Loriot - Vollständige Fernseh-Edition (DVD) Testbericht
- Action:
- Anspruch:
- Romantik:
- Humor:
- Spannung:
Erfahrungsbericht von Gemeinwesen
Exit Sketch-Archiv, enter Fernseh-Edition
Pro:
- Überarbeitung von Bild und Ton - Erstmalige Veröffentlichung selten oder nie im Fernsehen gesender Beiträge - die wirklich schöne Aufmachung des Schubers
Kontra:
- leider sind die beiden von Loriot moderierten "Cartoon"-Sendungen nicht komplett enthalten
Empfehlung:
Ja
Ich habe lange mit mir gehadert, bevor ich mir diese Box dann doch endlich zugelegt habe. Und ich schicke gleich voraus: Ich bin leider auch mit dieser Veröffentlichung nicht ganz glücklich. Den Grund für meine Unzufriedenheit werden aber wohl nur Loriot-Fans nachvollziehen können, denen die zwei Folgen der Sendung „Cartoon“ noch in Erinnerung sind, die Loriot in grauer (bzw. schwarz-weißer) TV-Vorzeit einst moderiert hat. Ich selbst kenne die Folgen auch nur, weil sie in den fernen 70er Jahren einmal wiederholt worden sind. Seitdem warte ich darauf, dass „Cartoon“ mal wieder über den Bildschirm flackert. Übrigens nicht so sehr der Beiträge von Loriot wegen, sondern wegen eines im Rahmen der Sendung vorgestellten Films, der, wie ich inzwischen weiß, im Original The Mad Baker heißt und unter der Regie eines gewissen Ted Petok entstanden ist.
Als ich im Zusammenhang mit dieser Box den Titel „Cartoon“ las, habe ich innerlich gejubelt. Heute weiß ich, dass ich mich zu früh gefreut habe: Ja, die „Fernseh-Edition“ enthält Ausschnitte der Sendung „Cartoon“ – aber eben nur Ausschnitte. In denen moderiert Loriot, wie könnte es anders sein, seine eigenen Sketche an. Und ich beeile mich hinzuzufügen: Dass nicht die kompletten Sendungen den Weg auf DVD gefunden haben, laste ich nicht Loriot an. Dass nur Stückwerk veröffentlicht worden ist, hat, ich ahne es, rechtliche Gründe: Hätte man die kompletten „Cartoon“-Folgen inklusive aller darin präsentierten Zeichentrickfilme auf DVD bannen wollen, hätte man wahrscheinlich von den Inhabern der Rechte an den einzelnen Cartoons die Genehmigung dazu einholen müssen – und wahrscheinlich hätte man (hier: die deutsche Warner Bros.-Tochter) dazu Geld in die Hand nehmen müssen. Dass das nicht geschehen ist, enttäuscht mich umso mehr, als die Warner Brothers an der Veröffentlichung des Loriot-Werks inzwischen bereits doppelt und dreifach verdient haben: Erst wurde eine Box veröffentlicht, die lediglich die Loriot-Sketche umfasste, dann eine Box, die außerdem die beiden Spielfilme berücksichtigte – und dann, es ist noch gar nicht so lange her, gab’s eine Box, die außerdem noch die TV-Sondersendung zu Loriots 80. Geburtstag enthielt.
Fans, und zu denen zähle auch ich mich, knirschen angesichts solch einer Veröffentlichungspolitik schnell mit den Zähnen. Und ich frage mich einmal mehr: Warum, zum Deibel, können sich die deutschen Ableger von Warner, 20th Century Fox, MGM und wie sie nicht alle heißen, sich in solchen Fällen nicht an einer Vorgehensweise orientieren, wie sie die US-amerikanischen Mutterkonzerne in solchen Fällen zuweilen praktizieren? Das Zauberwort lautet hier „Kulanz“, und das Prinzip, nach dem verfahren wird, heißt „Preisnachlass für Update-Kunden“. Im Klartext: Wer einen Film auf DVD kauft, der in der Folge dann in einer besser ausgestatteten Version erscheint, sendet einen “proof of purchase“ an die Vertriebsabteilung ein, und dieser Kaufbeleg wird dann beim Kauf der neuen Auflage mit einem Rabatt vergütet.
