Der Fluch der 2 Schwestern (DVD) Testbericht
Erfahrungsbericht von Realjackass
Der Fluch der Amerikanisierung
Pro:
Ein unerwartetes und schauriges Ende
Kontra:
nach einem spannungslosen und vorhersehbaren Geisterfilm Marke Hollywood
Empfehlung:
Nein
Als Gore Verbinski im Jahr 2002 mit seinem Remake des Asia-Schockers The Ring einen vollen Erfolg und weltweit klingelnde Kassen verbuchen konnte, ahnte noch niemand, welch eine Remake-Hysterie dies noch nach sich ziehen sollte. In den folgenden Jahren nahm sich Hollywood den Horror-Hit daraufhin als Vorbild und amerikanisierte und verwurstete beinahe jede ausländische Genre-Produktion, wobei anfangs vor allem der asiatische Raum rigoros abgegrast wurde. Nach The Grudge, The Eye, Shutter und wie sie noch alle heißen, war es im Grunde nur eine Frage der Zeit, bis die Amerikaner auch das Südkoreanische Horrordrama A Tale of Two Sisters, das in Fankreisen längst Kultstatus genießt, für sich entdecken und für den eigenen Markt erneut aufgießen würden. Für viele war dieses Projekt schon von vorneweg zum Scheitern verurteilt, denn, so die kritischen Stimmen, ließe sich der verworrene, ruhige und atmosphärische Aufbau des Originalfilms in der Form nicht für ein westliches Publikum aufbereiten. Dennoch ließ sich das Regie-Duo Charles und Thomas Guard nicht von ihrem Projekt abbringen und so kam im Jahr 2009, als Nachzug der Asia-Horror-Remakewelle, wenn man so will, schließlich Der Fluch der 2 Schwestern, bzw. The Uninvited in die Kinos.
Die größte Frage, die nun im Raume stand, war zweifellos die, ob der Film nur als weiterer, seichter Geister-Grusler oder tatsächlich als Horrorfilm mit Substanz daherkommen würde. Und als hätte man es nicht schon geahnt, muss leider zu Protokoll gegeben werden, dass eher der ungünstige, erste Fall den Film beschreibt. Ein Vergleich mit dem Original soll an dieser Stelle völlig außer Acht gelassen werden, doch auch für sich betrachtet ist Der Fluch der 2 Schwestern nicht mehr als ein zahmes und vorhersehbares US-Fließbandprokt, dem leider der Mut fehlt, neue Akzente zu setzen. Zwar wäre es nicht berechtigt, hier von einem gänzlich missglückten Versuch eines Horrorfilms zu sprechen, doch außer dem für Hollywood typisch hohen Produktionsstandard, soliden Schauspielern und einem überragenden Ende hat der Debutfilm der Guard-Brüder nichts Besonderes zu bieten.
In seinen 84 Minuten erzählt Der Fluch der 2 Schwestern die Geschichte einer traumatisierten 18jährigen, die den grausamen Tod ihrer Mutter nicht verkraften konnte. Fortan wird Anna von unheimlichen Geistern heimgesucht, die sie langsam auf den scheinbaren Pfad der Wahrheit führen. Nun, rachdürstige Geister, die aus dem Jenseits in die Welt der Lebenden zurückkehren, um ihre Quittung für ein ungesühntes Verbrechen auszustellen, das gab es in dieser Sparte des Horrorfilms im Grunde schon oft genug und auch Der Fluch der 2 Schwestern kann der Thematik nichts Neues hinzufügen. Zugegeben, gerade der Geist der toten Mutter sorgt für ein paar wenige, unheimliche Momente, doch gelingt es dem Film einfach nicht, endlich mal auf den Punkt kommen zu können. Mal wird das Publikum des Nachts Zeuge unheimlicher Vorgänge, nur damit der Horror-Anteil daraufhin plötzlich fallen gelassen wird und der Film sich für die nächsten 30 Minuten nur noch auf Annas und Alex' Kleinkrieg mit ihrer angehenden Stiefmutter konzentriert. Seicht und ohne Überraschungen wird daraufhin tief in die Klischeekiste gegriffen. Warum hat Rachel vor wenigen Jahren ihren Namen ändern lassen und warum wird ausgerechnet Annas Freund tot aufgefunden, kurz bevor er Anhaltspunkte zu den Geschehenissen in der Nacht des Brandes liefern konnte? Als selbstverständlich erweist sich auch, dass Annas und Alex' Vater den Beiden keinen Glauben schenkt und es nur an ihnen ist, hinter das Geheimnis der mysteriösen Stiefmama in spe zu kommen.
