Lewis - Der Oxford Krimi: Staffel 2 Testbericht

In vier Folgen führt die neue Staffel der erfolgreichen britischen TV-Krimi-Reihe zurück in die Abgründe der traditionsreichen britischen Universitätsstadt. Hier ermitteln der Oxforder Kriminalinspektor Robert Lewis und sein Kollege James Hathaway in vielen rätselhaften Fällen. Immer wieder stellen neue Erkenntnisse die Kombinationsgabe der beiden Briten auf eine harte Probe.

Die Box umfasst vier Episoden:

01 Partitur des Todes oder Deckname Siegfried
02 Der Kuss des Mondes
03 Wer mit dem Feuer spielt
04 Mord in bester Gesellschaft

Filminfos
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O-Titel: Lewis, 2nd series (GB 2007)
Dt. Vertrieb: Edel motion/ZDF
VÖ: 2010
EAN-Code: 4029759031185
FSK: ab 12
Ländercode: 0
Länge: ca. 369 Min.
Regisseur: Bill Anderson, Dan Reed, Richard Spence, Stuart Orme
Drehbuch: Alan Plater, Tom MacRae (Ep. 3), Paul Rutman, Dusty Hughes etc.
Musik: Barrington Pheloung
Darsteller: Kevin Whately, Laurence Fox, Clare Holman, Rebecca Front u.a.

1) Handlung von Episode 1: Partitur des Todes oder Deckname Siegfried
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Nach dem Besuch eines illegalen Boxkampfes begibt sich der Dozent R.G. Cole mit einem Kollegen in dessen Wohnung, wo er wenig später ermordet wird. Die Indizien weisen jedoch keine einheitliche Richtung auf. Handelt es sich hier um einen Mord mit politischem Hintergrund? Oder verbirgt sich ein später Racheakt hinter den mysterösen Ereignissen? (Verleihinfo)


Mein Eindruck
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Was sich zunächst wie eine Dreiecksgeschichte und Ermittlung gegen illegale Boxkämpfe anlässt, entwickelt sich zunehmend zu einer internationalen Fahndung - mit Ostberlin als Ziel! Wagner scheint der gemeinsame Nenner zu sein, der die Oxforder Polizei unter Lewis' Vorgänger Morse, den Dozenten R.G. Cole, dessen Schüler Richard Helm und sogar die Unternehmerfamilie Creel miteinander verbindet.

Das ist in der Tat eine komplizierte Gemengelage, doch Lewis und Hathaway bleiben hartnäckig auf der Spur der Hinweise. Und Hathaway wagt einen Gang ins Herz der Finsternis: ins ehemalige Stasi-Archiv. Welcher Verräter verbarg sich hinter dem Decknamen "Siegfried" und brachte Tod und Unglück über die Familie Helm? Die Lösung des Rätsels ist nicht nur verblüffend, sondern auch recht spannend und actionreich umgesetzt.

2) Handlung von Episode 2: Der Kuss des Mondes
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Die Morde an dem spielsüchtigen Wartungstechniker Reg Chapman und der Kunststudentin Nell Buckley haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun. Das stellt die Kombinationsgabe von Lewis und Hathaway auf eine harte Probe. Möglicherweise wurden die beiden Ermordeten Opfer des organisierten Verbrechens. (Verleihinfo)

Mein Eindruck
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Ach, die alten Romantiker wie Shelley und Keats - ihre Schmachtfetzen (siehe Titel) kommen hier wieder zu vollen Ehren. Doch Hathaway, der ausgebildete Theologe und Musiker, hält von ihnen reichlich wenig und nennt sie bloß "die Jungs aus der Band" gegen dem Literaturdozenten Dr. Stringer. Dieser Bursche scheint mehr zu verbergen zu haben als gewöhnliche Akademiker.

Recht lustig sind die Stadtführungen der Kunststudentin Nell Buckley. Sie behauptet kess - und belegt dies mit einer Fotomontage - im Fluss Cherwell würden Krokodile schwimmen. Und Professor Tolkien, aller Welt als Autor des "Herrn der Ringe" bekannt, habe in einem bestimmten Pub artig das BANJO gespielt. Dass sie auch eine Konzeptkünstlerin mit einem Sinn für das Makabre war, hätte Lewis weniger erwartet als Nells erstaunliche Sammlung von gefälschten Briefen einer gewissen Mary Godwin, später unter dem namen "Mary Wollstonecraft Shelley" als Autorin des "Frankenstein" berühmt.

