Intimate Enemies (DVD) Testbericht




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Erfahrungsbericht von web242
Antikriegsfilm der Spitzenklasse
Pro:
s. Text
Kontra:
s. Text
Empfehlung:
Ja
Intimate Enemies
Dieser von Florent Emilio Siri (Hostage-entführt) spielt vor dem Hintergrund des Algerienkrieges. Dieser, kurz nach dem 2. Weltkrieg stattgefundene, Befreiungskrieg der NFL (algerische Unabhängigkeitsbewegung) gegen die französischen Kolonialherren ist einer der dunkelsten Flecken in der französischen Kolonialgeschichte. Bedeutete das Ende des 2. Weltkrieges gleichzeitig auch das Ende des Kolonialismus, so war die Entlassung der Kolonien in die Freiheit doch nicht immer eine leichte Geburt. Während Tunesien und Marokko relativ unproblematisch die Unabhängigkeit erlangten, wurde Algerien als französisches Mutterland betrachtet. Daher wehrten sich die Franzosen erbittert gegen die Versuche, auch Algerien in die Unabhängigkeit zu führen. Der Algerienkrieg wurde mit schonungsloser Härte und fernab jeglichen Kriegsrechtes geführt, da offiziell gar kein Krieg herrschte, Frankreich weigerte sich bis 1999, die so bezeichneten Polizeiaktionen als kriegerische Auseinandersetzung anzuerkennen.
---Inhalt:
Lt. Terrien meldet sich freiwillig für den Einsatz in Algerien. Er soll einen gefallenen Truppenführer ersetzen. Als rechte Hand wird ihm der erfahrene Sgt. Dougnac zur Seite gestellt. Zunächst ist Terrien sehr idealistisch eingestellt und kommt mit der rohen Gewalt der Algerien-Veteranen, allen voran Dougnac nur schwer zu recht. Als er dann auch noch mitbekommt, dass Gefangene schwerst gefoltert werden, um an Informationen zu gelangen, begehrt er offen gegen die Zustände auf. Dieses Aufbegehren ist jedoch nur von kurzer Dauer, da ein hochrangiger Anführer der Rebellen mit samt seinen Truppen liquidiert werden soll. Die Franzosen geraten in einen Hinterhalt und als es keinen Ausweg mehr zu geben scheint, setzen die Franzosen Napalm ein, um die restlichen Soldaten aus ihrer Lage zu befreien. Der Krieg beginnt nun auch Terrien zu verändern und langsam seinen Idealismus hinwegzuspülen...
---Die Darsteller:
Alle Darsteller machen ihre Sache ganz hervorragend. Nicht nur einmal bekommt man dadurch fast den Eindruck, einen Dokumentarfilm zu sehen. Erwähnen werde ich nur einige, da die meisten völlig unbekannt sind.
Benoit Magimel spielt Lt. Terrien. Als erstes musste ich sofort an den jungen Sean Penn denken. Er hat sowohl eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm, als auch ein mindestens genauso großes, schauspielerisches, Talent. Leider war er zuvor zwar in relativ vielen, mir aber allesamt unbekannten Filmen zu sehen.
Ähnliches gibt es auch über Albert Dupontel zu sagen. Auch er ist bisher (abgesehen von Mathilde-Eine große Liebe) nicht in bekannten Produktionen zu sehen gewesen. Er spielt hier den Sgt. Dougnac.
Aurelien Recoing hat schon in über 40 Filmen mitgespielt, auch hier wieder kein mir bekannter. Er spielt den Vorgesetzten Terriens und fiel mir besonders durch seinen seltsamen Bart auf.
Marc Barbe spielt einen Captain des Geheimdienstes. Er erinnerte mich an den älteren Mickey Rourke und hat sich außerhalb Frankreichs ebenfalls noch nicht groß hervorgetan.
In weiteren Rollen: Eric Savin, Mohamed Fellag, Lounes Tazait, Vincent Rottiers u.a.
---Die DVD:
Freigabe: FSK ab 16
Laufzeit: ca. 106 min
Bild: 16:9 anamorph
Ton: deutsch DD 5.1 und dts, französisch DD 5.1, Kommentar DD 2.0
Untertitel: deutsch
Extras: Audiokommentar des Regisseurs
Bildergalerie
Trailershow
Bild und Ton sind sehr gut. Das Bild wirkt etwas farbarm und grieselig, was aber künstlerisches Mittel ist, und ähnlich wie bei James Ryan ein gewisses Gefühl der Authentizität erzielen soll.
---Meine Meinung:
In letzter Zeit sind ja wieder einige Kriegsfilme erschienen. Allen voran war John Rambo in der Presse vertreten. Meiner Meinung nach ein zynischer und gewalttätiger Actionfilm, der leider als Antikriegsfilm miss interpretiert wurde und wird. Intimate Enemies schlägt da in eine andere Kerbe.
