Remy Martin Coeur de Cognac Testbericht

Ich bin eher ein Fan von Whisky als von Cognac. Das heißt aber nicht, dass ich nicht auch einen guten Traubenbrand zu schätzen wüsste.


So dann und wann darf gern ein Cognac sein, zuweilen auch eine Grappa oder ein Trester. Ich kenne zwar nicht viele Sorten, aber derer doch genügend, um zu wissen, was mir persönlich schmeckt. Den Cognac aus dem Hause Remy Martin habe ich den anderen beiden großen bekannten Marken Hennessy und Martell stets vorgezogen.

Als ich kürzlich in einer Ausgabe des Magazins Der Feinschmecker eine ganzseitige Anzeige für den Coeur de Cognac warb, war deshalb schnell meine Neugier geweckt. Schnell war die Google-Maschine angeworfen, und die spuckte flott auch ein paar Preisangaben für das gute Stöffchen aus: Bei sämtlichen Online-Händlern, deren Preislisten angezeigt wurden, schlug der Tropfen mit knapp 40 Euro zu Buche. Ganz schön happig, was? Fürs gleiche Geld bekommt man Weinbrände der Marken Chantré, Springer Urvater, Mariacron und ähnliche Destillate in Dosen, die, an einem Abend konsumiert, mit Sicherheit tödlich sind.

Tja. Das heißt wohl, dass die reinen Wirkungstrinker leider auch diesmal draußen bleiben müssen. Der Rest darf eintreten, Platz nehmen und sich in Erinnerung rufen, dass "teuer" zwar nicht immer gleichbedeutend mit "gut" ist, dass aber Qualität in der Regel ihren Preis hat.

Ich habe dann übrigens auch nochmal flugs im Online-Auktionshaus Ebay vorbeigeschaut. Und, siehe da: Es bot wer zwei Flaschen Coeur de Cognac an. Und obwohl auf das hochprozentige Duo bereits fleißig geboten worden war, habe ich dann bei 58,10 EUR den Zuschlag erhalten. Eine der beiden Flaschen ist ins heimische Kabinett gewandert, die zweite Bouteille war ein Geburtstagsgeschenk für einen lieben Menschen (die ungewöhnliche Flasche in Form eines stark stilisierten Herzens ist übrigens sehr hübsch und macht sich wirklich gut als Geschenk) . Der hat dankenswerterweise mit dem Entkorken nicht lange gezögert, und so bin ich bereits in den Genuss einer Verkostung gelangt, ohne die eigene Flasche anbrechen zu müssen (das hat weniger mit Geiz zu tun als damit, dass angebrochene Flaschen bei mir in der Regel ziemlich lange halten müssen; und natürlich verdunstet das gute Stöffchen mit der Zeit ein bisschen schneller, wenn das Siegel der Flasche bereits fehlt).

Mein Eindruck: Der Coeur de Cognac liegt tatsächlich noch etwas mehr auf meiner Wellenlänge als der soanische Brandy Lepanto, der mich kürzlich sehr für sich eingenommen hat. Der Coeur de Cognac hält das, was die Werbung verspricht: Er ist ungemein mild und sehr fruchtig - sowohl in der Nase als auch am Gaumen. Ein direkter Vergleich mit der Standard-Abfüllung des Remy Martin steht zwar noch aus, aber ich glaube, der Coeur de Cognac ist wirklich der feinere, aromatischere von beiden. Wenn ich mich recht erinnere, wirbt die Brennerei mit einem besonderen Destillationsverfahren für den Coeur de Cognac - und ich glaube, es ist etwas daran. Wenn ich die Whisk(e)y-Welt zum Vergleich heranzöge, würde ich sagen: Der Coeur de Cognac verhält sich zu einem gewöhnlichen Cognac in etwa so, wie sich ein irischer Pot Still Whiskey zu einem gewöhnlichen Whiskey verhält.


R e s ü m e e

Der Coeur de Cognac ist ein leichter, frischer, ungemein aromatischer Cognac, der in der Nase und am Gaumen komplexe, feine Fruchtnoten bietet. Fans von hochwertigen Weinbränden kommen mit dem 40%igen Destillat 100%ig auf ihre Kosten.