Vision - Aus dem Leben der Hildegard von Bingen (DVD) Testbericht

Die Päpstin, Die Gräfin, Die Wüstenblume, Elizabeth ....
und nun Hildegard von Bingen ...

Ich bin von solchen Filmen begeistert, weil ich finde, dass es diese "Figuren" verdient haben, dass man deren Biografie nicht vergisst. Mit Hilfe eines solchen imposanten Filmes im Kino kann man sich das Leben der Hildegard von Bingen einmal mehr bildhaft vorstellen und viel über sie erfahren.

In den "normalen" Kinos lief in meiner Umgebung leider der Film nicht, aber zum großen Glück gibt es noch den Kinoklub am Hirschlachufer in Erfurt. Ein kleiner gemütlicher Kinoclub, der in den letzten Tagen diesen Film gezeigt hat.
Der Kinoclub soll geschlossen werden, das nur so am Rande, weil die finanzielle Hilfe der Stadt Erfurt wohl nicht mehr gewährleistet werden kann. Das ist sehr traurig und ich werde mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln dafür kämpfen, dass dies evtl. doch verhindert werden kann.

Daten zum Film:
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Drama - Deutschland 2009
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
111 Min.
Verleih: Concorde
Start: 24.09.2009

Regie und Drehbuch: Margarete von Trotta
Produzent: Markus Zimmer
Genre: Drama / Biographie


Darsteller:
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Hildegard von Bingen (Barbara Sukowa)
Jutta von Sponheim (Mareile Blendl)
Kuno (Alexander Held)
Mönch Volmar (Heino Ferch)
Richardis (Hannah Herzsprung)
Klara (Paula Kalenberg)

kurze Inhaltsangabe:
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Ins Benediktinerkloster Disibodenberg wird die kleine Hildegard von ihrer Mutter gebracht und verlebt dort ihre Kindheit unter der Obhut von Jutta von Sponheim, die bald sterben wird. Sehr bald wird sie zur Äbtissin vorgeschlagen und von den anderen Nonnen gewählt. Sie führt ein ehrliches, hartes aber gerechtes Zepter und nicht alle ihrer untergebenen Nonnen sind zufrieden, aber sie zieht ihre Linie unbeirrt durch. Eines Tages ist eine der Nonnen schwanger. Hildegard verweist sie des Klosters. Niemals wird herauskommen, wer der Vater des Kindes war. Die Nonne nimmt sich das Leben und Hildegard wird klar, dass ein Leben im Kloster Seite an Seite mit den Mönchen nicht weiter gut gehen kann. Sie schafft es, auch mit Hilfe des Bischofs aus Mainz und der Ländereien, oberhalb des Rhein ein neues Kloster zu errichten.

Vision heißt der Film und Hildegard von Bingen hat Visionen, das hat man ja schon oft gehört, sie sieht Dinge und schreibt darüber Bücher, die sie u. a. auch so berühmt gemacht und noch in heutiger Zeit so interessant gemacht haben. Sie widmet sich den Wissenschaften und der Naturheilkunde und wird kämpferisch gezeigt, so wie sie wohl auch war. Als Frau zu damaligen Zeiten war ihre Einstellung nicht einfach und kaum jemand verstand sie und konnte sich mit ihr identifizieren.

Hildegard wird von Kindesbeinen an als kränklich bezeichnet und war dies auch, oft war sie für längere Zeit ans Bett gefesselt, aber auf Grund ihrer immensen Willenskraft und Stärke, die im Film recht gut rüberkommt schafft sie es immer wieder, sich aufzurappeln und weiter zu arbeiten.

Sehr traurig ist es, als Schwester Ricardis, die ihr mehr als ihr lieb sein kann, ans Herz gewachsen ist, von ihrem Bruder für die „Rolle“ einer Äbtissin in einem anderen Kloster vorgesehen ist. Diese kann aber die Trauer und den Schmerz des Verluste nicht verkraften und stirbt, was Hildegard sehr mitnimmt.

Aber immer ist Hildegards Leben geleitet von ihren Visionen, von ihrem unumwundenen Denken und dem Niederschreiben ihrer Visionen, ihrer naturkundlichen Erkenntnisse und wissenschaftlichen Darlegungen.

Sie ist für ihre Zeit eine Vorreiterin und man kann sich kaum vorstellen, dass eine Frau so mutig sein kann und ihren Weg unbeirrt gehen kann in dieser damals so harten Welt der Männer.


meine Meinung zum Film und der Umsetzung:
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Ich habe es total genossen, diesen Film zu schauen. Es war ein ruhiger und nachdenklicher Film mit wenig Action, aber umso mehr interessant und zum Nachdenken anregend und mit sehr viel Hintergrund und historischen und biografischen Fakten.

Die Schauspieler sind meiner Meinung super gut gewählt worden. Heino Ferch in einer Paraderolle (Er kann sowieso jeden Charakter spielen und ich bin hingerissen *g*) außerdem die Hauptdarstellerin Frau Sukowa, die die Hildegard von Bingen sehr realistisch spielt. Auch die anderen Charaktere muss ich lobend erwähnen. Es ist nicht einfach, so stelle ich mir vor, in einem so ruhigen Film mit doch recht einfachen Kostümen - "nur" mit Mimik und Gestik einen Charakter so exzellent und unverwechselbar darzustellen. Daher, so finde ich, sei den Schauspielern für ihre Leistung ein besonderer Dank ausgesprochen.

Der Film geht über 111 Minuten und die Handlung spielt entweder im Kloster Disibodenberg oder im neu erbauten Kloster über dem Rhein. Man sieht wenig von der Landschaft, nur eine kurze Szene, als die Nonnen - mehr gezwungen als gewollt, ihr Heimatkloster verlassen und zu unbekanntem Terrain aufbrechen, um auf Wunsch von Hildegard ein eigenes Kloster zu errichten. Am Schluss, als Hilde mit Volmar aufbricht zu ihrer Pilgerreise sieht man auch kurz die Landschaft, durch die sie reitet, aber ansonsten ist der Film auf das Klosterleben reduziert, was nicht negativ gemeint ist. Ich finde es gerade berauschend, wie die Darsteller es geschafft haben, hier ein Szenario zu erschaffen, welches so realistisch ist, dass man sich als Kinobesucher im Kloster wieder findet und mit den Nonnen und Mönchen mit ihren so unterschiedlichen Charakteren mitfiebert und lebt, leidet und sich freut.

Besonders natürlich wird Hildegard von Bingen gespielt, weil es ja um ihr Leben geht, welches im Film dargestellt werden soll. Es ist eng mit dem Kloster und der Kirche und dem Glauben verbunden, aber es wird sehr offen deutlich, dass Hilde für damalige Verhältnisse eine besonders resolute Frau war, die ihre Meinung hatte und diese auch durchsetzte, selbst auf die Gefahr hin, anzuecken. Der Mönch Volmar geht mit ihnen. Einige der Nonnen halten das harte Leben anfangs nicht durch und verlassen Hildegard, aber sie lässt sich nicht umstimmen und zu guter letzt ist das Kloster für die Nonnen fertig und das Leben kann seinen Lauf nehmen.

Ich habe es sehr genossen, diesen Film zu schauen, die 111 Minuten vergingen wie im Flug und ich empfehle den Film auf Grund seines Inhalts und der dramaturgischen Umsetzung, auch auf Grund der Einfachheit und Kitsch- und Actionfreiheit besonders den Menschen, die einfach mehr über das Leben in der damaligen Zeit, das Leben in einem Kloster und das Leben der Hildegard von Bingen erfahren möchten.