Milk (DVD) Testbericht

D
Milk-dvd-drama
ab 6,06
Auf yopi.de gelistet seit 02/2010
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  wenig
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  niedrig
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  langweilig

Erfahrungsbericht von Dr_Ed

Der Milk macht's!

4
  • Action:  wenig
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  niedrig
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  langweilig
  • Altersgruppe:  ab 12 Jahren
  • Meinung bezieht sich auf:  Kino-Version

Pro:

ein absolut herausragender Sean Penn

Kontra:

einige dramaturgische Längen

Empfehlung:

Ja

Hallo Zielgruppe!
Die diesjährige Oscar-Verleihung rückt näher und das bedeutet in aller Regel auch, dass jetzt Filme in unseren Kinos landen, die bei den Nominierungen in den wichtigsten Kategorien buchstäblich eine Rolle spielen. Als heißer Kandidat für die beste männliche Hauptrolle gehandelt wird ja Sean Penn in seiner Rolle als Harvey Milk, dem ersten bekennenden schwulen Stadtrat von San Francisco. Ob er zurecht diese Favoritenrolle hat, dazu mehr an dieser Stelle!

### DER INHALT ###

~~~ wie gewohnt zuerst die „Jupp Zupp muss wieder in den Bundestag“ - Kurzversion ~~~

Der New Yorker Versicherungsangestellte Harvey Milk beschließt, mit 40 Jahren nochmal ganz neu anzufangen. Zusammen mit seinem Lebensgefährten Scott Smith zieht er nach San Francisco in den Arbeiterbezirk Castro. Dort eröffnen die beiden einen Fotoladen, der sich schnell zur Anlaufstelle für die dortige gay community entwickelt. Doch immer noch gehören brutale Polizeieinsätze und Übergriffe gegen Schwule zum Alltag. Milk beschließt, sich zur Wehr zu setzen und sich politisch zu engagieren. Er sucht sich von verschiedenen Seiten Unterstützung und kandidiert 1973 das erste Mal für den Stadtrat von San Francisco und scheitert nur knapp. Auch der nächste 2 Jahre später scheitert wieder knapp. Aber beim dritten Versuch klappt es dann doch und so kommt es, dass er als erster bekennender Schwuler in den Stadtrat von San Francisco einzieht. Dort beginnt er umgehend damit, seine Anliegen voranzutreiben, was ihm zwar viel Anerkennung einbringt, womit er sich aber auch Feinde macht. Allen voran sein konservativer Stadtratkollege Dan White macht ihm das Leben schwer...

~~~ und wieder die „Umberto Borneo weiß, was Demokratie bedeutet“ - Langversion ~~~

Es ist Mai 1970. Der New Yorker Versicherungsangestellte Harvey Milk (Sean Penn) lernt am Vorabend seines 40. Geburtstags in der U-Bahn Scott Smith (James Franco) kennen. Bei Harvey ist es Liebe auf den ersten Blick und für beide der Beginn einer intensiven Beziehung. Als beide so Harveys Geburtstag feiern, kommt Harvey ins Sinnieren, dass er mit seinen 40 Jahren noch nichts richtiges im Leben erreicht hat. Und so beschließen die beiden, gemeinsam ein neues Leben anzufangen. Sie ziehen um nach San Francisco in den Arbeiterbezirk Castro. Dort eröffnen die beiden einen Fotoladen, der sich schnell zur Anlaufstelle für die Schwulen im Bezirk, aber auch aus angrenzenden Bezirken. Anfänglich wird Milk von seinen Nachbarn eher ablehnend behandelt, aber von dem Zulauf seines Geschäftes profitieren auch die umliegenden Läden, so dass er sich – auch dank seiner offenen und entgegenkommenden Persönlichkeit – auch bei allen anderen schnell großer Beliebtheit erfreut.

Doch immer noch gehören grundlose Polizeieinsätze und brutale Übergriffe gegen Schwule zum Alltag. Milk beschließt, sich zur Wehr zu setzen und beginnt, sich politisch zu engagieren, um gegen die offenen Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen Widerstand zu leisten. Er sucht und findet Verbündete für seine Anliegen und macht sich somit schnell einen Namen im Viertel. Als logische Folge aus seinem Engagement kandidiert Milk 1973 das erste Mal für einen Sitz im Stadtrat von San Francisco und scheitert nur knapp. Zwei Jahre später wiederholt er seine Kandidatur, geht das ganze aber wesentlich professioneller an: Äußerlich wandelt er sich vom länghaarigen Hippie zu einem ganz normalen, anzugtragenden Mann und arbeitet mit einem kompletten Wahlkampfteam zusammen, bestehend aus dem jungen ehemaligen Herumtreiber Cleve Jones (Emile Hirsch), dem Fotografen David Nicoletta (Lucas Grabeel), sowie den beiden Wahlkampfmanagern Jim Rivaldo (Brandon Broyce) und Dick Pabich (Joseph Cross).

