Epson Stylus SX205 Testbericht

Weil ich ein neues Multifunktionsgerät - also Drucker und Scanner in einem Gerät - brauchte, entschied ich mich nach relativ kurzer Suche für den Epson SX 205 für 59 Euro.

Im Gegensatz zu meinem Epson Vorgänger-Modell (CX 3650) hat dieses Gerät sogar ein Kartenlesegerät eingebaut und zusätzlich noch einen USB-Anschluss. Der USB-Anschluss ist jedoch weit in einem knapp 1 cm tiefem Loch versenkt und bleibt somit für die meisten USB-Sticks unerreichbar. Ohnehin erfährt man über den Druck von Fotos durch Nutzung dieses USB-Anschluss in der Bedienungsanleitung nicht viel. Man soll das Handbuch der Kamera zu Rate ziehen, wird aber direkt gewarnt, dass abhängig von der Kamera viele Einstellungen, Papier-Größen und -Typen nicht unterstützt werden. Da greift man doch lieber gleich zum Direktanschluss an den PC oder zur Speicherkarte.

Tatsächlich kann man nämlich direkt von der Speicherkarte Bilder ausdrucken: Nimmt man die Speicherkarte z.B. aus der Kamera und steckt sie in den Drucker, wird zuerst ein Index-Blatt mit sämtlichen gespeicherten Bildern ausgedruckt. Auf diesem Ausdruck kreuzt man die Bilder an, die man ausdrucken möchte sowie Größe und Anzahl. Dieses Blatt wird dann eingescannt und tatsächlich erkennt der Drucker welche Bilder man haben will und druckt diese aus. Schon beeindruckend. Auch für Kopien, ob SW oder Farbe, genügt ein Knopfdruck. Die Anzahl ist mit "1" voreingestellt, und lässt sich bis 99 einstellen.
Trotzdem wird alles einfacher und vielfältiger, wenn man das Gerät an den PC anschließt.

Die Scan- und Drucksoftware ist - wie ich erhofft hatte - ähnlich den Vorgänger-Modellen und sehr umfangreich, allerdings mit einigen Neuerungen. Besonders hervorzuheben ist hier der ABBYY-FineReader: Man scannt einen Text und das Programm überträgt diesen als Bild gescannten Text tatsächlich ins Word-Format, zudem stehen noch eine Vielzahl von Sprachen zur Auswahl. Ich habe es sofort ausprobiert und es funktioniert tatsächlich, wenn auch nicht ganz fehlerfrei. Bei einem dreispaltigen Zeitungsartikel z.B. erkannte der Reader nur fünf Worte nicht richtig, das lässt sich mit ein paar Mausklicks aber leicht beheben. Ein riesiger Fortschritt nach meiner Meinung, Texte nun nicht mehr abschreiben zu müssen sondern einfach mit diesem ABBYY-Reader scannen zu können.

Allerdings unpraktisch und wenig hilfreich ist die veränderte Druck-Software bei Einstellung der Papiersorten beim Fotodruck. Konnte man bei der alten Software neben den verschiedenen Epson-Papiersorten immerhin noch "Fotopapier" angeben, ist nun nur noch eine Auswahl aus Epson-Papier-Sorten möglich (Epson Glossy, Epson Premium Glossy, Epson Ultra Glossy, Epson Matte, Epson Premium Semigloss). Ansonsten bleibt nur noch die Auswahl "Normalpapier", das aber auch bei normalem Textdruck angegeben ist, und kaum als Fotopapier bezeichnet werden kann. Hat man also kein (teures) Epson-Papier zur Hand, wird einem die optimale Einstellung des Fotodrucks schwer gemacht.
Welche Einstellung soll man wählen, hat man z.B. handelsübliches hochglänzendes Fotopapier? Aus rein kommerziellen Gründen wird einem hier der optimale Fotodruck erschwert.

Eine echte Enttäuschung ist das mitgelieferte sogenannte "Benutzerhandbuch", das diesen Namen absolut nicht verdient. Dieses ist gleich für mehrere Modelle zuständig, und die Bilder stimmen so nicht mit dem gekauften Drucker überein. Dieses aus einem DIN-A-1-Blatt gefaltete Heft von 40 Seiten ist gleich für vier Sprachen zuständig, und zwar so, dass man auf jeder Seite mühselig die deutsche Beschreibung zu den Abbildungen unter den übrigen Sprachen heraussuchen muss. Wirklich sehr unpraktisch. Zudem geht diese Anleitung alles andere als ins Detail, wichtige Fragen bleiben offen, vieles, wie z.B. der Patronenwechsel, wird überhaupt nicht angesprochen. Noch enttäuschender ist das sogenannte Online-Handbuch, wo die Erklärungen wirklich nur noch aufs Selbstverständliche reduziert sind und das man sich ganz hätte sparen können. Es ist gelinde gesagt eine Unverschämtheit, dass es Epson bei so einem technisch umfangreichen und vielseitigen Produkt nicht ein mal mehr für nötig hält, ein Benutzerhandbuch oder eine Gebrauchsanweisung - sei es nun auf Papier oder online - zur Verfügung zu stellen. Vieles muss man sich in mühevoller und zeitraubender Kleinarbeit selbst erarbeiten. Dass es besser geht, zeigen nicht zuletzt die Vorgänger-Modelle.

Der Druck sowohl von Texten wie von Fotos erfolgt deutlich schneller als beim Vorgänger-Modell, allerdings recht lautstark. Die Druckqualität ist nach meiner Einschätzung gut, allerdings bin ich weder Experte noch habe ich da professionelle Ansprüche.

