Die Bücherdiebin (Taschenbuch) / Markus Zusak Testbericht

ab 6,44
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  • Handlung:  sehr spannend
  • Niveau:  anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  durchschnittlich
  • Spannung:  hoch
  • Humor:  durchschnittlich
  • Stil:  ausschmückend

Erfahrungsbericht von knopfi

...wenn der Tod zurück blickt!

5
  • Handlung:  sehr spannend
  • Niveau:  sehr anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  sehr hoch
  • Spannung:  sehr hoch
  • Humor:  durchschnittlich
  • Stil:  durchschnittlich
  • Zielgruppe:  jedermann

Pro:

toll geschrieben, mitfühlend

Kontra:

leider viel zu schnell zu Ende

Empfehlung:

Ja

Seid gegrüßt Ihr Bücherwürmer und alle die es einmal werden wollen,

wart ihr schon einmal in der merkwürdigen Situation am Ende eines Romans das Buch zuzuklappen   und genau darüber traurig zu sein? Schon ein äußerst merkwürdiges Gefühl, zumal diese Art der Bücherverabschiedungen nur sehr selten bei mir vorbei schaut. Meistens happy-endingt so ein Werk klassischerweise vor sich hin. Das Gute obsiegt dem Bösen. Der Grummelige wird zum Lachenden.

===Vorgeplänkel===


Dass ein Buch den Leser innerlich aufwühlt, rührt, enttäuscht oder zu jeglichen anderweitigen Gefühlen animiert, ist nichts Neues. Ob Liebesroman, Krimi oder Science Fiction, Geschichte, Sex oder Fantasy – Der Inhalt dieser Bücher soll den Lesen zu irgendeiner Regung animieren. Das ist eben der Sinn dieser Lektüren. Selbst das heute als absolut trist geltende Mathematikbuch aus der achten Klasse hat schon so manch Träne der Verzweiflung aus mir herausgedrückt. Triste, aber dennoch sinnvolle Unterhaltung. Dass aber ein abgeschlossener Roman in mir Gefühle ins Leben ruft, die ich zum letzten Mal bei der erzwungenen Trennung zwischen mir und meinem Schnuller in mir vorfand, ist schon faszinierend. Das schafft nicht einmal meine mir Angetraute. Zumal ich auch kein Gefühlsmensch bin. Mann halt!

Warum überhaupt diese heutige Thematik? Na ja, weil´s natürlich passiert ist. Mir, als den wohl gefühlskältesten Lesejunkie seit Marcel Reich-Ranicki! 

Unscheinbar fand „Die Bücherdiebin“ in Form eines überdurchschnittlichen Taschenbuches den Weg zu mir in die heimatlichen Regale. Meiner kleinen Schwester zu Liebe, die mir diesen sechshundertseitigen Schinken mit den Worten „Damit du mal etwas anderes liest!“ eines Abends in die Hände drückte, nahm ich des Markus Zusaks Werk mit nach Hause. Wie immer stehe ich allerdings  jedem  Lesewerk mit langweiliger Skizzierung und kitschiger Vorschau skeptisch entgegen.  Vor allen Dingen dann, wenn ich noch nie etwas von diesem Roman gehört habe. Also harrt die Geschichte so einige Zeit im Bücherregal aus, bis…na ja, bis ich dann wieder einmal darauf stoße. Mir daraufhin einfällt, dass ich die kleine Fibel  ja auch mal irgendwann wieder zurückgeben muss. Und das dann ungelesen? Wäre bei Rückfragen meiner Schwester äußerst unangenehm. Also, ran ans Werk. Und siehe da! Langsam aber sicher versinke ich in des Autors Fantasie…

