So finster die Nacht (DVD) Testbericht

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So-finster-die-nacht-dvd-horrorfilm
ab 5,41
Auf yopi.de gelistet seit 05/2012
5 Sterne
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4 Sterne
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  durchschnittlich
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  hoch
  • Humor:  durchschnittlich
  • Spannung:  sehr spannend

Erfahrungsbericht von LilithIbi

"Werde ein wenig wie ich. Du musst zurückschlagen!"

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Es liegt nicht nur an diesem immens-nervigen Medien-Hype rund um das Thema Vampyre, die mich an für sich von diesem Sub-Genre Abstand nehmen lassen. Tatsächlich sank mein einstiges Interesse wenige Zeit nach dem Film „Interview mit einem Vampir“, eben weil sich für mich rasch herausstellte, dass insbesondere bei dieser Thematik Anfang, Hauptteil und vermutlicher Schluss sich allen weiteren Werken arg ähneln müssten. Der eine findet es „beruhigend verlässlich“, ich hingegen über kurz oder lang schnarchig. Für ersteres habe ich schließlich meinen ARD/ZDF Sonntagsfilm.

Wie sollte es somit also auch anders sein, dass ich mir

===So finster die Nacht=== mehr oder minder ans Herz tackern ließ ~ und am gestrigen Abend der DVD eine entsprechende Chance einräumte, ohne mich vorher mit der explizieren Handlung auseinandergesetzt zu haben.

Und ließ mich überraschend schnell in den schwedischen Bahn ziehen.
Was Regisseur Tomas Alfredson nach der Romanvorlage seitens John A. Lindqvist schuf, unterscheidet sich sehr von den a-typischen Blutsaugerszenarien und erinnert obendrein an eine etwas realitätsbezogenere Darbietung von „Der kleine Vampir“.

Auch hier spielen Kinder eine Hauptrolle; der 12-jährige Oskar (Kåre Hedebrant) als personifiziertes Mobbingopfer verbringt die meiste Zeit in Haus und Hof alleine, flüchtet sich dortig mitunter in Phantasien rund um die Bestrafung seiner Peiniger. Eines Abends lernt er die neue Nachbarstochter Eli (Lina Leandersson) kennen, zu der er sich von Anfang an hingezogen fühlt.
Obendrein scheint ein Serienmörder sein Unwesen in der Gegend zu treiben ~ wenig überraschend und fast schon übereilt erfährt der Zuschauer, dass es sich hierbei um Elis vermeintlichen Vater (Per Ragnar) handelt. Jener sammelt für Eli Blut, lässt sie jedoch unmissverständlich wissen, dass sie bald selbst auf die Jagd gehen muss....

===Die Umsetzung=== gestaltet sich in den ersten filmischen Momenten derartig tonlos, dass ich tatsächlich dachte, mit meiner DVD oder zumindest dem TV-Gerät wäre etwas nicht in Ordnung. „So finster die Nacht“ erweist sich jedoch als '''filigran gestaltetes Werk, welches durch einfühlsam-gefühlvolle Bildaufnahmen absolut perfektioniert wird.''' Man mag es anfänglich noch als etwas ungeschickt erachten, dass man von dem ersten Mord nur deswegen nichts sieht, weil jenes Opfer von ein paar Bäumen verdeckt wird. Im weiteren Verlauf hingegen wird klar: diese Art der memento mori Aufnahmen ist nahezu einmalig ~ und vor allem Absicht. Einmalig ebenso der Stil, den das Gesamtwerk annimmt. „So finster die Nacht“ rückt Szene um Szene mehr von der Kategorie Fantasy / Horror ab; stellt vielmehr eine Art Außenseiterdrama dar, in das man sich wunderbar hineinversetzen kann. '''Völlig egal, wie ungalant oder gar -geschickt der Bogen zu Elis „Outing“ gegenüber Oskar dargeboten wird.'''

