Aus die Maus (Taschenbuch) / Christian Sprang, Matthias Nöllke Testbericht
- Niveau:
- Unterhaltungswert:
- Spannung:
- Humor:
- Stil:
Erfahrungsbericht von dottigross_juliaa
Aus die Maus
Pro:
So seltsam es klingt, aber: "sehr unterhaltsam" | Regt auch zum Nachdenken an
Kontra:
Sehr dünnes Buch | Erfordert höchste Konzentration
Empfehlung:
Ja
| Fakten
Titel: Aus die Maus
Autoren: Matthias Nöllke, Christian Sprang
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Erscheinung: 2009
ISBN-13: 9783462041576
Seiten: 208
Preis: 7,95 EUR
| Kaufgrund (oder lieber: Lesegrund)
Ich habe das Buch nicht gekauft. Eine Kollegin hat es mir geliehen. Doch wie kam ich dazu, es mir auszuleihen? Mich hat es schon immer fasziniert, dass so viele Menschen die Zeitung aufschlagen und als allererstes die Todesanzeigen lesen. Ich selbst werfe einen kurzen Blick auf die Namen der Verstorbenen und wenn eine bekannte Person darunter ist, dann lese ich die Anzeige auch mal genauer durch. Doch die Faszination von Todesanzeigen, die manche Menschen empfinden, konnte ich nie verstehen. Als ich dann erfuhr, dass 2009 ein Buch zu diesem Thema heraus gekommen ist, wollte ich es mir eigentlich bestellen, um dieser Faszination auf den Grund zu gehen. Doch ich vergaß es wieder und als meine Kollegin in der Mittagspause plötzlich dieses Buch in der Hand hielt, war klar: „Oh, kannst du mir das mal ausleihen. Ich habe schon so viel davon gehört.“
| Der Autor Christian Sprang…
…ist Justiziar des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Als Student begann er – eher aus Zufall, heißt es – Todesanzeigen zu sammeln. Als er dann seine gesammelten Werke auf einer Homepage veröffentlichte, wurden ihm von Besuchern seiner Seite immer und immer mehr Fundstücke zugeschickt. So entstanden eines Tages eine umfangreiche Sammlung und dieses Buch.
| Meine Meinung
„Aus die Maus“ ist ein Buch, das man nur einmal liest. Das hat einen einfachen Grund. Wenn man die seltsamen Todesanzeigen einmal gelesen hat, kennt man sie schließlich und man muss sie kein zweites Mal lesen. Der „Gag“ ist dann also weg. Deshalb war es auch verständlich, warum meine Kollegin das Büchlein, nachdem sie es gelesen hatte, großzügig an alle anderen Kollegen und Kolleginnen ausgeliehen hat. Sie machte sich keine Gedanken darüber, in welchem Zustand sie es zurück bekommen würde, weil sie wusste, dass sie es ebenfalls kein zweites Mal lesen würde.
In dem dünnen Buch sind auf jeder Seite ein oder zwei Todesanzeigen im Original abgedruckt. Dazu ist jeweils eine kurze Erklärung eingeklinkt, die nähere Informationen zu der abgebildeten Anzeige oder Gedanken des Autors vermittelt. Diese Erklärungen sind manchmal sehr schwer zu verstehen, weil sie umständlich formuliert sind. Es ist manchmal besser, einfach die Todesanzeige zu lesen und selbst zu erkennen, was daran so seltsam ist, als die Erklärung des Autors zu verstehen.
Ich selbst ging nach wenigen Seiten dazu über, zuerst die Anzeige zu lesen und danach erst die Erklärung des Autors. Meist musste ich die Anzeige dann noch ein weiteres Mal lesen, weil ich beim Lesen der Anzeige andere Gedanken hatte als der Autor. Ich war also dazu gezwungen, mich sehr intensiv mit jeder Anzeige auseinander zu setzen. Es war manchmal so, als hätte ich ein Gemälde vor mir, das ich auf mich wirken lasse, um mir dann vom Künstler den Sinn des Gesehenen erklären zu lassen, um dann ein weiteres Mal einen intensiven Blick auf das Bild zu werfen.
Das ganze kostete also Zeit und erforderte hohe Konzentration. Deshalb konnte ich nie mehr als ca. zehn Seiten lesen, bis ich merkte, dass ich unbedingt eine Pause brauche. Es dauerte also verhältnismäßig lange, bis ich das kleine Büchlein komplett gelesen hatte.
Nun möchte ich aber einige Beispiele nennen, damit man sich unter dem Inhalt des Buches etwas vorstellen kann. Manche Todesanzeigen sind so verfasst, dass man glauben könnte, der Verstorbene hätte die Anzeige vor seinem Ableben selbst verfasst. So schreibt z.B. einer – Bezug nehmend auf den Titel eines Bestsellers – „Ich bin dann mal weg“. Dieses Kapitel faszinierte mich am meisten. Ich bekam selbst Lust, meine eigene Anzeige zu verfassen. Doch wann ist dafür der richtige Zeitpunkt, dachte ich mir. Man verändert sich ja ständig und ein Text, den ich heute verfasse, ist in ein paar Monaten schon überholt.