===Um was geht es also


Es wäre falsch zu behaupten der Inhalt der „Bücherdiebin“ sei wie bei einem klassischen Kriminalroman, einer Liebesgeschichte oder einer Fantasie-Saga in kurzen Worten beschreibbar, ohne das Buch in die falsche „Liga“ zu befördern. Es ist mir bereits nach dem Lesen schon schwer genug gefallen, den Roman in eine bestimmte Thematik zu stecken. Der Versuch des Herausgeberverlags Blanchet dies mit viel zu wenigen, dafür trockenen ausgewählten Worten auf dem Buchrücken zu vollziehen, gepaart mit kurzen Lobeshymnen der Presse, schiebt die Geschichte eher in die Liga eines schmierigen Tatsachenbericht, als auf einen liebevoll gemeinten Lesespaß.  Einmal davon abgesehen, dass das gelb-gräuliche Outfit des Buches im Geschäft nicht einmal im Geringsten eine Anziehungskraft auf mich gehabt hätte, wäre spätestens nach dem Lesen der gewählten Worten des Verlages der Weg zurück zu all den anderen Ladenhütern gewiss. Und ich schwöre euch, dies tu bestimmt nicht nur ich! Dabei hat sich Autor Markus Zusak (http://de.wikipedia.org/wiki/Markus_Zusak Mühe gegeben, dass der Roman alles andere als Langeweile hervorruft!

Um was geht es nun also?

Deutschland, Anfang 1939. Liesel Memminger ist ein neunjähriges deutsches Mädchen.  Mit ihrem sechsjährigen Bruder Werner sowie der Mutter befindet man sich auf dem Weg nach Molching, einer bayrischen Kleinstadt Nähe München. Hier sollen die Kinder Pflegeeltern übergeben werden, die sich ab sofort um selbige kümmern werden. So richtig klar ist es Liesel nicht, wieso sie sich bald von ihrer Mutter trennen müssen. Ihre Vermutung, dass es etwas mit dem Wort „Kommunist“ zu tun hat, dass offenbar rund um ihren Vater eine Rolle spielt, wird bald entkräftet, da sie keine Ahnung hat, was dieses Wort überhaupt bedeutet. Sie saugt die Geschehnisse vorerst in ihr kindliches Herz auf, ohne aufzufallen. Selbst als sie kurz vor dem Ziel mit ansehen muss, wie Werner krankheitsbedingt in den Armen der Mutter stirbt, macht sie zwar die erste Bekanntschaft mit dem Tod, kann diese Situation aber gut händeln.
Auf der armeseligen Beerdigung des kleinen Bruders irgendwo, auf irgendeinem Friedhof Bayerns,  rutscht einem der Totengräber unbemerkt ein Buch aus der Tasche. Auch wenn Liesel weder Lesen noch Schreiben kann, nimmt sie sich heimlich dem „Handbuch für Totengräber“ an und bewahrt es wie einen Schatz auf. Einen Kostbarkeit ihres Herzens.

Bald schon lernt Liesel ihre „neuen“ Eltern kennen. Zum einen die breite, kühlschnäuzige und ruppige  Rosa („Mama“) sowie den warmherzigen, bescheidenden und gutgläubigen Hans Hubermann („Papa“). Das Ehepaar lebt in einem Arbeiterbezirk Molchings in bescheidenen Verhältnissen. Während Rosa für andere Leute Kleidung wäscht und bügelt, ist Hans als Anstreicher unterwegs. Hans hat ein Akkordeon mit dem er abends als kleines Zubrot zum Familieneinkommen durch die Kneipen Molchings zieht und musiziert. Doch gerade in den Vorkriegsjahren ist die Wirtschaftslage nicht wirklich rosig und man kommt gerade so zurecht.
Doch Liesel wird (gerade von Hans) liebevoll aufgenommen. Schnell kann sie sich in ihrer neuen Umgebung eingewöhnen und lernt den gleichaltrigen Rudi Steiner kennen, dessen freche, ehrliche  Art einfach zu einem besten Freund reichen muss. Dank Hans Hubermanns liebevoller und ideenreicher Art lernt Liesel Lesen und Schreiben.

Doch die Zeiten werden härter. Der Krieg bricht aus und gerade die Armen Deutschlands müssen sparen. Lebensmittel werden knapp, Tauschgeschäfte immer wertvoller. Zudem sind die Anhänger des Nationalsozialismus allgegenwärtig. Ein falsches Wort und man ist schneller „verschwunden“ als man denken kann. Am Geburtstag Hitlers wird in einer Straße ein großer Scheiterhaufen aus jüdischen Besitztümern entzündet, dem Liesel (verbotener- und unbeachteterweise) einen zweiten „Diebstahl“ begeht. Nur Hans weiß davon und muss seine Pflegetochter nun auf die Tatsachen impfen, dass Meinungsfreiheit, Menschenrechte sowie jüdisches Besitztum derzeit mehr als getreten wird...

