Die Vögel (DVD) Testbericht

ab 49,42
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  durchschnittlich
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  durchschnittlich
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  spannend

Erfahrungsbericht von LilithIbi

„Wissen Sie, was Mutterliebe ist?“

4
  • Action:  durchschnittlich
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  durchschnittlich
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  spannend
  • Altersgruppe:  ab 16 Jahren
  • Meinung bezieht sich auf:  DVD-Version

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

„Kommt, esst schnell auf.“
„Essen die Vögel uns sonst auf, Mami?“

Lange Zeit nachdem ich den aus dem Jahre 1963 stammenden Film seitens Alfred Hitchcock erstmalig sah, konnte ich persönlich mich kaum noch an diverse Details erinnern, so dass die Spannung durchaus gegeben war. Die weibliche Hauptrolle inmitten des Klassikers

===“Die Vögel“=== übernahm hier erneut Tippi Hedren, die wiederum erneut eine Figur – Melanie Daniels - darstellt, die gegen gutbürgerliche Konventionen wie auch Gesetze verstößt, sich diesbezüglich jedoch keiner Schuld bewusst sein mag. Als Melanie inmitten einer Zoohandlung in San Francisco versucht, sich dem Anwalt Mitch Brenner )Rod Taylor) gegenüber als Verkäuferin auszugeben, durchschaut dieser den Plan rasch und stellt sie gewissermaßen bloß. Dies will Melanie jedoch nicht auf sich sitzen lassen und macht sich samt zweier Sperlingspapageien, die Mitch für seine Schwester Cathy (Veronica Cartwright) kaufen wollte, auf den Weg nach Bodega Bay.

Während ich meiner eigenen Erinnerung nach seinerzeit lediglich den Storyknackpunkt des Tierhorrorfilms vorrangig beachten wollte, fiel mir am gestrigen Abend vielmehr nahezu ins Auge, wie sehr der Fokus in diesem Hitchcock-Werk erneut auf den interpersonellen Beziehungsgeflechten rund um die Mutter an sich liegt. Während Melanie über ihre Mutter nichts allzu Gutes zu berichten weiß, hält bezüglich Mitch dessen Mutter Lydia (Jessica Tandy) die Fäden in der Hand. Weder auf eine herrisch-kühle Art, wie es inmitten _„Psycho“_ der Fall war, noch auf die ungeschickt-unsichere Weise inmitten von _„Marnie“_ ~ _„Die Vögel“_ involviert stattdessen eine Mutter, die große Angst vor dem Verlassenwerden hat. Dass es hier erneut um eine alleinerziehende Person geht, sei lediglich am Rande angemerkt.
Generell versteht „Die Vögel“ es, dem Zuschauer Rätsel aufzugeben und zum mitdenken zu animieren.
Erst nach der ungefähren 50.ten Spielminute erfolgt der titelgebende Vogelangriff auf die Schulkinder, während es zuvor lediglich Melanie selbst war, die von einer herabsausenden Möwe attackiert wurde.

Über kurz oder lang findet die These ihren Platz, dass die Veränderung der Vögel erst seit der Ankunft von Melanie begann ~ ein Verdachtsmoment, der jedoch zu keiner Stelle weiterhin verfolgt wird.

Der storyverlauf indes gestaltet sich an für sich wenig überraschend: statt wie geplant lediglich die Sperlingspapageien abzuliefern, bleibt Melanie den Folgetag ebenfalls vor Ort, schlüpft vorerst bei Annie Hayworth (Suzanne Pleshette) unter und kann schließlich aufgrund der buchstäblich schwebenden Gefahr Bodaga Bay nicht mehr verlassen.

'''Die Umsetzung''' verblüfft somit wie gesagt nicht durch ausgefeilte Handlungsstränge, sondern besticht eher durch die Einfachheit des Dargebotenen. Selbstredend kann man hier keine allzu ausgefeilten technischen Spezialeffekte erwarten; vielmehr fällt auch hier wieder gradewegs ins Auge, dass die Kulissen zum Teil gezeichneter Natur sind und es von offensichtlichen Kunstblut nur so strotzt. Genau hier liegt meines Empfindens nach jedoch die Stärke des Klassikers, beweist _„Die Vögel“_ zweifelsohne, dass es nicht detaillierter Ekel-Großaufnahmen bedarf, um eine bedrohliche Atmosphäre zu erschaffen.

