Seebrücke Heringsdorf Testbericht

Die Insel Usedom

Die Insel Usedom ist 445 Quadratkilometer groß und liegt vor dem Stettiner Haff, der größte Teil gehört zu Mecklenburg-Vorpommern (Ostvorpommern) und der andere Teil ist seit 1945 polnisch. Usedom ist nach Rügen die zweitgrößte Badeinsel Deutschlands und besitzt um die 40 Kilometer Sandstrand. Es gibt insgesamt zehn staatlich anerkannte Seebäder, die sich an der Küste entlang aufreihen - davon werden Bansin, Ahlbeck und Heringsdorf auch die "Drei Kaiserbäder" genannt, da diese Orte sich bereits Anfang des 19. Jahrhundert als Seebäder einen Namen gemacht haben. Auch heute noch kann man die prunkvolle Bäderarchitektur bewundern und auch die Seebrücken von Bansin, Ahlbeck und Heringsdorf wurden rekonstruiert…


Die Seebrücke in Heringsdorf

Heringsdorf:

Mit 3500 Einwohnern gehört das Seeheilbad Heringsdorf zu den größeren Küstenorten der Insel Usedom. Bereits zu "Kaisers Zeiten" (1871 bis 1918) haben hier der Adel, die Reichen und viele Künstler und Denker Urlaub gemacht. Die Architektur wird von Gründerzeitvillen bestimmt, die im Laufe der letzten Jahre liebevoll restauriert wurden. Heringsdorf gehört zu den schönsten, aber auch teuersten Urlaubsorten auf der Insel.

Zur Geschichte der Seebrücke:

1893 wurde die hölzerne Kaiser-Wilhelm-Brücke erbaut, die eine Länge von 500 Meter hatte. Doch durch die Witterung und mehrere Brände wurde sie 1958 völlig vernichtet und erst 1995 für 100 Millionen Euro neu errichtet. Heute hat die Seebrücke in Heringsdorf eine Länge von insgesamt 508 Metern (300 Meter davon im Wasser) und ist somit die längste Seebrücke in Deutschland. Die Brücke wurde auf Stahlsäulen errichtet, die sechs Meter tief im Meeresboden verankert sind und mit Sand gefüllt wurden.

Zur Architektur der Seebrücke:

Am Anfang der Seebrücke steht der große überdachte Brückenkopfbau, der ein Kino, ein Muschelmuseum, Ferienwohnungen und viele kleinere Geschäfte und Restaurants beherbergt. Auf dem Steg ist ein der Mitte eine Glaswand mit einem schmalen Dach errichtet wurden, dadurch kann man auch bei Sturm und Regen geschützt auf der Brücke spazieren gehen. Ungefähr in der Mitte der Seebrücke wird diese etwas breiter und beherbergt einen überdachten Imbiss mit mehreren Sitzplätzen, des Weiteren sind im Sommer Eisverkäufer und diverse kleine Souvenirstände auf dem Steg zu finden. Am Ende befindet sich ein Restaurantgebäude in Pyramidenform mit verglastem Rundbau, welches zwei verschiedene gastronomische Einrichtungen beherbergt und der Landungssteg für größere Boote. Die Brücke hat Holzbohlen und ein hohes Geländer, außerdem laden in regelmäßigen Abständen Bänke zum Ausruhen ein.


Meine Erfahrungen:

Bereits als Kind war ich mit meinen Eltern und Großeltern auf Usedom im Urlaub, meist haben wir in einem Hotel in Bansin gewohnt - zweimal aber auch in Heringsdorf. Den Ort habe ich als schickes und nobles Bad in Erinnerung und bis heute hat sich an dem Eindruck nicht viel verändert. Die vielen Bädervillen wurden inzwischen sehr schön restauriert und zahlreiche Restaurants und Hotels locken jedes Jahr Unmengen an Urlaubern an. Die neue Seebrücke kannte ich noch nicht und war erstaunt über die Länge - man kann sie bereits von den Nachbarorten aus erkennen. Da sie noch relativ neu ist, wirkt alles noch gepflegt und ordentlich (in Ahlbeck sieht der 1898 erbaute Seebrückenpavillon nicht mehr so schön aus - zumindest aus der Nähe). Das kleine Einkaufszentrum am Fuße der Seebrücke ist überdacht und die kleinen Geschäfte sind ausschließlich auf den Tourismus ausgerichtet - die Läden haben auch sonntags geöffnet und es gibt viele Souvenirläden, einige Klamottenläden, ein Café und eine Pizzeria. An der äußeren Seite gibt es noch ein kleines Muschelmuseum, welches 3000 Exponate aus dem Meer ausstellt und weitere Geschäfte mit Andenken und Postkarten. Im Untergeschoß gibt es dann noch ein Kino, die Toiletten und (na, was wohl…?) Souvenirläden. Die Geschäfte sind relativ teuer, aber das ist es in Usedom und den "Drei Kaiserbädern" generell. Die Seebrücke ist (im Gegensatz zu den Geschäften) dann der eigentliche sehenswerte Teil - sie führt gerade aufs Meer hinaus und vor allem bei höherem Wellengang ist das ein herrlicher Anblick. Erleichternd habe ich festgestellt, dass die Bohlen eng aneinander gelegt wurden, das heißt man kann zwischen seinen Füßen nicht auf das Wasser sehen - für mich wäre das nämlich gar nichts gewesen, denn dann bekomme ich Höhenangst. Das Geländer ist auch sehr hoch und man muss auch mit Kindern keine Angst haben, dass sie Dummheiten machen könnten. Die Glasscheibe in der Mitte des Stegs schützt sehr gut vor seitlichem Wind (man muss natürlich dann auf der entgegengesetzten Seite laufen, sonst macht das weniger Sinn…) und das recht schmale Dach hält den Regen ab. Da Heringsdorf ausschließlich vom Tourismus lebt, dürfen natürlich auch überteuerte Bratwürste und Postkarten mitten auf der Seebrücke nicht fehlen - ob das unbedingt notwendig ist, sei jetzt mal dahin gestellt. Der Restaurantbau am Ende des Steges ist wiederum wirklich sehenswert, er hat eine runde Grundform und ist verglast. Von innen kann man dadurch auf jedem Platz am das Meer bewundern. Die Sicht vom Ende der Brücke auf die Küste und den Strand ist einmalig, da man soweit im Meer steht, kann man bis auf die polnische Seite (ÅšwinoujÅ›cie/Swinemünde) und bis nach Bansin schauen. Die Ostsee im Rücken hat man einen herrlichen Blick auf die Strandpromenade und die vielen schönen Villen in Bäderarchitektur.

Wenn man auf der Insel Usedom ist, ist es unbedingt empfehlenswert sich die Seebrücke in Heringsdorf anzusehen. Durch die einmalige Länge ist es ein traumhaftes Gefühl, als ob man mitten im Meer steht. Gerade bei höherem Wellengang ist das wirklich ein außergewöhnliches Erlebnis. Außerhalb der Hauptsaison ist es etwas ruhiger und man kann die Weite auf sich wirken lassen, doch auch im Sommer ist es wunderschön, denn dann hat man einen erfrischenden Wind und kann die unzähligen bunten Strandkörbe und Badenden betrachten.