‘‘‘Leseprobe I‘‘‘   

Die Hitze war immer noch stark genug, um sie zu wärmen, als sie bei der der Asche stand. Sie griff mit der Hand hinein und wurde gebissen, aber beim zweiten Versuch war sie schneller. Sie packte das Buch, das ihr am nächsten war. Es war heiß, aber es war auch nass, nur an den Ecken verbrannt und ansonsten unverletzt.
Es war blau.
Der Einband fühlte sich an, als ob er aus hunderten eng aneinanderliegender und flach gepresster Schnüre gewebt worden wäre. Rote Buchstaben waren in die Fasern gedrückt. Das einzige Wort, das Liesel in der Eile lesen konnte , was „Schulter“. Für den Rest blieb keine Zeit. Und da war noch ein Problem. Der Rauch.
Rauch erhob sich aus dem Einband, während sie das Buch zwischen ihren Händen hin und her warf und dabei davoneilte. Ihr Kopf war nach unten geneigt, und mit jedem Schritt wurde die Übelkeit ob der Tatsache, dass sie so wunderbar kaltblütig gewesen war, unerträglicher. Sie machte vierzehn Schritte, ehe die Stimme ertönte.
Hinter ihr stach sie durch die Luft.
„He!“
In diesem Moment wäre sie beinahe zurückgerannt und hätte das Buch wieder auf den Haufen geworfen. Aber sie konnte nicht. Die einzige Bewegung, die ihr möglich war, war eine halbe Drehung um die eigene Achse.
„Hier liegen noch Sachen, die nicht verbrannt sind!“ Es war einer der Arbeiter, die die Asche wegräumten. Er sprach nicht mit dem Mädchen, sondern mit den Leuten vor dem Rathaus.
„Na dann zünd´ sie eben noch mal an“, kam die Erwiderung. „Und sieh zu, dass sie wirklich verbrennen!“
„Ich glaube, sie sind nass.“
  „Jesus, Maria und Josef, muss ich denn alles alleine machen?“ Schritte kamen näher heran. Es war der Bürgermeister, der einen schwarzen Mantel über seiner Nazi-Uniform trug. Er bemerkte das Mädchen nicht, das reglos direkt danebenstand.

‘‘‘Zwischenfazit I‘‘‘
Und dann, war da noch der Tod! Der Tod, den wir alle kennen. Meist nicht persönlich von Angesicht zu Angesicht, sondern eher vom Hören-Sagen. Dieser „Schwarze Mann“ ist nämlich der Erzähler dieser ganzen Geschichte. Klingt kurios, ist auch so.
Zu Beginn des Romans mag dieser Umstand recht gewöhnungsbedürftig erscheinen. Ein virtuelles Wesen berichtet über die Abenteuer eines neunjährigen Mädels, ausschweifender denn je. Und das meistens noch in der „Ich-Form“. Die Berichterstattung des „Todes“ wirkt alles anderes als das, was man sich sonst so unter Selbigem vorstellt. Worte „sprudeln“ nur so hervor, die poetische Ader des „Schwarzen Mannes“ tritt hervor. Im Nachhinein liest man sich in seine Legende einfach so hinein und…ist fasziniert.


===Jüdische Geheimnisse===


Die Jagd auf die Juden scheint auf dem Höhepunkt, als über die Hintergrundaktivitäten Hans Hubermanns ein geheimnisvoller Kämpfer auftaucht. Blass. Müde. Ausgelaugt. Max. Max ist ein jüdischer Boxkämpfer aus Stuttgart, der dringend einen Unterschlupft sucht, den er bei den Hubermanns findet. Er ist der Sohn eines Freundes von Hans, dem dieser ein zugesagtes Versprechen schuldet, welches Hans nun mit gutem Gewissen einlöst. Im Keller, hinter Lumpen und Farbeimern kann sich Max niederlassen. Das Versteck ist so sicher, dass selbst ein Aufgebot deutscher Wachmänner ihn nicht entdeckt. Liesel ist anfänglich skeptisch, unsicher, wer dieser geheimnisvolle Bewohner ist. Im Laufe der Zeit finden beide zueinander und freunden sich an. Diese Freundschaft geht schließlich soweit, dass Liesel für ihn sogar den einen oder anderen Diebstahl begeht, um den im Keller kränkelnden Mann wieder auf die Beine zu helfen. Max revangiert sich schließlich mit einem selbst kreierten Buch.

