Ein einziger Augenblick (DVD) Testbericht

D
Ein-einziger-augenblick-dvd-drama
ab 7,87
Auf yopi.de gelistet seit 04/2011

5 Sterne
(0)
4 Sterne
(1)
3 Sterne
(1)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von LilithIbi

Nur ein Stück Holz.

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Völlig verdrängt mal wieder, dass es die DVD

==Ein einziger Augenblick==

überhaupt gibt, freute ich mich umso mehr über die günstige Gelegenheit, jene käuflich zu erwerben. Die _Handlung schnürt sich schon während der ersten Spielminuten in des Zuschauers Herz: der zehnjährige Josh Learner (Sean Curley) steigt während eines Tankstellenstops aus dem Wagen, um die zuvor gefangenen Glühwürmchen zu befreien ~ und wird dabei von einem heranrasenden Auto erfasst.

Josh ist auf der Stelle tot; zwar kann sein Vater Ethan (Joaquin Phoenix) noch einen Blick auf den flüchtenden Fahrer erhaschen, doch insgesamt geht - natürlich - alles zu schnell, um der Polizei wirklich dienliche Hinweise liefern zu können. Nicht nur für Ethan, sondern auch für seine Frau Grace (Jennifer Connelly) und Tochter Emma (Elle Fanning) bricht erstmal eine Welt zusammen. Pikant wird die Geschichte dadurch, dass Ethan sich zufällig genau an den Anwalt wendet, der für die Tat verantwortlich ist ~ Dwight Arno (Mark Ruffalo) sieht sich somit mehr und mehr mit seinem Gewissen konfrontiert; hat zugleich jedoch Angst, durch die zu erwartende Gefängnisstrafe den Kontakt zu seinem eigenen Sohn Lucas (Eddie Alderson) völlig zu verlieren.

Nicht zuletzt richtet sich der Focus auf die Schwierigkeiten innerhalb der Familie; während Ethan sich mehr und mehr in die Tätersuche hineinsteigert, versucht Grace, irgendwie weiterzuleben; fühlt sich darüber hinaus von ihrem Mann im Stich gelassen. Jener hingegen kann es nicht glauben, dass er sich nun auch vor seiner Frau rechtfertigen soll, dass er weiterhin eigenmächtig zu recherchieren versucht....

==Die Umsetzung==

leidet vor allem an der irrsinnig schlechten Vertonung. Offenkundig gibt es eine Art güldene Regel, dass Filme, je leiser und berührender sie sein sollen, umso leiser vertont werden. Macht keinen Sinn, ist aber so: die Lautstärkeregelung stellte ich fast schon auf Lärmbelästigung, um tatsächlich jeden stellenweise gemurmelten Satz zu verstehen. Dass der Ton die Stimmung versaut ist schon schlimm genug ~ das der inzwischen alles andere als unbekannte Joaquin Phoenix bei jedem, aber wirklich jedem Film eine andere Synchronstimme erhält, grenzt fast schon an Beleidigung. Erst recht, wenn diese dann noch so wenig passt wie die hier auserwählte. Rein optisch wirkt dieser Hauptdarsteller in „Ein einziger Augenblick“ zwar ohnehin ungewöhnlich-unlecker; doch stören tut mich die Vertonung hier insgesamt so vehement wie lange nicht.

Desweiteren ist und bleibt es mir ein Rätsel, wie Regisseur Terry George es schaffen konnte, einen solch dramatischen Film derartig undramatisch darstellen zu lassen. Nicht, dass die Szenerie mich völlig kalt ließ ~ nur fehlte es an einigen Ecken und Kanten an der nötigen Tiefe, am tränenrührenden Effekt, an Zusammenbruch-Stimmung; die meiner Ansicht nach ein unbedingtes „Muss“ in solcherlei Verfilmungen darstellt.