Ich weiß nicht, wie teuer die Kampagnen sind, mit denen der Verband der deutschen Filmwirtschaft zur Jagd auf „Raubkopierer“ bläst – ich bin aber überzeugt davon, dass sich mit einer kundenfreundlichen Maßnahme wie der oben genannten das eigene Image vergleichsweise günstig auf Vordermann bringen ließe: Zuckerbrot für treue Kunden statt Peitsche für verlorene Kunden – das wäre doch mal eine schöne Maßnahme, findet ihr nicht, liebe Filmvermarkter … ?
Das war, ich weiß es wohl, natürlich eine lange Vorrede. Bekennende Loriot-Fans, und an diese wendet sich „Die komplette Fernseh-Edition“ und eine Rezension derselben natürlich, werden den Beweggrund für den Prolog aber sicher nachvollziehen können.
Nun aber ohne weitere Umschweife zum jüngst erschienenen Loriot-DVD-Sixpack!
In weiten Zügen ist die neue Box das, was ihre Vorgänger hätten sein können und sollen: gefällig aufgemacht, den Inhalt auf übersichtliche Weise präsentierend, mit einem lesenswerten Booklet ausgestattet (die Texte tragen erkennbar des Meisters Handschrift) und, last but not least, schmuckes Gehäus für sechs DVDs, deren Inhalt endlich die längst überfällige Politur erfahren hat.
Dass TV-Filmmaterial, das mehrheitlich aus den 60er und 70er Jahren stammt, in der Regel nicht den Sehgewohnheiten THX-verwöhnter Dolby-Surround-Jünger entspricht, ist eine Binse. Dass eine Aufbereitung des Originalmaterials möglich ist und teils Staunen erregende Ergebnisse zeitigt, wissen Filmfans aber auch längst – ein schönes Beispiel dafür, welche Welten zwischen unrestauriertem und restauriertem Material liegen können, ist die wirklich sagenhaft gut gelungene neue DVD-Fassung des weihnachtlichen TV-Klassikers „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Inzwischen ist also auch das Loriot’sche Schaffen einer Bearbeitung für würdig befunden worden – gut so, möchte man den Warners zurufen, Zeit war’s!
Ich habe mir die sechs DVDs noch nicht komplett zu Gemüte geführt, den einen oder anderen Sketch aber schon. Unter den ersten Sketchen, die ich mir angesehen habe, war „Skat“, denn hier waren mir die Fehler im Bild seinerzeit besonders störend aufgefallen. Umso erleichterter war ich angesichts des jüngsten Wiedersehens, denn das Bildmaterial hat deutlich an Qualität gewonnen. Auch die Bildqualität von Zeichentrickfilmen, die offensichtlich noch mehr Jahre auf dem Buckel haben, ist wirklich sehr zufrieden stellend – und einige davon hatte ich bisher wirklich noch nicht gesehen. Ums mit einem Satz zu sagen, den Loriot in „Pappa ante Portas“ einer Figur in den Mund gelegt hat: Das ist mir neu! „Das“ heißt hier zum Beispiel: eine Vielzahl von Werbefilmen, die Loriot für die Weinbrand-Marke „Scharlachberg“ geschaffen hat. Dass Loriots knollennasige Männchen auch im Dienste der Werbung unterwegs gewesen sind, wusste ich – wie oft sie das augenscheinlich wirklich waren, war mir bislang nicht klar. Und auch hier gilt: Das, was ich mir angesehen habe, ist wahrscheinlich wirklich nur die Spitze des Eisbergs gewesen – die „Feuer – Pfeife – Stanwell“-Spots habe ich mir noch gar nicht wieder zu Gemüte geführt. „Wieder“ soll hier übrigens heißen: Diverse Beiträge sind zwar in den Jahren zuvor nicht auf DVD konserviert worden, trotzdem kannte ich dies und das schon. Den Film, der für die soziale Marktwirtschaft wirbt, habe ich auch schon irgendwo gesehen – wann und wo das gewesen ist, ist mir allerdings entfallen.
Bei dem Teil der 50 selten gesehenen und bislang auf DVD unveröffentlichten Sketche, mit denen vollmundig geworben wird, handelt es sich vermutlich mehrheitlich (wenn nicht sogar ausschließlich) um Cartoons. In einem von denen geht es etwa um einen nobelpreisausgezeichneten Wissenschaftler, der eine Methode entwickelt hat, mit der sich Frauen in Kaninchen verwandeln lassen, um so hoffentlich den Frauenüberschuss in den Griff zu bekommen – den kannte ich tatsächlich noch nicht.
