Die Chemie des Todes (Taschenbuch) / Simon Beckett Testbericht

ab 9,81
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Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  durchschnittlich
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Stil:  ausschmückend

Erfahrungsbericht von Gering

Gruseliger Erstlingskrimi

Pro:

Alles

Kontra:

nix

Empfehlung:

Ja

David Hunter lässt sich in Manham in der Nähe von Norfolk nieder. Über seine Vergangenheit, die Gründe, in einem verschlafenen Nest als angestellter und `gemeiner´ Landarzt eine Aushilfsstelle anzunehmen, erfährt der Leser zunächst nichts.
Die Aufnahme im haushalt von Henry Maitland erfolgt herzlich und schon bald entwickelt sich eine Freundschaft.
Maitland selbst sitzt nach einem Autounfall, bei dem seine Frau ums leben gekommen war, im Rollstuhl.
Für Hunter verläuft das Einleben in die eingeschworene dörflkliche Gesellschaft so, wie man das erwarten darf: Viele Patienten wollen auch nach Jahren immer noch lieber vom „Alten“ behandelt werden, er bleibt immer der Neue, ein Zugereister, der nicht zum Dorf passt.

Die erste Aufregung in das bewusst gewählte gemächliche Landleben ergibt sich für David Hunter, als die schon halb den Weg des irdischen gegangene Leiche von Sally Palmer von zwei Jungen im Wald entdeckt wird.
Nun mag dem krimileser daran zunächst nichts ungewöhnlich erscheinen, den in der Regel werden Leichen, auch in einem Wlad abgelegte, in der Nähe einer Siedlung und dann auch noch an einem der den Einheimischen vertrauten Trampelpfade nun mal gefunden.
Erstaunlich freilich war neben der Tatsache, dass die Leiche ein zerstörtes Gesicht aufwies, dass ihr Schwanenflügel in den Rücken drapiert worden sind.

Während die Polizei den Mörder weiter verzweifelt sucht, bei der Hunter im Rahmen seiner forensischen Ausbildung zur Hilfe herangezogen wird, verschwindet Lyn Metcalf bei ihrem morgendlichen Frühlauf. Einzig die Schuhe, ihre zerstörte Laufuhr und Blut werden im Wald gefunden. Lyn hatte am Vortag auf dem Laufweg einen grausam getöteten Hasen gefunden, dem aber keine Bedeutung beigemessen.

Im Laufe der Ermittlungen wird dann auch noch die Leiche eines seit fünf Jahren vermissten Vogelforschers entdeckt. Einzig die Tatsache, dass die Leiche fein säuberlich und akkurat in einem ordentlichen grab weit weg eines zugelassenen Friedhofes aufgefunden wurde, verdeutlicht dem oberflächlichen Leser, dass hier kein Freitod oder Unfall vorliegen kann.

Im Dorf selbst wird die Lage zunehmend brenzlig: Die Tatsache, dass der Mörder definitiv jemand aus dem Dorf sein muss und die Angst, dass Lyn Metcalf, Mitglied der Gemeinschaft seit Geburt an, ein nächstes Opfer wird, schüren Misstrauen.

Die Auffindung der ausgebluteten Leiche Lyns lässt die Situation fast eskalieren. Sicher scheint, dass der Mörder seine Opferwahl vor der tat durch das hinterlassen grausam verstümmelter Tierkadaver „markiert“.

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Spannung und Gruseleffekt

Allein der Beginn des Buches ist schon nichts für sanfte Gemüter: Beckett beschreibt die recht wenig bekannte Tatsache, dass die Maden der Fliegen, die ihre Eier auf die Leiche gelegt haben, in die Leiche immer in Richtung Süden verlassen, niemals aber Richtung Norden. Er beschreibt die Zersetzungsprozesse und lässt zwei Jungen die Leiche entdecken, wobei die Perspektive die eines unwissenden, deskriptiv vorgehenden Erzählers ist, der vermutet, nicht aber weiß.
Das ist zum einen eine ungewöhnliche perspektive, zum anderen fesselt sie den Leser aber gleich vorab.
Vor allem durch kurze Szenenwechsel schafft Beckett es, die Spannung zunehmend zuzuspitzen: Die beiden letzten Opfer werden in ihrer Situation beschrieben, was der Täter mit ihnen macht, und das zunehmend ausführlicher.
Lyn Metcalf taucht noch einmal kurz auf, der Leser schöpft Hoffnung, Lyn Metcalf sicher auch – bis ihre Leiche gefunden wird.
Das letzte Opfer dann wird in seinen Leiden über mehrere Seiten dargestellt – das Ende freilich bleibt zunächst offen.

