Canon XM 2 Testbericht

ab 790,74
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Summe aller Bewertungen
  • Bildqualität:  gut
  • Bedienkomfort:  gut
  • Akkulaufzeit:  lang
  • Verarbeitung:  gut
  • Zuverlässigkeit:  gut
  • Tragekomfort:  gut
  • Support & Service:  durchschnittlich

Erfahrungsbericht von kathala

Irgendwie süß und all in all echt toll

4
  • Bildqualität:  gut
  • Bedienkomfort:  gut
  • Akkulaufzeit:  lang
  • Verarbeitung:  gut
  • Zuverlässigkeit:  sehr gut
  • Tragekomfort:  gut
  • Support & Service:  schlecht
  • Besitzen Sie das Produkt?:  ja

Pro:

professionelles Bild, exzellenter Stabilisator, gute Verarbeitung

Kontra:

Randabdunklung der Optik, der manuelle Fokus, unklares Sucherbild

Empfehlung:

Ja

Die XM2. Eigentlich wollte ich die XL1s, als ich im Frühjahr 2003 eine neue Kamera kaufte, diesmal eine professionelle digitale. Vorher hatte ich die Hi8-Pro Sony VX1 – das Handling absolutes High End, das Bild leider nicht – und eine Digital8.

Auf einem einwöchigen On-Location-Dreh in London mit der kleinen D8 wurde mir klar, dass die XL 1s für dieses Projekt kaum bis gar nicht geeignet gewesen wäre, einfach wegen Größe, Gewicht und Handling. Nachdem ich mir etwa das ganze Internet nach Erfahrungsberichten zu beiden durchgesehen hatte, kam ich schließlich zur XM 2. Für mich waren Größe, LCD und Zoomoptik samt Flourit-Glas letztlich die Entscheidungsgründe. Und alles in allem würde ich die XM auch wieder kaufen, wenngleich ich keinen Vergleich zur XL habe.

**Was mir an der XM 2 sehr gut gefällt**
die Bildqualität. Erste Tests mit dieser für Profi-Maßstäbe doch recht preiswerten Digitalen beeindruckten mich durchaus, und ich bin durchaus anspruchsvoll! Die Farbwiedergabe und das Lowlight sind sehr gut, Welten von der VX1 entfernt.
Der Bildstabilisator ist sehr leistungsfähig und übertrifft den guten elektronischen meiner Sony D8 um Längen. Ich war schlicht begeistert, wenngleich dies auch zum Zittern verführt und ich mich immer wieder dazu ermahnen muss, das Ding gefälligst so ruhig zu halten, als hätte sie keinen IS – dann wirken die Bilder fast wie vom Stativ.

Der mitgelieferte Akku hält lang, ich leistete mir aber erst mal noch den dicken Ersatzakku. Damit sind Tagesproduktionen ohne Nachladen drin. Der externe Lader der XM ist ein sehr sinnvolles Zubehör, was man heute kaum mehr findet (übrigens auch nicht an der VX2000/2100 von Sony).
Das Handling der Kamera macht alles in allem Spaß. Sie liegt gut in der Hand, wenn man sich vom kleinen D8-Mini erst mal umgewöhnt hat. Das Gehäuse ist solide und doch leicht – das Gewicht ideal zum Ruhighalten. Besonders gefallen mir der Handgriff an der Oberseite und die zusätzlichen Steuertasten daran. Die habe ich an der sonst sehr ergonomischen VX1 immer vermisst. Verbunden mit dem LCD lässt sich so aus jeder Perspektive problemlos drehen.

Der Sound ist wirklich gut, mehr kann man wohl auch nicht erwarten von einem Mikro dieser Größe und Preisklasse. Die letzte Finesse eines „teuren“ externen Mikros aber fehlt. Dafür ist der Sound manuell aussteuerbar, die Automatik allerdings liefert fast immer guten Ton.

Allgemein begeisterten mich die manuellen Funktionen – einer der Gründe, warum keine der neueren Sony-Cams für mich in Betracht kam. Die manuellen Steuerungsoptionen der damals aktuellen VX2000 sind fast lächerlich, haben etwas von Draufhalten und Drehen, nur vielleicht auf etwas höherem Niveau als mit einer billigen Cam von Aldi. Immerhin kostet die Sony 2000 etwa so viel wie die XL1s – und das halte ich für nicht angemessen.

