Schrömpfgebölk Testbericht

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Erfahrungsbericht von Chandini

Schrö - mpf - gebölk

Pro:

nichts

Kontra:

gepanscht

Empfehlung:

Nein

Schrömpfgebölk - ich sage Euch, das Wort kam mir schon unter!
Unter die Augen nämlich, als ich damals noch die Schulbank drückte.
Deutschunterricht war angesagt, zwölfte Klasse "Deutsch Leistungskurs", zum Thema Literatur des Mittelalters, um genau zu sein. Folgendes lernte ich:

Im damals vorherrschenden Mittelhochdeutsch gab es einige Ausdrücke, die man heutzutage nicht mehr benutzt, beziehungsweise die sich bis ins Neuhochdeutsch zu anderen Worten weiterentwickelt haben. So auch der Ausdruck "Schrömpfgebölk". Linguistisch ist dieses Wort als lautmalerisch, also als ein Onomatopoetikum, zu betrachten.

Wie genau der Ausdruck Schrömpfgebölk zustande kam erzählt ein kleines Gedicht, welches ich in Urgroßvaters "Meta-Lyrik des Mittelalters" auffand. In diesem Gedichtband werden - anders als in den meisten anderen - vor allem Gedichte über Dichter, und nicht Gedichte von Dichtern, abgedruckt. Die Gedichte der Dichter selbst zu drucken wäre ja auch zu einfach! Nein, der Herausgeber hat es sich zur Aufgabe gemacht, die geistigen Ergüsse der so gennanten "Zeitzeugen der großen Dichter des Mittelalters" zu dokumentieren.

Zum besseren Verständnis habe ich das Gedicht eines unbekannten Autors ein wenig den heutigen Sprachgepflogenheiten angepasst (nicht jeder hat so wie ich ein Wörterbuch des Mittelhochdeutschen im Regal stehen), und möchte es nun hier darbieten. Die Ausgestaltung des Vortrags kann ich leider nicht in Worte fassen. Betonung, Sprechpausen und Phrasierungen überlasse ich Eurer werten Phantasie:

Draußen auf der steilen Leite,
Saß Walther von der Vogelweide.
Die Sonne brennt, der Tag ist heiß
Von der Stirn rinnt ihm der Schweiß.

"Ach weh, die Sonn' brennt mir auf's Gehirn,
wo hab ich meinen Sonnenschirm?
Kein Wölkchen da am Himmel steht,
wann wird es endlich so spät -

dass ich kann in's Wirtshaus gehn
um meinem liebsten Laster zu frön’!"
Nicht seinen Gesang hat der Meister gemeint,
dank der Minne sind er und sein Weib längst geeint,

Nein, vielmehr ein anderes Laster,
Was kostet viel mehr Zaster,
Diesem wollte er frönen,
Und dafür gern auch ordentlich löhnen.

Nichts wie hin, so schnell die Beine tragen,
Laut knurrt vor Hunger der Magen,
Doch vor allem die Kehle ist trocken,
Er hört schon den Hopfensaft locken.

Kaum geht das Tageslicht zur Neige,
Eilt er hin, zur "Fröhlichen Absteige",
Das beste Haus am Platze,
Am Ofen räkelt sich nicht nur die Katze.

Kaum im Wirtshaus angekommen,
wird ein Stuhl in Beschlag genommen.
"Herr Wirt, auf ein gutes Bier! Oder zwei!
Dazu einen Kanten Brot und leckeren Brei!"

Der Wirt tat wie ihm aufgetragen,
Dem Herrn zu widersprechen würd' er nicht wagen.
Doch findig ist er allemal
Und nimmt nicht, wie man ihm befahl

Vom guten Bier des Meister Schröder,
Sondern vom Abort des alten Köter.
Ein Gemisch aus Bier und Urin,
Stellt er dem edlen Walther hin.

