Into the Wild (DVD) Testbericht

D
Into-the-wild-dvd-abenteuerfilm
ab 6,60
Auf yopi.de gelistet seit 02/2010

5 Sterne
(2)
4 Sterne
(1)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von atrachte

Die Suche nach Freiheit

Pro:

fantastischer Cast, grandios Inszeniert, spannend

Kontra:

nichts,

Empfehlung:

Ja

Als Schauspieler gehört Sean Penn („Milk“, „Mystic River“) zweifelsohne zu einen der wichtigsten Mimen seiner Generation, sein Schaffen als Mann auf dem Regiestuhl ist hingegen noch vergleichsweise überschaubar, wenn auch mit guten Ansätzen („Das Versprechen“, „Indian Runner“) gepflastert. Das der kontroverse Charakterdarsteller aber auch hinter der Kamera ein feines Händchen für meisterliche Stoffe hat, bewies er 2007 mit dem leider etwas unter die Decke gekehrten „Into The Wild“, eine auf Tatsachen basierende Erzählung über den Zivilisationsausteiger Chris McCandless, der in den Wäldern Alaskas sein Glück finden wollte.

Christopher McCandless (Emile Hirsch) hat eigentlich alles, was man sich als 22 Jähriger wünscht. Gerade erst hat der aus gutem Hause stammende Mann sein Studium an einer renommierten Universität beendet, sodass ihm nun alle Türen zu einer erfolgreichen Zukunft offen stehen. Doch genau diese Zukunft ist es, der sich der junge Mann entziehen will. Daher entsagt er sämtlichen materiellen Besitztümern, spendet sein gesamtes Erspartes und macht sich, ohne seinen Angehörigen etwas zu sagen, lediglich mit dem nötigsten auf den Weg durch ganz Nordamerika. Ziel der monatelangen Reise des Zivilisationsflüchtlings ist das nördliche Alaska, wo Christopher zu sich selbst finden will...

„Two years he walks the earth. No phone, no pool, no pets, no cigarettes. Ultimate freedom. An extremist. An aesthetic voyager whose home is the road. Escaped from Atlanta. Thou shalt not return, 'cause "the West is the best." And now after two rambling years comes the final and greatest adventure. The climactic battle to kill the false being within and victoriously conclude the spiritual pilgrimage. Ten days and nights of freight trains and hitchhiking bring him to the Great White North. No longer to be poisoned by civilization he flees, and walks alone upon the land to become lost in the wild.“
- Christopher McCandless -

„Into The Wild“ ist genau die Art Film, die man von einem verschriebenen Rebellen wie Sean Penn erwarten würde, erzählt sie doch die Geschichte eines Menschen, der die materielle Welt hinter sich lassen wollte um sein Glück weit abwärts der Zivilisation zu finden. Basierend auf dem gleichnamigen Buch von Autor Jon Krakauer, der die Geschichte von Chris McCandless anhand von Tagebuchaufzeichnungen, Postkarten und füllender Eigeninterpretation verfasst hat, skizziert Penn in seiner vierten Regiearbeit eine sehr intensive und mitreißende Erzählung über die Suche nach dem Glück und lässt dabei, gezwungenermaßen, auch viel Freiraum zur eigenen Interpretation frei. Denn da es nur wenige handfeste Fakten über McCandless´ Zeit in Alaska gibt, ist nicht wirklich sicher ob er das gefunden hat, was er suchte, was insofern aber nicht weiter schlimm ist, da sich der Zuschauer so ein eigenes Bild stricken kann über diesen jungen Mann, der alles hinter sich ließ, und am Ende einsam starb. Mit den Daten, die ihm zur Verfügung standen, ist es Penn jedoch gelungen ein angenehm rundes, und in seiner Zusammensetzung, einwandfrei funktionierendes Bild von McCandless Reise zu zeichnen. Zwar neigt Penn ohne Zweifel sehr zu einer Romantisierung und weniger zu einer halbwegs kritischen Auseinandersetzung mit seinem Protagonisten, dessen Motive und Entscheidungen, und stellt diese weniger Kritisch in Frage, lässt aber somit auch sehr viel Platz für eine eigene Meinungsbildung seitens des Zuschauers auf, trotz der Tatsache das sich der Regisseur offensichtlich sehr stark mit McCandless sympathisiert und ihn stellenweise gar heroisiert.