Als Nell tot am Ufer des Cherwell gefunden wird, richtet sich Lewis' Augenmerk auf ihren merkwürdigen Freund Phil Horton. Er ist ein begnadeter Zeichner mit einem fotografischen Gedächtnis, doch leider auch etwas autistisch, so dass niemand in seinen privaten Kosmos eindringen kann. Was denkt er über Nell und ihren gewaltsamen Tod? Keine Gefühlsregung trübt Phils Gesicht - ein männliche Sphinx. Welche schreckliche Wahrheit mag sich hinter seiner glatten Genie-Stirn verbergen?

3) Handlung von Episode 3: Wer mit dem Feuer spielt
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Lewis und Hathaway werden zur Kirche Saint Marks in Oxford gerufen. Sie haben die unerfreuliche Aufgabe, den Selbstmord des jungen Homosexuellen Will McEwan aufzuklären, der sich vor den Augen des Priesters Francis King erschossen hat. Eigenartig erscheint Lewis vor allem McEwans rätselhafte Abschiedsnotiz. (Verleihinfo)

Mein Eindruck
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Dies ist die beste Episode dieser Staffel. Denn diesmal wird James Hathaway, der Will als 14-Jähriger gekannt hat, in Lewis' Augen nicht nur kompromittiert, sondern sogar belastet! Will war zu Lebzeiten offenbar ein Mann mit homosexuellen Neigungen und kam auf Hathaway entsprechend zu. Doch der lachte ihn seinerzeit aus und zog sich damit Wills Feindschaft zu (so schnell kann's gehen).

Will war obendrein gläubiger Christ und fragte sich, ob sich seine Neigung mit seinem Glauben vertrug. Deshalb begab er sich in die Obhut einer fundamentalchristlichen Selbsthilfegruppe namens The Garden, die eine spezielle Therapie anbot - sie glich dem Weg vom Garten gethsemane nach Golgatha, der Kreuzigungsstätte. Auf diesem Leidensweg sollte der Prüfling wiedergeboren werden - daher das Symbol des Phönix bzw. Feuervogels, der aus Feuer geboren wird (siehe dazu den O-Titel "Life born of fire").

Doch wer ist der Mörder, der nach Wills Selbstmord vor Vater Francis, einem abtrünnigen Mitglieder von The Garden, alle Führungsmitglieder dieser Gruppe umbringt? Und zwar so, dass stets Feuer eine Rolle spielt. Verschweigt Hathaway etwas, das Lewis wissen müsste? Ist er am Ende ebenfalls schwul?

Doch so einfach ist die Sache nicht. Und am Ende ist es Lewis, der den betäubten Hathaway aus dem Feuer hollen muss. Vier gewaltige Explosionen verleihen diesem Finale eine ganz besondere Durchschlagskraft…

4) Handlung von Episode 4: Mord in bester Gesellschaft
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Die 16-jährige Beatrice Donnely taucht am frühen Morgen verwahrlost und psychisch abwesend in einem Oxforder Krankenhaus auf. Die Untersuchungen ergeben: Die Jugendliche wurde unter Drogen gesetzt und vergewaltigt. Als Lewis von dem schrecklichen Schicksal des Mädchens hört, übernimmt er sofort die Ermittlung. Doch lange Zeit laufen sämtliche Spuren ins Leere… (Verleihinfo)

Mein Eindruck
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Lewis und Hathaway, das dynamische Duo, werden auf Beatrice aufmerksam, als Lewis wegen einer Muskelverspannung, die er sich bei Squashspiel zuzog, ins Krankenhaus muss. Dort werden sie Zeuge, wie Beatrices Vater ausrastet und einen Mann angreift. Hathaway beruhigt den Familienvater und fragt nach dem Grund. So werden sie auf Beatrices Unglück und das Verbrechen, das an ihr begangen wurde, aufmerksam.

