Aus die Maus (Taschenbuch) / Christian Sprang, Matthias Nöllke Testbericht

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ab 4,83
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Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  durchschnittlich
  • Spannung:  sehr hoch
  • Humor:  durchschnittlich
  • Stil:  ausschmückend

Erfahrungsbericht von Paukenfrosch

Klappe zu - Affe tot

3
  • Niveau:  anspruchslos
  • Unterhaltungswert:  durchschnittlich
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Humor:  humorvoll
  • Stil:  durchschnittlich
  • Zielgruppe:  Männer

Pro:

eine Lektüre der besonderen Art; von humorvoll über nachdenklich bis hin zu schockierend . . .

Kontra:

nicht jedermans Geschmack

Empfehlung:

Ja

In den letzten beiden Wochen hat mich folgendes Buch begleitet:

„Aus die Maus – Ungewöhnliche Todesanzeigen“

von
Christian Sprang & Matthias Nöllke

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Die Autoren
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Der Wiesbadener Christian Sprang ist Justiziar des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Er arbeitet als Lehrbeauftragter an mehreren Universitäten und leitet Seminare für Fachanwälte zum Thema Urheber- und Verlagsrecht.

Der Münchener Matthias Nöllke arbeitet für den Bayrischen Rundfunk. Er hat bereits mehrere Fach- und Sachbücher veröffentlicht.

Christian Sprang
„Grand Opéra vor Gericht“

Matthias Nöllke
„Immobilien erwerben“
„Schlagfertigkeit – die 100 besten Tipps“
„Die 101 häufigsten Fallen für Vermieter“
„Nebenkostenabrechnung für Vermieter“
etc.

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Das Buch
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„Aus die Maus – Ungewöhnliche Todesanzeigen“ erschien im August 2009 beim Kiepenheuer & Witsch Verlag.

Das 208seitige Büchlein trägt die ISBN 978-3-462-04157-6 kostet 7,95 €

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Rückentext
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Ein Gänseblümchen macht nun für immer bubu...

Wer Todesanzeigen genau liest, findet große Gefühle, Rätselhaftes und Skurriles – und sehr viel Komik.
Dieses Buch stellt die interessantesten Fundstücke vor. Sie zeichnen ein ungewöhnliches Bild vom Leben und Sterben in diesem Land, das zu tröstender Erkenntnis und befreiendem Lachen führt. Schließlich gilt, wie es in einer Anzeige heißt: „Wer nicht stirbt, hat nie gelebt.“

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Inhalt & Meinung
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Ich gestehe, daß ich hin und wieder in der Zeitung die Todesanzeigen durchsehe. Allerdings nur, wenn ich zu Besuch bei meinen Eltern bin, denn sie wohnen in dem Dorf, in dem ich groß geworden bin. Hier kennt man sich. Auch über die Dorfgrenzen hinaus. Und so ist es pure Neugier, die mich diese Anzeigen lesen läßt, denn es könnte ja sein, daß ich jemanden, der nun nicht mehr unter uns weilt, von früher her kenne.

Die meisten Anzeigen sind nach einem immer wiederkehreneden Muster gestrickt. Man liest dort, daß jemand „nach einem tragischen Unfall“ oder „nach langer Krankheit“ verschieden ist. Doch hin und wieder gibt es Anzeigen, die der Gestaltung wegen Aufmerksamkeit auf sich lenken.

Mit derartig „besonderen“ Todesanzeigen ist das Buch „Aus die Maus – Ungewöhnliche Todesanzeigen“ gefüllt. Christian Sprang hat bereits als Student angefangen, derart ausgefallene Anzeigen zu sammeln. In seinem Buch hat er sie nun thematisch sortiert und kommentiert.

Es gibt zum Beispiel folgende Rubriken:

„Anzeigen von Adligen“

Diese strotzen natürlich vor ellenlangen Namen bzw. Titeln. Würde man nicht die kleinstmögliche Schriftgröße wählen, würde so manch eine adlige Todesanzeige eine ganze Zeitungsseite einnehmen. Es wird also geprotzt bis in den Tod, doch ich finde es beruhigend, daß man auch als Adliger die Welt einmal verlassen und all sein Hab und Gut zurücklassen muß.