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Die Personen

David Hunter ist ein Mann mit vielen Selbstzweifeln, wobei seine zu Beginn nicht bekannte persönliche Situation, die erst nach für nach offen gelegt wird, Zugänge zur Person ermöglicht. Seine Unsicherheit wird im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht deutlich, körperlichen Kontakt meidet er.
Dennoch hält es der forensische Anthropologe in ihm nicht aus, den Bitten der Polizei, bei den Ermittlungen zu helfen, längere Zeit auszuschlagen.
Dass er sich damit im Dorf isoliert, dass sein häufiger Kontakt mit der Polizei im Dorf ganz anders verstanden wird, wird ihm erst später klar.
Auch befindet er sich zunehmend in Konfrontation mit dem dörflichen Pfarrer, der nicht nur die Medien nutzt, um sich ins Rampenlicht zu stellen, sondern die dörfliche Gemeinschaft auf unfeine Art und Weise polarisiert.
Ähnlich beklemmend kommt die Gemeinschaft zunehmend daher wie im Film The Village, wobei hier viele ihre eigenen Geheimnisse mit sich herumtragen.
Halt gibt David Hunter sein Kollege und Freund Henry Maitland, der für ihn fast zu einem Vater wird. Henry Maitland, trauernder Witwer, stützt und fördert Hunter, bietet ihm Rat und Trost, wann immer dies notwendig ist. Dass aber auch der Herr Doktor sein düsteres Geheimnis mit sich herumträgt, wird erst nach für nach deutlich.

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Die Gemeinschaft
Zwar ist das Buch sicher kein Soziogramm der Entwicklung der Gemeinschaft bei einer von außen zugetragenen Stresssituation, dennoch schafft es Beckett meisterhaft, die unterschiedlichen Ebenen zu verbinden. Die Summe der Individuen auf der einen Seite und das zunehmende Zusammenschweißen durch den Medienrummel von außen spielen ihren Teil bei der Entwicklung der Spannung.


FAZIT
Mit dem Buch „Chemie des Todes“ ist nicht nur einer der erfolgreichsten Krimis des Jahres 2006 (und auch 2007) veröffentlich worden, es ist auch ein meisterhaft erzählter Erstlingskrimi, der den Leser sofort zum nunmehr erschienenen zweiten Hunter – Krimi „Kalte Asche“ greifen lässt. Dieser ist zwar ähnlich gestrickt wie die“Chemie des Todes“, gleichwohl aber genau so fesselnd.


Michael

39 Bewertungen, 11 Kommentare

  • werder

    24.03.2009, 21:53 Uhr von werder
    Bewertung: sehr hilfreich

    Toller Bericht! LG aus Hannover!

  • Iris1979

    10.07.2008, 18:41 Uhr von Iris1979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super Bericht. LG Iris

  • Striker1981

    10.07.2008, 10:51 Uhr von Striker1981
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH und Liebe Grüße vom STRIKER

  • sabrina.witte@gmx.de

    18.10.2007, 20:16 Uhr von [email protected]
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg sabrina

  • anonym

    10.10.2007, 14:41 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Toller Bericht

  • evafl

    10.10.2007, 10:27 Uhr von evafl
    Bewertung: sehr hilfreich

    * sh! lg Eva *

  • Baby1

    09.10.2007, 02:43 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • Stephi18

    03.10.2007, 21:30 Uhr von Stephi18
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Stephi

  • gerrhosaurus1978

    27.09.2007, 22:28 Uhr von gerrhosaurus1978
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG, Daniela

  • LittleSparko

    27.09.2007, 16:04 Uhr von LittleSparko
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg, daniela

  • Mondlicht1957

    24.09.2007, 23:04 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG pet