About a Boy, oder: Der Tag der toten Ente (DVD) Testbericht

ab 3,61
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Erfahrungsbericht von Butal

about a boy

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Zwei Gründe gab es für mich, diesen Film anzusehen: Nick Hornby und Hugh Grant. Schwer zu sagen, wer von beiden gewonnen hat. Denn entgegen meiner Erwartungen (Befürchtungen) ist Chris und Paul Weitz's "About a boy" eine nahezu perfekte Romanverfilmung - und so etwas ist ja eher selten.


Ich habe ihn vor einem Monat angeschaut und stelle fest, dass ich selten so sehr das Gefühl hatte, dass nicht nur das Wesen eines Buches vom Regisseur und den Schauspielern richtig erfasst worden ist, sondern auch die Auswahl der Schauspieler meinen eigenen Vorstellungen, die ich mir beim Lesen gemacht hatte, sehr, sehr nahe kommt.
Klar war das Buch trotzdem ein bisschen besser, im Film wird notgedrungen einiges weg gelassen oder verkürzt, einige sehr gute Gags fehlten mir und die wunderbaren amüsanten und dennoch tiefsinnigen inneren Monologe, von denen der Roman lebte, kommen zwar vor, aber nicht in dieser Tiefe und Breite.
Als ich damals (vor ca. 2 Jahren) About a boy gelesen hatte, musste ich während der Lektüre (ich las es auf einer langen Bahnfahrt) dermaßen oft und laut lachen, dass sich schon das ganze Abteil über mich wunderte. Ich habe tatsächlich selten so viel gelacht beim Lesen eines Romans wie damals. Auch hier gibt es naturgemäß wieder einige Abstriche beim Film, aber das sollte niemanden abhalten, ins Kino zu gehen - höchstens sollte es ein paar von Euch dazu bringen, auch das Buch zu lesen:)

Zum Inhalt:

Will (Hugh Grant) ist ein eingefleischter Junggeselle, er lebt fröhlich in den Tag hinein und hat noch nie im Leben ernsthaft etwas gearbeitet, obwohl er mit Riesenschritten auf die Vierzig zugeht. Da sein Vater einmal einen Riesenhit (ein Weihnachtslied) komponiert hatte, kann Will immer noch sorgenfrei von den Tantiemen, die er ererbt hat, leben. In seiner schicken "coolen" Wohnung hat er alles, was er braucht zum Leben: CDs, Fernsehen, Video, Computer, Bücher, schicke Klamotten und geschmackvolle, aber sehr moderne Möbel. Er teilt seinen Tag in Beschäftigungseinheiten auf, z.B. so: Baden 1 Zeiteinheit, Essen 3 Einheiten, 1 Fernsehshow ansehen 2 Einheiten, Besuch beim Friseur 2 Einheiten etc. Er kann gar nicht verstehen, wie andere Menschen neben dem Leben überhaupt noch arbeiten gehen können oder gar Kinder versorgen.
Als seine langjährigen Freunde ihm bei der Geburt ihres zweiten Babys die Ehre erweisen wollen, der Patenonkel des Mädchens zu werden, bekommt er die Panik. Nein, alles, nur nicht Verantwortung übernehmen für irgendjemanden! Wills Lebensmotto lautet: "Ich bin eine Insel, ich bin Ibiza, womit er den Satz von Jon Bon Jovi "Niemand ist eine Insel" widerlegen möchte. Will fühlt sich wohl als Insel, er braucht niemanden. Nun ja, ab und zu mal eine sexy Frau flachlegen, dagegen hat er nichts. In seinem nicht mehr ganz so jungen Leben hat er auch nicht wenige Affären mit Frauen gehabt, aber immer nur ganz kurz und ja nicht zu verbindlich. Immer war er derjenige, der Schluss gemacht hatte.
Als er Angie kennen lernt, Mutter eines kleinen Kindes, stellt er plötzlich fest, dass allein erziehende Mütter mit die dankbarsten Frauen sind, die es gibt. Sie freuen sich über jede Zuwendung und vor allem freuen sie sich einfach darüber, dass er nicht der Vater des eigenen Kindes ist, denn mit diesem haben sie alle ihre schlechten Erfahrungen gemacht. Meist beenden sie sogar von sich aus die Beziehung, denn die "Geschichte" mit dem Vater des Kindes ist noch nicht ganz ausgestanden. Will ist so begeistert von seiner Entdeckung der jungen, sexy allein erziehenden Mütter, dass er Mitglied in einem Verein von Alleinerziehenden wird. Er erfindet sogar einen kleinen Sohn, um sich Zugang zur Gruppe zu verschaffen. Und tatsächlich findet sich auch gleich ein geeignetes Opfer, Suzie. Beim ersten Date mit Suzie bringt diese jedoch nicht nur ihre kleine Babytochter mit (Will's Sohn ist angeblich mit seiner Ex verreist), sondern auch den ca. 12jährigen Sohn einer Freundin, Marcus.
Dieser Marcus sieht etwas sonderbar aus, altmodische Frisur, seine Kleidung ist eine Mischung aus Hippielook und überkorrekt (Indiolook kombiniert mit Krawatte) und er nervt Will unsäglich. Als Marcus jedoch versehentlich mit dem zu hart gebackenen Brot seiner Mutter Fiona eine Ente im Teich erschlägt und der Parkwächter kommt, hilft Will ihn mit einer schnell erfundenen Lüge aus der Patsche. Marcus Mutter ist "manchmal neben der Kappe" wie es ihre Freundin Suzie freundlich ausdrückt. Konkret heißt das, dass sie oft unter schweren Depressionen leidet. Am "Tag der toten Ente" (wie auch der Untertitel des Films lautet) finden Suzie, Will und Marcus Fiona halb tot nach einem Selbstmordversuch zu Hause auf ihrer Couch.
Marcus hat einen Narren gefressen an Will und versucht ihn, mit seiner Mutter zu verkuppeln, er denkt, das könne die Lösung für alle Probleme sein. Doch ein Treffen zu Dritt geht voll daneben, Fiona und Will finden sich gegenseitig nur sonderbar. Doch Marcus gibt nicht auf, er besucht von nun an Will regelmäßig in dessen Wohnung. Klar, dass Will sich anfangs sträubt, aber gerade das macht den Reiz der sich nun anbahnenden Beziehung zwischen den beiden aus (das wird allerdings im Buch wesentlich besser dargestellt). Was nun abläuft zwischen dem unglücklichen, aber beharrlichen Jungen, der einerseits in permanenter Angst um seine Mutter lebt und andererseits in der Schule unentwegt verspottet, gehänselt und gequält wird und dem "Bruder Leichtfuss" Will, das ist eine absolut witzige und gleichzeitig sehr traurige Geschichte. Ich möchte nun nicht alle Ups und Downs der Entwicklung erzählen, nur soviel verrate ich, dass es keinen geradlinigen Verlauf gibt, sondern einige - beileibe nicht nur amüsante - Verwicklungen auftreten.
Beide "Jungs" verlieben sich, beide zum ersten Mal und einiges gerät aus den Fugen. Doch als alles gerade auf einen absoluten Nullpunkt zustrebt (d i e Blamage seines Lebens für Marcus, und d i e Zurückweisung in Liebesangelegenheiten für Will) helfen sich die beiden gegenseitig. Ein schrecklich peinliches Schulkonzert wird zum Wendepunkt?
Die einzelnen Episoden werden meist einmal aus der Sicht von Marcus und einmal aus der Sicht von Will erzählt.