„Hobby und Freizeit“

Diese Kategorie fand ich persönlich recht amüsant und äußerst kreativ. Die Anzeigen, die man hier findet, sind meist nicht von Familienangehörigen verfaßt worden, sondern von Gleichgesinnten. Verabschiedet werden hier Fußballer, Angler, Jäger, Skatbrüder, Musiker und Motorradfreaks. Die Wortwahl ist bei diesen Anzeigen nicht so förmlich, eher freundschaftlich oder kumpelhaft. Dadurch wirken sie persönlicher und menschlicher. Einige der Anzeigen fallen dabei auch durch ihre optische Gestaltung auf, denn Fußbälle, Angelruten, Musikinstrumente uvam findet man hier.
„Hassanzeigen“

Hier findet man Anzeigen, die einen beim Lesen schockieren. Sicherlich gibt es Menschen, die mit mehr schlechten als guten Eigenschaften ausgestattet sind. Es ihnen aber nach dem Tod noch ein letztes Mal per Anzeige hinterherzubrüllen, finde ich schon recht makaber. Vielleicht aber tut es der Psyche des Verfassers der Anzeige gut, seiner Wut endlich einmal Luft zu machen. Was soll man sonst anderes denken, wenn man folgendes in einer Todesanzeige liest:

> Die Personifizierung geistigen Hochmutes und menschlichen Versagens

„Sprachliche Missgeschicke“

Die Anzeigen dieser Kategorie haben mich besonders begeistert, geht es hier nämlich um die „Deutsche Sprache – schwere Sprache“. Will man eine Anzeige verfassen, die sich ein wenig von den anderen abheben soll, dann kann es halt leicht passieren, daß man etwas zum Ausdruck bringt, was gar nicht so gemeint ist. Das kann schon lustig sein, auch wenn es hier um einen traurigen Anlaß geht.

Wenn zum Beispiel jemand „viel zu früh“ stirbt, kann man dies nachvollziehen. Was aber ist, wenn jemand „viel zu schnell“ stirbt? Ist es wirklich so gemeint, daß die gemeinte Person lieber hätte länger sterben sollen? Wohl eher nicht.

„Selbstanzeigen“

Die Verstorbenen ergreifen in diesen Anzeigen selbst das Wort. Daß es sich hierbei um einen Tod in hohem Alter oder nach langer Krankheit handelt, ist offensichtlich, denn wohl kein 20-jähriger kerngesunder Mensch würde auf die Idee kommen, Worte für seine eigene Todesanzeige zu verfassen. Diese Anzeigen sind meist relativ lang, will der Verstorbene doch unbedingt noch einige Worte seiner Nachwelt hinterlassen. Ich mag diese Anzeigen eher weniger. Sie wirken auf mich zu abstrakt.

Es gibt aber auch sehr knappe Anzeigen in dieser Rubrik, die eher darauf schließen lassen, daß Angehörige sie so verfaßt haben, als würde der Verstorbene ein letztes Mal „Auf Wiedersehen“ sagen. Diese Anzeigen wiederum gefallen mir ganz gut, läßt sich doch meist etwas Humor in ihnen finden, was den Verstorbenen sehr menschlich erscheinen läßt.

Es gibt noch viele weitere Kategorien in diesem kleinen Büchlein. Die einen begeistern mehr, die anderen weniger, was ganz auf den Geschmack des Lesers ankommt:

„Berufliches“
„Militärisches“
„Freunde“
„Familienanzeigen“
„Ungewöhnliche Verstorbene“

Eine Kategorie möchte ich jedoch letztendlich doch noch erwähnen: „Namen“. Hier kommt es allein auf den Namen der Verstorbenen an, die einen schmunzeln lassen. Es ist doch auch lustig, wenn eine Frau Stier heiratet und dann zur Frau Ochs wird, oder etwa nicht. Humor schwingt auch mit, wenn ein Herr Leberecht Lange wirklich lange leben durfte. Weitere Namen gebe ich hier ohne Kommentar zum Besten:

Günther beim Graben
Ilse von Hinten
Josefine Zeh
Fritz Fleischfresser

Zu den Annoncen kann sich der Leser stets selbst seine Gedanken machen. Die Autoren des Buches haben jedoch jede einzelne Anzeige mit einem Kommentar versehen. Manchmal fand ich es auch ganz gut so, denn sonst wäre mir das ein oder andere Wortspiel in der Anzeige gar nicht aufgefallen. Meist sind die Kommentare aber nur dazugegebener Senf.