Eindrucksvoll beweist Siri, dass es keiner umher fliegender Körperteile bedarf, um einen guten Antikriegsfilm zu schaffen. Obwohl gewisse Parallelen zu Oliver Stones „Platoon“ vorhanden sind, ist dieser Film doch gänzlich anders. Zwar finden wir auch hier ein Aufeinandertreffen eines idealistischen Neuen und eines moralisch fragwürdigen Veteranen. Aber anstatt den Krieg auf die Auseinandersetzung innerhalb der Truppe zu reduzieren, wird hier professionell zusammengearbeitet. Es besteht eigentlich gar kein Konflikt zwischen den beiden. Viel mehr legt Siri ein Augenmerk auf die Art und Weise, in der der Krieg jeden Menschen verändert, prägt und ihm seine Spielregeln aufzwängt. Krieg bedeutet halt nun mal sterben und sterben lassen. Gnade kennen die umher fliegenden Geschosse nicht. Wer überleben will, muss den Gegner vernichten, egal wie.
Während die Kampfszenen mit einer brachialen Gewalt über einen hereinbrechen, ist der Rest des Filmes eher in ruhigen Bildern erzählt. Durch die teilweise großen Zeitsprünge entsteht ein dokumentarischer Charakter. Man bekommt immer nur Fetzen des immer gleichen Kriegsalltages präsentiert. Zerhackt oder unzusammen hängend wirkt der Film trotzdem nicht.
Besonders an diesem Krieg ist weiterhin, dass die Kämpfe so kurz nach dem 2. Weltkrieg stattfanden. So finden sich unter den Kontrahenten auch alte Veteranen, die früher gemeinsam gegen die Deutschen gekämpft haben und sich nun gegenüberstehen. Da wird dann auch ein algerischer Freiheitskämpfer von hinten erschossen, der einen hochrangigen französischen Orden aus dem 2. Weltkrieg trägt. Solche Szenen werfen dann umso mehr die Frage auf, mit welchem Recht werden solche Kriege eigentlich geführt?
Am Ende ist Terrien dann völlig desillusioniert. Der Krieg hat aus ihm einen anderen Menschen gemacht. Seine Frau und seinen Sohn besucht er nicht, obwohl er in Frankreich auf Urlaub ist. Er würde den Wiedereinstieg in ein normales Leben gar nicht mehr schaffen. So zerstört der Krieg ihn zunächst psychisch und am Ende auch physisch.
Fazit: bestechender Antikriegsfilm, ohne Blutfontänen und Körperteile
41 Bewertungen, 18 Kommentare
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04.08.2008, 09:13 Uhr von Baby1
Bewertung: sehr hilfreich.•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.
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03.08.2008, 04:39 Uhr von cptsparrow
Bewertung: besonders wertvollSuper geschrieben! Glaube, da wird meiner gleich nicht wirklich mithalten können;).
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02.08.2008, 18:56 Uhr von Meyerhoffsche
Bewertung: sehr hilfreich.•:*¨ ¨*:•. Erste Augustgrüße von Meyerhoffsche .•:*¨ ¨*:•.
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01.08.2008, 02:23 Uhr von bigmama
Bewertung: sehr hilfreichLG Anett
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31.07.2008, 09:20 Uhr von jeffy1968
Bewertung: sehr hilfreichganz liebe Grüße Stefan
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30.07.2008, 20:06 Uhr von ingoa09
Bewertung: sehr hilfreichKlasse beschrieben! Liebe Grüße, Ingo
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30.07.2008, 19:19 Uhr von Jerry525
Bewertung: sehr hilfreichSehr gut sh lg Jerry
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30.07.2008, 15:09 Uhr von tobbbbi
Bewertung: sehr hilfreichSehr guter Bericht. Schön gegliedert! :-) LG tobbbbi
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30.07.2008, 14:44 Uhr von Mondlicht1957
Bewertung: sehr hilfreichSehr hilfreich Dein Bericht und einen lieben Gruß aus Berlin
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30.07.2008, 14:20 Uhr von morla
Bewertung: sehr hilfreichwünsche dir eine schöne wochenmitte lg. petra
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30.07.2008, 14:16 Uhr von Josi354
Bewertung: besonders wertvollTop-Bericht über einen Film, der ein sehr brisantes Thema behandelt...
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30.07.2008, 14:07 Uhr von NancyNoack
Bewertung: sehr hilfreichSH und einen ruhigen Mittwoch
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30.07.2008, 14:06 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichsh, lieben Gruß
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30.07.2008, 13:39 Uhr von Jugin
Bewertung: sehr hilfreichGruss aus Schwäbisch Hall
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30.07.2008, 13:36 Uhr von Sweeaty
Bewertung: sehr hilfreichguter bericht! liebe grüße von mir und noch einen schönen tag!!
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30.07.2008, 13:35 Uhr von mu4you
Bewertung: sehr hilfreichLieben Gruß von mu4you
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30.07.2008, 13:04 Uhr von Gozo-Bernie
Bewertung: besonders wertvollGruss aus Catania - bernie
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30.07.2008, 13:00 Uhr von try_or_die87
Bewertung: sehr hilfreichSehr Hilfreich! Liebe Grüße
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