Alle sieben Wellen (Taschenbuch) / Daniel Glattauer Testbericht

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ab 4,62
Auf yopi.de gelistet seit 05/2009
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Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  durchschnittlich
  • Unterhaltungswert:  durchschnittlich
  • Spannung:  hoch
  • Humor:  durchschnittlich
  • Stil:  ausschmückend

Erfahrungsbericht von LilithIbi

„Du hast einen eingeschränkten Gefühlshaushalt.“

4
  • Niveau:  durchschnittlich
  • Unterhaltungswert:  hoch
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Stil:  ausschmückend
  • Zielgruppe:  jedermann

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Gut anderthalb Jahre und somit grob geschätzte hundert Bücher ist es her, dass mich Daniel Glattauers e-mail Romanze „Gut gegen Nordwind“ mehr als nur berührte. Den im letzten Jahr erschienen zweiten Teil hielt ich lange Zeit im Auge, habe ihn schlussendlich erst gestern lesen können. Und, was soll ich sagen

===Alle sieben Wellen===
zog mich direkt wieder in seinen Bann. Hervorzuheben direkt an erster Stelle der Umstand, dass man tatsächlich den ersten Teil nicht wirklich kennen muss; auf nahezu raffinierte Weise lässt der Autor Leo und Emmi alle Eckpfeiler, die für ihre Geschichte wichtig sind, erwähnen, ansprechen, hervorholen.

Im Grunde muss man als Leser auch nicht wirklich viel mehr wissen, als dass Leo und Emmi sich via Zufall im Internet kennenlernten ~ nichtmal über eine der aberwitzigen Forenseiten, sondern vielmehr schickte Emmi versehentlich eine e-mail an Leo. Rasch entstand ein reger (Gefühls-)Austausch, und eine Art „Liebe“ entstand. Das geplante Treffen, was bei „Gut gegen Nordwind“ regelrecht gegen die Wand gefahren wurde, ist nunmehr gewissermaßen der Themenschwerpunkt des zweiten Buches. Oder, wie es dortig heißt: „Das einzig vernünftige Ende einer innigen Nicht-Begegnung ist die Begegnung.“
Tja, genau darum geht es dann auch.

==Die Umsetzung===
mag für viele Leser auf den ersten Blick erstmal befremdlich wirken. Daniel Glattauer benutzt keinen typischen Erzählstil, vielmehr besteht das Gesamtwerk lediglich aus den e-mails, die Leo und Emmi sich schicken; nicht mehr, und nicht weniger. Alles, was geschieht, alles, was nicht geschehen ist... all das kann und muss man durch eben jene Korrespondenz herauslesen, um dem Verlauf folgen zu können.

Zeilen wie

„das Gefühl, dass du mir seit fünf Tagen gibst, ist schlimmer als jedes mir von dir jemals zuvor gegebene, und du hast mir wahrlich schon schlimme Gefühle gegen, durch dich habe ich erst erfahren, wie schlimm schlimme Gefühle wirklich sein können. (Schöne übrigens auch.) Aber dieses hier kannte ich noch nicht: ich bin dir lästig geworden.“
_(Zitat; S. 10)_

gehen mir persönlich direkt unter die Haut, fühlen sich nur authentisch, sondern überdies viel zu vertraut an, um nicht irgendwo zu schmerzen. Schnell ist der Lese-Zustand erreicht, dass man den Roman gar nicht mehr aus der Hand legen möchte, bis man auch die letzte Zeile regelrecht aufgesogen hat.

Natürlich kommt es dem Spannungsaufbau zu Gute, dass man vereinzelt erst später erfährt, was mit welchen Äußerungen gemeint ist; obendrein „vermisst“ man nur bedingt die „normale“ Schilderung des tatsächlichen Treffens ~ viel intensiver wirkt das Buch, wenn man unmittelbar nach dem Treffen die ersten zaghaften mailversuche seitens Emmi und Leo lesen darf.

~ Dass man die 220 Seiten binnen kurzer Zeit gelesen haben kann, liegt irgendwo auf der Hand; über den Umstand hinaus, dass stetig nach der Kapitelnennung noch eine Seite freigelassen wurde, sind die einzelnen Blätter quasi (dank der vielen Leerzeilen) nur halb ausgefüllt.
Kein wirkliches Manko, eben weil die Geschichte sich tatsächlich rasch im Kreis zu drehen beginnt. Emmi ist nohc immer verheiratet, Leo will mit seiner Pamela zusammenziehen, beide wollen sich trotzdem ein weiteres Mal treffen... so geht es über mehrere Kapitel hin und her; langweilt hierbei zwar nicht, offenbart aber keine wirklichen Neuerungen.