Doch auch der zweite Versuch scheitert knapp. Nach all den Strapazen verspricht Milk seinem Lebensgefährten Smith in Zukunft wieder mehr auf Privatleben und weniger auf Politik zu machen. Doch dazu kommt es nicht: Landesweit betreiben konservative religiöse Kreise eine Kampagne mit Volksabstimmungen, wonach homosexuelle Lehrer und ihre Unterstützer aus dem Schuldienst entlassen werden sollen, die sogenannte „Proposition 6“. Das lässt Harvey natürlich keine Ruhe und so organisiert er den Widerstand dagegen. So kommt es, dass Milk ein drittes Mal für den Stadtrat kandidiert. Daran zerbricht zwar seine Beziehung zu Smith, aber schnell tritt ein neuer junger Mann in Milks Leben: Der junge, psychisch etwas labile Latino Jack Lira (Diego Luna). Diesmal engagiert Milk die lesbische Wahlkampfmanagerin Anne Kronenberg (Alison Pill). Sie schafft es, dass alle große Zeitungen San Franciscos Wahlempfehlungen für ihn aussprechen und das mit Erfolg: Ende 1977 wird Milk in den Stadtrat gewählt.

Dort beginnt Milk umgehend, seine Anliegen voranzutreiben: Unterstützt von Bürgermeister Moscone (Victor Garber) setzt er im Stadtrat eine Anti-Diskriminierungs-Verordung durch. Das bringt ihm zwar von vielen Seiten eine Menge Anerkennung ein, aber woanders schafft er sich damit Feinde. Allen voran der konservative Stadtratkollege Dan White (Josh Brolin) macht ihm das Leben schwer. Dennoch verläuft Milks politische Karriere weiterhin erfolgreich. Die landesweite Abstimmung zu Proposition 6 geht zugunsten von Milk und seinen Mitstreitern aus, die Proposition wird abgelehnt. Privat läuft es dagegen nicht so erfolgreich für Milk. Sein Lebensgefährte Jack nimmt sich das Leben, weil er sich vernachlässigt fühlt. Aber auch Dan White benimmt sich seltsam. Sturzbetrunken läuft er bei der Feier zur Milk's 48. Geburtstag auf und kurz darauf tritt er von seinem Amt zurück. Etwas später will White den Rücktritt von seinem Rücktritt und bittet Bürgermeister Moscone um Wiedereinsetzung in den Stadtrat, was der aber ablehnt. Daraufhin dringt White ins Rathaus ein und erschießt erst Moscone und anschließend Milk, den er verantwortlich für die Ablehnung hält. Noch in derselben Nacht versammeln sich 30.000 Menschen zu einem Schweigemarsch durch die Stadt.

### MEINE MEINUNG ###

Bevor hier wieder einige rummäkeln, dass ich das Ende verrate: Dem kann ich entgegnen, dass es Harvey Milk und alle anderen Personen, die im Film vorkommen, tatsächlich gab und dass sich alles im Großen und Ganzen tatsächlich so ereignet hat. In der Tat war es so, dass es in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts in den Gesetztestexten einiger amerikanischer Bundesstaaten Homosexualität illegal war und unter Strafe stand. Genaugenommen war Milk ein Bürgerrechtler, der dafür kämpfte, dass Homosexuelle dieselben Rechte, Pflichten und Privilegien haben sollten wie alle anderen Bürgerinnen und Bürger auch – ganz so, wie es die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika auch vorsieht. Nur war dies seinerzeit bei weitem noch nicht selbstverständlich, denn für alle Konservativen und erst Recht für alle fundamentalen Christen verkörperten die Gays das moralisch Verwerfliche, welches sämtliche uramerikanischen Werte wie Familie, Glaube an Gott und Rechtschaffenheit untergräbt, quasi so etwas wie der Teufel.

