UFO - Gesamtedition (DVD) Testbericht

Gerry Anderson war bereits in den Siebzigern kein Unbekannter in der TV-Landschaft mehr, als der Schöpfer des legendären Puppentrickserie "Thunderbirds" sich 1971 mit "UFO" (dt: "UFO - Weltraumkommando S.H.A.D.O.") erstmals ans Life-Acting wagte. Es sollte nicht dabei bleiben, denn danach schuf er mit "Space 1999" (dt:"Mondbasis Alpha 1") eine der denkwürdigsten SciFi-Serien überhaupt. "UFO" hingegen schaffte es trotz guter Einschaltquoten seinerzeit nicht zu einer zweiten Staffel und umfasste insgesamt 26 Folgen, von denen in Deutschland jedoch nur 17 vom ZDF synchronisiert und teilweise verstümmelt gezeigt wurden. EPIX stellte im September 2008 nun die Gesamtedition auf sechs DVDs vor - komplett mit allen ungeschnittenen Folgen der Serie, digital restauriert und angereichert mit diversem Bonusmaterial.

Zur Story
Wir schreiben das Jahr 1980. Es kommt seit Jahren immer wieder zu Übergriffen von UFOs auf die Weltbevölkerung, wobei Menschen auf Nimmerwiedersehen gekidnappt werden und jene, welche dennoch selten einmal (tot) aufgefunden werden, sind wichtiger Organe beraubt. Der Sinn dahinter erscheint zunächst unklar und es sind auch nur ganz wenige Leutchen auf der Erde umfassend über die perfiden UFO-Übergriffe im Bilde. Einer von ihnen ist Commander Ed Straker, Kopf und Gründer der geheimen Operation SHADO (Supreme Headquarters Alien Defence Organisation), welche getarnt und vor den neugierigen Augen der Öffentlichkeit verborgen, tief unter einem Filmstudio residiert - mit Straker als Chef von's Janze.

SHADO hat sich zur Aufgabe gemacht die Menschheit vor außerirdischen Überfällen zu schützen, indem es ein dichtes Ortungs- und Informationsnetzwerk weltweit betreibt. Ein Außenposten befindet sich gar auf dem Mond, sozusagen als erster Verteidigungsring, wo mittels dreier Abfangjäger geortete Alien-Raumschiffe möglichst bereits im All zu zerbröselt werden sollen. Unterstützt werden die geheim operierenden Streitkräfte unter anderem von einer voll-computerisierten Orbitalstation S.I.D., deren K.I. sowohl laufend Abfangkoordinaten zum Besten gibt, als auch die Verbleib und Position eventuell durchgeschlüpfter UFOs im elektronischen Auge behält, welche den Jägern entkommen konnten.

Um diese Eindringlinge kümmern sich dann die irdischen Einsatzgruppen von SHADO. Zu Lande, zu Wasser und selbstverständlch in der Luft. Dafür stehen der Organisation diverse Spezialfahrzeuge zur Verfügung. Angefangen beim Seagull X-Ray Transportflugzeug über das SKYDIVER (Eine Mischung aus U-Boot und abkoppelbarem Abfangjäger) bis hin zu den SHADO Mobiles (kleinere, kettengetriebene Truppentransporter) finden sich noch eine ganze Reihe anderer Fahr- und Flugzeuge sowie technischer Gimmicks. Diese haben zum Ziel die außerirdischen, grüngesichtigen Miesepeter entweder unschädlich zu machen oder auch ihnen (und ihrer Technologie) lebendig bzw. funktionstüchtig habhaft zu werden. Darin liegt letztendlich offenbar der Schlüssel zum Sieg.

Eindrücke
Schon nach kurzer Zeit stellt sich bei UFO ein vertrautes Raumpatroullie Orion Gefühl ein, sieht man davon ab, dass UFO selbstverständlich in Farbe gedreht wurde. Allerdings erreicht die britische Produktion nicht die Klasse des deutschen Vorreiters, greift so manches daraus auf, hält jedoch nichts von britischem Understatement, sondern übertreibt es kräftig. In fast jeder Hinsicht. Das gilt für widersinnige, technische Einrichtungen und Geräte, genauso wie für Kleidung und insbesondere teils strunzdummer Texte der Akteure - eingebunden in einenbelanglosen Plot und untermalt von elektronischer Fahrstuhlmusik. Sicherlich mag man argumentieren, dass es für SciFi-Macher immer schwer ist eine plausible, realistische Zukunft zu kreieren. Wohl wahr, das ist die Crux des Genres. Es ist hier jedoch eher vermuten, dass Gerry Anderson die gewohnten Limitierungen des Puppentrickfilms noch nicht so ganz abgelegt hatte.

Die Figuren kommentieren etwa häufig vollkommen unnötig ihre Aktionen, wiewohl der Zuschauer ohnehin sieht, was geschieht. Das wirkt extrem albern und ist dramaturgisch irrelevant. Bei Thunderbirds funktionierte das, da Puppen bekanntlich nur sehr beschränkte Ausdrucks- und Aktionsmöglichkeiten haben. Anders bei UFO, wo menschliche Mimen agieren und reagieren können. Besser gesagt: könnten. Es ist nur zum Teil mit den damaligen Gepflogenheiten zu erklären, dass die Dialoge oft kitschbeladen und mit allerlei blödsinnigem Technik-Sprech geführt werden. Bei den (bezeichnenderweise jüngeren) Genre-Referenzen "Orion" und - allen voran natürlich - auch "Star Trek" trifft man auf solcherlei Heckmeck weitaus seltener. Dort hat man sich auch mehr Gedanken um das glaubwürdige Drumherum gemacht.

