Logitech Harmony 555 Testbericht

Die Logitech Harmony 555 bekam ich vor ca. 2 Jahren von meinen Brüdern als Weihnachtsgeschenk. Seitdem steuere ich mit der Fernbedienung meine gesamte Heimelektronik, so sie sich über Infrarot steuern lassen.
Einzig die PS3 muss ich über die Sony-Steuerung bedienen - dieses Gerät funktioniert über Bluetooth und damit über Funk.

===Lieferumfang & Installation ===

Die Logitech Harmony 555 ist in einer Plastik-Blisterverpackung eingeschweisst. Neben der eigentlichen Fernbedienung liegt ein Mini-USB Kabel und eine InstallationsCD sowie eine Kurzanleitung in Printform bei. Dazu sind 4x AAA-Baterrien mit je 1,5 V Spannung mit dabei.
Die wesentlichen Installationsaufgaben liegen zunächst im Einlegen von 4 x AAA-Zellen, entweder in Akku- oder Batterieform.
Ist die Steuerung nach dem Einlegen der 4 Energiespender zum Leben erweckt, schliesst man die Steuerung zur Konfiguration über das mitgelieferte USB-Kabel an den PC an und installiert die Software von der beigelegten CD.
Nach gut 5-10 min. geht es dann los.Für das sinnvolle Arbeiten muss der Rechner am Internet angeschlossen sein.

=== Aufbau der Harmony 555 ===

Die Harmony 555 liegt mit einer Länge von 20 cm bei einer Breite von 5 cm größentechnisch eher im Mittelfeld moderner Fernbedienungen.
Ganz vorne befindet sich dabei ein Mini-USB Anschluß, über die die Steuerung mit Gerätedaten gefüttert werden kann.
Oben links ist ein kleiner Ausschalteknopf angebracht.
Darunter eine breite Taste mit der Aufschrift "Activities", und wiederum darunter 2 Tasten, eine "Devices" und eine "Help"
Darunter folgt ein kleines, 3,5 x 2 cm großes, beleuchtbares LCD-Display.
Links und rechts davon befinden sich je 2 weitere silberne Tasten.
Darunter folgen Tasten,. die man evtl. auch von anderen Multifernsteuerungen kennt: diverse Laufwerkssteuertasten (incl. Rec-Taste), Laut-Leiser Tasten , Programm+- Tasten und natürlich ein - in silber gehaltenes- Menusteuerkreis mit integrierter "OK"-Taste. 6 weitere Sondertasten gibt es auch noch und auch die Zifferntasten von 0-9, eine "Mute"-Taste und 4 verschiedenfarbige Tasten für den Top-Videotext sind mit an Bord.

=== Das Prinzip: eine immer aktuelle Gerätedatenbank im Internet ===

Logitech hat ein , aus meiner Sicht wirklich durchdachtes, Konzept bei seinen Mehrgeräte - Steuerungen ersonnen.
Dreh-und Angelpunkt dabei ist die auf der Harmony eingebaute mini USB-Schnittstelle, über die die Steuerungen an den PC angeschlossen werden und über die die Programmierung der einzuspeichernden Geräte erfolgt.
PC-seitig nutzt man dafür die "Logitech Harmony Remote" - Software, die es in der aktuellen (Februar 2010) Version 7.7.0 neben WinXP und Vista auch für Windows 7 gibt.
Als Erstnutzer muss man sich dabei bei Logitech nach Start der Software zunächst einen neuen User-Account (Username/Passwort) anlegen, d.h. zur sinnvollen Verwendung ist die Registrierung so gesehen ein Zwang. Aber nicht schrecken lassen, dieses System ist eben der Mittel zum Zweck und , wie ich gleich noch ausführen werde, durchaus überaus sinnvoll.
Hat man diese Aufgabe erledigt, sucht man sich aus der nachfolgenden Geräteliste die Harmony 555 als zu konfigurierende Fernbedienung aus.
Nun geht es also ans Konfigurieren an sich. In der Regel dürfte bei jedem Nutzer wohl ein TV einzustellen sein.
Von diesem sucht man sich die exakte Typbezeichnung heraus (steht im Handbuch oder auf der Rückseite des TV). Nun gibt man bei der Software den Hersteller und genauen Typ des TV ein. Die Datenbank von Logitech ist wirklich gigantisch. Ist der passende Fernseher gefunden, wählt man ihn nun aus.
Geschafft. Das erste Gerät wäre nun schon "vorgespeichert".
Für jedes weitere Gerät verfährt man exakt genauso. Den Gerätetyp wählen (das kann ein Videorecorder, DVD-Recorder,Hifi-Anlage und/oder - Komponente,SAT/Kabel- oder DVB-T-Receiver sein, den Gerätehersteller und Typ eingeben und die Suche starten.
Bislang habe ich wirklich JEDES Gerät, welches ich im Einsatz habe, exakt gefunden.
Hat man den Bogen raus, ist diese Prozedur der Geräteprogrammierung recht schnell erledigt (ich brauchte für meinen neuen Comag Receiver gestern nur rund 5 Minuten) und man kann die Daten durch Druck auf "Fernbedienung aktuallisieren" auf die Harmony senden.
Neueinsteiger werden vermutlich durch etwas try and error bald sehen, was die Steuerung nun wirklich drauf hat. Die Hilfefunktionen , die man sowohl im Programm als auch (als "Funktionsassistent" ) auf der Bedienung selber zuschalten kann, bringen m.E. nicht viel Klärung und halten die Bedienung auch noch unnötig auf. Daher habe ich sie auch über die Software abgeschaltet.

