Ringo Testbericht

Man sollte es nicht glauben - aber "Ringo" von 1973 ist tatsächlich eine der schönsten Solo-Beatles-Platten - aber eigentlich ist es kein Wunder, haben doch die anderen drei Ex-Beatles kräftig mitgeholfen und Ringo tolle Songs geschrieben. Alleine George Harrisons "Photograph" (das war auch die Single-Auskopplung und Ringo Starrs größter Solohit, den er übrigens auch beim schönen George-Harrison-Gedenkkonzert im Jahr 2002 gespielt hat), John Lennons ironisches (aber nicht böswilliges) "I'm the greatest" und Paul (und Linda) McCartneys gewohnt romantisch-melodiöses, leicht bis mittelschwer kitschige Balladen "Six'o'Clock" lohnen den Kauf. Und Ringos Cover von "You're sixteen" ist einfach ein Gute-Laune-Rocker, den man immer wieder gerne hört. Außerdem: Ringo Starr ist und bleibt der charmanteste Beatle, und seine warme, sanfte, wenn bekanntlich auch nicht besonders umfangreiche Stimme hat eine ganz spezielle Qualität.
"Ringo" ist darüber hinaus mit Sicherheit das beste Album des ehemaligen Beatles-Drummers; zum Erscheinungsdatum Mitte der siebziger Jahre war das kreative Potential der Band eben noch nicht verbraucht, und die alten Qualitäten scheinen hier sozusagen noch zum Greifen nah in der Luft zu liegen. Jedenfalls kann man sich kaum vorstellen, dass George Harrison ein paar Jahre später eine solch raffinierte und dabei doch wunderbar eingängige Komposition wie "Photograph" gerade mal so verschenkt hätte - die hätte er da nämlich selbst dringend brauchen können.
Interessant ist übrigens auch das Cover, das mit seinem Ensemble nicht nur entfernt an das legendäre Beatles-Album Sgt. Pepper erinnert. Nur dass hier eben Ringo vorne steht, und nicht mehr die Gruppe (seufz! - aber vielleicht war es auch nur gut dass sie sich 1970 rechtzeitig getrennt haben - siehe Rolling Stones bzw. die abfallende Qulität der Solokarrieren...) Und wer ein bisschen sucht, wird die anderen drei im Publikum entdecken... sogar samt den jeweiligen Beatles-Frauen.
Die Klangqualität ist top, für die alte Aufnahme, und bei dem niedrigen Preis ist das Album eigentlich so gut wie geschenkt.