Weitere nette Features der XM 2 sind der 20-fache Zoombereich, die gute Weißbalance und die beigelegte große Augenmuschel, mit der ich ausschließlich arbeite. Auch die Clear-Scan-Funktion ist interessant, mit der man flimmerfrei einen Monitor abfilmen kann. Leider wird das in der Anleitung nicht sehr verständlich beschrieben. Ansonsten aber ist auch die Anleitung sehr übersichtlich und mit etwas Erfahrung und Hintergrund reichen zwei Tage, um sich in die Kamera einzuarbeiten.
Der Service seitens Canon ist leider keine Hilfe: die FAQs geben nichts her, eine Mail-Anfrage bescherte mir nur eine Bearbeitungsnummer und die Zusicherung, in zwei Wochen eine Antwort zu erhalten - das war vor etwa einem Jahr.


**Was mir nicht gefiel**
Vor allem die extreme Randabdunklung des Zoomobjektivs. Zoome ich dieses ganz durch, sind selbst für Laien und bei alltäglichen Motiven erkennbare Verdunklungen am Rand festzustellen, welche weder Automatik noch eine manuelle Steuerung kompensieren. Eigentlich sollte das bei einem Gerät dieser Größen- und Preisklasse anders lösbar sein, notfalls eben nur mit einem 16-fachen Zoom. Dazu kommt, dass das Objektiv insgesamt einen großen Lichtverlust mit zunehmender Brennweite hat: im Weitwinkel-Bereich öffnet es bis Blende f/1.6, im Tele nur noch bis f/2.9 – das sind zwei ganze Blenden, so viel haben andere Camcorder auch mit 20-fachem Zoom nicht.

Die manuelle Fokussierung geht zwar leicht und griffig über den Fokus-Ring, allerdings gibt es keine Entfernungsanzeige oder Fern-/Nah-Angaben, sodass man erst einmal ziemlich verloren rumdreht, bis irgendwann Routine rein kommt. Zudem gibt es keinen linken oder rechten Anschlag, das Ding dreht sich wie man will. Das haben andere Anwender schon bemängelt, ich kann/muss es bestätigen.

Als VX1-User vermisse ich das manuelle Zoom (einfach super für Konzerte und dergleichen!) und die noch einen Tick manuellere Bedienung der VX – welche sich aber teilweise oder voll abschalten ließ: ich wählte eine maximale Signalverstärkung vor, die Kamera stellt Blende und Shutter passend ein. Wenn ich nun will, kann ich aber auch den Shutter ebenfalls noch vorgeben und die Automatik regelt nur die Blende. Oder ich gebe die vor und die Kamera macht den Rest – all das mit einer einzigen Taste. Da ist die XM etwas schwach.
Dafür ist die Kontrolle der manuellen Belichtung am LCD der XM 2 etwas präziser, wenngleich er (nächstes Manko) nicht an die Auflösung des CCD herankommt und das Kontroll-Bild v. a. im Sucher grauenvoll wirkt im Vergleich zum aufgezeichneten Video. Effekt: ich versuchte ständig, mit anderen Einstellungen etwas zu retten, z.B. die Detailzeichnung in hellen Partien, was längst gerettet war.

Ein Manko auch die Qualität der Foto-Funktion. Diese soll 1,7 MPix große Bilder liefern, welche de facto aber schon als VGA-Aufnahmen extrem körnig sind, auch bei exzellentem Licht. Das resultiert wohl aus der Interpolation, da die Auflösung der einzelnen CCDs keine 1,7 MPix betragen. Da ich aber Videos machen will, keine Fotos, kann ich damit leben. Meist dient diese Fotofunktion für mich nur als Cardreader für SD-Cards am Rechner.

