Die Hütte (gebundene Ausgabe) / William P. Young Testbericht

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ab 13,36
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Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  sehr anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  durchschnittlich
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Stil:  sehr ausschmückend

Erfahrungsbericht von LilithIbi

„Jede Prüfung hat auch ihre guten Seiten.“

1
  • Niveau:  durchschnittlich
  • Unterhaltungswert:  hoch
  • Spannung:  hoch
  • Humor:  kein Humor
  • Stil:  ausschmückend
  • Zielgruppe:  jedermann

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

In einer Zeit, in der sich die Menschen aufgrund unterschiedlichster Problematiken mehr und mehr nach Halt, Zuversicht, Hoffnung wie auch guter, alter Spiritualität sehnen wundert es kaum, dass William Paul Young's

===Die Hütte ~ Ein Wochenende mit Gott=== fast schon alleine durch die (deutsche) Titelgebung regelrecht hochgelobt und auf der Spiegel-Bestseller Liste einen recht festen Platz ergatterte. Der Originaltitel „The shack“ klingt da schon ein wenig unspektakulärer; und auch die grobe Handlungszusammenfassung versprach mehr, als schlussendlich in fesselnder Manier dargeboten wurde:

Mackenzies Tochter verschwand vor wenigen Jahren innerhalb eines Campingurlaubes spurlos. Seit dem zweifelt Mack mehr und mehr an seinen Glauben, verliert beinahe sämtliches Vertrauen zu Gott und verfängt sich überdies in der Vergangenheit, ohne an der Gegenwart noch richtig teilnehmen zu können. Als schließlich ein Brief auftaucht, in der er zu genau der Hütte geladen wird, in der die letzte Spur von Missy verläuft, glaubt er erst an einen groben Scherz, macht sich aber dann doch auf den Weg ~ um Gott zu treffen.

===Die Umsetzung=== stellte ich mir ähnlich vor wie es bei Mitch Alboms „Die 5 Menschen, die dir im Himmel begegnen“, „Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort“ (Joostein Gaarder) oder eben bei „Wo bist du?“ (Marc Levy) der Fall war.

Leider fällt rasch auf, dass die Faszination, die vom Vorwort ausging, recht schnell verpuffte ~ es zog sich sage und schreibe über eine Woche hin, bis ich die knapp 300 Seiten gelesen habe. Bzw. zum Teil überflogen habe, wie ich gestehen muss.

Der angewandte Schreibstil wirkt in meinen Augen nicht ganz ausgereift; die eigentliche Dramatik der einzelnen Geschehnisse ersticken anhand unglücklicher Formulierungen und Erzählsprünge ~ hin und wieder kam es mir vor, als würde ich einen Schulaufsatz der Mittelstufe lesen, was sich insbesondere an der nachfolgenden Stelle bemerkbar macht:

„Sofort begann Mack bei seinem Sohn mit der Mund-zu-Mund-Beatmung, während andere, die den Vorfall mitbekommen hatten, ihn zusammen mit dem Kanu, an dem die Schwimmweste immer noch festhing, zum Ufer zogen.“
_(Zitat, S. 48)

Überdies scheint der Autor ein ähnlich schräges Experiment gewollt zu haben, wie es bei dem unvergleichlichen Film „Dogma“ der Fall war ~ und scheiterte damit meiner Ansicht nach. Positiv hervorzuheben sind unabstreitbar einige Denkanstöße, etliche Passagen, bei denen der Leser innehält und gewisse „Umstände“ sicherlich durchsinnieren mag... doch tatsächlich lässt „Die Hütte“ bereits nach den ersten Kapiteln mehr und mehr nach.

William Paul Young versieht jedes einzelne Kapitel mit einer Überschrift sowie einem Zitat, welche bei mir persönlich zum Großteil auf Gefallen stießen ~ doch das, was als „vielleicht wahre, vielleicht aber auch übertriebene“ Geschichte präsentiert wird, entwickelte sich in meinen Augen mehr und mehr gen versehentlicher Lächerlichkeiten. Fatal, zweifellos, eben weil man aus der grundsätzlichen Idee durchaus etwas hätte machen können. Im Vergleich zu „Und Gott sandte seine Tochter“~ ein Buch, welches ich bereits vor Jahrzehnten las ~ überzeugt Youngs Veröffentlichung nur geringfügig. Zu sehr versuchte der Autor, Thriller, Drama und Spiritualität-Glaubensgeschichte zu vermischen, ohne tatsächlich in einem der genannten Genres wirkilcher Meister zu sein scheint. Da wundert es nicht, dass der sog. „Autor“, der eigentlich keiner ist, sondern jene Geschichte ursprünglich für seine Kinder niederschrieb, lediglich durch Mundpropaganda, Internetforen und Empfehlungen sein Werk unters Volk brachte.