Der große Vorteil ist also klar: statt eines festen Codezettels, wie er Standard bei der überwiegenden Anzahl von Fernbedienungen ähnlichen Sinn und Zwecks wie der der Harmony sein dürfte, hat der Nutzer durch dieses Konzept Zugang auf eine riesige, ständig aktuallisierte Gerätedatenbank und ist nicht auf die Eingabe und das Durchtesten von Nummernkombinationen angewiesen.Das Internet garantiert dabei den aktuellen Stand der Datenbank, die seitens Logitech immer weiter ausgebaut und auch aktuallisiert wird.So kann es sein, dass man z.B. bei der Erstkonfiguration sein Gerät nicht in der Datenbank gefunden hat, ein halbes Jahr später dieses dann aber aktuell ist.
Die Funktionen kann der Nutzer durch die Software außerdem noch feinjustieren.
Findet man wirklich sein Gerät nicht in der Datenbank von Logitech, bleibt noch die Teach-In Funktion der Bedienung,.


===Feinjustierung===
Die meisten wichtigen Funktionen der programmierten Geräte werden über das LCD-Feld der Fernbedienung gesteuert. Die Funktionen in diesem LCD-Feld lassen sich durch die Software so anordnen, wie es dem Nutzer als günstig erscheint.
Natürlich werden die auf der Bedienung vorhanden Tasten entsprechend ihrer offensichtlichen Bestimmung genutzt. Die Programmwahltasten bleiben natürlich auch die Programmwahltasten, genauso wie die Lautstärkeregler und die Steuerungstasten (Play,Vor-Rück,Record) bei entsprechenden Geräten.
Es kann z.B. sein, dass man sich für das Einschalten des Videotextes am TV durch bis zu 8 Menus kämpfen muss. Hier kann man die Funktionsauswahl zum einen durch die Software auf ein erträgliches Maß reduzieren, indem man nicht genutzte Funktionen ganz einfach löscht oder man verschiebt die am häufigsten genutzten Funktionen ganz einfach auf die erste Menuseite.
Ein weiterer Punkt, der die Steuerung ganz einfach komfortabler macht,ist die Funktion, die Harmony auf bestimmte Standardabläufe zu programmieren.
Beispiel: man hat einen Sat-Receiver und einen Fernseher. Um seine (ausgeschaltete) Anlage in Betrieb zu nehmen, stellt man den TV ein, wählt den passenden Videoeingang und stellt den Sat-Receiver ein.
Diese Funktionsabläufe kann man im "Activities"-Modus der Fernbedienung ganz einfach aus einem Menu über das Display auswählen. So kann man mit der Software die Steuerung so programmieren, dass der Fernseher durch Druck auf eine Taste im Activities-Modus eingeschaltet, auf den passenden Videoeingang umgeschaltet und der SAT-Receiver ebenso eingeschaltet wird - ein Druck und die Geräte fahren "vollautomatisch" an. Natürlich kann man beliebige und noch kompliziertere Funktionsabläufe programmieren - dies ist dem Nutzer völlig selbst überlassen.So kann man das Beispiel noch um das Einschalten der AV-Anlage mit Einschalten des elektrischen Digitaleingangs , an dem der SAT-Receiver angeschlossen ist erweitern und dergleichen mehr.
Einzelne Geräte steuert man über die "Devices"-Funktion nach Druck auf die entsprechende Taste auf der Fernbedienung.

===Nichts gefunden ? Teach-in ! ===

Sollte man innerhalb der wirklich großen Gerätedatenbank von Logitech im Internet sein Gerät nicht gefunden haben (was möglicherweise bei älteren Geräten der Fall sein kann, aktuelle Modelle würde ich fast ausschliessen wollen, da die Datenbank wirklich recht häufig aktuallisiert wird), gibt es die Möglichkeit, der Fernbedienung die Steuerungssignale der Originalfernbedienung des nicht gefundenen Gerätes beizubringen. Dafür legt man die Originalbedienung im Abstand von 5 cm so vor die Harmony, dass die IR-Dioden sich "anschauen".
Nun kann man so der Steuerung Taste für Taste beibringen - eine mühselige und dann auch lange Prozedur.

