Titisee Testbericht

Obwohl es draußen schon recht kalt und winterlich geworden ist, hole ich mir gern den Sommer, zumindest in Gedanken zurück, wenn ich an die wunderschönen kleinen Wanderungen denke, die wir, mein Mann und ich, zusammen mit einem lieben, guten Freund unternommen haben. Es ist bereits das zweite Mal, dass wir uns in Freiburg im Breisgau in den Zug gesetzt haben, um mit der Höllentalbahn bis Hinterzarten zu fahren, dem Ausgangspunkt von unserem ca. 5 bis 6 km langen Spaziergang.

Ja, "Höllentalbahn" hört sich recht höllisch an, wobei dies eine ca. 30 minütige Bahnfahrt ist, die durch ein tief eingeschnittenes, zum Teil Schlucht-artiges Tal durch den Naturpark Süd-Schwarzwald führt. Sehr imposant sind die bis zu 130 Meter hohen Felswände, an welchen die Bahn direkt entlangfährt, wobei die engste Stelle als "Hirschsprung" bekannt ist. Der Sage nach begab sich dort ein Ritter der Burg Falkenstein auf die Jagd nach einem Hirsch, welcher jedoch dem Ritter entkam, weil dieser von einem Felsen zum anderen sprang. Na ja, durch den Bau der Bundesstraße 31, musste diese Schlucht erweitert werden, welche ursprünglich nur eine Breite von ca. 9 Metern hatte.

Ja, und dann kommt man noch an einem kleinen Bahnhof mit dem göttlichen Namen "Himmelreich" vorbei, bis wir an unserem Ziel angelangt sind, nämlich in Hinterzarten im Süd-Schwarzwald, von welchem wir unseren Spaziergang starten.

Na ja, eine Wanderkarte brauchten wir nicht, zumal die Wege bis Titisee schon vom Bahnhof aus wunderbar beschildert sind, und wir zum anderen einen erfahrenen Wanderführer dabei hatten, der diese Strecke schon öfters mit seiner Familie abgelaufen ist. Also was soll da schon groß schief gehen.

Na ja, wer den Schwarzwald kennt wird wissen, dass dies nicht nur das waldreichste Mittelgebirge Deutschlands ist, sondern auch zum Teil recht hohe Berge zum Überwinden sind, wenn man sich dort auf Wanderschaft befindet. Wir jedoch wollen nicht so hoch hinaus, sodass wir lieber mit dem bequemeren, teilweise flachen Fußweg vorlieb nehmen, der uns jedoch nicht der Autostraße entlang führt, sondern schon durch Wald und Flur, fern abseits des Straßenverkehrs. Ja, und dort zeigte uns unser ganz persönlicher Wanderführer eine Stelle, wo vor Jahren die Eichhörnchen ganz unerschrocken, sich ganz nah an die Wanderer wie auch Spaziergänger herangetraut haben. Und ein Stück weiter, beinahe schon an unserem Ziel, machte er uns im Wald auf eine Stelle aufmerksam, die sehr begehrt unter den Pilze-Suchern ist. So begehrt, dass sogar Schweizern dieses Stücklein Erde bekannt ist.

Zirka eine Stunde waren wir auf Wanderschaft, bis wir unser Ziel den Titisee erreicht haben, welcher ca. 30 Kilometer östlich von Freiburg im Breisgau, im Süd-Schwarzwald liegt. Der Titisee ist kein Baggersee oder sonst was, sondern dieser ist in der Eiszeit entstanden, zumal dieses Gebiet vor ca. 10 000 Jahren ein Gletschergebiet war, welches sich vom Feldberg bis zum heutigen Titisee erstreckte. Na ja, und in diesem Becken, das der Gletscher nach seiner Schmelze hinterließ, liegt der Titisee, umrahmt von Bergen und Wäldern.

