Gran Turismo 5 (PS3 Spiel) Testbericht

Seit dem es die PS3 gibt, wurde die Spielergemeinde immer daran erinnert, dass es in naher Zukunft einen weiteren Teil der Gran Turismo Serie geben wird. Inzwischen sind fast 6 Jahre vergangen und das Warten hat endlich ein Ende.
Doch nun ist es umso spannender, was dieses Spiel wirklich leistet und was doch nur heiße Luft bleibt.


__--Fakten vs. Realität--__

Wer dieses Spiel in den Händen hält wird zunächst einmal mit diversen Fakten bombardiert, die einem das Produkt schmackhaft machen sollen.
Dazu gehören u.a. der Fuhrpark von rund 1.000 Boliden und die Auswahl aus 35 Strecken, die man allesamt zusätzlich in verschiedenen Variationen ausprobieren darf.

Hat man dann allerdings mit dem Anspielen begonnen merkt man recht schnell, dass die Wahrheit ein wenig anders aussieht.
Zunächst einmal besteht die Tatsache, dass man die Fahrzeuge in zwei Klassen unterteilt hat, zum einen die überaushochauflösenden und sehr detaillierten und dann die weniger schönen und eher pixeligen. Zur letztgenannten Kategorie gehören übrigens knapp 800 Fahrzeuge, die zum größten Teil dem japanischen Markt entstammen und sich dann oft auch nur in kleinen Feinheiten unterscheiden. So wird z.B. ein Fahrzeug doppelt ins Spiel genommen, nur weil es einmal mit anderen Spiegeln versehen wurde.
So richtig interessant sind also nur die 200 übriggebliebenen hochauflösenden Fahrzeuge, bei denen anscheinend kein noch so kleines Detail vergessen wurde und die besonders in Wiederholungen ihre Stärken ausspielen können.
Wahre Auto-Fans werden jedoch enttäuscht sein, dass man Marken wie Porsche, Seat oder Skoda komplett außen vor gelassen hat und die Modelle aus dem Hause, Alfa Romeo, Opel und Renault leider auch nur mit einem kleinen Fuhrpark den Weg ins Spiel geschafft haben.
Da hilft es auch nicht, dass man an allerlei Lackierungen gedacht und somit jeder seine Lieblingsfarbe finden dürfte.

Ein ähnlich geteiltes Bild erweist sich beim aufgezeigten Streckenpaket. Kenner der Vorgänger werden schnell merken, dass viele Pisten längst bekannt sind, was an sich ja erst mal nichts Schlimmes ist. Beim genaueren betrachten wird man jedoch zusätzlich merken, dass nicht viel Arbeit hineingesteckt wurde und alles mehr oder weniger 1zu1 übernommen wurde.
Wesentlich besser sieht es dagegen bei den Neulingen, wie den Stadtkursen von London und Barcelona, sowie den Klassikern Laguna Seca und Suzuka aus.
Hier merkt man doch recht deutlich, dass auch auf das Drumherum geachtet wurde, wenn auch nur eingeschränkt, denn wie man so manch anderem Spiel es kennt, ist im Bezug auf Darstellung von Umgebungen wesentlich mehr möglich.

Doch jetzt einmal weg von all den Fakten und Versprechen und hin zudem, worum es bei Gran Turismo eigtl. geht.

Wie immer beginnt man seine Fahrerkarriere mit recht wenig Geld, was dazu führt, dass man sich erst einmal mit einem recht schwachen fahrbaren Untersatz begnügen muss.
Nun kann man sich entweder an den ersten Lizenzprüfungen versuchen oder aber an den zugelassenen Rennen teilnehmen.

