Brokeback Mountain (DVD) Testbericht

ab 9,82
Auf yopi.de gelistet seit 02/2012

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Erfahrungsbericht von IQIQIQ

Schwule Cowboys und die Folgen ...

Pro:

leise, sinnliche Story, Landschaften

Kontra:

kleine dramaturgische Brüche, DVD-Ausstattung der Einzel-DVD

Empfehlung:

Ja

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Die Story:
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Mitte der 60er Jahre in Wyoming. Der junge Gelegenheitsarbeiter Jack soll über den Sommer auf dem Brokeback Mountain eine Schafherde hüten. Mit Essen versorgt ihn ein anderer Gelegenheitsarbeiter, Ennis. Als Ennis wegen eines heftigen Gewitters auf dem Berg übernachten muss, kommen die beiden einander näher und verlieben sich heftig ineinander. Doch am Ende des Sommers gesteht Ennis Jack, dass er seine Freundin Alma heiraten wird.
Im nächsten Frühjahr kehrt Jack zum Brokeback Mountain zurück - in der Hoffnung auf Arbeit und auf ein Wiedersehen mit Ennis -, doch sein Boss, der Jack und Ennis einmal auf dem Brokeback Mountain beobachtet hat, gibt ihm keinen Job mehr. Jack zieht weiter nach Texas und lernt Lureen Newsome kennen, die Tochter des reichsten Landmaschinenherstellers weit und breit, die er bald darauf heiratet.
Doch irgendwann kommt Jack wieder in Ennis' Gegend und besucht den alten Freund. Ihre alte Liebe flammt wieder auf. Doch als Jack Ennis vorschlägt, gemeinsam einfach wegzugehen und gemeinsam auf einer Farm zu leben, schlägt Ennis das aus. Er hat Angst vor dem Zorn der Gesellschaft. Und so bleibt es bei gemeinsamen "Angelausflügen" alle paar Monate. Selbst als seine Ehe scheitert, ist er nicht bereit, mit Jack zu gehen.
Und dann kommt eines Tages eine Postkarte für Jack unzustellbar an Ennis zurück ...



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Anmerkungen zum Film
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"Brokeback Mountain" basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von E. Annie Proulx, die auch in Deutschland in einem Kurzgeschichtenband gleichen Namens erhältlich ist.
Verfilmt wurde die Story vom taiwanesischen Erfolgsregisseur Ang Lee, der neben chinesischen Filmen wie "Tiger and Dragon" auch schon europäische Vorlagen erfolgreich verfilmt hat (u.a. "Sinn und Sinnlichkeit" von 1995).

Als "schwuler Cowboyfilm" hat "Brokeback Mountain" vor allem in den USA, aber auch weltweit für großes Aufsehen gesorgt, aber auch einigen Gegenwind bekommen. Die Kritik an dem Film nahm teilweise schon skurrile Formen an. So brach unter den Organisationen der Cowboys zunächst ein Sturm der Entrüstung aus, aber als bekannt wurde, dass es sich bei den Figuren in "Brokeback Mountain" nicht um "richtige Cowboys", sondern "nur" um Schafhirten handelte, flaute er aber deutlich ab - nach dem Motto: "Echte Cowboys tun so was nicht, aber Schafhirten kann man alles zutrauen ..."
Gleichzeitig beweisen diese skurrilen Formen der Kritik aber auch, dass das Thema des Films bis heute aktuell ist und dass Ennis' Angst im Film vielleicht selbst heute noch mehr Grundlage hat, als man annehmen möchte.
Letztlich konnte die moralische Kritik dem Film nichts anhaben - im Gegenteil: Er war sowohl ein Kassen- als auch ein Kritikererfolg, gekrönt von drei Oscars (für Regie, adaptiertes Drehbuch und Filmmusik - sowie fünf weitere Nominierungen, darunter für die Darsteller), sogar vier Golden Globes (für den Besten Film, Regie, Originalsong und Drehbuch) und dem Goldenen Löwen.

