Die Pilgerin (gebundene Ausgabe) / Iny Lorentz Testbericht




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Erfahrungsbericht von margy
die pilgerreise
Pro:
wunderschön geschrieben
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Erschienen: 12.2006
ISBN-10: 3-426-66249-3
ISBN-13: 9783426662496
Einband: gebunden
Sonstiges: Übers.-Kte. 22 cm
Erschienen bei: Droemer/Knaur
Seitenzahl: 704
Gewicht: 749 g
Stilrichtung: Romane
Preis: 16,90 €
Zur Autorin:
Iny Lorentz wurde in Köln geboren und hat in verschiedenen Berufen gearbeitet, bevor sie als Programmiererin in einer Münchner Versicherung begann, wo sie noch heute tätig ist. Seit den frühen achtziger Jahren hat sie mehrere Kurzgeschichten veröffentlicht, meistens mit ihrem Mann Elmar Lorentz.
Inhaltsangabe auf der Rückseite des Buches:
Reichsstadt Tremmlingen im 14.Jahrhundert: Hier führt die junge und schöne Tilla als Tochter eines wohlhabenden Kaufherrn ein behütetes Leben. Da stirbt ihr Vater - und verfügt in seinem Testament, dass sein Herz in Santiago de Compostela in der Nähe des Apostels Jakob begraben werden soll ¿ Tillas Bruder schert sich jedoch nicht um den letzten Willen seines Vaters und um dessen Wunsch, seine Tochter mit Damian, dem Sohn des Bürgermeisters, zu verheiraten. Stattdessen zwingt er seine Schwester zur Ehe mit seinem besten Freund, dem ärgsten Feind des Stadtoberhaupts. Doch noch in der Hochzeitsnacht stirbt Tillas ungeliebter Ehemann, und seine Verwandten wollen die junge Witwe in den Wahnsinn treiben. Tilla hat nur eine Chance: Sie muss fliehen! Als Mann verkleidet verlässt sie ihre Heimatstadt - im Gepäck das Herz ihres Vaters. Ihr Ziel heißt Santiago de Compostela.
Leseprobe:
Die Vorhänge waren so fest zugezogen, als könne der feinste Sonnenstrahl dem Kranken schaden, und die Flamme der Öllampe neben dem Bett vermochte die Kammer kaum zu erhellen. So trüb wie das Licht war auch die Stimmung der vier Personen, die sich um Eckhardt Willingers Krankenlager versammelt hatten und auf ihn hinabblickten.
Der Kaufherr lag regungslos unter seiner Decke, und nur das leichte Heben und Senken seines Brustkorbs verriet, dass er noch atmete. Mit einem Mal aber fuhr er hoch, als wäre er aus einem tiefen Schlaf aufgeschreckt worden, und packte den Arm des Arztes mit ausgemergelten, zu Krallen gebogenen Fingern.
»Sorge dafür, dass ich wieder auf die Beine komme! Ich zahle dir, was du willst. Ich brauche noch ein Jahr! Oder zumindest ein halbes! Dann kann ich in Frieden ruhen.«
Willingers Stimme, die vor wenigen Wochen noch den Ratssaal der Stadt ausgefüllt hatte, klang dünn und zittrig und seine blassblauen Augen waren weit aufgerissen. Die Furcht vor dem Tod schien ihn in einem weit höheren Maße gepackt zu haben, als man es von einem Mann erwartete, der mit klarem Blick und kühlem Verstand eines der größten Handelshäuser seiner Heimatstadt aufgebaut hatte.
Tilla, die Tochter des Kranken, maß Lenz Gassner mit zweifelndem Blick, denn sie hielt nicht viel von der Wirksamkeit seiner Heilkunst. Nach ihrem Empfinden lagen schon viel zu viele Leute auf dem Kirchhof, denen der Arzt ein langes Leben prophezeit hatte. Doch wider alle Erfahrung hoffte sie, er könne ihrem Vater wenigstens zu diesem einen Lebensjahr verhelfen. Lenz Gassner war ein hochgewachsener Mann im dunklen Talar eines Gelehrten mit dem überlegenen Habitus eines Mannes, der sich im Besitz größeren Wissens wähnt als andere. Mit einem beruhigenden Lächeln löste er Willingers Hand von seinem Arm und nahm ein kleines, mit einer dunklen Flüssigkeit gefülltes Fläschchen aus seiner Tasche. »Dieses Mittel hilft Euch gewiss wieder auf die Beine, Willinger. Es ist echter Theriak, zubereitet vom Leibarzt des bayerischen Herzogs Stephan. Dieses Mittel hat, wie ich bemerken darf, Seine Durchlaucht bereits zwei Mal von der Schwelle des Todes zurückgeholt.«
Seine Worte hallten misstönend in Tillas Ohren, denn sie gaben ihr das Gefühl, er nähme die Krankheit ihres Vaters nicht ernst. Da sie den Siechen pflegte, wusste sie, wie hinfällig er inzwischen geworden war, und fleißiges Beten schien ihr ein besseres Mittel gegen das den Kranken von innen verzehrende Fieber zu sein als Lenz Gassners Tinkturen. Eckhardt Willinger aber versetzte die Aussicht auf die Medizin des Herzogs in freudige Erregung, und er nahm ein wenig Farbe an. »Danke, mein Guter! Ich muss wieder gesund werden, denn ich habe noch etwas Wichtiges zu erledigen, bevor ich vor unseren Herrn Jesus Christus treten kann!«
Schreibstil:
Gekonnt lässt Iny Lorentz detailgenaue Beschreibungen der Zimmer und Gegenden sowie der Personen und deren Handlungen übers Papier gleiten. Es wird zu einem Vergnügen, das Buch zu lesen. Sie schreibt in einfachen und klaren Worten leicht und flüssig zu lesen.