Insbesondere die Figur der Eli überzeugt buchstäblich; scheint der Darstellerin förmlich auf den Leib, respektive die traurigen (Augen)Blicke geschrieben worden zu sein. Jede Gestik, jede Mimik, jedes Innehalten wirkt authentisch und geht fürwahr unbeschreiblich nahe; trotz der diversen Morde, die folgen, stellt man sich zweifellos auf Elis Seite und fiebert mit. Ihre nahezu ungeschickte, weil ungeübte Art, sich zu ernähren, sorgt für einen weiteren ungewöhnlichen Aspekt inmitten des beinahe 2stündigen Werks.

Darüber hinaus streift „So finster die Nacht“ wie nebenbei die Thematik rund um eher vereinsamte Familienkonstellationen. Oskars Eltern sind geschieden, was an für sich nicht sonderlich dramatisch ist ~ doch weder seine Mutter noch sein Vater scheinen wahrzunehmen, wie sehr ihr Sohn in der Schule (mitunter körperlich) drangsaliert und gepeinigt wird. Unabstreitbar fand ich es durchaus schlagfertig, als Oskars Mutter auf das drängeln ihres Sohnes, bitte rausgehen zu dürfen, der Mörder wäre immerhin wo anders aktiv gewesen, mit den nachfolgenden Worten reagierte:

_„Und du glaubst also, dass jemand der Kinder umbringt, nicht in der Lage ist 2 Stationen mit der U-Bahn zu fahren?“_

Nichtsdestotrotz wirkt Oskars Mutter trotz ihrer Anwesenheit nahezu unsichtbar; nimmt scheinbar kaum Teil am Leben ihres Sohnes ~ keine einzige Szene zeigt beide außerhalb des Küchentisches gemeinsam. In ähnlicher Manier wendet sich Oskars Vater lieber seinem Trinkkumpanen zu, als sich während dessen Besuch weiterhin mit diesem zu beschäftigen.

Eli hingegen hat es nicht viel leichter: zwar kümmert sich ihr Vater um sie, doch als dieser im weiteren Verlauf als potentieller Täter überführt wird, ist Eli völlig auf sich allein gestellt. '''Beiden bleibt lediglich ihre Freundschaft zueinander, die jedoch mehr und mehr auf die Probe gestellt wird.'''

Besonders positiv hervorzuheben de facto die bereits genannte Bildgewalt ~ die vorherrschende Trostlosigkeit, zwischenmenschliche Kälte, die sich mitunter ebenfalls bei augenscheinlich befreundeten Erwachsenen breit macht... all dies wird von der detailreich eingefangenen Winterlandschaft regelrecht unterstrichen. Mannigfaltige Kameraeinstellungen laden zum innehalten, sinnieren und nach-fühlen ein; dass es sich nicht nur Dank dessen bei „So finster die Nacht“ um ein vornehmlich ruhiges Werk handelt, brauche ich an dieser Stelle vermutlich nicht explizit zu erwähnen.

Die FSK einigte sich hier auf das blaue Label; eine Entscheidung, die ich durchaus nachvollziehen kann. Zwar dürfte etlichen (älteren) Guckern das Ganze zu seicht und schlicht und ergreifend zu untypisch, ungruselig und vor allem unblutig sein ~ doch gleichso gibt es Szenen, die man durchaus als „fies“ bezeichnen könnte. Die Idee, sich durch Zuhilfenahme von Säure unkenntlich zu machen, verliert hier zwar ihren Sinn; sorgt jedoch immerhin für eine Aufnahme, die den ein oder anderen Zuschauer zum entsetzen Augen-Aufreissen animieren wird.

Zu beanstanden gibt es hier wenig: '''winzige Detail-Fehler, ein paar Ungereimtheiten und vor allem die wiederkehrende Unlogik''', dass Eli wenige Meter von ihren Opfern entfernt nie gefasst oder auch nur festgehalten wird. Im weiteren Zusammenhang findet eine an für sich bedrohlich wirkende Szenerie ihren Platz, die jedoch bedauerlicherweise '''eher übertrieben und fast schon unfreiwillig komisch''' wirkt.