Na ja, wie tief wirklich der Titisee ist, wird wohl keiner richtig wissen, zumal ich etwas von 40, wie auch 20 Metern gelesen habe. Und als ich im Internet weiter der Sache auf den Grund gegangen bin, kam ich auf eine Seite, auf welcher steht, dass diesem See eine Sage zugrunde liegt. So sagt man sich, dass beim Versuch diesen See auszumessen aus der Tiefe eine Stimme ertönt, die "ergründest Du mich, so ersäufe ich Dich" faselt, oder aber auch den Spruch auf Lager hat: "willst Du mich messen, so will ich Dich fressen" oder "missest Du mich, so verschlinge ich Dich!"

Auch sagt man sich, dass sich auf dem Grund des Titisees eine in den Fluten versunkene Stadt befinde, die deshalb untergegangen ist, weil die Bewohner einen Brotfrevel begingen, das heißt, dass sie die Brotlaibe ausgehöhlt haben, und diese dann als Schuhe missbrauchten.

Na ja, das sind eben Sagen, von welchen niemand richtig weiß, wie viel Wahrheit dahinter steckt.

Okay, in einer könnte ein Funken Wahrheit stecken, zumal erzählt wird, dass einzig und allein nur durch die weiße Haube einer alten Frau, die sich über den ganzen See erstreckt, der See daran gehindert wird, auszulaufen. Der Sage nach verfault jedes Jahr ein Faden dieser Haube, sodass irgendwann einmal das gesamte Dreisamtal vom See überflutet sein wird. Tatsächlich entwässert der Titisee im NO über die Gutach in die Wutach, und nicht nach NW in das Dreisamtal.

Na ja, fassen wir wieder Fuß und kommen zur realen Welt zurück, wobei ich noch nie im Titisee baden oder schwimmen war, zumal ich mir das Wasser auch im Sommer furchtbar kalt vorstelle, weil, als wir an einem warmen Sommertag dort waren, ich nur zwei oder drei Kinder im Wasser, bzw. auf der hölzernen Schwimminsel sah. Ja, der See hat einen ausgewiesenen, und bewachten Badebereich, zumal dieser an das Freibad des Ortes Titisee-Neustadt angeschlossen ist. Ob von jedem Seeufer aus Baden, bzw. schwimmen erlaubt ist, das glaube ich nicht, zumal auf diesem, ca. 2 Kilometer langen und ca. 1 Kilometer breiten See mehrere Ausflugsschiffe verkehren, welche auf die Sehenswürdigkeiten in der Umgebung etc. aufmerksam machen. Selber bin ich noch nicht mitgefahren, aber gehört habe ich, dass auf den Schiffen jemand was erklärt hat. Naja, man kann das Ruder auch selber in die Hand nehmen und über den See schippern, zumal ich darauf Ruder-, wie auch Tretboot gesehen habe. Aber auch Windsurfer und Segler kann man von der Uferpromenade beobachten, wenn man so wie wir, auf einem Bänkchen des Kurparks eine Rast einnimmt.

Sehr schön, mit viel Grün und hohen Bäumen, die im Sommer Schatten spenden, ist dieser angrenzende Kurpark angelegt. Na ja, ob jeder Kurpark eingezäunt und mit einem Gartentürchen versehen ist, das weiß ich nicht. Auf jeden Fall ist dies in Titisee-Neustadt so der Fall.

Wir waren ja wie schon erwähnt schon zwei Mal am Titisee, wobei wir dort immer ein freies Bänkchen gefunden haben. Was ich sehr lobenswert von dieser Gemeinde finde, dass ausreichend Abfallkörbe in unmittelbarer Nähe der Bänkchen zu finden sind, die, soweit ich gesehen habe, auch in Anspruch genommen werden.