Die XM2 verfügt als eine von wenigen Kameras über die Funktion einer Intervall-Aufnahme. In bestimmten Zeitabständen werden kurze Sequenzen von z.B. 0,5 oder einer Sekunde aufgezeichnet. Das ist theoretisch geschickt, um einen Sonnenuntergang statt in einer Stunde in 10 Sekunden zu zeigen. In der Praxis ergibt sich aber durch die lange minimale Aufnahmedauer von 0,5 Sek keine flüssige Bewegung mehr, da sich immer Standbilder (ein unbewegtes Motiv 0,5 Sek lang abgefilmt) und Motiv-Änderungen (also der Sprung von einer zur nächsten 0,5-Sekunden-Sequenz) abwechseln. Man sollte meinen, das fällt dem Auge noch nicht auf, tut es aber leider, z.B. bei ziehenden Wolken. (Die VX1 konnte 0,2 Sek Minimum, was sehr viel bessere Ergebnisse bringt). Außerdem werden etwa bei untergehender Sonne irgendwann die Bilder zu dunkel, sodass erst die Signalverstärkung in Aktion tritt und dann irgendwann der Autofokus spinnt. Letzteren kann man abschalten, ersteren aber nur mit vollmanueller Belichtung kompensieren, was bei Tag unmöglich ist, wenn immer wieder die Sonne durch die Wolkendecke bricht und sich die Helligkeit entsprechend verändert. Noch ein Pluspunkt für meine alte VX1.


**Resümee**
Die XM ist letztlich eine tolle Kamera, technisch wie optisch einfach süß, und die Arbeit damit hat mir bisher fast immer Spaß gemacht. Wie gesagt, die XL1s als interessanteste Alternative hatte ich bisher nicht so intensiv in der Hand um sie gegen die XM auszuspielen. Die Sony (auch die neue VX2100) dagegen ist für mich keine ernst zu nehmende Konkurrenz für User, die professionell (unter anderem eben manuell) arbeiten wollen. Möglich, dass das optische Manko der Randabdunklung dort behoben ist – dafür hat die VX 2100 aber auch nur ein 12-faches Zoom (oder gar nur 10x?).


Zum Schluss noch meine Gedankengänge bei der Entscheidung XL1s oder XM 2:
Argumente für die XL1s sind
1. ihre Schulterauflage,
2. das manuelle Zoom,
3. die manuelle 4-Kanal-Tonsteuerung und
4. die Wechselobjektive.

1. leider keine richtige Schulterkamera, zugegeben aber besser als gar kein Schulterstativ. Dafür ist die Kamera aber größer, was sie unhandlich macht und protzig erscheinen lässt, wenn nur eben ein Schulfest zu drehen ist. Bei größeren Produktionen dagegen ersetzt sie den Presseausweis ;-)
2. das ist leider kein richtiges manuelles Zoom sondern nur ein Zoomgriff, der die Bewegung des Filmers elektronisch in eine Zoomfahrt umsetzt. So dauert das Durchzoomen des gesamten Brennweitenbereichs (16-fach) immer noch ganze zwei Sekunden, was für echte Effekte viel zu lang ist.
3. Vier Tonkanäle sind nett und das Handling an der XL1s etwas ergonomischer als an der XM 2. Für mich aber haben bisher immer zwei Kanäle ausgereicht, selbst bei Konzert-Aufnahmen, aus denen nachher eine CD gezogen wurde.
4. Wechselobjektiv klingt toll, vor allem nachdem ich auch auf einer Canon-Spiegelreflexkamera arbeite und dafür eine ganze Reihe Optiken habe. Diese erfordern allerdings einen nicht ganz preiswerten EF-Adapter, lassen sich nur manuell fokussieren und – hier liegt das eigentliche Manko – verlängern die effektive Brennweite um das 7,2-fache. Der XL1-CCD ist nämlich deutlich kleiner (eben 7,2x) als ein Stück 35 mm-Film. So erreiche ich einen echten Weitwinkel-Bereich trotzdem nur mit dem Spezial-Objektiv, das allein für die XL1 angeboten wird (1 300 €), für eine Brennweite von effektiv etwa 40-1 000 mm, wie sie für mich ideal wäre, brauche ich effektive Brennweiten von 5,5-140 mm – das erreiche ich auch mit der mitgelieferten Optik und dem optionalen 1,6-fach-Extender.

26 Bewertungen, 2 Kommentare

  • Matzinger0815

    13.03.2007, 14:56 Uhr von Matzinger0815
    Bewertung: sehr hilfreich

    weiter so

  • horstmann01

    08.11.2005, 19:50 Uhr von horstmann01
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr ausführlich - gibt einen guten überblick