===Praxiserfahrungen ===

Aktuell habe ich 8 Geräte gespeichert. Die Harmony 555 speichert insgesamt bis zu 12 Geräte. Die Palette der Geräte reicht dabei von einem 32 " Flat TV über einen DVD-Recorder von LG aus dem Jahr 2005, einem neuen Comag SL 100 HD bis zu einer ca. 7 Jahre alten Surround-Anlage von Sony und weiterer Geräte.
Alle diese Gerätetypen konnte ich nach Eingabe des Herstellers und der Modellnummer auf Anhieb finden, sodass nur die "Feinjustierung" notwendig war.
Dabei habe ich mir abgewöhnt, die "Activities"-Funktion zu nutzen. Das Problem dabei ist: Hält man die Steuerung nicht exakt richtig, kann es sein, dass z.B. beim "Fernsehen" über SAT nur der Fernseher eingeschaltet wird und der SAT-Receiver aus bleibt. Hier hilft dann nur das "separate" Einschalten des Gerätes über die "Devices"-Funktion. Die Bedienung hat dabei zwar eine gute Reichweite, aber in der Praxis ist es eben so, dass manche Geräte entweder "eigenwillig" (störrisch) in Bezug auf die Bedienung sind oder ganz einfach der Winkel, in dem man die Steuerung gehalten hat, nicht ganz optimal war, um das Gerät anzusprechen. Idealerweise lege ich beim Aktivieren einer "Activities"-Funktion dabei die Steuerung auf den Couchtisch - dies schaltet die Geräte, die geschaltet werden sollen, wenigstens in 6/10 Fällen korrekt an. Mit der "Devices"-Steuerung kann es da schonmal schneller gehen, bis man alles im Betrieb hat.
Allerdings hat die Harmony tatsächlich ihre "Alleinstellung" im Wohnzimmer zu fast 100 % übernommen. Meinen DVD-Recorder programmiere ich doch lieber mit der Originalsteuerung, aber auch nur, weil diese Steuerung ganz einfach mehr Steuertasten für einzelne Funktionen besitzt als dies auf der Harmony der Fall ist. Theoretisch könnte ich aber auch tatsächlich alles von der Harmony aus erledigen, das ist eben reine Bequemlichkeit. Die Funktionen sind jedenfalls verfügbar. Wie schon beschrieben: die PS3 entfällt ebenso - sie wird über Bluetooth gesteuert, also auf Funkbasis. Das beherrscht die Harmony nunmal nicht.
Ein Satz von 4x1,5V AAA-Batterien reicht bei mir für ca. 4 Monate aus, bei Akkus ist diese Haltedauer ca. halbiert.Dabei ist es von Nutzen, wo möglich, die Beleuchtung des Displays auszuschalten oder ganz zu deaktivieren - sie dürfte wohl der "Hauptstromfresser" sein.

===Fazit===

Im Prinzip ist die Logitech Harmony die erste Steuerung, mit der ich persönlich ALLE meine IR-bedienbaren Geräte steuern kann. Sämtliche Vorgänger haben noch nicht einmal die Hälfte dieser Geräte auf die Reihe bekommen. Hier ist das Logitech-Konzept (flexible Gerätedatenbank im Internet) voll aufgegangen. Da diese Datenbank ständig aktuallisiert wird, ist die Palette der zu steuernden Geräte nahezu unlimitiert.
Ein Gerät,was heute evtl. noch nicht in der Liste ist, kann evtl. morgen schon drin stehen - ein klares Plus gegenüber den herkömmlichen Bedienungen mit Codeliste also.
Die Einstellungen des Nutzers werden übrigens seitens Logitech gespeichert und gehen auch nicht verloren, wenn man sein PC-System mal neu aufgesetzt hat oder gar ein anderes System einsetzt als vorher. Dieses System ist insofern schon fast als Vorgriff zu das bald sich ausbreitende "Cloud Computing" - Konzept zu werden, also ein System, bei denen man seine Anwendungen und Daten auf das Internet auslagert und bearbeiten/aktuallisieren kann. Im Zusammenhang mit der Harmony-Fernbedienung macht das also absolut Sinn.
Dazu liegt die Steuerung ergonomisch gut in der Hand, macht einen wertigen Eindruck, verfügt über gut zu bedienende Gummi- und Metalltasten und ist auch wirklich gut verarbeitet.

Negativ zu werten ist allenfalls die nicht unbedingt als "intuitiv" zu bezeichnende Konfiguration der Fernbedienung, ohne Internet ist die Harmony eigentlich eher sinnlos und nicht 100%ig funktionierende "Activities"-Funktion ist ebenso ein Ansatz für Kritik, ansonsten kann ich nur sagen: ich möchte sie nicht mehr missen... EinPreis von über 50 € für eine Fernbedienung ist natürlich happig, aber angesichts des Gebotenem noch angemessen - meiner Meinung nach. Ich muss mir darüber jedenfalls keine Gedanken machen - sie war ein schönes Geschenk.