Der Film ist also eine Art Biographie des Wirkens von Harvey Milk, wobei ausdrücklich nur auf die Zeit Bezug genommen wird, in der Milk anfing, sich politisch zu engagieren bis hin zu seinem Tod. Dabei kann man die Bedeutung von Harvey Milk für die gay community durchaus vergleichen mit der von Martin Luther King für die Afro-Amerikaner, da beider Lebengewisse Parallelen aufweisen. Das fängt an mit der Bekämpfung der Diskriminierung und Überwindung der Unterdrückung ihrer jeweiligen Bevölkerungsgruppen bis hin zu ihrem gewaltsamen Tod. Milk ist also gewissermaßen eine Symbolfigur für den Kampf der gay community um Anerkennung und Gleichberechtigung. Die Bedeutung von Harvey Milk lässt sich auch daraus erschließen, dass dies bereits der zweite Film ist, der ihm sozusagen ein Denkmal setzt: Bereits 1985 gab es den Film „Wer war Harvey Milk“, der damals auch prompt den Oscar als bester Dokumentarfilm bekam.

Nun ist dies natürlich kein Dokumentarfilm, sondern eher ein typisches Bio-Pic und so ist der Film auch inszeniert. Man sieht zu Beginn und immer wieder auch zwischendurch, wie Harvey Milk in seiner Küche sitzt und ein Tonband mit seinen Erinnerungen bespricht und anschließend wird dann in Rückblenden gezeigt, wie sich die jeweiligen Ereignisse konkret abspielten. Mittendrin wird immer wieder auch historisches Bildmaterial in den Film hineingeschnitten, was natürlich den Zeitkolorit nochmal umso deutlicher einfängt. Und in genau dieser Authenzität liegt auch gleichzeitig die Stärke des Films: Er verzichtet weitgehend darauf allzu viele Klischees zu bemühen. Sicher wird das Gefühl einer gewissen Leichtigkeit in der schwulen Szene nicht beiseite geschoben, die 70er Jahre waren nun mal das Zeitalter der „freien Liebe“ und das wird bei den gays wahrscheinlich nicht anders gewesen sein. Aber der Fokus der Geschichte liegt klar auf der gesellschaftlichen Dimension des politischen Wirkens von Harvey Milk.

Dementsprechend wirken die Handlung an sich und die Dramaturgie nicht ganz so mitreißend wie seinerzeit bei dem Film „Philadelphia“, wodurch der „Milk“ die ein oder andere Länge hat, auch wenn die Geschichte am Ende nochmal an Fahrt aufnimmt. In jedem Fall herausragend ist Sean Penn: Er geht in seiner Rolle förmlich auf und wirkt derart glaubwürdig und authenisch, dass es fast schon unheimlich wird. Die Oscar-Nominierung für die beste männliche Hauptrolle ist in jedem Fall verdient und eine Auszeichnung käme auch nicht überraschend. Aber auch der Rest des Ensembles wirkt absolut passend besetzt und keiner fällt negativ ab. Verblüffend ist vor allen die äußerliche Ähnlichkeit der Darsteller mit ihren Vorbildern, denn im Abspann werden nochmal die Realpersonen auf Fotos gezeigt und die Unterschiede sind teilweise nur marginal. Da hat die Maske wirklich unauffällige, aber trotzdem ganze Arbeit geleistet.

### FAZIT ###

Für FreundInnen von Biographien oder Gesellschaftsdramen ist dieser Film in jedem Fall empfehlenswert, ebenso für alle, die die Geschichte der damaligen Zeit interessiert oder die zumindest ein Faible für intellektuell angehauchte, politisch korrekte Unterhaltung haben. Alle anderen sollten besser zuhause bleiben.

### ABSPANN ###

Spielfilm USA 2008, 128 Min, FSK 12

Regie: Gus van Sant
Buch: Dustin Lance Black
Kamera: Harris Savides
Musik: Danny Elfman

~ Harvey Milk – Sean Penn
~ Scott Smith – James Franco
~ Cleve Jones – Emile Hirsch
~ Dan White – Josh Brolin
~ Anne Kronenberg – Alison Pill
~ Jim Rivaldo – Brandon Boyce
~ Dick Pabich – Joseph Cross
~ David Nicoletta – Lucas Grabeel
~ Bürgermeister Moscone – Victor Garber
~ State Senator John Briggs – Dennis O'Hare
~ Jack Lira – Diego Luna
~ Art Agnos – Jeff Koons
~ Michael Wong – Kelvin Yu
~ David Goldstein – Zvi Howard Rosenman
u.v.a.