Ein sehr guter Kniff, um für dauerhafte Spannung zu sorgen, erweist sich dabei in der nicht chronologischen Erzählweise. So liegt der Fokus von „Into The Wild“ zwar eindeutig auf die Zeit McCandless´ in Alaska, allerdings wird dieser Hauptplot immer wieder von Rückblenden unterbrochen, die zeigen wie der junge Protagonist durch Nordamerika reist und dabei immer wieder auf neue Menschen trifft mit denen er in Kontakt tritt und zu denen er auch Beziehungen aufbaut, wobei diese vor allem von den anderen und selten von McCandless, der sich nur schwer an andere Menschen binden kann, ausgehen. Diese Zwischenstopps helfen sehr gut den doch sehr komplexen Menschen McCandless zu verstehen, eine Mischung aus puren und unverbesserlichen Idealisten, aber doch Naiv gebliebenen Jungen, Dabei stellt sich schnell heraus das die Wahl Emile Hirsch („Alpha Dog“, „The Girl Next Doo“) für die Hauptrolle zu besetzen ein wahrer Glücksgriff Penns gewesen ist, schafft es der Jungschauspieler doch endgültig die Zweifel um sein Talent als Charakterdarsteller aus den Weg zu räumen und eine nachhaltige Wirkung beim Zuschauer zu hinterlassen. Zwar muss man eingestehen, dass das Drehbuch Hirsch gut zuspielt, indem es ihn einen Großteil des Filmes mit anderen Charakteren in Kontakt treten lässt, aber meistert er vor allem auch die Szenen großartig, in denen er vollkommen alleine vor der Kamera agiert und den Film alleine mit seiner gewaltigen Ausstrahlung und wenigen Worten tragen muss. Nicht minder eindrucksvoll, ist die Leistung von Hal Holbrook („Die Firma“, „Wall Street“), der einen einsamen Witwer spielt, auf den McCandless während seiner Reise trifft. Gerade diese Episode hinterlässt einen wirklich sehr starken Eindruck, was vor allem an der ungeheuer stimmigen Chemie zwischen den beide Darstellern liegt, die in ihren Rollen im gegenüber jeweils eine Vater- bzw. Sohnfigur finden. Aber auch die anderen Rollen sind äußerst stimmig besetzt. Vince Vaughn („Starsky & Hutch“, „Old School“) präsentiert sich einmal mehr in einer ernsteren Rolle, die ihm absolut liegt, Kristen Stewart („Twillight“, „Jumper“) überrascht mit einem zurückhaltenden, aber dennoch sehr gefühlvollen Spiel und auch William Hurt („Der gute Hirte“, „The Village“) und Marcia Gay Harden („Mona Lisas Lächeln“, „Mystic River“) als Eltern von Christopher meistern ihre kurze Leinwandpräsenz mit gewohnt starken Darbietungen.

Eine weitere Stärke von „Into The Wild“ liegt nicht zuletzt in der exzellenten Kameraarbeit verankert, sowie den fulminanten Aufnahmen, die das Team um Penn auf Zelluloid gebannt hat. Der Film zeigt dabei nicht nur die unberührte Natur in einer wunderschönen Ästhetik, sondern auch die vom Menschen geschaffenen, urbanen Stätten, ebenso aber auch die prächtige Vielfalt des nordamerikanischen Kontinents. Eine kleine Liebeserklärung an diesen ist da durchaus zu vernehmen, was in Anbetracht der gezeigten Aufnahmen, denen viel Zeit gelassen wird ihre Wirkung beim Zuschauer zu entfalten, auch verständlich ist. Zusammen mit der sehr stimmigen Musik, hauptsächlich von Pearl Jam Frontmann Eddie Vedder eingespielt, ergibt sich eine betörende Komposition aus Bild und Ton, die zweifelsohne zu beeindrucken weiß, und zu dem poetisch angehauchten Unterton des Filmes wie die berüchtigte Faust auf´s Auge passt.

\\\\ Daten zum Film ////

Original Filmtitel:
Into The Wild (2007)

Länge des Filmes:
Ca. 148 Minuten

Darsteller:
Emile Hirsch...Chris McCandless
Marcia Gay Harden...Billie McCandless
William Hurt...Walt McCandless
Jena Malone...Carine McCandless / Additional Narrator
Brian H. Dierker...Rainey (as Brian Dierker)
Catherine Keener...Jan Burres
Vince Vaughn...Wayne Westerberg
Kristen Stewart...Tracy Tatro
Hal Holbrook...Ron Franz
...

Regisseur:
Sean Penn

FSK:
Ab 12 Jahren

\\\\ Fazit ////
Mit „Into The Wild“ ist Sean Penn zweifelsohne ein stark nach hallendes, mitunter aber auch schwer zu verdauendes Meisterwerk gelungen, das trotz seiner ungewohnt langen Spielzeit von 148 Minuten ohne Längen und Langeweile auskommt. Dabei ist der Film sicherlich weniger eine kritische Auseinandersetzung mit den Menschen McCandless, als vielmehr eine romantisierende Ode auf das Leben, trotzdem lässt Penn für sein Publikum noch genug Platz zur eigenen Meinungsbildung über diesen sicherlich naiven, aber doch sehr faszinierenden Menschen, der den Zwängen der Gesellschaft entkommen wollte.

9/10 Punkte für „Into The Wild" und somit fünf Sterne als Wertung.

38 Bewertungen, 6 Kommentare

  • Gemini_

    25.10.2009, 14:52 Uhr von Gemini_
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super! Viele Grüße von Gemini_

  • MoeGott

    24.10.2009, 22:04 Uhr von MoeGott
    Bewertung: besonders wertvoll

    BW. freue mich auf gegenlesungen! :) ich lese auch gerne zurück! lg und schönes wochenende!

  • Lale

    24.10.2009, 16:19 Uhr von Lale
    Bewertung: besonders wertvoll

    Besten Gruß ----------

  • sigrid9979

    24.10.2009, 15:16 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wünsche einen schönen Samstag..Lg Sigi

  • mit_augenmass

    24.10.2009, 12:07 Uhr von mit_augenmass
    Bewertung: sehr hilfreich

    ausführliche Informationen ! angenehmes WE !

  • tk7722

    24.10.2009, 11:32 Uhr von tk7722
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr schöner Bericht, liebe Grüße