Ebensowenig handelt es sich bei „Alle sieben Wellen“ um einen definitiven Liebesroman. Zwar ist die Romantik, die Feinfühligkeit, Sehnsucht und Leidenschaft in vielen Zeilen wie auch zwischen den Zeilen deutlich spürbar; gleichzeitig findet jedoch die Angst vor Enttäuschung, Zurückweisung, Ablehnung und pure Ernüchterung ihren Platz.

Leider trifft letzteres dann und wann ebenso auf den Leser zu ~ manches wirkt meines Erachtens nach zu konstruiert, zu „falsch“. Ohne zu viel verraten zu wollen kann ich sagen, dass die „e-mail Einmischung einer weiteren Person“ völlig unglaubwürdig. Nicht grundsätzlich, sondern vielmehr dahingegehend, dass die Sprachwahl zu ausgefeilt nach dem klingt, was man sonstig eben im „Rest-Buch“ zu sehen bekommt. An dieser Stelle hätte der Autor stilistische oder zumindest sprachliche Unterschiede viel mehr herauskristallisieren müssen, um mich mit der Idee überzeugen zu können.

Klar, netter Versuch, noch mehr Dramatik in die Geschichte hineinzubringen, was irgendwo auch gelungen ist ~ aber eben nicht auf die schriftstellerisch gelungenste Art und Weise.

Nichtsdestoweniger hat mir persönlich der Roman besser gefallen als erwartet ~ zuvor las ich bereits einige Meinungen zu dem Buch, die nicht unbedingt als löblich zu bezeichnen sind. Doch absolut begeistert bin ich allerdings nicht. Zu pseudo-perfekt erscheint mir hier der Ausgang, zu sehr in eine „das Volk wollte ein happy end, bitteschön, hier ist eines“ Schablone gepresst.

Was überraschen, freudig stimmen, überwältigen und zutiefst berühren soll, stellt sich mit einem plumpen Sachfehler selbst ein Beinchen.

Denkwürdige Sätze, Beschreibungen und Andeutungen wie

„Sie ist keine Herzensangelegenheit mehr, sie ist eine reine Kopfdisziplin“.
_(Zitat, S. 63)_

regen definitiv zum Nachdenken über die eigene aktuell gelebte oder auch zurückliegende Beziehungen an, trösten dementgegen nur bedingt über den Ausgang des Romanes hinaus.

==Summa summarum==
wer den ersten Teil kennt, der wird vermutlich ein gesteigertes Interesse an „Alle sieben Wellen haben“. Einen Fehler macht man hiermit sicherlich nicht. Wer „Gut gegen Nordwind“ jedoch nicht gelesen hat, dem würde ich diese Fortsetzung allerdings absolut nicht empfehlen. Für sich alleine hat das Werk zwar auch etwas, kommt aber an die Wirkungsweise des ersten Bandes nicht heran.

Mir persönlich gefällt der zum Buch gewordene Blog seitens Conny Lubeck („Anleitung zum Entlieben“ sowie „Entlieben für Fortgeschrittene“) doch einen Deut besser; sollte es von Daniel Glattauer noch einen dritten Teil um Emmi und Leo geben... den will ich schon gar nicht mehr lesen.

Sprich: vier Sterne und eine bedingte Empfehlung.

35 Bewertungen, 8 Kommentare

  • leseflippi

    03.11.2010, 22:01 Uhr von leseflippi
    Bewertung: sehr hilfreich

    danke für deinen Bericht. LG

  • senora

    11.09.2010, 18:56 Uhr von senora
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich wünsche einen gemütlichen oder lustigen Samstagabend. LG

  • trullilu

    11.09.2010, 16:52 Uhr von trullilu
    Bewertung: sehr hilfreich

    Grüße schickt dir trullilu !!!

  • sigrid9979

    11.09.2010, 13:14 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wünsche ein schönes Wochenende...Lg Sigi

  • campino

    11.09.2010, 12:52 Uhr von campino
    Bewertung: sehr hilfreich

    :::: LG Andrea ::::

  • Lanch999

    11.09.2010, 12:01 Uhr von Lanch999
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klasse Bericht! LG von Lanch999

  • LeonaMercedes

    11.09.2010, 11:27 Uhr von LeonaMercedes
    Bewertung: sehr hilfreich

    schönes wochenende, lg leona

  • Iris1979

    11.09.2010, 11:10 Uhr von Iris1979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Guter Bericht. LG Iris