Während Liesel und Rudi zumindest ihren Sommer genießen, zieht auch der Krieg seine Bahnen. Bald schon erreicht er Deutschland. Während Molching noch vom Bombenhagel verschont wird, sind Deutschlands Großstädte wie dessen Armeen Hauptbesuchsorte vom „Tod“. Immer mehr wird Liesel in diesem Jahr bewusst, welche Auswirkungen dieser Nationalsozialismus hat. Max muss aus dem Keller fliehen, Hans wird eingezogen, Nachbarssöhne kehren nicht oder nur halb nach Hause zurück. Die alarmierenden Sirenen schicken ihre Klänge immer häufiger über Molchings Dächer hinweg. Die Verzweiflung zerrt an den Wunden von Müttern und Kindern. Juden werden öffentlich durch den Ort getrieben. Auch Max kann sie lebendig bei einen der öffentlichen Gefangenentransporte erkennen. Nur schmerzlich muss sie feststellen, dass sie ihn jedoch nicht aus den Fängen der Nazis befreien kann. Doch die mittlerweile Vierzehnjährige harrt den Dingen die kommen mögen. Sie kann nur hoffen, dass wenigstens „Papa“ den Weg nach Hause findet. In den „Kellernächten“ darf sie mit Lesungen aus ihrem Diebesgut die Gemüter beruhigen. 

Als Hans als Verwundeter aus dem Kriegsgeschehen heimkommt, kann es Liesel kaum fassen. Zu groß ist die Freude darüber. Der Krieg scheint eine Wendung genommen zu haben, denn Hans entrinnt den Händen des „Schwarzen Mannes“ mit sehr viel Glück. Für seine Pflegetochter scheint der derzeitige Takt in dem das Dritte Reich derzeit schwingt, doch etwas Gutes zu haben. Voller Glücks beginnt sie ein Buch zu schreiben, in dem sie ihre Erlebnisse in all den fünf Molchinger Jahren festhält. Sie tut dies in jenem Keller, in dem sie Lesen und Schreiben gelernt hat, und auch Max, ihr jüdischer Freund, sein Versteck fand. Jenem Keller, der auch ihr Leben retten sollte…


‘‘‘Leseprobe II‘‘‘


Als die Frau des Bürgermeisters ging, schaute Liesel ihr nach. Sie betrachtete das gelbe Kleid und die schwarzen Schuhe und die Porzellanbeine auf der Himmelstraße. Am Briefkasten stand Rudi und fragte: „War das die, von der ich denke, dass sie es war?“
„Ja.“
„Im Ernst?“
„Sie hat mir ein Geschenk gebracht.“
Wie sich herausstellte, schenkte Ilsa Hermann Liesel Memminger an diesem Tag nicht nur ein Buch. Sie schenkte ihr auch einen Grund, Zeit im Keller zu verbringen- an ihrem Lieblingsplatz, den sie zunächst mit Papa und später mit Max geteilt hatte. Sie schenkte ihr einen Grund, ihre eigenen Worte aufzuschreiben, zu erkennen, dass Worte auch ihr das Leben geschenkt hatten.
„Bestrafe dich nicht selbst“, hörte Liesel sie wieder sagen, aber die Strafe und der Schmerz würden kommen, auch das Glück. So war das Schreiben.

In der Nacht, als Mama und Papa schliefen, schlich sich Liesel hinunter in den Keller und machte die Kerosinlampe an. Eine Stunde lang betrachtete sie lediglich Papier und Bleistift. Sie wollte sich erinnern, und wie es ihre Gewohnheit war, schaute sie nicht weg.
„Schreib“, befahl sie sich.
Nach mehr als zwei Stunden hatte Liesel Memminger angefangen zu schreiben, ohne zu wissen, ob sie alles richtig machte. Woher sollte sie auch wissen, dass jemand ihre Geschichte aufheben und überallhin mitnehmen würde?
Niemand erwartet so etwas.
Niemand kann es planen.