Gerade durch den Aspekt, dass der Film sich keinerlei Mühe gab, eine Antwort auf die gestellten Fragen des „warums“ zu liefern, sondern lediglich in einer Lokalszene die Anwohner ihre Thesen aussprechen lässt, dürfte die eine Zuschauerfront unzufrieden sein, während die andere Front jedoch jenes bleibende Rätsel zu schätzen wissen wird. Meines Erachtens nach _kann es generell keine zufriedenstellende „Lösung“ des ganzen geben, wäre meiner Vermutung nach kaum jemand mit einer der angedeuteten Möglichkeiten tatsächlich einverstanden gewesen.

Sprich: ob es nun wirklich an dem Auftauchen von Melanie, den importierten Sperlingspapageien, einer Seuche, schlechtem (Hühner)Futter oder gar nur dem Vollmond liegt, klärt der Schocker schlussendlich nicht auf. Ebenso ungewiss bleibt der Ausgang des Filmes ~ auf das recht offene Ende muss der potentielle Nichtkenner somit erst einmal gefasst sein.

Tatsächlich vermag _„Die Vögel“_ durchgehend durch einfache Bilder zu packen. Ähnlich wie in dem Rattenfilm _„Willard“_ sitzt ein Akteur mit dem Rücken zu den sich sammelnden Tieren ~ eine beklemmende Bildfolge, die fürwahr völlig für sich allein zu wirken versteht.
Nicht nur anhand der Aussage einer Ornithologin, dass es anno dazumal weltweit bereits rund 100 Milliarden Vögel gibt, spitzt sich das zuschauerliche Gefühl weiterhin zu. Der Machtlosigkeit, der die Bewohner des plötzlich gar nicht mehr so idyllischen gegenüber stehen, überträgt sich undurchdringlich auf den Filmgucker, der ebenso ideenlos der apokalyptischen Szenerie ausgeliefert sein wird.

Ein paar (versehentlich) humoreske Momente inmitten des Thrillers mögen den Zuschauer immer wieder an das Alter des Werkes erinnern: einerseits wirkt eine Explosion weitaus zu dick aufgetragen und entbehrt jeder physikalischen Logik, andererseits mag man sich über die Reaktion der Schulkinder auf den unverhofften frühen Unterrichtsschluss heutzutage nur noch sehnsüchtig wundern:

„Was sollen wir denn jetzt schon zu hause?“

ist eine Frage, die sich bekanntlich heuer niemand mehr fürchten muss, während eben jene Szene für unbeschreiblichen Liebreiz sorgt. Weiterhin darf man möglicherweise über den Aspekt, dass von „Waisenkindern in Korea“ die Rede ist, stolpern ~ denkt man heutzutage an Armut, dürfte fast ein jeder sofortig „Afrika“ assoziieren. Auch das ausgebuffte Auftreten der aufgebretzelt-bepelzten Hauptdarstellerin sorgt für Momente, die einen gewissen Humor innetragen: im Jahre 2012 mag sich niemand mehr darüber wundern, wie selbstständig eine Dame mit einem Motorboot umzugehen versteht; 1963 jedoch war die dargebotene Fassungslosigkeit diverser Herren durchaus nachvollziehbar.
Wie dem aber auch sein mag: die 115 Minuten vergehen doppeldeutigerweise wie im Fluge, gefühlte Längen oder gar ein Tal der Unlogik tut sich meiner Meinung nach nicht auf.

