Süd-Libanon Testbericht

Liebe Yopi-Gemeinde,
liebe Leser,




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Der Libanon
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Am südöstlichen Mittelmeer liegt das kleine Land Libanon. Es hat etwa nur 10.000 km² und das entspricht etwa der Hälfte von Hessen! Wenn man durch das Land fährt, wirkt es jedoch wesentlich größer. Das liegt an den unterschiedlichen Vegetationszonen und den Bergen, auf denen man im Winter sogar Ski fahren kann. Das kleine Land ist wunderschön und neben der quirligen Hauptstadt Beirut kann man auch viel Natur und wunderschöne Strände entdecken. Leider ist die Region nicht besonders stabil und ein Teil der Politiker wird entweder von Europa und den USA und ein anderer von Syrien und dem Iran unterstützt. Die letzte Volkszählung liegt Jahrzehnte zurück und heute wird die Einwohnerzahl auf 4 bis 4,5 Millionen geschätzt. Die Verfassung ist von 1926 und wurde nur ein Mal im Jahr 1999 geändert. Die vier höchsten politischen Ämter müssen jeweils von einer bestimmten religiösen Gruppe besetzt werden. Es gibt 17 anerkannte Glaubensgemeinschaften im Libanon. Allerdings war 1926 das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen ein Anderes wie heute. Damals bildeten die Christen die Mehrheit, heute sind es die Muslime. Daher spiegelt das Kräfteverhältnis in der Politik nicht das in der Bevölkerung wieder und es kommt immer wieder zu Spannungen zwischen den beiden politischen Lagern. Trotzdem war ich mittlerweile fünf Mal im Libanon zwischen einer und knapp Wochen im Urlaub, nicht zuletzt weil meine angeheiratete Familie im Süd-Libanon und in Beirut lebt.




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Süd-Libanon
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Der Libanon ist in sechs Verwaltungsbezirke aufgeteilt und einer davon ist der Süd-Libanon. Nicht zu verwechseln mit dem südlichen Libanon, was gerne in den Nachrichten benutzt wird. Der südliche Libanon ist nur ein kleiner Streifen zwischen dem Fluß Litani und der Grenze zu Israel/Palästina und das ist jeweils der südliche Teil der Verwaltungsbezirke des Süd-Libanon und von Nabatihye. Den südlichen Libanon hatte Israel bis ins Jahr 2000, also bis zum Litani-Fluß besetzt und der Fluß dient als geographische Grenze. Im Krieg im Jahr 2006 wollte Israel wieder bis zu dieser Grenze vorstoßen und den südlichen Libanon als Pufferzone benutzen, das gelang jedoch nicht.

Der Süd-Libanon erstreckt sich entlang der Küste, ist bis auf einen schmalen Küstenstreifen sehr hügelig und beginnt nördlich der Großstadt Saida, auch Sidon genannt, vorbei an Tyros/Sur bis zur israelischen Grenze. Es gibt entlang der Küstenlinie bis kurz vor Tyros eine 6-spurige Autobahn, die sogar größtenteils nachts beleuchtet ist. Diese wird bis kurz vor die israelische Grenze vorbei an Tyros verlängert. Neben der gut ausgebauten Küstenstraße gibt es viele große Straßen, die alle wichtigen Orte im Bezirk miteinander verbinden. Eine Bahnlinie gibt es im ganzen Libanon nicht mehr, ansonsten fahren unzählige Minibusse auf allen großen Straßen und natürlich viele Taxis. Die Minibusse kann man mit Handbewegungen anhalten, es gibt keine Haltestellen und der die Fahrpreise sind sehr niedrig.

Die größte Stadt im Süd-Libanon ist Saida, auch Sidon genannt. Hier leben schätzungsweise 250.000 Menschen inkl. Vororte und Palästinenser. Wenn man ab Saida die Autobahn Richtung Norden fährt, kann man am Horizont bereits die Hochhäuser von Beirut erkennen und die Fahrt ist größtenteils entlang der Küste sehr schön. Die zweitgrößte Stadt ist Tyros, auch Sur genannt, mit etwa 150.000 Einwohnern. Beide Städte liegen direkt am Mittelmeer und haben Fischerhäfen.

Viele aus der Region Saida fahren zum Arbeiten nach Beirut und Umgebung. Ansonsten sind Einnahmequellen Landwirtschaft (Plantagen von Orangen, Bananen usw.), Fischerei, etwas Tourismus, Handel, Industrie, Kleinhandwerk sowie Wohnungsbau (viele Beiruter und Auslandslibanesen haben wir ihre Wochenend- bzw. Sommerhäuser). Die Arbeitslosenquote ist besonders unter jungen Leuten und Palästinensern hoch.