So lässt sich viel mehr Zaster machen
Als mit den reinen guten Sachen.
Selten merkt ein Gast den Betrug,
Oftmals ist ihnen die Pansche genug.

"Ein Humpen von Schröders edlem Gebräu,
Macht selbst die mutigsten Pferde scheu!"
Tönt der Wirt und ist gewiss,
Keiner wird schmecken des Hundes Piss'.

Die trockene Kehle fordert Tribut,
Walther ist voll frohem Mut
Und stürzt den Humpen hinunter -
Doch die Miene des Meisters wird kaum munter!

"Das ist doch nicht - nein!
Das kann nicht sein!"
Ein unedles Geräusch entweicht des Meisters Kehle,
Es dringt hinein bis in die kleinste Seele,

Grad will er ihn aussprechen, des Brauers Namen
"Schrö" - dann übermannt ihn sein Magen
"Mpf" - entweicht seinen Lippen
"Gebölk"! Und man sieht ihn vom Stuhle kippen.

Da lieg er nieder, der Meister der Minne,
Ganz ohne Worte, ganz ohne Sinne.
Als er sich darnieder legt,
Hat er ohne sein Wissen ein neues Wort geprägt.

So zog es ein, das Schrö - mpf - Gebölk, in den deutschen Sprachgebrauch. Noch heute kann man dieses schöne Onomatopoetikum antreffen. Vor allem im Plattdeutsch ist seither "Bölk-Stoff" ein Begriff für ein Bier, das selbst den stärksten Mann umhaut und ordentlich „unedle Geräusche“ produziert!

65 Bewertungen, 17 Kommentare

  • catmum68

    22.04.2010, 17:19 Uhr von catmum68
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreicher Bericht, LG

  • Wuschel11

    07.04.2010, 20:06 Uhr von Wuschel11
    Bewertung: sehr hilfreich

    wie schön, endlich hab ich die Begriffserklärung gefunden lg

  • ronald65

    27.01.2010, 12:46 Uhr von ronald65
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg

  • oskermit

    18.01.2010, 17:27 Uhr von oskermit
    Bewertung: sehr hilfreich

    K L A S S E berichtet! Du warst bei mir, also komm ich zu dir!

  • mrwong

    12.01.2010, 16:49 Uhr von mrwong
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich . . .

  • liebes35

    12.01.2010, 13:33 Uhr von liebes35
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gut beschrieben. LG Steffi

  • manu63

    12.01.2010, 13:28 Uhr von manu63
    Bewertung: sehr hilfreich

    viele Grüße von Manuela

  • paula2

    11.01.2010, 19:08 Uhr von paula2
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe Grüße

  • 0Michel0

    11.01.2010, 18:18 Uhr von 0Michel0
    Bewertung: sehr hilfreich

    Danke für die Bewertung! Gruß, Michel!

  • anonym

    16.12.2009, 12:27 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    wow harte Kritik nett verpackt, das NH kann ich nicht nachvollziehen, ich hätte SH gegeben aber so mache ich BW

  • morla

    16.12.2009, 03:31 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg.^^^^^^^^^^^^ petra

  • anonym

    16.12.2009, 00:48 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    ach die rachebewertung von "engel" kam geflogen!

  • cleo1

    11.12.2009, 13:46 Uhr von cleo1
    Bewertung: sehr hilfreich

    Einen schönen 3. Advent. LG cleo1

  • tk7722

    11.12.2009, 11:29 Uhr von tk7722
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr schöner Bericht, liebe Grüße

  • SweetPiccolina

    10.12.2009, 12:40 Uhr von SweetPiccolina
    Bewertung: sehr hilfreich

    super geschrieben lg

  • frankensteins

    08.12.2009, 18:34 Uhr von frankensteins
    Bewertung: sehr hilfreich

    schon nett, wie man das so asoziiert

  • Cessie47

    08.12.2009, 09:33 Uhr von Cessie47
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gut, Gut ,liebe Grüße