Mo Hayder: Die Sekte Testbericht

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ab 9,74
Auf yopi.de gelistet seit 03/2007
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Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  anspruchslos
  • Unterhaltungswert:  hoch
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Stil:  ausschmückend

Erfahrungsbericht von BulmaZ

Shiny happy people.

3
  • Niveau:  anspruchslos
  • Unterhaltungswert:  durchschnittlich
  • Spannung:  hoch
  • Humor:  kein Humor
  • Stil:  ausschmückend
  • Zielgruppe:  Männer

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

In letzter Zeit hatte ich es ja eher mit Fantasy bzw. ganz aktuell mit einem Genre, dem ich sonst eigentlich weniger zugetan bin. So stand nach Beendigung des letzten Romans für mich fest, dass wieder einmal ein Thriller hermusste. Nicht ganz unschuldig an meiner Wahl war die Empfehlung, die ich kurz zuvor für die Autorin bzw. auch das betreffende Buch erhielt. So wurde nicht lange überlegt, sondern zugegriffen.
Zur eigentlichen Kaufentscheidung hat ?wie so oft- der Text auf der Rückseite des Romans beigetragen. Der klang nach einem etwas anderen Thriller fernab allen Mainstreams. Vor allem aber war ich gespannt auf einen eventuellen Genremix aus Thriller und Horror.

Die Sekte - Mo Hayder

-= Bezugsquelle & Preis =-

Gekauft habe ich den Roman bei eBay. Dort habe ich ohne Porto 2,00 Euro bezahlt.
Neu kostet das Taschenbuch 8,95 Euro.

-= Eckdaten zum Roman =-

Titel: Die Sekte
Originaltitel: Pig Island
Autorin: Mo Hayder
Übersetzung: Rainer Schmidt
Verlag: Goldmann
Erscheinungsjahr: 2007
Genre: Thriller / Horror
Seitenanzahl: 382 Seiten

-= Die Autorin =-

Hayder verließ bereits mit 15 Jahren ihren Geburtsort Essex, um einige Jahre in London in Bars und Kneipen zu arbeiten. Nach ihrer Heirat zog sie nach Japan, wo sie u. a. als Hostess und Englisch-Lehrerin in Tokio arbeitete. Nachdem sie weite Teile Asiens bereist hatte, absolvierte sie ein Studium an der American University in Washington DC und schloss dieses mit einem MA in Film ab. Daran schloss sie ein zweites Studium an der Bath-Spa-Universität an und machte dort den MA in "Creative Writing".
Mo Hayder lebt heute mit ihrem Lebensgefährten und ihrer kleinen Tochter als freie Schriftstellerin in Somerset.
Quelle: www.wikipedia.de

-= Die Geschichte =-

Der mehr oder weniger brotlose Journalist Joe Oaks ist bereits vor einigen Jahren aufgrund eines persönlichen Vorfalls bereits einmal mit dem Sektenführer Malachi Dove aneinander geraten. Zusammen mit seinem Gefolge soll er nun auf einer kleinen Insel vor der Schottischen Küste leben. Jeder Journalist brennt darauf, die Insel zu betreten und hinter die Kulissen zu blicken. Doch nur Joe Oaks, Oaksy genannt, erhält die Erlaubnis. Auf der Insel angekommen, stellt sich bald heraus, dass Malachi Dove sich von seinen Anhängern abgewandt hat und nun vollkommen isoliert auf der anderen Seite der Insel lebt. Zur Abschreckung vor unliebsamem Besuch hat er Kameras und Schweineköpfe rund um sein Refugium drapiert. Oaksy lässt sich davon nicht abschrecken und begibt sich entgegen aller Warnungen mithilfe der jungen Sovereign zum Hause Doves.

Natürlich geht die Exkursion gehörig schief und Doves Rache wird schrecklich. Er prophezeit Oaksy, dass er sein Seelenleben ruinieren wird. Den Anfang stellt der Mord an allen 30 Mitgliedern der Sektengemeinde dar. Joe Oaks begibt sich dennoch ein weiteres Mal zum inzwischen verlassenen Haus von Malachi Dove, um dort etwas über dessen Verbleib zu erfahren. Mit dem, das er tatsächlich findet, hätte er jedoch nicht gerechnet. Die Zerstörung Oaksys Seelenlebens nimmt Schritt für Schritt seinen Lauf?