Auch mir hat der Film gut gefallen. Da gibt es zum einen wunderschöne Landschaftsaufnahmen, dann eine mindestens ebenso schöne wie traurige Liebesgeschichte, die - trotz einiger Sexszenen zu Beginn - sehr zart erzählt wird und viel Platz für eigene Gedanken und Interpretationen lässt. Und letztendlich entlässt einen der Film erschüttert und nachdenklich - genauso, wie ein gutes Drama das tun sollte.
Dennoch erkenne ich einige Schwächen, die natürlich bei einer Adaption teilweise nicht vollständig vermeidbar sind, die aber letztlich im Film gelegentlich dafür sorgen, dass man zeitweise die Identifikation verliert oder dass die Spannung nachlässt.
Am deutlichsten kann ich das in diesem Film an der Hauptfigur festmachen. In einem dramatischen (Mainstream-)Film (was dieser trotz seines hohen Anspruchs und streckenweise epischen Charakters eindeutig ist) gibt es verschiedene Punkte, anhand derer man die dramaturgische Hauptfigur ausmachen kann. Zu diesen Punkten gehört beispielsweise, dass die Figur aktiv ein Ziel verfolgen sollte und nicht nur Spielball der Geschehnisse um sie herum ist (denn passive Figuren laden nicht zur Identifikation ein). Es gehört aber - gerade bei Filmen mit Anspruch - auch dazu, dass diese Figur einen Charakterwandel durchmachen muss.
Nun habe ich zu Beginn des Films eindeutig Jack als Hauptfigur wahrgenommen - und zwar zunächst rein intuitiv, ohne dramaturgische Fragestellungen anzuwenden. Jack ist einfach die Figur, mit der ich mich anfangs identifiziert habe. Doch auch dramaturgisch kann ich diesen Eindruck im Nachhinein begründen: Jack ist aktiv. Er verliebt sich in Ennis, er nutzt die Chance auf Liebe, die sich ihnen zu bieten scheint. Er lässt nicht einfach alles mit sich geschehen wie Ennis, und er ist am Ende des Sommers bereit, die Affäre weiterzuführen, egal welche Schwierigkeiten sie bietet. Jack dagegen lässt andere - die Gesellschaft - für sich entscheiden, und die Entscheidung fällt zugunsten von Alma aus.
Doch ab dieser Stelle musste ich meinen Eindruck vom Anfang des Films revidieren, was dazu führte, dass ich ab diesem Punkt einen "Hänger" im Film hatte. Ich war zunächst unzufrieden damit, dass der Film nun stärker Ennis folgte, insbesondere weil der auch nach wie vor so passiv und damit uninteressant blieb. Das Ende des Films beweist dann natürlich (ebenso wie die Oscarnominierungen als Haupt- bzw. Nebendarsteller), dass Ennis wirklich die beabsichtigte Hauptfigur ist. Aber eine gewisse Enttäuschung darüber, dass der Film nicht weiterhin Jacks Geschichte, auf die ich mich zu Beginn ja einlassen wollte, erzählt hat, bleibt.
Das bedeutet natürlich nicht, dass ich den Film deshalb in Grund und Boden verdammen möchte. Im Gegenteil, er gefällt mir immer noch sehr gut. Aber dadurch erhält er von mir nicht mehr volle Sterne.

Der Film ist in Deutschland ab 12 Jahren freigegeben. Das erscheint mir ein bisschen niedrig, eigentlich weniger wegen der enthaltenen Gewalt oder der Sexszenen (die strenggenommen auch schon zu einer höheren Einstufung führen könnten, aber vielleicht nicht müssen) als vielmehr, weil so eine leise, melancholische Geschichte den meisten 12jährigen noch nicht gefallen dürften.



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Die wichtigsten Darsteller
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Heath Ledger, der Ennis spielt, ist - ironisch genug - spätestens mit diesem Film zum Frauenschwarm geworden. Wie seine Wirkung auf die schwule Gemeinde ausfällt, kann ich leider nicht beurteilen. Auch wenn ich ihm vom Typ und von der Rolle her persönlich wenig abgewinnen kann, muss ich doch eingestehen, dass er hier hervorragend gespielt hat und die Oscarnominierung durchaus verdient hatte.
Jake Gyllenhaal spielt Jack. Für ihn gilt ähnliches wie für Heath Ledger, wobei er mir sowohl vom Typ als auch von der Rolle her persönlich besser gefällt. Seine Rolle ist statischer, aber er füllt sie mit vielen Nuancen aus, die sie letztlich doch sehr vielschichtig machen.
Schließlich muss ich noch Michelle Williams nennen, die für ihre Darstellung von Alma ebenfalls eine Oscarnominierung als beste Nebendarstellerin erhielt. Auch ihre Leistung war wirklich hervorragend, insbesondere wenn man einen Vergleich zwischen der scheuen Figur Alma und dem Auftreten der Schauspielspielerin in Interviews heranzieht, der beweist, wie unglaublich wandlungsfähig sie ist.
Insgesamt fällt mir beim Darstellerensemble auf, dass all diese Schauspieler schon etliche Jahre im Geschäft sind, aber doch bisher nicht in Produktionen dieser Qualität mitgespielt hatten und deshalb zumindest in höchsten Hollywoodkreisen vor "Brokeback Mountain" noch keinen überragenden Ruf hatten. Es ist ihnen aber durchweg gelungen, diese Herausforderung zu meistern! Mir scheint, damit sind sie zu Recht in die höchste Liga der Hollywoodschauspieler aufgestiegen.