Auch dieser Drucker benötigt vier Patronen, die einzeln auswechselbar sind. Allerdings ist auch hier eine fragwürdige technische Neuerung zu beklagen. Konnte man beim alten Modell noch Patronen austauschen wann man es wollte, so bestimmt nun ausschließlich der Drucker, wann eine Patrone ausgetauscht werden darf. Nur wenn er entscheidet, dass eine Patrone leer ist, fahren die Patronen in die Position, in der eine Auswechslung gewaltlos möglich ist.
Und beschränkte sich die alte Software noch darauf, den Nutzer zu warnen, wenn keine Original-Patronen eingelegt waren, so verweigert er jetzt sogar seinen Dienst, wenn Fremdpatronen eingelegt oder mit Epson-Patronen gemischt werden. Der Patronenwechsel gestaltet sich so nicht selten zur Katastrophe. Tauscht man z. B. eine Patrone aus, weil sie leer ist, erkennt der Drucker anschließend alle vier Patronen nicht mehr. Diese überflüssige Pedanterie hat offensichtlich nur ein Ziel: den Verkauf von epson-Tintenpatronen. Praktischerweise erhält man dann unaufgefordert gleich noch Angebote für Epson-Patronen. Unzählige Male wiederholt man den Austausch und startet den Drucker erneut, bis man endlich Glück hat und der Drucker die Patronen akzeptiert. und nach nervenden Warnungen endlich weiter druckt.

Ebenso ist es sicher nicht dem technisch Möglichen, sondern der finanziellen Unersättlichkeit des Herstellers geschuldet, dass auch z.B. zum Schreiben eines rein schwarzen Textes sämtliche Farbpatronen eingelegt und gefüllt sein müssen.
Darüber hinaus ist die Software so übersensibilisiert, dass auch zuvor schon erkannte und benutzte Patronen zwischendurch immer wieder nicht erkannt werden und der Druck verweigert wird. Regelmäßig passiert das beim Austausch. So wird ein nerviges und zeitraubendes Entnehmen und Wiedereinsetzen von Patronen erforderlich, bis "mein" Drucker endlich die ökonomischen Interessen seines Herstellers für gewahrt erachtet und weiterdruckt. Dies ist zudem auch kostspielig, weil bei jedem neuen Einlegen einer Druckerpatrone Tinte verbraucht wird. Viele Billig-Patronen landeten auch schon im Müll, obwohl sie voll waren, weil der Drucker sie einfach nicht anerkannte. Und das, obwohl ich schon die im CB-Test recht gut abgeschnittenen "Druck mich" Patronen gekauft hatte. Erst nach einigen Fehlversuchen habe ich endlich Billig-Patronen gefunden, die vom sx 205 als Original-Patronen erkannt und akzeptiert werden.

Interessant und hilfreich ist, dass Computer-Bild im Heft 11/2009 einen großen Tintentest mit verschiedenen Patronen-Sorten durchgeführt hat, bei dem auch die Patronen für diesen Drucker, den Stylus SX205, getestet wurden. Der Preis floss mit 30 % ins Testergebnis ein. Trotzdem erreichten die teuren Schwarzpatronen von Epson den 2. Platz, die Farbpatronen nur den 5. Platz. Testsieger wurde "Ink Swiss", das jedoch nach dem Test die Patronenpreise fast verdreifacht hat. Ich hab mich für den Zweitplatzieren "Druck mich" entschieden, für knapp 2 Euro pro Patrone. Eine Ersparnis von ca. 35 Euro gegenüber einem Satz Epson-Patronen. Bei eBay finden sich noch rebuilded no-name-Patronen für ca. 1 Euro pro Stück, aber die wollte ich mir für den neuen Drucker doch noch nicht antun.

FAZIT:
Für den Preis ist der Drucker o.k., allerdings nur, wenn man keine Original-Epson-Patronen benutzt. Sonst ist der Preis für die Tinte mit 61 Cent pro Textseite (laut CB-Test) eindeutig zu hoch.
Der Drucker leistet ordentliche Arbeit, für manchen Geschmack ein wenig zu laut, was mich aber nicht stört. Die Software ist umfangreich und innovativ, das "Benutzer-Handbuch" ein schlechter Witz. Leider wird die Software auch immer mehr in die Richtung entwickelt, den Benutzer zu bevormunden und seine Entscheidungsfreiheit einzuschränken. Wann man Patronen auswechselt entscheidet nun nur noch die Software. Ich habe keine Möglichkeit gefunden, die Patronen in Auswechsel-Position zu bekommen. Nur wenn eine Patrone leer ist, weist der Drucker darauf hin und geht auf Knopfdruck in die entsprechende Position, in der man die Patronen auswechseln kann. Wie man die Patronen entfernen soll, wie es Epson z.B. für den Transport empfiehlt, dies bleibt ein Geheimnis der Software-Entwicklungs-Diktatoren.
Auch dass man verschiedene Papiersorten beim Fotodruck einstellen kann, ist eigentlich ein Vorteil, der sich allerdings zum Nachteil entwickelt, wenn ausschließlich Fotopapier-Sorten von Epson zur Auswahl stehen.

Man gewinnt den Eindruck, für Epson ist der Drucker betriebswirtschaftlich nur noch ein Zubehör für die eigentlichen Haupt-Produkte Tintenpatronen und Fotopapier.