Das filmische Ende mag sich für einige Zuschauer mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit eher mau anfühlen; wirft auch dieses mehr Fragen auf, als es schlussendlich beantwortet. Zwar kann man sich alles weitere denken, doch das große „wie“ hallt dem ruhigen Abstand hinterher. Wären die beiden Protagonisten nur wenige Jahre älter gewesen, hätte sich dieses Gefühl vermutlich zurückgehalten ~ allerdings hätten dann mehrere andere Aspekte nicht mehr wirklich überzeugen können.

===Summa summarum=== bin ich von „So finster die Nacht“ absolut überrascht ~ in erfreulicher Art und Weise, versteht sich. Nachdem man an jeder Film- oder BuchEcke förmlich mit Vampir-Romantik-Kram überhäuft wird, widmete ich mich dem Ganzen mitsamt einer „Edward ähnlichen Bohei-Story“ Erwartung. Diese wurde für mich persönlich glücklicherweise nicht einmal ansatzweise erfüllt; vielmehr begegnete mir ein intensives Einzelgänger-Drama, in dem die beiden Protagonisten auf ihre Weise versuchen, ihre eigenen Kämpfe zu führen. Elis Äußerung gegenüber Oskar, er wäre ihr sehr, sehr ähnlich erfüllte nicht lediglich ihn, sondern ebenso mich als Filmgucker anfänglich mit Skepsis ~ bis wir beide schließlich einstehen müssen, dass dem wahrlich so ist.

Es liegt auf der Hand, dass die erfolgte Umsetzung jene, die stetig wiederkehrend ähnelndes Vampirgedöns sehen oder gar lesen mögen, womöglich enttäuschen könnte. Vampir-Fans oder gar „nur“ zwischenmenschlich-Dramen-Interessierte jedoch, die vielleicht ein wenig hinter die (anderen) Kulissen blicken mögen, dürften durchaus angesprochen werden.

Zu guter Letzt bleibt festzuhalten, dass mir der Originaltitel „Låt den rätte komma in“ eindeutig mehr zusagt; was jedoch keine Auswirkung auf meine 4-Sterne Bewertung hat.
Punktabzug gibt es lediglich aufgrund bereits genannter kleinere Patzer in der Logik, ansatzweise übertriebener Szenerien sowie winziger Längen.

Ergo des Ergos: ein Film, der mich mehr berührte, als ich es mir je hätte auszumalen gekonnt. Sicherlich nichts für jedermann, jedoch zweifellos für Gucker, die bereits ähnlichen Werken wie bspw. „Im Winter ein Jahr“, „Die Stadt der Blinden“ oder gar „Alles ist erleuchtet“ hin und weg waren.

43 Bewertungen, 11 Kommentare

  • Clarinetta2

    19.02.2011, 12:49 Uhr von Clarinetta2
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr gutg eschrieben

  • anonym

    14.02.2011, 20:12 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße Edith und Claus

  • morla

    13.02.2011, 16:33 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg. ^^^^^^^^^^^^^^petra

  • anonym

    13.02.2011, 16:12 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Prima vorgestellt! Würde mich freuen, wenn du auch mal bei mir vorbei schaust. LG und einen schönen Wochenstart.

  • Miraculix1967

    13.02.2011, 14:20 Uhr von Miraculix1967
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schönen Sonntag und LG aus dem gallischen Dorf Miraculix1967

  • Mondlicht1957

    13.02.2011, 12:52 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich und liebe Grüsse

  • xYusufAgax

    13.02.2011, 12:36 Uhr von xYusufAgax
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super Bericht Freue mich über Gegenlesungen Viele Grüße

  • sigrid9979

    13.02.2011, 12:30 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wünsche einen schönen Sonntag

  • Lale

    13.02.2011, 12:16 Uhr von Lale
    Bewertung: sehr hilfreich

    Allerbesten Gruß *~*

  • catmum68

    13.02.2011, 12:12 Uhr von catmum68
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreicher Bericht, LG

  • uhlig_simone@t-online.de

    13.02.2011, 12:04 Uhr von [email protected]
    Bewertung: sehr hilfreich

    einen schönen sonntag,simone