Singapur Testbericht

ab 35,22
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Erfahrungsbericht von scherpe

Gleiszeit mit Eiszeit

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Von einem, der auszog, das Frieren zu lernen...
Der Verkehr in Singapur ist bei weitem nicht so schlimm wie in anderen asiatischen Städten, selbst wenn mit täglich noch Angst und bange wird, wie die Singapuris Auto fahren und mit welchem Gleichmut 79-jährige auf dem Fahrrad bei Rot quer über die Kreuzung fahren. Ein Grund für die verhältnismäßig entspannte Verkehrslage ist zweifellos die Existenz eines wirklich ausgezeichnet funktionierenden öffentlichen Verkehrssystems. Der andere Grund ist ebenso zweifellos die brutale Besteuerung von Autos.

Das öffentliche Verkehrssystem setzt sich aus der MRT (Metro/U-Bahn) mit zwei Linien, der LRT mit einer Linie sowie den Bussen zweier Gesellschaften an.

I. MRT und LRT

Das Metrosystem ist letztlich sehr einfach zu begreifen und zu benutzen. Als Grundausrichtung hat die MRT zwei Linien, die jeder Singapur-Reisende früher oder später benutzen wird, wenn er nicht nur mit dem Taxi unterwegs ist. Die rote Linie (North South Line) geht von Marina Bay im Süden über einer Schleife in den Norden (über Raffles Place und Orchard, die wohl wichtigsten Touristenstationen) nach Jurong East (dort ist z.B. der Bird Park und der Zoo). Die grüne Linie (East West) führt von Boon Lay nach Pasir Ris oder zum Changi Flughafen. Umsteigebahnhöfe gibt es nur insgesamt 3 auf der MRT: Jurong East, Raffles Place und City Hall.
Die LRT ist nur ein kleiner Kreisverkehr im Norden der Stadt, beginnend bei Choa Chu Kang.
Weitere Linien sind im Aufbau.

Die Bahn selbst ist sinnbildlich für Singapur: Nahezu jeder Bahnhof ist makellos sauber, bestens organisiert - und gesichtslos. Wenn es nicht an den Wänden stünde, man wüßte nicht, wo man sich befindet. Gott sei Dank ist’s aber überall angeschrieben.
Bei den Stationen im Stadtinneren ist der Bahnsteig sogar rundumverglast, will sagen, selbst wenn man/frau wollte, wäre ein Stürzen auf die Gleise ausgeschlossen, da verglast. Die Bahn hält dann genau an den vorgeschriebenen Stellen, und dort gehen dann auch die Türen auf. Zum Teil sind auf dem Fußboden wie in Japan die Wartepositionen der Einsteigenden aufgezeichnet, allerdings völlig ergebnislos.

Denn das Verhalten der Singapuris in der Bahn ist wirklich anstrengend. Der Gedanke, daß die Leute erst aussteigen sollten, und dann das Einsteigen beginnt, hat sich hier nicht durchgesetzt. Sobald die Türen öffnen setzt ein Gedrücke und Geschiebe ein, daß keine Gnade kennt, nicht bei Alter und Gebrechlichkeit, nicht bei Schwangerschaft oder schweren Taschen. Auch, daß älteren Menschen oder Schwangeren ein Platz angeboten werden könnte, ist nicht durchsetzbar. Die ganze U-Bahn ist mit Hinweisen in 4 Sprachen voll, daß genau diese Verhaltensweisen erwünscht seien, werden aber komplett ignoriert. Denn: Darauf gibt es keine Strafe. Hingegen werden die anderen Verbote (nicht rauche, nicht essen etc.) strikt eingehalten, da Geldstrafe droht.
Faszinierend auch das „plötzlicher Stop“ Syndrom. Sobald ein Singapuri auch nur eine Fuß in die Bahn gesetzt hat, hört er auf, sich zu bewegen und versperrt somit den Nachfolgenden den Weg. In die Mitte des Wagens durchzugehen - ausgeschlossen!

Trotz des etwas zynischen vorangegangenen Absatzes ist die Bahn hier wirklich ein gutes Verkehrsmittel und entlastet die Stadt erheblich.

Die Zugfrequenz ist sehr hoch (meist 2-4 Minuten) und die nächsten Ankunftszeiten werden schon am Bahnhofseingang angezeigt.

