Turbostaat: Vormann Leiss Testbericht

Turbostaat

Die Band Turbostaat ist eine Punkrockgruppe aus Norddeutschland. Sie gingen 1999 aus mehreren eher unbekannten Punkbands hervor.

Als ich sie das erste Mal im Fernsehen beim österreichischen Musiksender "goTV" sah, zogen sie mich sofort in ihren Bann. Besonders fasziniert hat mich der Gesang, der eher an eine Art Sprechgesang erinnert und sich gleichzeitig doch kein bisschen nach "Rap" anhört (wahrscheinlich weil die Vocals komplett ohne Reime auskommen). Die Spielart ist stark von Indie-Rock beeinflusst und lässt sich am ehesten mit dem Sound von der deutschen Band "Beatsteaks" vergleichen. Die Texte/Lyrics sind hauptsächlich ernst, nachdenklich, plastisch, intelligent, düster, kryptisch und etwas schwerer zu verdauen, aber keinesfalls übermäßig radikal.


*Aktuelle Besetzung:
Gesang: Jan Windmeier
Gitarre: Rotze Santos
Gitarre: Marten Ebsen
Bass: Tobert Knopp
Schlagzeug: Peter Carstens
*Aktuelles Plattenlabel: Same Same But Different




Vormann Leiss

Nach dem die Band Turbostaat 2006 zu dem jetzigen Label "Same Same But Different" wechselte, nahmen sie dort ihr neues Album "Vormann Leiss" auf, welches am 17. August 2007 fertig stellten. Es ist ihr drittes Album. Falls sich jemand fragen sollt, was der Titel bedeutet, ich hab mal bei Wikipedia nachgeschaut: "Die Vormann Leiss ist ein Seenotkreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger". Auch die weiteren Titel der Lieder sind sehr kryptisch und verraten selten etwas über den Inhalt. Wie zum Beispiel: "nacht fest kommt ab", " haubentaucherwelpen" oder "ja, roducheln!!" um nur einige zu nennen. Auch die Texte sind nicht einfacher zu durchschauen. Aber dafür ist der Hörer gezwungen, genauer hinzuhören und darüber nach zu denken. Musikalisch orientiert sich die Band wie schon oben erwähnt im Bereich Indie und Punk. Ab und zu hat man das Gefühl Spuren von den Bands "Beatsteaks", "The Hives" oder "Mando Diao" zu erkennen. Doch wer es glaubt oder nicht: Instrumente, Texte und (düsterer reimloser Halb-Sprech-) Gesang ergeben eine wahrhaft unglaubliche Atmosphäre, welche die Band Turbostaat einzigartig macht. Wer sich jetzt noch immer nicht vorstellen kann wie sie klingt, dem sei geraten ihre (Myspace) Homepage zu besuchen. Doch um euch noch einen genaueren Einblick in das Album zu gewähren, habe ich noch jeden Song einzeln kommentiert.




Einzelwertung der Songs:

* 1. Harm rochel: Der Opener der Platte wurde auch als Single veröffentlicht. Nicht ohne Grund, es ist wirklich einer der faszinierendsten Songs auf dem Album. Das Lied handelt über einen "alten" Vater, der seinem Sohn ratet ein besseres Leben zu leben als er. Zitat: "Leb doch mehr wie deine Mutter, leb doch bloß nicht wie ich…" Meine Bewertung: 10/10
* 2. Der Frosch hat's versaut: Dieses Lied spricht meiner Meinung nach die mangelnde Zivilcourage an, aber 100%ig kann man den kryptischen Songtext nicht entschlüsseln. Den Song finde ich musikalisch gesehen nur durchschnittlicht. Meine Bewertung: 7/10
* 3. Haubentaucherwelpen: Ein weitere Singleveröffentlichung welche kryptisch ist wie gewohnt, aber es handelt höchst wahrscheinlich über Flüchtlinge. Zitat: "Ob wir denn noch zu retten wären? / Mit einem starken Staat" Meine Bewertung: 8/10
* 4. Insel: Mit Hilfe von Wikipedia, bin ich den Hintergrund des Songs auf die Schliche gekommen. Es handelt über die deutsche Kreisstadt Husum, welche 1362 aufgrund der zweiten Marcellusflut über Nacht zu einer Hafenstadt wurde und dabei bildeten sich Inseln, sogar ein ganzer Ort versank. Meine Bewertung: 8/10
* 5. Schalenka Hase: Dieses Mal ist es sehr schwer zu sagen um was es geht, meine vage Vermutung ist es handelt von einem Außreiser. Meine Bewertung: 7/10
* 6. Ja, roducheln!!!: Der Song handelt von dem Kannibalenvorfall in Rothenburg und dass die Polizei dort einen Ermittlungsfehler gemacht hat. Zitat: "Die Richter irren / Wir nicken nur". Meine Bewertung: 8/10
* 7. Hau ab die Shildkröte: Dieses Lied kann sicher auf viele weisen interpretiert werden, könnte etwas mit dem Rohstoff Öl zu tun haben. Meine Bewertung: 7/10
* 8. Bei Fugbaums: Ist ein schönes aber trauriges Lied. Meine Bewertung: 9/10
* 9. Am Ende einer Reise: Es bleibt traurig schön, es handelt um den Moment vor dem Tod. Zitat: "Am Ende einer Reise/ Hängst du noch einmal nach/ Den Gedanken an die Zeit/ An Liebe in der Fremde/ Die zu Hause nicht hinpasst/ Und dein Geheimnis bleibt" Meine Bewertung: 9/10
* 10. Nach Fest kommt ab: Dieser Song könnte von den Gedanken einer Maschine handeln, wenn man annimmt sie könnte denken. Ich finde das Lied ein bisschen zu aufdringlich. Meine Bewertung: 6/10
* 11. Vormann leiss: Dieser Song handelt wahrscheinlich wieder von Maschinen oder auch Menschen die sich so verhalten. Meine Bewertung: 8/10


Gesamtlaufzeit: kurze 33 min



Fazit:

Das Album "Vormann Leiss" ist eine frische Punk-Scheibe mit einer düsteren Atmosphäre die hauptsächlich mit kryptischen und nachdenklichen Texten gespickt ist. Wer nicht vor einer schwer verdaulichen Indie-Punk-Platte zurückschreckt, der kann hier ohne weiteres zugreifen. Turbostaat ist sicher nicht jedermanns Geschmack, deshalb auf jeden Fall zuerst mal reinhören.