Während die Prüfungen eher dazu gedacht sind, seine fahrerischen Fähigkeiten zu verbessern und sich für zukünftige Rennen zu qualifizieren, fährt man bei den Rennen um Siegprämien, die man letztendlich wieder für neue Fahrzeuge verwenden kann, auch wenn man dafür des Öfteren das aktuelle Fahrzeug opfern muss.
Allerdings ist es mit der Zeit absolut nicht verkehrt mehrere verschiedene Fahrzeuge in seinem Fuhrpark zu haben, da die Rennen meist an unterschiedliche Bedingungen geknüpft sind. So ist es also nicht nur wichtig eine bestimmte Lizenz erworben zu haben, sondern es kann durchaus auch passieren, dass nur Boliden eines Landes oder Kontinentes zugelassen sind oder aber es Vorgaben bzgl. der maximalen Leistung oder des Tunings gibt.

Das Fahrzeugtuning ist also durchaus wieder ein wichtiger Teil in dieser Serie, denn schließlich lassen sich durch verschiedene optische Änderungen, aber auch innere wie dem Chip-Tuning einige PS mehr herausholen, allerdings sollte man stets bedacht damit umgehen, denn sonst kann es recht schnell passieren, dass man sein geliebtes Fahrzeug nicht mehr bei den gewünschten Rennen einsetzen kann und es somit für den weiteren Verlauf stark an Bedeutung verliert.

Zur größten Herausforderung der recht umfangreichen Karriere gehören sicherlich die 24 Stunden Rennen, denn wird man in der Tat dazu gezwungen das Rennen in Echtzeit zu absolvieren.
Einzige Abhilfe schafft hier der so genannte B-Spec-Modus, der immer mal nach einem Boxenstopp aktiviert werden kann. Hierbei wird dann die Kontrolle durch den Computer übernommen und man hat nur einige wenige Möglichkeiten das Fahrverhalten bzw. die Geschwindigkeit des Rennens zu beeinflussen.
Allerdings ist es meistens so, dass der KI-Fahrer nie so wirklich an die eigens erbrachten Leistungen rankommt und es so immer wieder mal von Nöten ist selbst einzugreifen, um einen gewissen Vorsprung herauszufahren, denn schließlich möchte man das Rennen gewinnen um es nicht zwingend ein zweites Mal fahren zu müssen.

Doch egal welches Rennen man gerade vor sich hat, es kommt nicht immer nur auf das fahrerische Können an, denn auch ein korrekt gewähltes Setup kann oft darüber entscheiden wie gut man am Ende abschneidet. Allerdings ist dies ein Punkt, der eher die echten Fans dazu einlädt an den diversen Einstellungen wie wild zu tüfteln, denn ansonsten bevorzugt man es doch lieber sofort auf die Strecke zu gehen und im Notfall eben ein paar Anläufe mehr zu investieren, ehe sich der gewünschte Erfolg einstellt.

Um während der langatmigen Karriere auch noch für ein wenig Abwechslung zu sorgen, bekommt man zusätzlich auch noch die Möglichkeit in andere Rennserien zu schnuppern und dort seine Erfahrungen zu sammeln. Bestes Beispiel dafür sind Rally-, Nascar- und F1-Rennen, die zwar einen sehr interessanten Einblick in das Geschehen geben können, aber eben doch nicht so tief gehen wie ein Titel, der sich nur mit dieser Art von Rennen auseinandersetzt.
Im Klartext bedeutet dies, dass jmd. der gerne F1-Rennen fahren will, lieber zu einem Spiel wie F1 2010 greifen sollte, da dort wesentlich mehr geboten wird.

Will man zwischendurch mal eine Karriere-Verschnaufpause einlegen, aber sich trotzdem noch mit diesem Spiel beschäftigen bekommt man auch nochmal eine Menge geboten.
Denn neben dem freien Modus, bei dem man sich keinerlei Gedanken um Wagenbegrenzungen oder Lizenzen machen muss, hat es auch ein Online-Modus ins Spiel geschafft, über den man sich mit allen GT5 Spielern dieser Welt messen darf.