-= Eigene Eindrücke =-

Sekten, okkulte Riten und alles, was damit verbunden ist oder sein mag, haben schon immer mein literarisches Interesse geweckt. So wurde ich bereits mit Erscheinen des Romans vor zwei Jahren auf ?Die Sekte? neugierig. Da ich aber ungern gebundene Bücher kaufe, dauerte es also bis jetzt, ehe ich dazu kam, herauszufinden, ob der Klappentext halten kann, was er verspricht.
Sehr lange sieht es auch tatsächlich danach aus. Die Geschichte beginnt ohne Umschweife mit einem kleinen Rückblick auf die Ereignisse, die dazu führten, dass Joe Oaks auf Malachi Dove aufmerksam wurde. Schnell weiß der Plot sich zu steigern, sodass man den Roman nicht mehr weglegen möchte. Mo Hayder wirft geschickt viele Fragen auf, die man sich nicht zu beantworten in der Lage sieht. Die Spannung steigt auch angesichts der Klischees, die hinsichtlich der Rituale, die man mit Sekten verbindet, aufgeworfen werden. Ans Festland gespülte Teile von Schweinen, aufgespießte Schweineköpfe, eine eigentlich friedliche Gemeinde in Angst und Schrecken vor jenem, der mit ihnen auf der kleinen Schottischen Insel wohnt. Gelungene Voraussetzungen für einen genrekonformen Thriller, der zudem noch geschickt positionierte Horrorelemente in sich vereint. Soweit zu den ungefähr ersten zwei Dritteln des Romans.
Grade, wenn man allerdings denkt, man habe sich in die Geschichte gefunden und alles steuere auf einen fast schon apokalyptischen Höhepunkt zu, dreht der Plot vollkommen ab. Das meine ich übrigens im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht nur, dass der ein oder andere Aspekt plötzlich unlogisch und aus der Luft gegriffen wirkt. Nein, die Geschichte nimmt eine wirklich so bescheuerte Wendung an, dass ich mich ernstlich fragen musste, ob die gute Frau Hayder irgendwelche schlechten Pilze zu sich genommen hat. Ohne zuviel verraten zu wollen, möchte ich dennoch erwähnen, dass die Protagonisten sich auch vor dem Hintergrund eines sexuellen Aspekts auf einmal so daneben benehmen, dass es einfach nicht mehr nachzuvollziehen ist. Zeitweilig hatte ich den Eindruckt, als würde der eigentliche Plot, die Haupthandlung, aus den Augen verloren sein. Das, was im Endeffekt die Geschichte kaputt macht und damit auch die Spannung ins Hintertreffen geraten lässt, wirkt, als wäre es von der Autorin, ohne groß nachzudenken, mit Gewalt in den Handlungsverlauf geschustert worden. Vielleicht bin ich nicht morbide genug, um damit umzugehen oder vielleicht hatte ich auch völlig andere Erwartungen an das, worauf die Geschichte zusteuert. Fakt ist jedoch, dass mir dieses letzte Drittel des Romans die gesamtem zwei Drittel vorher komplett versaut hat. Schade, Mo ? dabei hat doch alles so viel versprechend angefangen. Ich glaube auch, dass ich noch nie einen Roman gelesen habe, bei dem sich auf den letzten gut 100 Seiten meine Meinung noch so drastisch geändert hat.