Dies alles wurde hier beinahe spannungslos und ohne eine nennenswerte Atmosphäre inszeniert. Weder entsteht zu irgendeinem Zeitpunkt ein Gefühl der Bedrohung, noch wirkt der Verdacht gegen Rachel sonderlich berechtigt. Als Gänsehautersatz gibt es dafür reichlich von den schönen Körpern der beiden Hauptdarstellerinnen Emily Browning und Arielle Kebbel, sowie einen tragisch endenden Liebes-Nebenplot zu sehen, doch wirklich zufrieden stimmt dies alles nicht, lässt Der Fluch der 2 Schwestern die Qualitäten eines guten Horrorfilms doch ansonsten völlig vermissen. Erst das Ende reißt das Ruder wie aus heiterem Himmel plötzlich um 180 Grad herum und zeigt in völlig konträrer Qualität zum vorangegangenen Geschehen einen Plottwist, der es in sich hat. Natürlich ist es enorm wichtig, diesen vor dem Betrachten des Films nicht zu kennen, so dass er an dieser Stelle auch nicht verraten wird. Es sei aber vorweggenommen, dass der wendungsreiche Schluß den eindeutigen Höhepunkt des ansonsten vorhersehbaren und nicht sonderlich aufregenden Films darstellt. Im Nachhinein betrachtet, schließen sich dadurch plötzlich einige Storylücken und das zuvor Gesehene erscheint tatsächlich etwas zufriedenstellender, doch kann dies natürlich nicht als Entschuldigung für einen überwiegend trägen und vor sich hinplätschernden Film gewertet werden.
Der Fluch der 2 Schwestern ist das typische Resultat dessen, was geschieht, wenn sich Hollywood mal wieder eines komplexen Horrrofilm-Stoffes annimmt und ihn für ein Popcorn mampfendes, intelligenzabwesendes Mainstreampublikum zurechtschustert. Sicher, aus inszenatorischer Sicht gibt es hier nicht viel zu beanstanden und im Grunde wird ein ansatzweise unterhaltsames Geisterfilmchen wie aus dem Lehrbuch geboten, doch zu einem irgendwie beachtenswerten Horrorfilm wird dieses Werk dadurch noch lange nicht. Den einzigen Höhepunkt findet Der Fluch der 2 Schwestern in seinem herrlich fiesen, unerwarteten und kompromisslosen Ende, das zwar ohne Abstriche zu gefallen weiß, die vorherigen 75 Minuten dadurch aber auch nicht spannender machen kann. Horrorfilm-Anfänger werden mit diesem Film letztendlich trotz allem gut bedient sein, allen anderen sei aber davon abgeraten.
The Uninvited
USA 2009, 84 Min.
FSK 16
Regie: Charles Guard, Thomas Guard
Darsteller: Emily Browning, Arielle Kebbel, David Strathairn, Elizabeth Banks, Maya Massar, Kevin McNulty, Jesse Moss, Dean Paul Gibson, Don S. Davis, Lex Burnham, Matthew Bristol, Danny Bristol
33 Bewertungen, 7 Kommentare
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23.12.2009, 15:51 Uhr von Mondlicht1957
Bewertung: sehr hilfreichIch wünsche Dir und Deinen Lieben ein schönes Fest
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23.12.2009, 14:11 Uhr von mima007
Bewertung: sehr hilfreichViele Gruesse, mima007
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22.12.2009, 19:25 Uhr von Clarinetta2
Bewertung: sehr hilfreichsehr gutg eschrieben
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22.12.2009, 17:21 Uhr von liebes35
Bewertung: sehr hilfreichGut beschrieben. LG Steffi
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22.12.2009, 13:46 Uhr von sigrid9979
Bewertung: sehr hilfreichSchöne Weihnachten wünsche ich dir
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22.12.2009, 13:42 Uhr von laeuft
Bewertung: sehr hilfreichSehr gut geschrieben, Lg Franz
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22.12.2009, 12:51 Uhr von leupi123
Bewertung: sehr hilfreichSehr hilfreicher Bericht. Freu mich über Gegenlesungen.
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