaltetes Heck mit recht viel Platzangebot. Mit etwas Geschick (und viiiel Geduld) ist auch die arg fummelig anzubringende, und vorher individuell an die Schwinge anzupassende, gummierte Schelle ohne Hinterradausbau zu bewältigen. Alternativ kann man auch den kompletten rechten Fußrastenhalter abnehmen, wenn man meint nicht genug Platz für die Wurstfinger zu haben. Wie gesagt: Es geht auch so - dauert vielleicht etwas länger. Doch erst einmal die simplen Sachen. Zum Aufwärmen:

Auf der linken Seite muss zunächst der originale Kettenschutz weichen. No Prob. Nur die beiden Inbus-Schrauben raus und ab ist dat Dingen. Die beiden Schräubkes nicht verbummeln, denn die werden für die Befestigung des neuen Bodystylisten benötigt. Den hat man innerhalb von Sekunden über Rad und (hoffentlich gereinigten!) Schwinge drappiert, sodass man ihn erst einmal lose (!) mit nämlichen Schrauben fixiert. Erst nachdem man die Schelle auf der rechten Seite der Schwinge ordentlich angepasst, positioniert und festgezogen hat, werden auch die Schrauben in den Originallöchern des Kettenschutzes mit ca. 20 Nm angezogen. Aufpassen. Nach Fest kommt Ab.

Die ganze Aktion bringt der versierte Mechanikus in etwa 15 Minuten hinter sich, während der ungeübte Schrauber wohl auch eine halbe Stunde einkalkulieren sollte. Die oben erwähnte Schelle erfordert einiges an Fingerspitzengefühl, wenn Rad und Fußrastenträger an Ort und Stelle bleiben. Ist das Ergebnis wunschgemäß ausgefallen, so bleibt als letzte Hürde der Segen einer amtlich anerkannten Prüfstelle. Im Volksmund auch kurz "TÜV". Dabei gibt es ja auch noch Dekra und GTÜ. Egal bei wem, mit dem beigelegten Gutachten bewaffnet muss man sich dort den ordnungsgemäßen Anbau attestieren lassen. Diese Bescheinigung ist zukünftig mitzuführen, eine Eintragung in die Fz-Papiere zwar möglich aber nicht Pflicht.

[ Fazit ]
Die Hinterradabdeckung gibt es für eine Vielzahl von (gängigen) Modellen Die Montage ist je nach Moped nichts für ausgesprochene Grobmotoriker, meist jedoch selbst von diesen innerhalb akzeptabler Zeit noch zu bewältigen. Verarbeitung und Passform sind tadellos. Zum stattlichen Kaufpreis muss man auf jeden Fall die Gebühren für die Abnahme hinzurechnen. Somit bleiben die einzigen Kritikpunkte eigentlich monetärer Natur. Kein billiger Spaß, aber einer der sich durchaus lohnt. Zum Einen sieht's schnieke und verdammt sportlich aus, zum anderen minimiert sich der Pflegeaufwand tatsächlich. Besonders der weit heruntergezogene Kettenschutz verhindert effektiv, dass Seitenteile, hintere Blinker und streckenweise gar die Sitzbank mit abgeschleudertem Kettenfett eingesaut werden.

So Long

Der Plastik-Pharao