Inhalt:
Tilla ist ein gebeuteltes Mädchen, die von ihrem bösen Bruder gezwungen wird, einen gewalttätigen Mann zu heiraten. Die junge Frau befürchtet schon das Schlimmste, doch der stirbt in der Hochzeitsnacht. Tilla bleibt keine andere Wahl, sie muss fliehen. Sie nimmt sich vor, den letzten Willen ihres Vater, der verstarb, zu erfüllen. So macht sie sich auf eine Pilgerreise. Sein Herz soll nämlich in Santiago de Compostela begraben werden, auf dessen Weg sie sich begibt. Sebastian, ihr Freund aus Jugendtagen schließt sich ebenfalls mit an. Doch der Weg soll kein einfacher werden. Von Hunger geplagt, in Überfälle mit kriegerischen Auseinandersetzungen verwickelt, wandern sie an den Rand des Hudnertjährigen Krieges...
Meinung:
Zuerst einmal ein paar Charakterbeschreibungen:
Tilla ist eine junge Frau, hübsch, sehr großzügig und offenherzig, findet schnell Freunde. Was diese Figur so reizvoll macht, sind ihre kleinen Schwächen.
Sebastian idt ein jüngerer Sohn des Bürgermeisters. Seine Entwicklung verläuft reibungslos und nachvollziehbar.
Ottfried, ein Mensch, der nur an sich und seine eigenen Vorteile denkt: Er ist total durchtrieben, handelt egoistisch, ist raffgierig und gönnt Niemandem etwas Gutes.
Sehr ins Detail gehend schreibt Iny Lorentz von der ungewöhnlichen Reise nach Spanien voll von Wirren. Ihre historischen Kenntnisse schlagen sich in der Geschichte nieder, kommt glaubhaft und reell herüber zum Leser. Durch die vielen Beschreibungen der Einzelheiten ist die Story sehr umfassend, knistert vor Spannung, die genießerisch aufgebaut wird.
Vor allem das Mittelalter wird von der Autorin überaus farbenprächtig geschildert, bringt dadurch das reinste Vergnügen beim Lesen. Erotik, Leidenschaft und Intrigen fehlen auf gr keinen Fall.
Interessantes Buch!!
26 Bewertungen, 11 Kommentare
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14.11.2007, 20:57 Uhr von morak90
Bewertung: sehr hilfreichganz klar sehr hilfreich, schau doch mal bei mir vorbei LG morak90
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03.09.2007, 17:48 Uhr von topfmops
Bewertung: sehr hilfreichOch nöh, nicht schon wieder!! Diese Vorschriften über meine Lesegeschwindigkeit nerven.
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02.09.2007, 11:49 Uhr von MasterT86
Bewertung: sehr hilfreichWär auch ein Buch für mich. Lg Tobias
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02.09.2007, 01:32 Uhr von Mondlicht1957
Bewertung: sehr hilfreichLG Pet
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01.09.2007, 12:27 Uhr von DOMMEL
Bewertung: sehr hilfreichs. 14.45:-)
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01.09.2007, 11:34 Uhr von viertelvordrei
Bewertung: sehr hilfreichWenn man den Kladdentext und die Leseprobe wegläßt bleibt nicht viel Eigenarbeit von Dir übrig. Schade eigentlich - das Buch hätte eine vernüftige Arbeit verdient.
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01.09.2007, 06:45 Uhr von mloidl
Bewertung: sehr hilfreichlg mloidl
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01.09.2007, 03:21 Uhr von Kjeldi
Bewertung: sehr hilfreichklasse Bericht
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01.09.2007, 03:11 Uhr von waltraud.d
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich
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01.09.2007, 00:23 Uhr von Elfe1988
Bewertung: sehr hilfreichsh - hoffe man liest sich
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01.09.2007, 00:05 Uhr von Kleinesengli
Bewertung: sehr hilfreichMeiner Meinung nach, ein sehr hilfreicher Bericht LG Nadja
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