Wie der Zufall es so will, las ich kürzlich „Alle alle lieben dich“ (Stewart O'Nan) und kam somit nicht umhin, den direkten Vergleich anzustreben. Zwar ähnelt die Thematik lediglich an den Eckpfeilern, und doch kam dortig intensiver herüber, was in den einzelnen Protagonisten vorging, wieso und wie sich die Buch-Mutter derartig an eigene Spurensuche klammerte und was dies für die übrig gebliebene Familie bedeutete. „Ein einziger Augenblick“ zeigt zwar ebenso, wie oft Ethan vor dem heimischen PC sitzt und entsprechende chats besucht... doch wirklich überzeugen will dies mich nicht.

Hervorzuheben an der Geschichte zweifellos der Umstand, dass es hier nicht nur um die Familie des getöteten Jungens geht ~ gleichermaßen richtet sich des Zuschauers Augenmerk auf Dwight und dessen innere Zerrissenheit. Die Macher sahen völlig davon ab, sich bereits in der Darstellung auf eine Seite zu schlagen ~ sympathisch sind jede der Hauptprotagonisten, Täter wie Opfer, ein jedem gebührt entsprechendes Mitgefühl, beide kann man auf ihre Art und in ihrem Tun verstehen.

Noch interessanter als ohnehin schon wird der Film, als Dwight sein Geständnis schließlich auf Video aufzeichnet und sich zum zuständigen Ermittler begibt. Dieser hat jedoch keine Zeit, wimmelt ihn ab ~ die Gabe des „Zuhören Könnens“ ging an jenem Detective vorüber; und Dwight unverrichteter Dinge wieder nach hause.

Die Spannung ist hier somit aufgrund diverser Wendungen, Weiter- und wieder Rückentwicklungen gegeben, wenngleich die just dafür erschaffenen Zufallsbegegnungen zwischen Täter und Familienvater ein wenig zu übertrieben wirken Nicht in der Gestalt der Begegnung an sich, sondern schlicht und ergreifend an der Häufigkeit ~ nicht genug damit, dass Ethan ausgerechnet an Dwight als Anwalt gerät (was ja durchaus genial ist); darüber hinaus entpuppt sich dessen Exfrau Ruth (Mira Sorvino) zufällig als einstige Musiklehrerin Josh's und künftige selbige für Emma. Dass nun beide Väter zeitgleich ihren Nachwuchs abholen bzw. Lucas ebenso an der Schulaufführung mitwirkt... nunja.

Fraglich ebenso, dass Lucas als einstiger Unfallbeifahrer überhaupt keinen Verdacht gegen seinen Vater schöpft; obschon er die diesbezüglichen Nachrichten verfolgt, seinen Vater sogar darauf anspricht, ob dies nicht geschehen sei, als sie beide vom Baseballspiel zurückkehrten. Auch Ruth, die den Wagen ihres Exmannes kennt, wundert sich weder über die Beule an Lucas's Kopf noch über das plötzliche Auftauchen des Leihwagens. '''Man muss nichtmal überaus skeptisch sein, um bzgl. dieses Stolpersteines der Logik arg ins Grübeln zu gelangen.'''

Sieht man über solche Patzer hinweg, kann man sich vor allem darüber erfreuen, dass „Ein einziger Augenblick“ nicht das a-typische „hu-hu der Vater sinnt auf Rache“ Gedöns runterpalavert, sondern sich tatsächlich auf völlig andere Dinge zu stützen versucht. Und ja, das Stützgeländer hält. Erwähnenswert im positiven Sinne vor allem jene Szene, in der Grace ihre Tochter fragt, ob diese an der Musikaufführung der Schule teilnehmen möchte und die wunderputzige Emma daraufhin fragend erwidert:

_„Kann man Musik hören wenn man im Himmel ist? Dann will ich es tun.“_

Wen dies nicht berührt, der kann getrost die Finger von dem Gesamtwerk lassen.

==Summa summarum==
hätte „Ein einziger Augenblick“ meiner Ansicht nach ergreifender sein können, als es hier der Fall ist. Nicht unwesentlich trägt, wie bereits erwähnt, die grottenschlechte Vertonung dazu bei ~ darüber hinaus fehlt es gänzlich an entsprechender Düsterstimmung-pushender Filmmusik. So richtig unter die Haut geht an für sich lediglich der song, der im Abspann eingedudelt wird.