P.S. Wer sich über die komischen Überschriften bei den Inhaltsangaben wundert: Es gab mal früher in den MAD-Heften Wahl-Aufkleber von Don Martin (zu Don Martin empfehle ich den entsprechenden Bericht vom Gemeinwesen), auf denen diese Slogans zu lesen waren!

50 Bewertungen, 27 Kommentare

  • Gemeinwesen

    19.04.2009, 18:19 Uhr von Gemeinwesen
    Bewertung: sehr hilfreich

    Danke auch für die freundliche Empfehlung. Es lebe Jupp Zupp! Beste Grüße vom Gemeinwesen.

  • Puenktchen3844

    02.04.2009, 23:05 Uhr von Puenktchen3844
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein guter Bericht. LG

  • anonym

    26.03.2009, 01:27 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    wird noch angesehen, lg

  • LiFo

    23.03.2009, 21:46 Uhr von LiFo
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöner Bericht =) Liebe Grüße, Lifo

  • Regan

    11.03.2009, 16:35 Uhr von Regan
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüsse, Nadine

  • Michaela2015

    05.03.2009, 14:02 Uhr von Michaela2015
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe grüssle aus dem südlichen, verregneten Österreich, Michi

  • Baby1

    27.02.2009, 00:42 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • campino

    26.02.2009, 23:36 Uhr von campino
    Bewertung: sehr hilfreich

    :.:.:.: Gruß, Andrea :.:.:.:

  • anonym

    23.02.2009, 11:08 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    aus meiner sicht ein bh-bericht -:

  • Mondlicht1957

    16.02.2009, 12:24 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich Schönen Wochenestart

  • ingoa09

    16.02.2009, 01:12 Uhr von ingoa09
    Bewertung: besonders wertvoll

    Nun fühle ich mich umfassend informiert! Ein BW ist nun fällig! Liebe Grüße, Ingo

  • saxxxe

    15.02.2009, 18:09 Uhr von saxxxe
    Bewertung: sehr hilfreich

    super bericht! lg von manu aus dem schönen sachsen :-D

  • MasterSirTobi

    13.02.2009, 20:14 Uhr von MasterSirTobi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Berichte schreiben ist dir wohl in die Wiege gelegt LG und Sh

  • leupi123

    13.02.2009, 13:48 Uhr von leupi123
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr gut geschrieben. Freu mich auf Gegenlesungen und Freundesanfragen :) LG

  • 4money

    13.02.2009, 13:37 Uhr von 4money
    Bewertung: sehr hilfreich

    :::LG und einen guten Start ins Wochenende..chris:::

  • sonnenbaerchen

    13.02.2009, 13:30 Uhr von sonnenbaerchen
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße vom Sonnenbaerchen

  • senora

    13.02.2009, 13:21 Uhr von senora
    Bewertung: besonders wertvoll

    Tiefverschneiten Gruß aus Hamburg

  • morla

    13.02.2009, 13:11 Uhr von morla
    Bewertung: besonders wertvoll

    ich wünsche dir ein schönes wochenende lg. petra

  • Prueter87

    13.02.2009, 12:54 Uhr von Prueter87
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr informativ, klasse Bericht. LG

  • AnnaH

    13.02.2009, 10:36 Uhr von AnnaH
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klasse Bericht, heute. Macht Freude bei Dir zu lesen.

  • sigrid9979

    13.02.2009, 08:13 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: besonders wertvoll

    Super Berichtet Gruss Sigrid

  • schoeldc

    13.02.2009, 08:12 Uhr von schoeldc
    Bewertung: besonders wertvoll

    spitzen Bericht, daher bw...LG

  • anonym

    13.02.2009, 08:10 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich. LG, Janin.

  • angela1968

    13.02.2009, 06:33 Uhr von angela1968
    Bewertung: besonders wertvoll

    gefällt mir, dein bericht!

  • droehn

    13.02.2009, 05:30 Uhr von droehn
    Bewertung: sehr hilfreich

    Toller Bericht, lg droehn

  • timecode001

    13.02.2009, 04:25 Uhr von timecode001
    Bewertung: besonders wertvoll

    Klasse geschrieben! Dafür von mir die 10.0!!! Liebe Grüße. timecode001

  • tk7722

    13.02.2009, 03:21 Uhr von tk7722
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr schöner Bericht, liebe Grüße