Na ja, wie sich vielleicht jeder denken kann, sind wir nicht allein wegen des wirklich wunderschön gelegenen Titisees hierhergekommen, sondern wegen des Schwarzwälder-Schinkens, welchen man in unmittelbar Nähe des Sees, in der Touristenmeile kaufen kann. Und noch eine Besonderheit gibt es dort. Einen ganzen Raum voller Kuckucksuhren. So was muss man mal gesehen und gehört haben, wenn aus jeder Kuckucksuhr der Kuckuck seinen Kopf herausstreckt und mit seinem Ruf verkündet, was die Stunde geschlagen hat. Aber auch wenn man sich nicht gerade zur vollen Stunde in diesem Verkaufsraum aufhält, ist es dort nicht still, zumal die "Unrast" der Kuckucksuhren nicht zu überhören ist. Es klingt beinahe wie monotone Musik, weil das Ticken von jeder Uhr wohl schon gleichmäßig ist, aber die Uhren nicht auf die Sekunde genau gestellt sind.

Die Touristenmeile ist wohl nicht besonders lang, aber dafür tummeln sich immer recht viele Leute dort, zumal vollgestopfte Busse dort in dieser Gemeinde eintrudeln, nur um den Titisee zu sehen, bzw. die Kuckucksuhren zu bestaunen.

Ja, und da fällt mir ein, dass meine Großeltern auch eine Kuckucksuhr hatten, die sie von einem Ausflug an den Titisee mitgebracht haben.

Ganz ehrlichgesagt, habe ich eine so große Auswahl der Kuckucksuhren noch nirgends gesehen. Klar, gibt es auch recht kitschige, jedoch auch wunderschöne, wenngleich ich mir persönlich keine kaufen würde. Das laute ticken, und der Kuckucksruf zur vollen, sowie zur halben Stunde, würde mir auf den Wecker gehen.

Na ja, und wie schon erwähnt haben wir uns noch mit einem riesigen Stück echtem Schwarzwälder Schinken, und einem frischen Schwarzwälder Holzofenbrot eingedeckt, wobei unser guter Freund noch einen leckeren Likör beisteuerte, den wir dann zuhause als Aperitif und "Verdauungsschnäpsle" getrunken haben.

Ob es noch ein drittes und ein viertes, vielleicht auch noch ein fünftes Mal geben wird, dass wir mit der Höllentalbahn von Freiburg im Breisgau bis nach Hinterzarten fahren, um wiederum diesen wunderschönen Spaziergang zu starten? Ich glaube ja, solang wir es noch gesundheitlich verantworten können, was hoffentlich noch recht lange ist. Es lockt nicht nur der leckere Schinken und das gute Brot, sondern auch der Verkaufsraum mit den zahlreichen Kuckucksuhren, die man einfach mindestens einmal gesehen und gehört haben muss. Ich selbe konnte mir diese Faszination gar nicht ausmalen, von welcher unser guter Freund so geschwärmt hat. Aber es ist in der Tat so, dass einen die "Unrast" fasziniert, aber dennoch nicht aus der Ruhe bringt.

Was natürlich auch sehr schön ist, ist auf einem Bänkchen an der Uferpromenade zu sitzen, um dem Treiben auf dem See zuzusehen, wie die Schiffe und Boote über die glitzernde Wasserfläche ziehen. Stundenlang könnte ich dort sitzen, und die Ruhe genießen, die dieser, zwischen Wäldern und Berge gelegene Titisee ausstrahlt.

Okay, ganz billig wird dort Urlaubmachen nicht sein, nicht im Sommer und nicht im Winter, zumal Titisee-Neustadt überwiegend vom Tourismus lebt. Das erkennt man an der Touristenmeile, an welcher wirklich alles zu haben ist, was mit Schwarzwald in Verbindung gebracht werden kann.

Na ja, ganz ehrlich gehe ich weitgehend diesem Tourismusrummel aus dem Weg, was in Titisee-Neustadt ganz und gar nicht schwer ist, zumal nur ein paar Meter weiter dieser schöne See liegt, der so viel Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt, dass der Trubel, die Hektik ganz schnell wieder vergessen ist.

Fazit: Wir kommen wieder