'''Die DVD selbst''' ist also schon aufgrund der Machart ein Graus (ich sag nur: die Firma TOBIS lässt grüßen); wer Wert auf '''special features''' legt, wird sich obendrein nochmal gesondert ärgern. Ich persönlich schaue mir solcherlei bekanntlich eher selten an, war hier jedoch insbesondere auf die '''deleted scenes''' gespannt. Blöd nur, wenn man der englischen Sprache nicht so völlig mächtig ist ~ '''sämtliche Extras''' sind lediglich im O-Ton, darüber hinaus '''ohne Untertitel''' auf den Silberling gepackt worden. Während man sonstig immerhin noch mit der Zusatzinfo, wieso bestimmte Szenen entfernt wurden, versorgt wird, guckt man auch diesbezüglich in die Röhre.

Ebenso vorhanden in der Kategorie '''special features''' diverse '''Interviews mit Cast & Crew''', welche ein weiterer Witz sind; eben weil die Fragen untereinander gelistet werden, _bevor man mit der ersten Antwort konfrontiert wird. Wer bei der fünften Antwort noch weiß, was er zuvor gelesen hat, der kann hier vielleicht (im Sinne von: eher unwahrscheinlich) seine Freude an den Antworten haben. Sofern er darauf gefasst ist, dass Joaquin Phoenix brabbelt, als hätte er mindestens einen Kaugummi im Mund.

In die sog. '''B-Roll''' habe ich nur wenige Sekunden reingeschaut; ich finde einfach nichts sonderlich prickelndes dabei, filmende Leute, die wiederum gefilmt wurden, beim filmen zu beobachten. Zum Menüpunkt '''Looking Back at Reservation Road''' kann ich weder an dieser noch an anderer Stelle etwas sagen. '''Trailer''' gibt’s übrigens auch; und jene sind tatsächlich einen Blick wert; wie der _Film an sich_ ebenso.

Ein paar Wermutstropfen hält "Ein einziger Augenblick" zwar parat, weiß insgesamt jedoch zweifellos zu überzeugen. Nicht hundertprozentig, besticht jedoch derartig intensiv durch die ungewöhnliche Aufbereitung der Thematik, so dass man sicherlich noch etliche Tage über das Gesehene nachdenken mag und wird. Das teilweise verschenkte Potential sowie die Darbietung auf DVD sorgt für Punktabzug, insgesamt jedoch ist „Ein einziger Augenblick“ mehr als nur empfehlenswert.

39 Bewertungen, 9 Kommentare

  • LeonaMercedes

    22.05.2010, 10:25 Uhr von LeonaMercedes
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich. Freue mich übers Gegenlesen. LG Leona

  • Free22

    19.05.2010, 20:43 Uhr von Free22
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein sehr schöner Bericht (: ...Wer hat Interesse an einer Leserunde? Ich spare für ein neues Handy (C905)&du?

  • smaragdxxl

    19.05.2010, 14:30 Uhr von smaragdxxl
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH! Viele liebe Grüße :)

  • Prisca

    19.05.2010, 12:14 Uhr von Prisca
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich fand den Anfang ganz toll gemacht - aber ab dem Moment als Dwight zum Anwalt von Ethan mutiert und seine Ex zur Klavierlehrerin von Josh fand ich ihn dann doch etwas zu konstruiert. Schade eigentlich. LG

  • Lale

    18.05.2010, 18:07 Uhr von Lale
    Bewertung: besonders wertvoll

    Allerbesten Gruß

  • Anton

    18.05.2010, 17:14 Uhr von Anton
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr schöner bericht gefällt mir dafür ein SH mfg Anton der Gegenleser freut sich über Gegenlesungen

  • Janosch89

    18.05.2010, 17:04 Uhr von Janosch89
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wow, schöner Bericht. Würde mich über Gegenlesungen freuen.

  • hjid55

    18.05.2010, 16:55 Uhr von hjid55
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich und liebe Grüße Sarah

  • sigrid9979

    18.05.2010, 13:16 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöner Bericht....Lg Sigi