Warum etwa die vorwiegend weibliche Crew der Mondbasis lila Perücken zum knatschengen Silberdress tragen muss (und die Männer nicht), lässt sich nur schwer nachvollziehen.Soll wohl sexy wirken, reizt heute aber doch eher die Lachmuskeln. Dieses Beispiel soll hier nur exemplarisch für die vielen Kuriositäten sein, über welche man im Laufe der 26 Folgen zwangsläufig stolpert. Sofern man solange überhaupt durchhält. Dabei fällt auf, dass die Folgen im O-Ton nicht ganz so grausig getextet sind, wie die deutsche Synchro. Dass Anderson bei den Kulissen und Fahrzeug-Modellen auf seine reichhaltige Erfahrung und Ideen aus Thunderbirds zurückgriff, ist völlig legitim und verleiht UFO einen ganz ähnlichen, optischen Stil. Der Tricktechnik sieht man das Entstehungsdatum und das TV-Budget sehr deutlich an, sie basiert natürlich ebenfalls auf dem, was man aus seinen früheren Serien kennt.

DVDs und Bonusmaterial
Die Arbeit der Restauratoren ist anzuerkennen. Das digital überarbeitete Bild dürfte selbst das Original von damals ohne Zweifel in den Schatten stellen. Besonders gut ist das nachzuvollziehen, wenn man sich auf Disk 1 den Vergleich der nebeneinander eingeblendeten Abspänne ansieht. Beim Ton kann man aus dem altehrwürdigen Mono nun nicht plötzlich ein 5.1 Erlebnis zaubern - jedenfalls wäre dies nicht wirtschaftlich vertretbar. Auf ein passables DD 2.0 Mono schaffte man es dann wenigstens doch noch. Die vom ZDF nicht gezeigten Folgen, sind übrigens nicht nachsynchronisiert, sondern OmU.

Das Bonusmaterial ist nicht besonders üppig und beschränkt sich auf verschiedene Texttafeln sowie Bildergalerien. Das als Easteregg ausgeführte Feature eines Beinahe-Kommentars der ersten Episode ist hierbei noch am unterhaltsamsten gelungen. Ansonsten gibt es nichts, was sich mittels ein wenig Aufwand nicht auch im Web recherchieren ließe. Tatsächlich ist das Gros dieser auf der DVD enthaltenen Beiträge sogar - mit freundlicher Genehmigung - einer Fan-Website entnommen. Alles in allem muss man sich das Zusatzmaterial nicht wirklich geben, ist aber dafür auch recht schnell gesichtet.

Fazit
UFO muss man nicht unbedingt kennen. Die Serie ist kein Meilenstein, obwohl die Richtung für die spätere "Mondbasis Alpha 1" bereits sichtbar wird und Mitte der Neunziger ein erfolgreiches PC-Spiel, nämlich "UFO/X-Com", eng auf diesem Stoff fusst . Die 6 DVD Gesamtedition richtet sich augenscheinlich an ausgesprochene SciFi-Nostalgiker, welche mindestens eine satte Drei, wenn nicht gar eine Vier, als erste Ziffer ihrer Altersangabe aufweisen. Ein paar wenige gute Ideen werden von der unausgegorenen Story geplättet, von klischeebeladen-dümmlichen Dialogen gebügelt und mit quitschbuntem, unrealistischem Schnickschnack übertüncht. Positiv anmerken sollte man, dass erstmals alle 26 Folgen unzensiert, digital re-mastered vorliegen. Das maue Bonusmaterial bietet nur wirklich Interessierten einen geringen Mehrwert.

Die DVD-Daten auf einen Blick:
OT: "UFO"
GB 1971
Genre: Science Fiction, TV-Serie
DVD 2008, Epix / EuroVideo
Version: 6 DVD Gesamtedition, FSK 12
EAN: 4009750222102
Laufzeit: ca. 1248 Min. - 26 Episoden á 48 Min.
Bildformat: 4:3 Fullscreen (1,33:1)
Soundformat: DD 2.0 Mono (Deutsch und Englisch)
Bonus: Episodenführer, Figuren- und Fahrzeugportraits, Anderson-Biographie, Vergleich Vor- und Abspann (deutsch/englisch), Bildergalerien und div. Trailer. Trivia-Easteregg.

Produktion: ITC, Gerry & Sylvia Anderson
Idee und Drehbuch: Gerry Anderson
Musik: Barry Gray
Kamera: Brendan J. Stafford
Regie: Gerry Anderson, David Lane, Ken Turner, Alan Perry, David Tomblin, Ron Appleton, Cyril Frankel, Jeremy Summers

Darsteller u.a.: Ed Bishop (Commander Ed Straker), George Sewell (Colonel Alec Freeman), Michael Billington (Colonel Paul Foster), Vladek Sheybal (Dr. Doug Jackson), Wanda Ventham (Colonel Virginia Lake), Gabrielle Drake (Lieutenant Gay Ellis), Dolores Mantez (Lieutenant Nina Barry)