‘‘‘Zwischenfazit II‘‘‘
Immer und immer wieder setzt man die eigene Hoffnung ein, dass Liesel, den Hubermanns oder Rudi Steiner eine lange und freie Zukunft zu Teil werden möge. Und immer mehr wird einem bewusst, dass hier etwas nicht stimmen kann. Dass an einer solchen Geschichte ein aalglattes Happy End nur fingiert und verschönert rüberkommen kann. Doch die Hoffnung stirbt nie, selbst dann nicht, als der „Schwarze Mann“ in den Vordergrund tritt…

===Resultat===


Ich habe tatsächlich ein neues Lieblingsbuch gefunden. Einen Roman, der sich mir in seiner klaren Wahrheit in die Seele gefressen hat. Ein Buch, das demnächst auch mein Bücherregal bevölkern soll. Nicht mehr nur leihweise. Je mehr ich über den Leseverlauf „Der Bücherdiebin“ nachdenke, desto unglaubwürdiger erscheint es mir, dass ich das Ende schon erreicht habe. Wie gern würde ich den kleinen Sechshundertseiten-Schinken nochmals in die Hände nehmen und ihn von neuem beginnen.
Je weniger ich Autor Markus Zusak im Vorwege kannte, umso mehr weiß ich nun, dass ich diesen Namen nicht so schnell vergessen werde. Dafür hat er in Form eines fantastischen Romans Sorge getragen.

Die Idee, den Tod als erzählende Hauptfigur in die Geschichte einzubinden ist wahrlich grandios. Wer als er hat mehr Greul gesehen? Zumal der „Schwarze Mann“ statt als böser Geist als warmherziger Seelensammler durch den Roman zieht. So beschreibt der Tod sich nicht nur selbst als ewig missverstandene Figur, sondern möchte in seiner Art nicht als böser Bube herüber kommen. Die Menschheit soll akzeptieren, dass es Dinge wie ihn nun einmal geben muss und er eigentlich ja auch nur seinen Job macht. Wo er recht hat, hat er recht.
Zusak gibt dem „Schwarzen Mann“ noch etwas mit, das ihn fast schon als „Weichei“ erscheinen lässt. Die Magie der Beschreibung. So verwendet der Tod fast nur Worte und Satzbauten, die poetisch an eine langgezogene Fabel erinnern. Begriffe, die humorvoll und zweideutig zugleich sind. Kurz und dennoch lang im Verständnis. Beispielsweise: „Sie legten sich in die langen Arme des Grases“. Oder: „Es hatte aufgehört zu schneien, und zwischen ihnen hatten sich braune Fußabdrücke angesammelt.“ Auf den ersten Blick ungewöhnlich, später unverzichtbar. Eine irgendwie geniale Art, die dem Leser im Hirn hängen bleibt und bereits hier die Gefühle für die Charaktere wirbt.

Apropos Charaktere. Zusak verzichtet hier auf die altbekannten Bösewichte, die in dieser Zeit ihr Unwesen treiben. Zumindest vordergründig. Ganz entsagen kann man ihnen natürlich nicht, zumal sie ja auch in der Realität da waren. Dennoch zeigt der Autor, dass die damals bereits im Vordergrund drängenden Bösewichter dies nicht auch noch in seinem Roman tun müssen. Dezent rücken sie als Nebencharaktere durch die Geschichte, verweilen dort ein paar Minuten und flutschen wieder heraus. So, als wären sie gar nicht da gewesen.
Was diesen Charakteren an Vordergründigkeit fehlt, erhalten die Hauptdarsteller dafür umso mehr. Jede Figur bekommt ihre eigene Art zugeschrieben. Sie wird beschildert, durch die Geschichte geführt und so mit Glück und Leid „gefüttert“, dass der Leser sich diese Figur neben sich sieht. Sehr schön auch, dass jeder eigentlich glasklare Charakter immer wieder für eine kleine Überraschung im Roman sorgt. So entpuppt sich Rosa Hubermann als herzensgute Person, Max als zäher Bursche und Rudi Steiner als kindlicher, aber dennoch verlässlicher Freund. Man sieht die Geschichte neben sich herlaufen, Figur für Figur, als wäre man live dabei. Nur wenige Romane schaffen diesen Spagat.