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Religionen
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Verlässliche Zahlen gibt es hier nicht. In Saida und Umgebung wohnen überwiegend sunnitische Muslime. Der weltberühmte Sänger Fadel Shaker, der palästinensischen Flüchtlingen abstammt, wurde 1969 in Saida geboren. Im ganzen Land gibt es christliche Gemeinden, allerdings im Süd-Libanon wenige. In Tyros erstreckt sich das christliche Viertel rund um den Fischerhafen, denn viele Christen üben noch heute den Beruf des Fischers aus. Ich schätze die Zahl der Christen im Süd-Libanon auf etwa 10%. Es gibt manche, kleine Dörfer, in denen überwiegend Christen und andere, in denen überwiegend schiitische Muslime leben. Auch zu Zeiten des Bürgerkrieges (1975-1990), dessen Schwerpunkt die Hauptstadt Beirut war, gab es keine nennenswerten Auseinandersetzungen im Süd-Libanon zwischen Muslimen und Christen. Im Gegenteil: als Beirut immer mehr zerstört wurde, flohen viele in die umliegenden Regionen und blieben dort bis zum Ende des Bürgerkrieges. Im Süd-Libanon ist heute die Hizbollah, die sich vor Jahren mit der Amal zusammenschloß, die größte politische Macht. Diese wird vorwiegend von Schiiten gewählt. Die Partei von Hariri wird hingegen überwiegend von Sunniten gewählt. Allerdings hat man bei der letzten Wahl gemerkt, daß der Drang nach einer stabilen Region immer stärker wird und die religiöse Ausrichtung einer Partei eine immer kleinere Rolle. So haben heute die großen Parteien Wähler von mehreren Religionen und man unterscheidet nur zwischen dem Pro-Westlichen und dem Pro-Syrischen Lager.




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Sehenswertes
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In Saida/Sidon ist die Altstadt sehenswert. Hier gibt es einen typisch, arabischen, überdachten Souk mit vielen, engen Gassen und interessanten Einkaufsmöglichkeiten. Der Libanon ist bekannt für seinen traditionellen Kleinhandwerk. Hier kann man nette Dinge aus Holz oder auch unzählige Sorten von Seifen kaufen. Moderne und traditionelle Kleidung gibt es hier auch zu erschwinglichen Preisen. Einen schönen, orientalischen Hausmantel bekommt man bereits umgerechnet für 5 – 10 Euro. Im alten Hafen kann man einen Teil der Festung und der Stadtmauer bewundern. An den großen Ausfallstraßen gibt es neben großen Möbelhäusern auch moderne, klimatisierte Einkaufszentren. Die Infrastruktur ist in der gesamten Region ausgezeichnet. Restaurants, Bäckereien, Tankstellen, Imbisse usw. findet man in jedem kleinen Ort. Ich empfehle jedem Reisenden einen Besuch in einer typischen, libanesischen Patisserie und den Genuß der vielen verschiedenen Baklawa-Sorten (Gebäck).

Tyros hat neben dem Fischerhafen, dem Souk auch einen wunderschönen Strand. In der Stadt gibt es auf beiden Seiten eine Promenade, da sich die Stadt auf einer kleinen Halbinsel befindet. Am südlichen Ende der Stadt beginnt der kilometerlange Sandstrand. Am Stadtrand liegt auch das schöne Hotel Resthouse. Das ist Hotel, Restaurant und Schwimmbad in einem. Der Eintritt fürs Schwimmbad liegt etwa bei 10 USD und man hat einen Pool auf dem Dach, sowie einen Strand, der in zwei Abschnitte aufgeteilt ist. Im Wasser wurden große Wellenbrecher gebaut, so daß man auch bei Wellengang im ruhigen Wasser schwimmen kann. In Tyros gibt es zwei große Ausgrabungsstätten, wo der Besucher überwiegend aus der römischen Zeit Überreste bewundern kann. Im Sommer empfehle ich den Besuch allerdings nicht mittags, da es sehr heiß in der glühenden Sonne werden kann und das herumlaufen ohne Bäume, die Schatten spenden, sehr anstrengend ist.

Östlich und Südlich von Tyros wird bis heute von Reisen auf eigene Faust abgeraten. Es gibt immer wieder Kontrollen vom Militär und es ist ratsam, daß man solche Unternehmungen mit einer Gruppe oder mit Einheimischen unternimmt. In Qana, etwa 10km südöstlich von Tyros gelegen, kann man sich eine Gedenkstätte zum Angriff im April 1996 sowie eine Höhle mit einem christlichen Kreuz an einer Stelle, wo angeblich Jesus bei einer Hochzeitsfeier Wasser in Wein verwandelt haben soll. Das ist heute eine kleine Pilgerstätte für Christen am Ortseingang von Qana. Diesen kleinen Ort sowie die beiden Sehenswürdigkeiten habe ich mehrmals zwischen 2004 und 2008 besucht.

Ich hoffe, daß euch des Ausflug in diese Region etwas gefallen hat und ich bedanke mich fürs Lesen, Kommentieren und Bewerten.


Die Bilder sind teilweise aus meiner persönlichen Sammlung und ein Teil sind ungeschützte Bilder aus dem Internet, um euch diese Region besser zeigen zu können.


Euer Vorhangauf (Thomas)