Kenzo "Tokyo by Kenzo", Eau de Toilette Testbericht

Je mehr Werbung ich von Parfüms sehe, desto mehr stelle ich mir die Frage, wie die haarsträubenden Metaphern, mit denen sie beworben werden, eigentlich zu Stande kommen. Ich kann mir das nur so erklären, dass die Mitglieder des Marketingteams sich vor dem Brain Storming ordentlich abfüllen, möglich sogar noch andere Sachen nehmen, und dann in ihrem wilden Rausch all die abstrusen Dinge aufzuschreiben, die ihnen gerade durch den Kopf schießen; ähnlich wie das die Jungs der Serie South Park in einer Episode versuchen um Ideen zu bekommen. Die Marketing-Leute des Parfümherstellers Kenzo, der zum französischen Luxusgüterkonzern LVMH gehört, müssen wohl ganz besonderen Stoff genommen haben, denn sie wollen mir nahe legen, dass "vibrierende Akkorde von Bitterorangen" mich "eine Nacht in Tokio verbringen" lassen, wenn ich ihren Duft "Kenzo Tokio" auftrage, den ich hier vorstellen möchte. Ich musste die Nacht zwar leider trotzdem unvibriert im heimischen Düsseldorf verbringen, gut ist der Duft aber trotzdem.


Tokio by Kenzo

Als ich gestern in der Düsseldorfer Altstadt war, bin ich aus Neugier auch mal bei Douglas vorbeigeschneit und blieb bei den Düften von Kenzo hängen, für die ich im Allgemeinen eigentlich immer viel Sympathie übrig habe. Kenzo Tokio kannte ich bisher nicht und musste es direkt erstmal Probe schnuppern.
Tokio reiht sich dabei ohne stark aus der Reihe zu tanzen in die Reihe der Kenzo Düfte ein, die sich durch männlichen, herben Charakter auszeichnen, wohl allen voran durch das sehr starke, holzige Kenzo Air. Tokio behält den herben Charakter, fügt dem aber noch einen würzigen, blumigen Aspekt hinzu, der den Duft insgesamt frischer und legerer machen. Angesicht des Namens ist es fast überflüssig zu sagen, dass Kenzo Tokio ein relativ urbaner Duft ist. Trotz dieser leicht süßlichen Komponente behält der Duft aber immer noch den Anspruch männlich, herb, und stark zu sein. Zu den Inhaltsstoffen gehören nach Angaben von Kenzo Ingwer, Shiso-Öl, Gujakholzbaum, Zedernöl und natürlich nicht zuletzt vibrierende Akkorde von Bitterorangen.
Kenzo Tokio gibt es in 3 verschieden großen Flacons: 30 ml für 33 ?, 50 ml für 45,50 ? und 100 ml für 64 ?. Im Bereich von 30 und 50 ml bewegen wir uns also auf Kenzo-typischem hohen Niveau und bezahlen etwa 1 ? pro ml. Wer sich länger binden will, kann zur 100 ml Version greifen und erhält einen deutlich höheren Abschlag auf den Preis, hat dafür dann aber auch halb Tokio in seinem Badezimmer stehen. Mir persönlich wären 100 ml zu viel, ich entschied mich für die 50 ml Variante.


Flacon

Im Gegensatz zum Duft finde ich das Flacon nicht sehr gelungen. Dabei handelt es sich um ein längliches, gebogenen und in die Höhe gezogenes Fläschchen in schwarzem Design. Der schwarze Look mit den bunten Details passt natürlich perfekt zum Namen und unterstreicht den urbanen Charakter des Duftes, aber in seiner Gesamtheit erinnert mich das Flacon eher an eine Duschgelverpackung. Wer sich das Flacon von Kenzo Air anschaut, der weiß, zu welch tollem Design die Marke im Stande ist. Immerhin ist durch das hier gewählte Flacon aber eine leichte Bedienbarkeit des Zerstäubers möglich.


Fazit

Tokio by Kenzo ist ein gelungenes Cross-Over aus herbem, urbanem, Duft und naturbetonter, legerer Frische. Der süßliche Aspekt tritt nur ganz subtil auf und unterstreicht die Komposition. Derart innovativ, hab ich mir den Duft gerne gekauft. Dieser rückt im Vergleich zu den anderen "Kenzos" zwar mehr in Richtung Mainstream, wer ihn als Geschenk erhält, sollte aber trotzdem ein bisschen Flexibilität mitbringen. Das Flacon gefällt mir zwar nicht, macht meine Kaufentscheidung aber zu keinem Teil aus. Alles in allem ein gelungener Duft, wer nach Tokio will, muss sich wohl oder übel aber doch ein teures Flugticket kaufen.