Ach ja: Natürlich ist an jedem Ort in der Bahn perfekter Handy-Empfang, der auch ausgesprochen rege benutzt wird. So ist jeder Fahrt ein Eintauchen in die wunderbare Welt der Klingeltöne.

Die Züge sind durchgehend klimatisiert, so daß man manchmal das Gefühl hat, in einem Eiswagen zu fahren.


II. Busse

Gleiches gilt für die Busse, die zwar nur zum Teil über Klimaanlagen verfügen, aber diese dann im Zweifel auf die höchste Stufe stellen. Immerhin, wenn der Bus keine Klimaanlage hat, sind die Fahrten billiger.

Das Bussystem ist mir auch nach 2 Monaten noch nicht ganz klar, die gekauften Buspläne bringen da nur wenig Abhilfe. Es empfiehlt sich jedenfalls, genau zu schauen, ob nicht mehrere Busse dieselbe Strecke fahren, denn so läßt sich viel unnötiges Warten ersparen.

Die Busse fahren ähnlich regelmäßig wie die Bahnen, allerdings mit größeren Zeitabständen. Zur Rush Hour kann es auch schon einmal unangenehm voll werden und der Bus im Stau steckenbleiben...

III. Zeiten & Preise

Die öffentlichen Verkehrsmittel stellen leider so gegen 23.30 ihren Dienst ein, so daß danach nur noch Laufen oder Taxi zur Auswahl stehen. Die Taxis sind aber ebenfalls vergleichsweise günstig und in Singapur wird man im Regelfall auch nicht geneppt.
Aufgrund der günstigen Taxipreise kann es z.T. sogar billiger sein, wenn man zu dritt oder viert ein Taxi statt der öffentlichen Verkehrsmittel nimmt!

Die Preise der des öffentlichen Nahverkehrs sind im Verhältnis zu Deutschland niedrig.
Mit der sog. EZ-Link Karte (dazu gleich mehr) kostet z.B. eine Fahrt mit der MRT nach der Preiserhöhung vom Juli 2002 zwischen 0,64 und 1,64 S$ (also ca. 0,4 bis 1 Euro). Einzelfahrscheine sind etwas teurer (0,8 S$ bis 1,8 S$).
Wer etwas länger bleibt, dem sei die EZ-Link-Karte empfohlen, die überall für 15S$ erhältlich ist. Davon sind 5 S$ Deposit, der Rest Guthaben. Die Karte muß beim Betreten und Verlassen des Bahnhofes bzw. des Busses einfach nur auf den Leser getippt werden, die Maschinchen rechnen dann den korrekten Betrag ab, incl. Umsteigen. Wenn man die Karte nicht mehr braucht, kann man sie zurückgeben und bekommt Guthaben und Deposit ausgezahlt.

Zum Teil gibt es auch noch die „alten“ Transitlink-Karten, die ähnlich funktionieren, aber folgende, bei Praktikanten sehr beliebte Eigenheit haben: In den Bussen muß man seinen Fahrpreis selber angeben. Horden von deutschen Praktikanten fahren daher stets zum Minimalpreis die größten Entfernungen in den Bussen. Allerdings gibt es Kontrollen, unbestätigten Gerüchten zu Folge soll aber nichts weiter passieren, außer daß der volle Preis nachgezahlt werden muß. Wie gesagt, unbestätigt...

IV. Fazit
Reisender, wenn Du nach Singapur kommst, benutze Busse und Bahn. Nicht, daß viele andere Möglichkeiten bestünden. Und verirren oder verfahren kann man sich eigentlich nicht, wenn man die Augen aufhält.

Zum Abschluß noch kurz zum Orientieren die Zuordnung der Stationen zu den wichtigsten Orten:

Stationen Dhoby Ghaut, Somerset und Orchard: Orchard Road (Shopping)
Station Raffles Place: Noch mehr Shopping, essen im Chijmes, Boat Quay, Chinatown und natürlich das Raffles Hotel
Station Tanjong Pagar: Chinatown, Ministry of Manpower für Visa etc.
Station Bugis: Little India, Arab Street
Station Changi: Flughafen
Station Tanah Merah: In der Nähe des Fährhafens (von dort Bus oder Taxi)

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