===Die DVD selbst=== lässt sich auf Deutsch wie Englisch anhören, während es weiterhin 7 Untertitel gibt. Nach wie vor liegt die FSK-Freigabe auf 16 Jahren ~ ein Entscheid, der obschon er nicht auf pädagogischen Blickwinkeln basiert, in eben jener Hinsicht durchaus angebracht ist. Etlicher Tiefsinn liegt hier zwischen den Zeilen und dürfte von jüngeren (wie sicherlich auch manchen älteren) Guckern oftmals gar nicht erst erkannt respektive beachtet werden.
Das Bonusmaterial klingt fast schon nach mehr, als es schlussendlich darstellt. Das '''Original Ende''' wie auch die '''Unveröffentlichten Szenen''' wurden in der Tat nie gedreht, so dass man sich hier lediglich das abgefilmte Drehbuch durchlesen wie auch ein paar Skizzen betrachten kann.

Interessanter durchaus das '''Alles über die Vögel - Making Of''', welches etliche Informationen nebst diversen Interviews liefert; während ich mir '''Tippi Hedrens Leinwand-Test''' wie auch die '''Produktions-Fotografien''' ausgespart habe. Der '''Original-Kinotrailer''' reizte mich dann doch wieder, während die sogenannte '''Universal-Neuigkeiten-Spule''' eine Rede seitens des Regisseurs Alfred Hitchcock involviert.

===Summa summarum=== ist es durchaus lobenswert, dass der nunmehr knapp 50 Jahre alte Film mit solch einem umfangreichen Bonusmaterial daherkommt. Wem der Hauptfilm indes nicht gefällt, der wird sich dieses wohl kaum zu Gemüte führen.

Mich selbst überraschte zu guter Letzt, wie sehr mich _„Die Vögel“_ nunmehr anspricht ~ meiner bloßen Vermutung nach habe ich diesen Beitrag erstmalig vor knapp 15 Jahren gesehen und hatte ihn somit nur noch äußerst bruchstückhaft in Erinnerung, stellte mich sogar auf eine eher enttäuschend-kopfschüttelnde Erfahrung ein.
Das recht unbequeme Gefühl, mit dem der Filmgucker zu guter Letzt entlassen wird, ist nicht unbedingt jedermanns Sache ~ ich persönlich jedoch weiß genau diesen zu schätzen, fühle mich mich hier mit der rigorosen Ratlosigkeit den Protagonisten (noch) näher verbunden als es zuvor bereits der Fall war.

Deluxiöse Spannung, die durch einfache Mittel aufgebaut wurden und für Effekte ohne Hascherei sorgen, machen „Die Vögel“ für mich zu einem Werk, welches man sich gut und gerne alle Jahre mal wieder anschauen kann. Die trügerische Ruhe beginnt so langsam zu bröckeln, dass das gestörte Ur-Vertrauen zu den Bewohnern der Lüfte nachhaltig gestört wird ~ wohl dem, der direkt nach jenem Filmgenuss einer gefüllten Voliere gegenüberstehen darf.

31 Bewertungen, 9 Kommentare

  • Miraculix1967

    12.10.2012, 15:45 Uhr von Miraculix1967
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schönes Wochenende und LG aus dem gallischen Dorf Miraculix1967

  • sigrid9979

    12.10.2012, 15:41 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schönes Wochenende wünscht Sigi

  • blutengelchen15

    12.10.2012, 15:29 Uhr von blutengelchen15
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klingt interessant

  • morla

    12.10.2012, 14:23 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg. ^^^^^^^^^^^^^^^petra

  • Gute_Fee_2012

    12.10.2012, 14:02 Uhr von Gute_Fee_2012
    Bewertung: besonders wertvoll

    *bw* Liebe Grüße, Nicole

  • katjafranke

    12.10.2012, 12:48 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele liebe Grüße von der Katja

  • Noire

    12.10.2012, 12:33 Uhr von Noire
    Bewertung: besonders wertvoll

    Die Woche neigt sich dem Ende. Einen schönen Start ins Wochenende wünsche ich dir.

  • atrachte

    12.10.2012, 12:00 Uhr von atrachte
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh. lg

  • anonym

    12.10.2012, 10:57 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    Ich fand den Film so einfach, wie genial..