Gut, ganz so grottig empfand ich „Die Hütte“ nun schlussendlich nicht.. aber eben auch alles andere als gelungen. Möglich, dass ich zu sehr noch Mitch Albom's beide Veröffentlichungen im Hinterkopf hatte und somit um einiges mehr als potentielle Leser, die eben diese Bücher nicht kennen, eine gewisse Tiefgründigkeit, Ernsthaftigkeit wie Anrührung vermisste. Tatsächlich habe ich seinerzeit sogar bei dem Jugendbuch „Kater sind eben so“ mehr sinniert, als es bei „Der Hütte“ der Fall war. Die gewisse Wehmut und teils vermittelte Gläubigkeit , die sich durch einstige Erfolgsserien wie „Ein Engel auf Erden“ übertrug, fehlt hier meines Erachtens nach völlig ~ vielmehr liest man Macks Begegnung mit Gott (bzw. der heiligen Dreifaltigkeit) mit mehr und mehr einem Gefühl, welches dem Fremdschämen erstaunlich nahe kommt.

Keineswegs will ich sagen, dass „Die Hütte“ respektlos oder gar gotteslästerlich erscheint, wie man es meiner Ansicht nach dem Film „Das Leben des Brian“ nur allzu leicht unterstellen kann... doch der Funke sprang einfach nicht über.

Beendet habe ich die Lektüre eigentlich nur, weil ich neugierig war, ob sich im Bezug auf Missy noch etwas offenbaren würde ~ tut es zu guter Letzt auch, allerdings in einem ähnlich deplatzierten Maße, wie es schon anhand einer unglücklich kredenzten Geisterszene innerhalb „In meinem Himmel“ von Alice Sebold der Fall war. Nein, keine Geister bei Young ~ dennoch ist der absolute irgendwie-halt-doch-happy-end-Ausgang unabstreitbar zu dick aufgetragen, um sich nicht vehement zu fragen, warum man eigentlich so lange scharf auf jene Lektüre war.


===Summa summarum=== finden sich erfreulicherweise ein paar Zeilen, die durchaus als klug und erwähnenswert genannt werden könnten. Die eingeflochtene Aussage

„Tränen können heilende Wasser sein und ein Strom der Freude. Manchmal sind sie die besten Worte, die das Herz sprechen kann.“
_(Zitat, S. 264)

ist zwar nicht wirklich „neu“, liest sich aber immer wieder gut ~ hin und wieder besticht Young durch treffsichere Metaphern („ein schweres Gewand, dass an ihm zerrte wie ein Bademantel aus Blei“ im Bezug auf Depressionen, vgl. S. 29) und eine absolute Stilsicherheit... gleichzeitig jedoch erweckt das Gesamtwerk den Eindruck, als würde es aus mindestens zwei verschiedenen Federn stammen.

Kurz und knapp: „Die Hütte“ hat mich enttäuscht. Mächtig und beinahe absolut.

Nein, eine Empfehlung gibt es hier und heute von mir wirklich nicht ~ und gerade einmal zwei Sternchen, die jedoch hauptsächlich auf minimale Denkanstöße, den einzelnen Zen-lastigen Sequenzen nebst Kapiteleingangszitaten fußen.

37 Bewertungen, 9 Kommentare

  • Gemini_

    14.10.2010, 15:04 Uhr von Gemini_
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH! Grüße von Gemini_

  • XXLALF

    14.10.2010, 11:13 Uhr von XXLALF
    Bewertung: sehr hilfreich

    und ganz liebe grüße

  • morla

    14.10.2010, 01:25 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg. ^^^^^^^^^^^^petra

  • anonym

    14.10.2010, 00:48 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Prima beschrieben - GLG

  • hotnici1989

    14.10.2010, 00:01 Uhr von hotnici1989
    Bewertung: sehr hilfreich

    schöner bericht lg nici

  • Lanch999

    13.10.2010, 23:43 Uhr von Lanch999
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein guter Bericht! LG von Lanch999 Meine Berichte freuen sich auf deinen Besuch! :D

  • Lale

    13.10.2010, 23:36 Uhr von Lale
    Bewertung: besonders wertvoll

    Allerbesten Gruß ;-)

  • anonym

    13.10.2010, 23:24 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöne Grüsse, Talulah

  • katjafranke

    13.10.2010, 23:17 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße von der KATJA