Ich habe in diesem Büchlein durchaus Anzeigen sehen, die mich unterhalten, ja sogar amüsiert haben. Die Hass-Anzeigen haben mich hingegen etwas schockiert, wobei ich dennoch hin und wieder lachen mußte, da ich Gefallen an „schwarzem Humor“ habe. Wunderbar fand ich die Inserate der Kategorien „Hobby und Freizeit“ sowie „Freunde“, da hier einerseits echte Gefühle zum Ausdruck kamen und andererseits die optische Gestaltung ansprechend war.

Über die schriftstellerische Leistung der Autoren sagt das Buch natürlich nichts bzw. nur sehr wenig aus, da ihnen lediglich die Kommentare zuzuordnen sind. Die wahren Künstler sind hier die Verfasser der Anzeigen.

Für mich war das Buch eine Art Klo-Lektüre, denn es lag die ganze Zeit auf meinem Badezimmerschränkchen. Ich habe in dem Buch gelesen, wenn ich in der Wanne lag oder auf dem Thron saß. Immer mal wieder habe ich mir einige Anzeigen zu Gemüte geführt, denn hintereinanderweg kann man solch ein Buch nicht lesen. Da würde einem der Kopf brummen. So manche Anzeige muß man sich auch mal ganz in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Gedankenspiele folgen auf dem Fuß.

Fazit
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Eine Empfehlung spreche ich diesem Buch nur bedingt aus, denn man muß es nicht unbedingt gelesen haben. Es ist jedoch stellenweise unterhaltsam und stimmt einen durchaus nachdenklich.

Ich persönlich finde es auch nicht pietätlos, ein solches Buch zu kaufen und zu lesen, aber das ist vom Humor des Lesers abhängig. Somit mag jeder selbst entscheiden, ob dieses Buch für ihn lesenswert erscheint oder nicht.

Als Geschenk jedoch ist dieses Buch völlig ungeeignet. Dazu müßte man den Beschenkten wirklich schon sehr, sehr gut kennen, um nicht in ein Fettnäpfchen zu treten.

Ich werde das Buch aber auf jeden Fall in mein Bücherregal stellen und behalten...


( Mein Bericht erschien bereits auf Ciao am 18. Dezember 2009 )

40 Bewertungen, 9 Kommentare

  • 0Michel0

    10.01.2010, 18:40 Uhr von 0Michel0
    Bewertung: sehr hilfreich

    Grüße dich, Michel !

  • hjid55

    03.01.2010, 15:27 Uhr von hjid55
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich und liebe Grüße Sarah

  • Lale

    03.01.2010, 12:10 Uhr von Lale
    Bewertung: besonders wertvoll

    Allerbesten Gruß

  • sigrid9979

    03.01.2010, 10:23 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gut Berichtet...Lg Sigi

  • Bunny84

    03.01.2010, 02:37 Uhr von Bunny84
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich wünsche dir einen schönen Sonntag. Liebe Grüße BUNNY84 PS: Freue mich über Gegenlesungen

  • mrwong

    02.01.2010, 22:52 Uhr von mrwong
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich ...

  • geligiraffe

    02.01.2010, 22:39 Uhr von geligiraffe
    Bewertung: besonders wertvoll

    sehr interessant ich habe schon als Kind Todesanzeigen gelesen Liebe Grüße Angelika

  • rainbow90

    02.01.2010, 22:07 Uhr von rainbow90
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein toller Bericht! LG und ein frohes neues Jahr!

  • bettie47

    02.01.2010, 21:46 Uhr von bettie47
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klasse ! Grüße von Bettie47