Jedoch bleibt dieser Modus im Vergleich zu anderen Titeln weit hinter seinen Möglichkeiten. So besteht z.B. keinerlei Verknüpfung zur Offline-Karriere und es gibt auch ein Rangstufensystem, welches anderen zeigen würde, wie gut es um die fahrerischen Fähigkeiten der Gegner steht.
So ist es also nur möglich eine Renn-Session mit ein paar Einschränkungen zu eröffnen und sich dann mit seinen Gegnern zu messen, was an sich zwar rech schick ist, da auch alles sehr flüssig läuft, doch auf Dauer auch nicht viel Nährwert mit sich bringt.


__--Steuerung--__

Wenn es darum geht seinen Boliden über den Parcours zu lenken, hat man sozusagen die Qual der Wahl.
Während viele in erster Linie ihr Glück mit dem Gamepad versuchen werden, wird der ein oder andere die Investition nicht scheuen und sich ein Lenkrad zulegen.
Dass man damit weitreichende Vorteile besitzt dürfte kein Geheimnis sein, doch zum einen muss man sich eben damit abfinden 100-150€ dafür zu investieren und es muss auch die Möglichkeit bestehen eine spielbare Position zu finden, denn wer versucht das Lenkrad auf seinem Schoß zu platzieren, wird schon nach kurzer Zeit auf einige Probleme stoßen.
Es soll auch einige geben, die ein Bügelbrett mal kurzer Hand umfunktionieren, doch auch das ist eher nur eine Notlösung.

Bzgl. der Handhabbarkeit ist es aber ganz eindeutig so, dass man mit einem Lenkrad ein viel genaueres Fahrgefühl entwickeln wird und somit auch weniger Fahrfehler verursachen wird, es sei denn man gehört zu den eher unbegabten Fahrern.

Das Gamepad besitzt zwar den Vorteil, dass man alle Funktionen kompakter im Zugriff hat, aber das Entscheidende die Lenkung ist und diese aufgrund der kurzen Wege der Analogsticks eine sehr hohe Genauigkeit erfordert. Denn sonst passiert es nicht selten, dass man eine zu ruckartige Bewegung macht und die Piste schneller verlässt, als man überhaupt darauf reagieren kann.
Somit bleibt also festzuhalten, dass die Steuerung per Gamepad zwar grundsätzlich möglich ist, aber sehr schnell und häufig zu Frustmomenten führen wird, da eine wesentlich höhere Konzentration vorausgesetzt wird, vor allem wenn man es sehr realistisch mag und auf Fahrhilfen wie Traktionskontrolle und Bremsunterstützung verzichtet.


__--Grafik--__

Wie bereits angesprochen, verfolgen die Entwickler leider keine klare Linie, wenn es um die Optik der Boliden und Strecken gibt.
Während man also bei einem sehr großen Teil der Fahrzeuge und fast der Hälfte der Strecken eher an ein Gran Turismo aus PS2-Zeiten erinnert wird, darf man bei dem eher geringen Rest damit rechnen, dass das eigene Auge sehr verwöhnt wird.

Bei den Ansprüchen an heutige Videospiele und vor allem wenn es sich um Entwickler handelt, die sehr eng mit dem Hersteller einer Konsole arbeiten, geht man eigtl. davon aus, dass es bzgl. der Optik an keiner Ecke etwas zu bestanden gibt und sich eine hohe Qualität abzeichnet, egal was man sich genauer ansieht.
Doch genau dies gelingt hier nicht, denn wenn man sich im sogenannten Worstcase eines der 800 unschön präsentierten Wagen schnappt und dann auch noch auf einer lieblos eingebauten Strecke tummelt, hat man das Gefühl sich in einem unteren Mittelklasse Spiel zu befinden.

Dass man in Sachen Details ein paar Stufen runter geschaltet hat mag ja noch zu verkraften sein, doch merkwürdigerweise tummeln sich dann plötzlich noch weitere Ungereimtheiten, die nicht nachvollziehbar sind. So muss man sich beispielsweise damit abfinden, dass die Schattendarstellung nicht mehr korrekt funktioniert und die Boliden mehr an eine Aneinanderreihung von Pixelklötzen erinnert, was natürlich noch schlimmer aussieht, sobald alles in Bewegung kommt.
Dazu gesellt sich dann auch noch eine sehr schwammig dargestellte und immer wiederholende Umgebung, in der Bäume nur noch im geringen Umfang als solche zu erkennen sind.
Dabei ist es dann auch sicherlich nicht verwunderlich, wenn man getrost auf die angebotene Wiederholfunktion verzichten möchte, da dort nochmal eine Qualitätseinbuße herrscht.

