State of Play - Stand der Dinge (Blu-ray) Testbericht

Hallo Zielgruppe!
Es gibt ja in Hollywood ein lange gepflegte Tradition von Polit-Thrillern, wo unbestechliche und unbeirrbare Journalisten korrupten Politikern und deren Machenschaften auf die Schliche kommen. Oft kommen dabei sehr spannende und solide inszenierte Filme mit namhafter Besetzung heraus. Ob sich auch das neueste Werk in diese Riege einordnen kann, dazu mehr in diesem Bericht.

### DER INHALT ###

~~~ wie gewohnt zuerst die „Gemeinwesen schreibt für den Boulevard“ - Kurzversion ~~~

Als seine junge, attraktive Assistentin Sonia Baker ermordet wird, gerät die Karriere des jungen und vielversprechenden Kongressabgeordneten Stephen Collins ins Stocken. Besonders heikel für ihn ist die Tatsache, dass er mit ihr eine Affäre hatte, obwohl er verheiratet ist. Sein alter Studienfreund der Enthüllungsjournalist Cal McAffrey wird von seiner Chefin Cameron Lynne damit beauftragt, die Hintergründe zu der Geschichte herauszufinden. Zusammen mit seiner jungen Kollegin Della Frye beginnt McAffrey einzelne Spuren zusammenzufügen und im Laufe der Recherchen zeichnet sich ab, dass eine dubiose Sicherheitsfirma, die von der Regierung Millionenaufträge erhält, ganz tief in diese Angelegenheit versrickt ist. Allmählich dämmert McAffrey, dass er da womöglich in ein Wespennest gestochen hat...

~~~ und nun wie so oft die „Dr.Ed schreibt für's Feuilleton“ - Langversion ~~~

Der junge und ehrgeizige Kongressabgeordnete Stephen Collings (Ben Affleck) ist der Hoffnungsträger seiner Partei und darüber hinaus Vorsitzender eines Komitees, das die Ausgaben des Verteidigungshaushalts überwacht. Er gilt aus aufstrebender Stern am Polithimmel und soll in absehbarer Zeit eine Führungsrolle übernehmen. Doch seine Karriere gerät ins Straucheln, als eines Tages seine junge und attraktive Assistentin Sonia Baker (Maria Thayer) von einem Unbekannten vor die einfahrende U-Bahn gestoßen wird und dies nicht überlebt. Das Ganze bekommt ein besonderes „Geschmäckle“ dadurch, dass Collins mit der jungen Frau eine Affäre hatte. Aber das ist nur der Anfang, denn nun wird Collins zu einem gefundenen Fressen für die Medienmeute.

Da will auch der „Washington Globe“ sich nicht in Schweigen hüllen. Also schickt die Chefredakteurin Cameron Lynne (Helen Mirren) ihren besten Mann Cal McAffrey (Russell Crowe) los, um bei seinem ehemaligen Studienfreund zu recherchieren, mit dessen Frau (Robin Wright Penn) er zu allem Überfluss auch mal eine Affäre hatte. Ihm zur Seite steht die junge, aufstrebende Journalistin Della Frye (Rachel McAdams), die nebenbei eine leidenschaftliche Bloggerin ist. Nach anfänglichen Reibereien aufgrund ihrer unterschiedlichen Wesensart – er der alte Hase und old-school-Journalist mit untrügbarem Instinkt für wichtige Details und Fakten; sie die etwas nassforsche und direkte Jungspundin mit weiblichem Charme und ähnlichem Spürsinn ausgestattet - raufen sich die beiden zusammen und beginnen mit ihren Recherchen.

Bei ihren Nachforschungen stoßen die beiden Journalisten sehr schnell auf eine dubiose Sicherheitsfirma, die als „Subunternehmer“ Aufträge in Millionenhöhe vom amerikanischen Kongress erhält und dabei teilweise sogar militärische Aufgaben im nahen und mittleren Osten übernimmt. Dabei kann McAffrey einen Insider (David Harbour) in der Firma aufspüren, der ihm einige pikante Details zu der Firma verrät. Dabei stellt sich heraus, das Sonia Baker auch auf der Gehaltsliste dieser Firma war und sie auf Collins angesetzt war, um Informationen von ihm zu beschaffen. Allerdings hat Collins irgendwann den Spieß umgedreht und sie zur Informationsbeschaffung bei der Firma benutzt. Je weiter Frye und McAffrey nachforschen, desto mehr geraten beide in Gefahr, denn der Mörder Sonia Bakers ist nun auch auf ihren Fersen...