Nichts desto Trotz kann die Autorin mit einem Schreibstil überzeugen, der unglaublich flüssig ist. Die Satzstrukturen sind klar und eindeutig, sodass ein schnelles Lesen durchaus möglich ist. Hat man Gefallen an dem Plot gefunden, ist es sicher nicht unmöglich, den Roman an einem Nachmittag durchzulesen. Was mir allerdings mit zunehmender Frequentierung negativ aufgefallen ist, war die Tatsache, dass der Protagonist für meine Begriffe gefühlte 20 Mal zuviel ?Fuck!? gesagt hat. Fluchen ist ja okay, aber bin ich nicht so verklemmt, dass mir eine kernige Wortwahl oder gar die Verwendung von Schimpf- oder Fäkalwörtern negativ aufstoßen würde. Hier wird es allerdings irgendwann echt zuviel. Sicher mag dies zur Verbildlichung der Figuren beitragen, dennoch hätte man sich in der Häufigkeit der Verwendung doch etwas im Zaum halten können.
Alles in allem ist der Schreibstil aber abgesehen von dem Beschriebenen wirklich gut und flüssig sowie sehr rasant zu lesen. Dazu bei trägt sicher auch die Ich ? Perspektive, in der der Roman geschrieben ist. Diese wechselt ab der Mitte immer wieder mal zwischen Joe Oaks und seiner Frau Lexie. Beeindruckend ist dabei übrigens, dass man deutliche Unterschiede zwischen der weiblichen und der männlichen Sicht- bzw. Schilderungsweise bemerkt. So kommt grade der männliche Part recht authentisch herüber, was ich als interessant verbuchen möchte, da der Roman ja immerhin von einer Frau geschrieben wurde. Die Ausdrucksweise, sämtliche Schilderungen ? alles wirkt sehr echt und keineswegs künstlich oder aufgesetzt.
Zu guter Letzt möchte ich mich kurz den wesentlichen Figuren in diesem Roman widmen.
Als erstes zu nennen wäre da wohl der Journalist Joe Oaks, der einen leichten Hang zu erhöhtem Whisky- und Bierkonsum zu haben scheint, zumindest im weiteren Verlauf der Handlung. Der von sich selbst und von Freunden genannte Oaksy wirkt von Beginn an etwas anders als man es vielleicht von ?herkömmlichen? Figuren in diesem Genre kennen mag. Oaksy wirkt zuweilen verbittert, desillusioniert. Hinzu kommt, dass er mit seiner Ehe eigentlich abgeschlossen hat. Deutlich wird dies nicht nur an den klaren Aussagen, die er an den Leser selbst richtet, er habe keine Lust mehr auf seine Frau, sondern auch an den vollkommen unterkühlten und zuweilen eiskalten Dialogen zwischen ihm und seiner Frau Lexie. Des Weiteren wirkt der Journalist aber zielstrebig und so, als könne er sich in eine Sache verbeißen, wenn sie ihn erstmal packt. Eindrucksvoll wird dies wohl bewiesen, indem er dreimal zum Haus von Malachi Dove aufbricht, obwohl dieser ihn schon beim ersten Mal schwer verwundet hat. Ich würde Joe Oaks weder als sympathisch noch als unsympathisch bezeichnen wollen. Eher als einen Zeitgenossen mit dem im realen Leben vielleicht nicht jeder klar käme.
Ähnlich verhält es sich mit Lexie. Diese wendet das Wort quasi in Form von Briefen an ihren Therapeuten an den Leser. Auch sie hat mit ihrer Ehe abgeschlossen, liest man von den Avancen, die sie ihrem Chef macht. Lexie wirkt ebenso unterkühlt wie ihr Mann, grade zur Mitte hin aber fast auch fanatisch, wenn sie wirklich etwas erreichen will. Fakt ist, dass beide gehörig einen an der Klatsche haben.

Bis zum letzten Drittel des Romans "Die Sekte" habe ich wirklich ernsthaft überlegt, ob ich volle fünf Sterne vergeben soll. Denn ich hatte rein gar nichts auszusetzen ? Spannung war durchgehend gegeben, es gab zwei interessante Erzählperspektiven und der Schreibstil ist unkonventionell, aber flüssig. Besagtes letztes Drittel hat es dann allerdings geschafft, den Roman so sehr zu versauen, dass ich nun nur noch zu wohlwollenden drei Sternen tendiere. Mir persönlich werden die Geschehnisse und Handlungen der Personen ab da zu abgedreht und wenig nachvollziehbar, dass ich fast ein wenig angewidert war. Dennoch handelt es sich aber durchaus um einen eigentlich spannenden Roman, bei deren Schlussteil wohl jeder selbst überlegen muss, wie er ihn bewertet.

42 Bewertungen, 7 Kommentare

  • anonym

    25.07.2011, 11:50 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöne Grüsse, Talulah

  • mima007

    22.07.2011, 12:42 Uhr von mima007
    Bewertung: besonders wertvoll

    bw. Viele gruesse, mima007

  • Nina1805

    21.07.2011, 14:32 Uhr von Nina1805
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH! Freue mich immer über Gegenlesungen! Lg.

  • cleo1

    21.07.2011, 13:52 Uhr von cleo1
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG cleo1

  • morla

    21.07.2011, 13:40 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg. ^^^^^^^^^^^^petra

  • katjafranke

    21.07.2011, 11:24 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele liebe Grüße KATJA

  • Luna2010

    21.07.2011, 09:52 Uhr von Luna2010
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gut gelungen. Ich freue mich über Gegenlesungen und wünsche noch einen schönen Tag =)