„Die Bücherdiebin“ – ein Roman, der mir wieder einmal durch Zufall in die Hände geriet. Bedenke ich, dass mir das Buch beinahe entgangen wäre – Unglaublich. Doch in welche Kategorie stecke ich es nun? Kriegsroman? Auf eine wahre Begebenheit ruhende Erzählung? Liebesroman? Ich glaube, ich kann die Geschichte kaum in eine Schublade stecken. Das passt einfach nicht. Nennen wir die Kategorie doch einfach „Tolles Buch“. Was es ja auch ist. Abwechslungsreich. Historisch. Humorvoll. Bleibend.
Könnte ich, gäbe es für Zusaks Werk hier einen sechsten Zusatzpunkt. „Die Bücherdiebin“ setzt nicht nur Maßstäbe, sie ist es wert gelesen zu werden. Keine Mitkriegsnummer mit klassischem Leidensweg eines Soldaten, beziehungsweise Gefangenen. Nein, hier spielt ein Kind die Hauptrolle. Ein Kind und der Tod. Fünf Sterne deluxe sowie die absolute Leseempfehlung an alle!

In diesem Sinne: Hört mal wieder auf jemanden, der sich damit auskennt 

===Hintergrundinfos===


Name: „Die Bücherdiebin“
Autor: Markus Zusak
ISBN: 978-3-442-37395-6
Preis: € 10,00 (Taschenbuch)
Verlag: Blanvalet/Random House
Seitenzahl: ca. 590


©knopfi.de´2013

35 Bewertungen, 17 Kommentare

  • Juri1877

    16.10.2013, 09:31 Uhr von Juri1877
    Bewertung: besonders wertvoll

    bw nachgereicht

  • wurmi2010

    27.04.2013, 13:16 Uhr von wurmi2010
    Bewertung: besonders wertvoll

    bw und viele Grüße

  • Luxusleo

    26.04.2013, 11:17 Uhr von Luxusleo
    Bewertung: sehr hilfreich

    Lieben Gruß :)

  • allegra1805

    26.04.2013, 11:01 Uhr von allegra1805
    Bewertung: besonders wertvoll

    ein außerordentliches Buch, hat mich auch sehr bewegt.

  • rose015

    25.04.2013, 21:55 Uhr von rose015
    Bewertung: besonders wertvoll

    Super Bericht! Klares BH :) LG

  • Lucky130

    25.04.2013, 08:28 Uhr von Lucky130
    Bewertung: besonders wertvoll

    BW & VIELEN DANK FÜR DEINEN BESUCH!

  • knuddelfire

    23.04.2013, 20:04 Uhr von knuddelfire
    Bewertung: besonders wertvoll

    schöne Grüße

  • uhlig_simone@t-online.de

    23.04.2013, 10:16 Uhr von [email protected]
    Bewertung: besonders wertvoll

    GLG Simone

  • monagirl

    22.04.2013, 23:31 Uhr von monagirl
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gruß Mona

  • sirikit06

    22.04.2013, 20:32 Uhr von sirikit06
    Bewertung: besonders wertvoll

    Wünsche Dir einen schönen Abend! LG

  • Juri1877

    22.04.2013, 19:36 Uhr von Juri1877

    top rezensiert

  • anonym

    22.04.2013, 19:14 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    LG Damaris

  • anonym

    22.04.2013, 17:09 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    Klasse vorgestellt. GLG

  • bella.17@live.de

    22.04.2013, 16:51 Uhr von [email protected]
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße Annabelle.

  • Goldloeckchen0409

    22.04.2013, 15:16 Uhr von Goldloeckchen0409
    Bewertung: sehr hilfreich

    . Liebe Grüße, Goldi . .

  • katjafranke

    22.04.2013, 15:08 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Einen lieben Gruß KATJA

  • Lale

    22.04.2013, 14:22 Uhr von Lale
    Bewertung: besonders wertvoll

    Allerbesten Gruß *~*