Entweder geht diese scheußliche Tapete - oder ich Testbericht

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ab 5,62
Auf yopi.de gelistet seit 10/2007
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Summe aller Bewertungen
  • Cover-Design:  gut
  • Klangqualität:  gut

Erfahrungsbericht von Leela

Zugzwang.

3
  • Cover-Design:  gut
  • Klangqualität:  gut

Pro:

Das Große.

Kontra:

Das Ganze.

Empfehlung:

Ja

Ginge man davon aus, dass ein bescheuerter Albumtitel ein Indikator für die Genialität der Veröffentlichung wäre, müsste "Entweder geht diese scheußliche Tapete - oder ich" ein Kunstwerk sein. Da diese These allerdings gewagt, wenn auch nicht vollkommen unbegründet ist, nehme ich gleich vorweg, dass die zweite Scheibe der munteren Saarländer nicht an ihr Erstlingswerk herankommt.
Wo "Raum um Raum" einen in völlig anderen Sphären schweben und zusammen mit bezaubernden Lyrics und kraftvoller Stimme in tiefe Melodien eintauchen ließ, ist das aktuelle Album vielmehr eine heiße Dusche nach einem langen Tag - angenehm, wohltuend, und vor allem nötig (hat ja immerhin lange genug gedauert), erlangt aber bis zum letzten Ton nicht die Perfektion, Intensität und Anmut des Erstlings.
Woran das genau liegen mag, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall hat man das Gefühl, dass auf der neuen Scheibe lediglich die Songs verbraten wurden, die für die erste nicht gut genug waren, was gleichzeitig aber auch heißt, dass keine großartige Veränderung stattgefunden hat - was man positiv finden könnte. Oder aber man sagt, die Jungs hätten sich nicht entwickelt, dann klingt es negativer. Wie hätten Sie's denn gern?
Da ich kein großer Freund von großen stilistischen Veränderungen bin, nehme ich es mit einem naiven Lächeln als "Hey, cool, die bleiben sich wenigstens treu!" auf und freue mich erst einmal. Am Stück bitte, ich schneid mir lieber selber mein Scheibchen ab. Da weiß ich dann wenigstens, wer's verpfuscht hat.

Trotzdem: Das Album plätschert so dahin, erreicht ein paar Höhen, die aber zumindest bei mir weder Gänsehaut noch Händeklatschen hervorrufen konnten - da hätte im Übrigen das Konzert letztes Jahr eine zaunpfahl-ähnliche Vorwarnung sein können. Stell Dir vor, Jupiter Jones spielt - und keiner geht hin. Und die, die da sind, stehen nur doof herum und starren Löcher in die Luft. Weil die Musik einfach nicht in die Knochen ging, weil die Atmosphäre einfach etwas anderes vor hatte an dem Abend (die kam allerdings später noch dazu, die Sau, pünktlich zu Kettcar. Aber hallo.) und weil da lauter Motorradfahrer waren, die einem Angst machten.

Noch immer kann Herr Müller singen, noch immer hebt er sich doch sehr deutlich von vergleichbaren Bands auf dem deutschen Musikmarkt ab - nicht so milchbubihaft, nicht so monoton und auch nicht ganz so weichgespült. An ihm liegt es also nicht, das ist sicher. Nicht an seiner Stimme, das nicht. Die liebe ich immer noch. Die kann was.
Bei den Texten fängt es an. Patenonkel Hesse ist offenbar nicht mehr vor Ort gewesen, um Händchen zu halten, denn die Ästhetik der Texte hat sich doch arg reduziert. Da ist noch immer ein Grundpotential und ohne die erste Scheibe wäre das auch alles gar nicht der Rede wert, aber der Vergleich macht es eben und da schneiden die neuen Lyrics doch schwächer ab.
Das größte Problem dürften die musikalischen Leistungen sein. Die Melodien, die nicht mehr so richtig ins Ohr gehen, geschweige denn in die Beine oder gar ins Herz. Das war vor ein paar Jahren noch eine Ganzkörpersache. Nun kann man von Glück sagen, wenn ein einziger Körperteil animiert wird. Zu was auch immer. Wenn das Gehirn es schafft, sich bereitwillig einen Ohrwurm einzufangen. Das funktioniert wirklich selten. Nicht mal die Texte prägen sich ein. Obwohl - das muss auch kein Zeichen für mangelnde Qualität sein. Der Umkehrschluss wäre, dass der typische Ohrwurm grundsätzlich ein guter Song ist. Und da jeder zweite Ballermann-Song diese Fähigkeit besitzt, ist das wohl die zweite These in diesem Bericht, die Blödsinn ist. Zehn nackte Frisösen? Geh doch zu Hause.