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DVD-Ausstattung:
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Technische Daten:
Bildformat: 16:9
Tonformat: Dolby Digital 5.1
Spieldauer: 129 min.
FSK 12

Die DVD beginnt mit mehreren Trailern, nämlich zu "Das geheime Leben der Worte", "Transamerica" und "Alibi", die sich aber problemlos überspringen lassen.

Der Film liegt auf der DVD in englischer Originalaudiofassung und deutscher Synchronfassung vor. Untertitel sind für Deutsch, Deutsch für Hörgeschädigte und Englisch verfügbar.

"Trailershow":
Hier finden sich Trailer zu "Broken Flowers", "Ein ungezähmtes Leben", "L.A. Crash", "Das Meer in mir", "Volver", "Mit Herz und Hand" und "Die Töchter des chinesischen Gärtners".

Und das ist leider schon die ganze DVD-Austattung! Wer Wert auf Extras legt, sollte in die Special Edition auf 2 DVDs investieren.



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Fazit:
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Ein gelungener Film, auch wenn er meines Erachtens stellenweise durch den wahrnehmbaren Bruch in Bezug auf die Wahl der Hauptfigur kleine dramaturgische Schwächen offenbart.
Die DVD-Ausstattung der Single-DVD-Version ist extrem schlecht, insbesondere in Bezug auf den trotzdem hohen Preis. Daher empfiehlt es sich, auf eine Preissenkung zu warten oder gleich die Special Editon zu kaufen.

83 Bewertungen, 22 Kommentare

  • LittleSparko

    16.11.2006, 00:44 Uhr von LittleSparko
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg, daniela

  • sandraberg

    05.11.2006, 17:25 Uhr von sandraberg
    Bewertung: sehr hilfreich

    sorry, hat etwas gedauert, aber ich hatte für das cis von yopi kaum zeit. natürlich hole ich wie immer, alles noch. glg sandra

  • luxusklasse1

    27.10.2006, 11:43 Uhr von luxusklasse1
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh + lg

  • anonym

    21.10.2006, 23:43 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße Edith und Claus

  • Gozo-Bernie

    19.10.2006, 02:36 Uhr von Gozo-Bernie
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gruss aus dem Mittelmeer - bernie

  • DarthLuda

    19.10.2006, 02:27 Uhr von DarthLuda
    Bewertung: sehr hilfreich

    traurige besetzung für gyllenhaal.... aber guter bericht!

  • gypsi

    19.10.2006, 00:49 Uhr von gypsi
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klingt echt interessant...Lg Gabi

  • misscindy

    19.10.2006, 00:48 Uhr von misscindy
    Bewertung: sehr hilfreich

    ●●● sh + lg ●●●

  • Tweety30

    18.10.2006, 16:11 Uhr von Tweety30
    Bewertung: sehr hilfreich

    ▪ sh ▪ Liebe Grüße, Tweety30!

  • anonym

    18.10.2006, 15:23 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    den möchte ich auch unbedingt mal sehen

  • swissflyer

    18.10.2006, 14:33 Uhr von swissflyer
    Bewertung: sehr hilfreich

    *** SH ***

  • anonym

    18.10.2006, 14:06 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh :o)

  • anonym

    18.10.2006, 13:42 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, LG Birgit :-)

  • Merlin01

    18.10.2006, 13:19 Uhr von Merlin01
    Bewertung: sehr hilfreich

    zum schluß wird er noch besser- gruß frank

  • Elli04

    18.10.2006, 11:26 Uhr von Elli04
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH. Gruß aus Köln.

  • waltraud.d

    18.10.2006, 10:32 Uhr von waltraud.d
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wunderbare Rezension.

  • junior33

    18.10.2006, 08:51 Uhr von junior33
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH und liebe Grüße, Ingo !

  • bigmama

    18.10.2006, 03:47 Uhr von bigmama
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße, Anett

  • morla

    18.10.2006, 03:37 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • anonym

    18.10.2006, 03:22 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG, Manuela :o)

  • Sweeaty

    18.10.2006, 03:04 Uhr von Sweeaty
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich, den film muss ich mir unbedingt noch angucken! Liebe grüße!

  • Django006

    18.10.2006, 02:41 Uhr von Django006
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & *lg* Alan :>))))