Manche Hinterbliebene rechnen auch in ihrem Schmerz mit der Nachwelt ab, in dem sie einen entsprechenden Kommentar wie „Scheiß Motorrad - Er hatte Vorfahrt“ in die Anzeige einfügen. Am Rande der Legalität befinden sich Anzeigen, die auf das Versagen der Ärzte aufmerksam machen, die den Verstorbenen bis zu letzt betreut haben. So verweist ein Eintrag auf gleich drei Patienten, die alle aufgrund des gleichen „Ärztefehlers“ in derselben Klinik verstorben sind. An anderer Stelle verabschiedet sich ein Patient in einem Nachruf von seinem Arzt: „Danke! Ein Patient“. Diese kurze Bemerkung kann zu gewissen Rückschlüssen führen, finde ich.
Manche Todesanzeigen wurden mit Bildern und Piktogrammen verziert, die auf ein besonderes Hobby des Verstorbenen hinweisen und sich manchmal am Rande der Geschmacklosigkeit bewegen. Doch wer schreibt die Gestaltung einer Todesanzeige vor? Die Anzeigenannahme der Zeitung etwa? Sollte der letzte Gruß nicht eine persönliche Angelegenheit sein und die Gestaltung frei wählbar bleiben? Oder gibt es (geschmackliche) Grenzen?
Ein Kapitel beschäftigt sich mit verstorbenen Tieren. So betrauern manche Herrchen und Frauchen den Tod eines geliebten Tieres mit einer eigenen Todesanzeige. Andere verabschieden sich sogar von ihrem Auto. Witzig fand ich die Todesanzeige eines Handwerkers, der seinen Führerschein zu Grabe getragen hat.
Für welche "Leserschaft" ist das Buch? Nun, ich würde sagen für Erwachsene. Dabei ist es jedoch egal, ob männlich oder weiblich. Es sollte für beide Gruppen interessant sein, da ja auch beide Zeitung/Todesanzeigen lesen.
Das Buch ist trotz seines heiklen Themas sehr unterhaltsam. Es regt aber auch zum Nachdenken an. Nachdenken - nicht unbedingt über den Tod. Wohl eher über die Menschen! Über das, was die Menschen während ihres Daseins beschäftigt hat und darüber, wie jeder Einzelne mit dem Tod und auch mit den lebenden Mitmenschen umgeht.
Bin ich jetzt ebenfalls infiziert? Nein, ich werde die Todesanzeigen in der Tageszeitung jetzt nicht genauer lesen, nur weil mir das Buch gefallen hat. Trotzdem möchte ich das Buch weiterempfehlen und vergebe deshalb volle fünf Sterne.
| Fazit
Ein Buch, das fasziniert. Ein Inhalt, der fesselt. Lesen.
In diesem Sinne… Gedanken sind frei… eure Dotti
54 Bewertungen, 12 Kommentare
-
26.08.2010, 23:00 Uhr von Humpen77
Bewertung: sehr hilfreichSehr schöner Bericht! Lieben Gruß
-
03.03.2010, 17:31 Uhr von Janne0033
Bewertung: sehr hilfreichSehr guter Bericht LG Janne0033
-
12.02.2010, 10:55 Uhr von cleo1
Bewertung: sehr hilfreichSh Bericht. Freue mich über Gegenlesung. LG cleo1
-
12.02.2010, 10:18 Uhr von mima007
Bewertung: sehr hilfreichViele Gruesse, mima007
-
12.02.2010, 08:55 Uhr von XXLALF
Bewertung: sehr hilfreichund ganz liebe tiefverschneite grüße
-
11.02.2010, 22:39 Uhr von morla
Bewertung: sehr hilfreichlg. ^^^^^^^^^^^^petra
-
11.02.2010, 22:08 Uhr von rainbow90
Bewertung: sehr hilfreichSuper Bericht. LG
-
11.02.2010, 21:43 Uhr von Nina1805
Bewertung: sehr hilfreichsh und noch einen schönen Abend! PS.: Von dem Buch habe ich auch schon gehört.
-
11.02.2010, 21:18 Uhr von Zzaldo
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße sendet dir Stephan
-
11.02.2010, 21:17 Uhr von Lale
Bewertung: sehr hilfreichAllerbesten Gruß
-
11.02.2010, 21:17 Uhr von sigrid9979
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich..lg sigi
-
11.02.2010, 21:17 Uhr von minasteini
Bewertung: sehr hilfreichSehr hilfreich. LG Marina
Bewerten / Kommentar schreiben