Die Kehrseite der Medaille, in positiver Hinsicht, findet man dann allerdings bei einem Rennen auf Laguna Seca in Kombination mit einem der 200 hoch detaillierten Fahrzeuge. Denn dort macht es zu jeder Zeit richtig Freude sich alles genauer anzusehen und dabei immer wieder neue Dinge zu erkennen, auf die bei der Modellierung geachtet wurde.
Und auch das Umfeld der Strecke übermittelt einen wesentlich lebendigeren Eindruck, was vor allem bei den Highlights zur Geltung kommt, was aber sicher auch daran liegt, dass man während eines Rennens nicht allzu viel Zeit hat auf das Treiben neben der Strecke zu achten.

Abseits des ganzen Renngeschehens erweisen sich die Menüs im Übrigen als sehr übersichtlich und bieten auch einige kleine Animationen auf, die das Navigieren durch die einzelnen Punkte ein wenig aufheitern.
Man darf also beruhigt sein, dass es hier keinerlei Zwei Klassen Unterschiede gibt.


__--Sound--__

In Sachen Akustik muss man eine eher getrennte Betrachtung dessen machen was sich Geräusche mäßig auf der Strecke abspielt und was in Sachen Soundtrack zum ganzen Geschehen beigemischt wird.
Letzteres kann jedenfalls voll auftrumpfen und bietet ein sehr abwechslungsreiches Paket an fetzigen Titeln, die eine Menge Vorfreude auf die Rennen mitbringen.
Sicherlich wird es den einen oder anderen Titel geben, den man nicht so mag und der evtl. ein wenig dazu führen könnte, dass die fahrerische Leistung etwas abfällt, doch vom Gesamtpaket her gibt es hier nichts zu meckern.

Etwas kritischer sieht es allerdings bei den Motorensounds aus, die ja an sich das A und O eines Rennspiels sein sollten und einen Rennboliden erst zu dem machen, was er sein soll.
Nur leider kommt es immer wieder vor, dass so mancher Motorklang nicht so recht zum gerade verwendeten Fahrzeug passen möchte, was natürlich ein grober Einschnitt in den Realismus mit sich bringt und auch als kleiner Minuspunkt angesehen werden kann.
Ebenfalls ein wenig abseits der Realität wirken so manche Blechkontakte, die schließlich nicht immer vermeidbar sind, und dann an vieles anderes erinnern außer zwei Boliden die sich gerade mit hoher Geschwindigkeit aneinander reiben.

Einige Ticks besser sieht es dann schon bei den Reifengeräuschen aus, die besonders beim Start, aber auch bei sehr heftigen Drifts durch eine Kurve zur Geltung kommen.
Es mag aber auch daran liegen, dass man hier nicht so viel verkehrt machen kann, im Vergleich zu den Motorengeräuschen.


__--Für die Trophäensammler--__

Wer bei diesem Spiel wirklich alle Trophäen schaffen will, muss zum einen ein recht guter Rennfahrer sein und zum anderen eine Menge Zeit bringen, da es wohl mehr als 500 Stunden dauern soll, um die insgesamt 58 Trophäen zu holen.

Zu den einfacheren Aufgaben gehört es da noch, wenn man eine der vielen Lizenzen absolvieren soll. Doch dies steigert sich immer mehr, bis es letztendlich darum geht, dass man in jedem Rennen und bei jeder Lizenzprüfung die Goldauszeichnung erreichen soll, was sicherlich mit einigen Neuversuchen verbunden sein wird.


__--Der Preis--__

Den virtuellen Rennspaß erhält man für rund 45€.

Eine Altersbeschränkung entfällt.


__--Mein Fazit--__