Ob irgendwas aus dem, was da kürzlich dem Vergessen entrissen worden ist, in ähnlicher Weise das Zeug zum Klassiker hat, wie sie es „Die Nudel“, „Auf der Rennbahn“ und all die vielen anderen zeitlosen Sketche und Cartoons von Loriot längst sind, wird die Zeit zeigen.
Unterm Strich lautet meine Empfehlung: Wer schon immer damit geliebäugelt hat, sich das Schaffen Loriots auf DVD zuzulegen, sollte dieser Edition klar den Vorzug geben. Für bekennende Fans, die kein Problem damit haben, sich Doubletten ins Regal zu stellen oder das „Sketch-Archiv“ weiterzureichen oder weiterzuversteigern, ist die erweiterte Neuauflage ebenfalls ein guter Tipp.
R e s ü m e e
Die von Loriot moderierten „Cartoon“-Sendungen sind leider nicht in Gänze veröffentlicht worden, sondern nur in wenigen Ausschnitten. Pluspunkt: Die Bildqualität hat dank Restauration des Materials deutlich hinzugewonnen – das war aber auch längst überfällig.
35 Bewertungen, 14 Kommentare
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28.11.2007, 11:03 Uhr von Mondlicht1957
Bewertung: sehr hilfreichIch mag den leider nicht, LGH Pet
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24.11.2007, 09:38 Uhr von Bleu_de_Q
Bewertung: sehr hilfreichtoller bericht!
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21.11.2007, 12:55 Uhr von alge52
Bewertung: sehr hilfreichDas mit den Werbefilm für Scharlachberg ist mir auch neu. „Feuer – Pfeife – Stanwell dazu fällt mir jetzt die Werbung mit dem HB-Männchen ein - Warum denn gleich in die Luft gehen...." Ob das auch von ihm stammt, ich weiß es nicht!
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19.11.2007, 02:45 Uhr von Dr_Ed
Bewertung: sehr hilfreichDanke für diesen großartigen Bericht, Herr Dr. Klöbner ääh ich meine Gemeinwesen!
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18.11.2007, 23:54 Uhr von Tut_Ench_Amun
Bewertung: sehr hilfreichSehr schön, Herr Müller-Lüdenscheidt - äääh - Gemeinwesen.
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17.11.2007, 23:16 Uhr von LittleSparko
Bewertung: sehr hilfreichlg, daniela
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17.11.2007, 14:46 Uhr von Katzen_Baer
Bewertung: sehr hilfreichSH, viele liebe Grüße!
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17.11.2007, 13:47 Uhr von pointofview
Bewertung: sehr hilfreichsehr guter bericht, lg von pov :)
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17.11.2007, 01:22 Uhr von luiggi
Bewertung: sehr hilfreichsh und schönes wochenende. lg luiggi
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17.11.2007, 00:04 Uhr von bea1502
Bewertung: sehr hilfreichlg bea
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16.11.2007, 23:27 Uhr von Puenktchen3844
Bewertung: sehr hilfreichIst mal ein guter Tipp. LG
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16.11.2007, 23:11 Uhr von sindimindi
Bewertung: sehr hilfreichDas wär was für mich! - obwohl ich fast alle Loriot-Sendungen, insbesondere die mit der unvergessenen Evelyn, alle kenne. Aber alles auf einmal wär schon was. Ein wirklich guter Tipp!- danke! LG, Roland
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16.11.2007, 22:40 Uhr von Lucia007
Bewertung: sehr hilfreichDas wäre ja mal was. Einige Filme habe ich auf Video aufgenommen, aber leider nicht die Sendung Cartoon. In den 70ern habe ich erst mal mit enterprise begonnen, Loriot kam erst später.
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16.11.2007, 22:29 Uhr von Marie_Johanna3972
Bewertung: sehr hilfreichnicht schlecht :-) zu Loriots besten Jahren, war ich ein Kleinkind, daher klingelt was, bei der Erwähnung von "Scharlachberg" - aber ich komm trotzdem nicht mehr drauf, wie das mit dem Werbespot war. Gut geschrieben jedenfalls :-) Sh
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