Empfehlenswert ist der Opener, der ist einwandfrei, grandios und ganz so, wie man es gewohnt ist. Gemein, einen so in die Irre zu führen, denn was nach "Alleiner" folgt, ist nicht mehr ganz so knorke. Auch nicht schlecht, das wäre jetzt auch irgendwie unfair, aber eben mehr so klassisches Mittelfeld. Und völlig ohne Offensive. Deswegen gibt's auch kein Tor mehr.
Würde man den Verlauf der Qualität von Song zu Song in eine Kurve bannen, wäre es ein stetiger Leistungsabfall. Dabei ist "Weitergehn" eigentlich ein schöner Song. Rein vom textlichen her, gibt der schon ordentlich was her, aber wieso man da nicht auch ein bisschen was in eine bewegendere Melodie investiert hat, kann ich mir nicht erklären.
"Im Januar, im Schlaf" hebt sich dann doch noch einmal kurz von den anderen ab, wenn auch nicht ganz auf dem Niveau des Openers. Hier besteht der Nervenkitzel eher in der songinternen Spannungskurve. Wunderschönes Finale, da gerät man fast ins Schmachten.
Und auch der folgende Song, "Oh hätt' ich Dich verloren" macht einem weiche Knie. Da harmonieren Stimme und Wort wie eine Eins. Wen das nicht berührt… der soll sich selbst berühren.
Dann ist allerdings Schluss mit Höhenflügen. Der Rest des Albums plätschert beruhigend und angenehm wie ein Zimmerbrunnen aus dem Baumarkt vor sich hin und hinterlässt keine Spuren. Ist alles gut und schön, beeindruckt aber nicht. Kann man sich anhören, muss man aber nicht.

Sicherlich ist es der direkte Vergleich mit seinem Vorgänger, der diesen "Verriss" zu verantworten hat, denn wäre dieses Album das Debut, so wäre ich wahrscheinlich doch ziemlich begeistert. Nun gibt es aber schon ein Album, ich kenne es in- und auswendig und vergöttere es. Ich habe mich nach einem Nachfolger verzehrt, habe wie ein Verdurstender in der Wüste danach gelechzt wie nach einem Glas Wasser - und dann kam es und war… so. Nicht wie erwartet, schwächer als gedacht und irgendwie wie ein typischer zweiter Teil eines absoluten Film-Klassikers. Denn wenn wir ehrlich sind, geht das ja auch selten gut.
Für den Einstieg ist diese CD sicher nicht verkehrt, für den Fortgeschrittenenkurs sollte man sich bewusst sein, dass "Raum um Raum" außer Konkurrenz steht. Bloß nicht vergleichen. Dann tut's auch nicht so weh.

Tracklist:
01 alleiner
02 luft malen und wunder erklären
03 im januar, im schlaf
04 oh hätt' ich dich verloren
05 wir sind ja schließlich nicht metallica
06 land in sicht
07 zwischen der zeit
08 fulda, horasplatz
09 not statt böller
10 vom aufstehen und fallen (momentaufnahme teil 2)
11 an diesem morgen
12 weitergehen (für die jungs, vom balkon, auf die straße)

Erschienen 2007 bei Mathildas (Broken Silence)

58 Bewertungen, 14 Kommentare

  • wir_2

    06.02.2008, 14:00 Uhr von wir_2
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr schöner Bericht, wir2

  • slodka_czarodziejka

    24.10.2007, 00:24 Uhr von slodka_czarodziejka
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh und ssg Joanna

  • Animagus17

    21.10.2007, 16:53 Uhr von Animagus17
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Debby

  • Lucia007

    20.10.2007, 16:09 Uhr von Lucia007
    Bewertung: sehr hilfreich

    super Bericht!

  • Mondlicht1957

    20.10.2007, 15:11 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr informativer Bericht, LG pet

  • Puenktchen3844

    20.10.2007, 02:05 Uhr von Puenktchen3844
    Bewertung: sehr hilfreich

    Eine gute Beschreibung. LG

  • frankensteins

    19.10.2007, 21:12 Uhr von frankensteins
    Bewertung: sehr hilfreich

    super lg

  • Cata92

    19.10.2007, 16:46 Uhr von Cata92
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh.... LG+schönes WE

  • Baby1

    19.10.2007, 15:37 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • Miraculix1967

    19.10.2007, 14:21 Uhr von Miraculix1967
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schönes Wochenende und LG aus dem gallischen Dorf, Miraculix1967!

  • Sandra107

    19.10.2007, 12:23 Uhr von Sandra107
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße Sandra107

  • Gemeinwesen

    19.10.2007, 11:39 Uhr von Gemeinwesen
    Bewertung: sehr hilfreich

    Bescheuerter Albumtitel? Einspruch, zumal es sich um ein Zitat handelt. Der Verweis auf Genialität ist aber angebracht, denn immerhin handelt es sich bei dem Ausspruch um die letzten Worte von Genie Oscar Wilde: Either that wallpaper goes, or I do.

  • Eierkuchen70

    19.10.2007, 03:26 Uhr von Eierkuchen70
    Bewertung: sehr hilfreich

    ciao guido

  • anonym

    19.10.2007, 00:13 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    ***SH und LG***