Für jede Lösung ein Problem Testbericht

Beim Stöbern im Buchladen fiel mir das Taschenbuch "Für jede Lösung ein Problem" von Kerstin Gier in die Hände. Da mich der Klappentext auf der Rückseite sehr ansprach, entschied ich mich kurzerhand für den Kauf dieses Frauen-Romans für 7,95 EUR. Die Geschichte ist in der Ich-Form geschrieben und leicht und flüssig zu lesen. Das Buch enthält 300 Seiten und 18 Kapitel.

Zur Geschichte:
Dieser Roman handelt von Gerda Thaler, von allen nur Gerri genannt, einer alleinstehenden Autorin für Groschenromane. Ihr Leben verläuft nicht gerade rosig. Mit 30 ist sie immer noch Single und hat keine Kinder, was ihr ihre Familie ständig vorhält. Da ist es auch nicht besonders hilfreich, dass ihre drei älteren Schwestern alle in festen Händen sind und teilweise schon eine eigene Familie gegründet haben. Als einzige übt sie mit dem Schreiben von billigen Liebes- und Arztromanen keinen "vernünftigen Beruf" aus und sie gilt daher insgeheim als das "schwarze Schaf der Familie". Nichts kann sie ihren Eltern rechtmachen und wird ständig kritisiert und niedergemacht.
Ihr Freundeskreis ist auch keine große Hilfe, damit sie sich besser fühlt. Alle sind verheiratet und haben teilweise schon Kinder, was die Gesprächsthemen auf Familie und Kindererziehung beschränkt, wobei Gerri natürlich nicht mitreden kann.
Als auch noch ihre beste Freundin Charly ihr erstes Kind erwartet und Gerri zu allem Überfluss ihren Job verliert, gibt ihr das den Rest und sie beschliesst kurzerhand, sich das Leben zu nehmen. Da kommt es ihr gerade recht, dass ihr ihre Mutter nach dem sonntäglichen Mittagessen bei den Eltern einen Schuhkarton voll mit Schlaftabletten in die Hand drückt mit der Bitte, diese bei der Apotheke zu entsorgen. Nun plant sie gründlich ihr Ableben und schreibt an alle Freunde, Verwandte und Bekannte Abschiedsbriefe, in denen sie nicht zimperlich mit der Wahrheit umgeht und ihnen mal so richtig die Meinung sagt.
Als ihr Plan jedoch gründlich schief geht und sie noch lebt, hat sie ein neues Problem. Alle Briefe sind bereits auf dem Weg zu ihren Empfängern und jetzt wissen alle, was Gerri wirklich von ihnen hält. Doch ist es wirklich so schlimm, zur Abwechslung mal die Wahrheit zu sagen und nicht immer einem die heile Welt vorspielen zu müssen? Nach ihrem missglückten Selbstmordversuch ändert sich Gerris Leben von einem Tag auf den anderen.
Aber lest selbst! ;-)

Fazit:
Insgesamt ist es eine witzige, kurzweilige Geschichte, die ich in zwei Tagen durchgelesen hatte. In vielen Situationen habe ich mich selber wiedererkannt, z. B. in der Tatsache, dass Gerri immer noch Single ist und ständig drauf angesprochen wird. Ich bin selber seit Jahren Single und muss mir Sprüche wie "Was macht die Liebe?" oder "Hast du endlich jemanden kennen gelernt?" anhören, was ziemlich nervtötend ist. Ausserdem haben viele meiner Freunde mittlerweile Kinder und ich kann mich gut in Gerri reinversetzen. Man fühlt sich wie von einem anderen Stern, weil man völlig unterschiedliche Leben führt und andere Prioritäten setzt.
Dann sind da noch die lieben Verwandten, die einem immer das perfekte Familienleben vorspielen wollen, das aber alles andere als perfekt ist. Da ist z. B. Gerris Mutter, die sich für ihre alleinstehende Tochter schämt, weil deren Leben so gar nicht zu ihren Vorstellungen passt und deshalb ständig an Gerri rummeckert.

Normalerweise lese ich solche Romane nicht, doch diemal wollte ich es mal versuchen, vor allem, weil das Buch gute Kritik erhalten hat und sich der Klappentext sehr interessant anhört. Ich finde die Geschichte zum Teil kitschig und sehr unrealistisch, besonders, weil am Ende alles Friede, Freude, Eierkuchen ist und für Gerri alles bestens läuft. Außerdem erscheint mir die Romanheldin sehr naiv und unreif. Wenn man darüber aber hinwegsehen kann und nicht zuviel drüber nachdenkt, hat man durchaus Freude an dem Buch.

Was mir allerdings gar nicht gefällt, ist, wie locker die Autorin mit dem Thema Suizid und Depressionen umgeht, auch, wenn sie am Ende schreibt, dass es nicht ihre Absicht war, sich darüber lustig zu machen und dieses Thema zu verharmlosen. Man entscheidet sich nicht von heute auf morgen für einen Selbstmord und nachdem dieser misslungen ist, ist längst nicht alles wieder okay. Man benötigt professionelle Hilfe, um seine Probleme aufzuarbeiten. So kann ich eigentlich nur davon ausgehen, dass der Hauptcharakter nochmals den Freitod wählen würde, sobald mal wieder alles aus dem Ruder liefe. Ich weiß, Gerri ist eine frei erfundene Person und vielleicht sehe ich das Ganze zu eng, aber so denke ich und darüber kann ich nicht so leicht hinwegsehen.

Wenn man zwischendurch mal Lust auf eine witzige und kurzweilige Geschichte hat und über einige Dinge hinwegsehen kann, kann ich dieses Buch nur empfehlen. Insgesamt erhält es von mir 4 Sterne.