Die Moral von der Geschicht': bleib allein zu Hause nicht!
das hab ich gerade so erfunden, weil es sich reimt, eigentlich ist die Moral von der Geschicht': Niemand ist eine Insel, manche zwar schon, aber dann gibt es ja auch noch Inselketten?

Zur schauspielerischen Leistung:

Nun, was soll ich sagen: ebenso wie 98 % aller Frauen jeglichen Alters finde ich Hugh Grant unaussprechlich sexy, das ist sicher nicht sehr originell, aber es ist halt so. Sogar ziemlich blöde Filme habe ich schon wegen ihm angeschaut; deshalb ist mein Fazit zu seiner schauspielerischen Leistung sicher nicht all zu objektiv, ich sag's trotzdem: er spielt so, dass man denkt, die Rolle sei extra für ihn geschrieben. Wie er diesen sympathischen, aber "etwas leeren" draufgängerischen Tagedieb darstellt, das ist einsame Spitze! Er schafft es auch, an eher rührseligen Stellen (ja, die gibt es auch und nicht selten im Film) glaubwürdig zu bleiben.
Aber auch die Besetzung des Jungen (Nicolas Hoult) ist wunderbar und gut gelungen, noch mehr begeisterte mich die Auswahl der Schauspielerin, die Fiona darstellt (Toni Colette). Denn die Figur der Fiona ist eine schwierige, diese äußerst widersprüchliche Frau wird perfekt umgesetzt im Film. Ebenso gut spielten Suzie (weiß nicht, wie die Schauspielerin heißt) und Rachel die Frau, in die Will sich letztendlich verliebt. Einzig die Personen von Marcus Vater, dessen Freundin und seiner Schwiegermutter waren ziemlich schwach. Diese spielten eine derartig übertriebene und klamaukhafte Rolle, dass ich das noch nicht einmal zum Lächeln, geschweige denn zum Lachen fand. Zum Glück dauerte ihr Auftritt nicht lange.

Zur Regie:

Tja, da kann ich wenig sagen, außer dass mir nichts Besonderes aufgefallen ist. Da aber alles passt und in sich stimmig ist, auch z.B. die Inneneinrichtung der Wohnungen, gehe ich mal davon aus, dass das einfach ein zwar recht traditioneller, aber gut gemachter Film ist. (Oh, je, verzeiht mir, das hört sich nicht sehr professionell an, aber so habe ich es halt empfunden!)

Meine Meinung:

Eine gelungene Balance zwischen einer witzigen Komödie und einem ernsthaften Anliegen.
Ab und zu streift der Film die Grenze zum Kitsch, meiner Ansicht nach ist er aber nicht wirklich kitschig, sondern eher an manchen Stellen anrührend. Immer dann, wenn es zu sehr an die Tränendrüse zu gehen droht, kommt wieder was Komisches, also wird es nie zu gefühlsduselig.
Ich finde, hier ist eine sehr schöne Geschichte über die seltsame Freundschaft zwischen völlig unterschiedlichen Jungs (ich sag das mal so, denn beide müssen erst das Erwachsensein lernen) in einem sehr schönen Film umgesetzt worden.
Meckern könnte man über Manches (aber Weniges), loben könnte ich indes viel mehr?

Fazit: Wenn ich 10 Punkte zu vergeben hätte, dann bekäme "About a boy" 9 Punkte.
Mein Tipp: anschauen!
Mein noch dringenderer Tipp: das Buch (möglichst im Original) lesen!

7 Bewertungen, 2 Kommentare

  • Lidlefood

    23.01.2006, 20:05 Uhr von Lidlefood
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • anonym

    23.01.2006, 19:56 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    ****SH und LG****