Kellermann Kennzeichenhalter KH 1000 Testbericht

Zu den oft hässlichen Serien-Ausstattungsmerkmalen von Motorrädern gehört fast immer das hintere Schutzblech, an welchem dann auch noch das dösige Kennzeichen mitsamt Rückstrahler (vulgo: "Katzenauge") und häufig ebenso unansehnlichen, wie klobigen Blinkerkonstrukten lieblos drangeklatscht werden. So mutiert ein an sich schön schlankes Fahrzeugheck zu einem Rubens würdigen Hinterteil. Klare Sache: Der Zubehörhandel muss richten, was der Hersteller offenbar unter "so schön, wie möglich" versteht, oder anders ausgedrückt: "zweckmäßig" und vor allem "billig".

Doch Obacht. Kawasaki bietet im Rahmen seines "GA"-Zubehörprogramms (Genuine Accessory) über sein Händlernetz unter anderem für seine ER6-Baureihe auch kalorienarme Hardware Made in Germany statt der pummeligen Einheitskost japanischer Großserienfertigung zur Nachrüstung feil. Für den Dienst eines speckfreien Poppes des Bügeleisens spendiert niemand anderes als Edelschmiede Kellermann die Zutaten. Im freien Handel ist der Kennzeichenhalter unter der Bezeichnung "KH 1000" auch für fast alle anderen Bikes ebenfalls erhältlich. Dank EU-Prüfzeichen eintragungs- und TÜV-frei.

Lieferumfang & Beschaffung
Der KH 1000 kommt mit Kennzeichenleuchte, variablem Flachstück sowie Rückstrahler. Bei der frei käuflichen Version müssen zum Teil Adapter hinzu bestellt werden. Die bereits integrierten Blinkeraufnahmen sind für Kellermännchens "Micro 1000" Blinker passend wie Arsch auf Eimer ausgelegt. Selbstredend sind jene normalerweise nicht im Lieferumfang enthalten und müssen - wie so oft - extra berappt werden, wenn gewünscht. Wem die Anschaffung der nicht grade günstigen Richtungsfunzeln zu hochpreisig erscheint, kann auch auf blinkende Hardware anderer Hersteller zurückgreifen. Wahlweise mit M8 oder (der weiter verbreiteten) Standard M10 Befestigung. Ist halt eine Frage des persönlichen Geschmacks und nicht zuletzt des Füllstands im Geldsäckel.

Bei Order über den Kawasakihändler entfiel dies alles dankenswerterweise, ja es verhielt sich eigentlich komplett umgekehrt zum Normalkauf im Laden. Hier bestellt man nämlich die edlen 1000er Mikroben für's Bike und erhält dazu den filigranen, aus gediegenem, CNC-gefrästem Aluminium-Kennzeichenhalter quasi als Dreingabe obendrauf. Verkehrte Welt. Da ist die modellspezifische Befestigung logischerweise ebenso dabei, wie der Rest der in freier Wildbahn zu schießenden Variante. Und das zu einem annehmbaren Preis von 79,95 zuzüglich 36,20 für zwei Leistungswiderstände, damit die Blinkfrequenz trotz der geänderten elektrischen Last am Relais weiterhin stimmt. Zu diesem Kurs bekommt man bei den einschlägigen Zubehörketten grade mal den KH 1000 universal-nackt.

Montage
Da das Sonderzubehör für unsere ER-6f bereits bei der Bestellung - sozusagen "ab Werk" -berücksichtigt wurde, hatten wir damit keinerlei Ärger, denn die Baugruppe wurde bequemerweise vom freundlichen Vertragshändler vor Auslieferung ohne Aufpreis fachgerecht montiert. Wer den KH 1000 nachträglich erwirbt und auf eigene Faust einbaut hat es aber nicht sonderlich schwer, erfordert aber gewisse handwerkliche Kenntnisse. Das hängt natürlich stark vom Typ und Modell des Motorrads und den Umfang des Umbaus ab. Soll nur der Kennzeichenhalter montiert werden, kommt man mit etwa 15 - 20 Minuten Bastelzeit aus - je nachdem wie einfach sich das Originalteil strippen und die Blinkanlage/Kennzeichenbeleuchtung verkabelt sowie befestigt sind, und ob man den Originalkabelbaum 1:1 ohne zwischengeflickte Verlängerungen u.ä. weiter verwenden kann. Bei der ER-6 n/f ist das der Fall.

Soll die Blinkanlage auch noch modifiziert werden (was sich nicht nur anbietet, sondern förmlich aufdrängt), ist der Aufwand meist merklich höher, auch sollte der Frickelnde dann über ein mechanisches, sowie solides elektrisches Wissen verfügen. Zumindest der Umbau der Kennzeichenbeleuchtung ist in immer erforderlich und hat eventuell Änderungen am Kabelbaum zur Folge. Bei den Blinkern sind unter Umständen die bereits oben erwähnten Leistungswiderstände oder auch ein geändertes Relais vonnöten. Doch wer sich so ein Teil kauft und es explizit in Eigenregie anzubringen gedenkt, dem sei hier einfach mal die Qualifikation dafür unterstellt. Oder wenigstens die Vernunft es jemanden machen zu lassen der sich mit der Materie auskennt, falls man selbst nicht weiter kommt.

Fazit
Optisch eine drastische Verbesserung zum ausladend klobigen Original-Plaste-Rotz. Die Verarbeitung ist gediegen, nicht umsonst gehört Kellermann zur Oberliga im Zubehörsegment, was sich als Kehrseite der Medaille, leider natürlich auch im Preis niederschlägt. Wären nicht die extrem fairen Konditionen seitens Kawasaki gewesen, hätte ich mir den Kauf sicher mehr als einmal überlegt. Kommt eben immer drauf an, was einem die Ästhetik und Individualismus am Bike wert sind. Schlussendlich wäre ich dem Charme wahrscheinlich selbst dann irgendwann doch erlegen - aber längst nicht so bereitwillig.

So Long

Der Kellerkind-Pharao