### MEINE MEINUNG ###

An dieser Stelle sollte ich zunächst vorab erwähnen, dass es sich bei dem Film um eine Kinoadaption einer vielgelobten, mehrteiligen Fernsehserie der BBC handelt, deren Länge pro Folge 90 Minuten betrug. Insofern darf es nicht verwundern, wenn die Komplexität der Geschichte, die auf zwei Stunden eingedampft wird, nicht vollständig erhalten bleibt. Da bleiben dann natürlich einige vormals nicht ganz unwichtige Seitenstränge auf der Strecke. Darüber hinaus wurde das Ganze natürlich auf amerikanische Verhältnisse umgestrickt, denn in den USA funktionieren in der Politik viele Dinge nun mal anders als in Europa im Allgemeinen und Großbrittanien im Besonderen. Ähnliches gilt natürlich auch für den Journalismus, der in Amerika teilweise noch anders funktioniert, als in Großbrittanien.

Schauspielerisch spielt sich vieles auch auf einer wenig spektakulären Ebene ab. Die DarstellerInnen wirken allesamt routiniert, aber nicht lustlos und wirken in ihren Rollen passend besetzt – niemand wirkt unglaubwürdig; die Dialoge sind zwar nicht zäh, aber geraten schon etwas ausführlicher, denn die Figuren neigen dazu, sich gegenseitig jedes Puzzlestück ihrer durchaus verzwickten Geschichte zu erklären, was andererseits den Vorteil hat, dass das Publikum nicht überfordert wird und die Informationen, die für das Verständnis des Ganzen wichtig sind, auf dem Silbertablett serviert bekommen. Auf diesem Wege bekommt man ein paar Einblicke darüber, wie Politik manchmal hinter den Kulissen funktioniert. Größtenteils ist dieser Politthriller sogar einigermaßen durchdacht, so dass im ein gewisser Spannungsbogen erhalten bleibt und das Publikum sich nicht langweilen muss.

An dieser Stelle sei noch zu erwähnen, dass an einigen Stellen immer wieder Motive auftauchen und eingeflochten werden, die Watergate-Affäre erinnern sollen. So hat zum Beispiel die ominöse Sicherheitsfirma ihren Sitz in eben jenem Watergate-Gebäude und der Washington-Globe soll als Synonym für die Washington-Post stehen, die seinerzeit die Affäre aufgedeckt hat. Nichtsdestotrotz muss ich aber auch ein wenig Kritik loswerden: So brauchbar und unterhaltsam „State of play“ über weite Strecken ist und bei oberflächlicher Betrachtung sich kritisch mit dem Demokratie- und Sicherheitsgebahren der USA auseinandersetzt, so schwächelt das Finale eindeutig. Ohne zuviel verraten zu wollen, aber manchmal kann die letzte Wendung ein Haken zuviel des guten sein. Wenn jegliche vorher ins Spiel gebrachte Kritik dadurch verwässert und relativiert wird, dass ein Bösewicht wie ein deus ex machina im Raum steht, der verblendet ist und nicht repräsentativ für das System steht, wird jeder gute Ansatz seiner Kraft beraubt.

### FAZIT ###

Insgesamt ein solide und routiniert inszenierter Polit-Thriller, der ordentliche und spannende Unterhaltung liefert und mitunter auch zum Nachdenken anregt, der aber am Ende ein Karnickel zu viel aus dem Hut zaubert. Ich kann den Film durchaus empfehlen, würde ihn aber nicht als Must-see einstufen.

### ABSPANN ###

Spielfilm USA 2009, 127 Min., FSK 12

Regie: Kevin Macdonald
Buch: Paul Abbott als Story;
Tony Gilroy, Billy Ray und Matthew Michael Carnahan als Screenplay
Kamera: Rodrigo Prieto
Musik: Alex Heffes

~ Cal McAffrey – Russell Crowe
~ Della Frye – Rachel McAdams
~ Stephen Collins – Ben Affleck
~ Anne Collins – Robin Wright Penn
~ Cameron Lynne – Helen Mirren
~ Det. Donald Bell – Harry Lennix
~ Sonia Baker – Maria Thayer
~ Pointcorp Insider – David Harbour
~ Dominic Foy – Jason Bateman
~ Robert Bingham – Michael Berresse
u.v.a.