Das Beruhigungsmittel Duprinex wird auch von einem gewissen Oswald Cooper eingenommen, seines Zeichens Techniker an der Uni - und noch viel mehr, wie sich herausstellt. Denn Cooper, dessen DNS sich Lewis listig besorgt hat, schreibt dem Inspector einen von mehreren briefen, die er abschickt, und legt ihm einen Schlüssel bei: "Hör nicht auf zu suchen!", weist er Lewis an. Und Lewis, das wissen wir, sucht immer noch nach jenem Autofahrer, der vor fünf Jahren seine Frau Valerie zu Tode fuhr. (Er wird ihn erst in der 3. Staffel finden.)

Als Alibi für das Verbrechen an Beatrice gibt Cooper ein Abendessen mit drei hochgestellten persönlichkeiten in Oxford an. Das findet Lewis schon seltsam: Was haben ein Dozent, ein Stadtplaner und ein Radiokolumnist mit diesem unscheinbaren Techniker zu schaffen? Und warum stapeln sich die Leichen immer noch?

Dieser Fall ist höchst verzwickt und verlangte mir volle Konzentration ab. Das erste Mall sehe ich in dieser Serie, wie modernste Technik mitten in Oxford zu übelsten Zwecken eingesetzt wird (was eigentlich nur zwangsläufig ist). Doch was hat die arme Beatrice mit all diesen Typen zu tun, fragte ich mich. Mehr als ich mir hätte träumen lassen…

An einer Stelle empörte mich die Haltung von Lewis' Chefin, Chief Superintendent Innocent (sehr ironischer Name). Lewis solle aufhören, sich profilieren zu wollen und die Finger von den erwähnten hochgestellten Persönlichkeiten lassen. Wer hätte gedacht, dass es auch in Merry Old England solche preußische Obrigkeitshörigkeit gibt! Vor dem gesetz sind zwar alle gleich - aber manche sind eben gleicher (um George Orwell abzuwandeln).

Die DVD
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Technische Infos

Bildformate: 1,77:1 (16:9)
Tonformate: D und Englisch in DD 2.0
Sprachen: D, Englisch
Untertitel: keine

Extras: mehrere Trailer pro CD; 2 Biografien (Whately, Fox)

Mein Eindruck: die DVD
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Das Bild erreicht szenenweise geradezu schon High-Density-Qualität, insbesondere bei Nahaufnahmen. Der Ton in DD 2.0 bewegt sich hingegen auf dem eines standardmäßigen Fernsehers. Untertitel gibt es leider keine. Auch das ist leider Standard.

Außer den vier Episoden in zwei Sprachen gibt es neben Werbung als Extra auch zwei Biografien. Dies sind die einzigen Biografien der bisherigen drei Staffeln. Aber in jeder Box gibt es auch Szenenfotos auf dem Umschlag. Nur in der Box der 1. Staffel gibt es eine Fotogalerie und eine "Hinter der Kulissen"-Doku.

Die vierte DVD weist einen Menüpunkt "DVD-Highlights" auf. Dahinter verbirgt sich eine Sequenz von Trailern für die Brit-Krimiserien, die Edel motion herstellt und das ZDF sendet:

- "Inspector Barnaby": 7 Staffeln
- "Kommissarin Lund"
- "Der Adler"
- "The Protectors"
- "George Gently"
- "Der Kriminalist"
u.v.a.m.

Unterm Strich
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Die Themen dieser zweiten Staffel sind wieder mal so brisant wie schon in der dritten Staffel (siehe meinen bericht dazu). Die Dämonen der Vergangenheit in Stasi-Ostdeutschland suchen Oxforder Akademiker auf unerwartete Weise heim. Die Dichter der englischen Romantik feiern Wiederauferstehung in einem witzig ausgeführten und aufgedeckten Komplott zweier Akademiker, das jedoch ebenso tragisch wie höchst anrührend endet.

Die beste Episode dieser Staffel ist für mich ohne jeden Zweifel die recht verzwickt angelegte dritte Folge, die am Schluss mit einer fulminanten Wendung aufwartet. Sergeant James Hathaway gerät erst in einen Interessenskonflikt, dann sogar unter Verdacht, schließlich wird er von Lewis zur Sau gemacht, der Homosexualität verdächtigt und abschließend um ein Haar dem Feuer übergeben. Vier mordmäßige Explosionen krönen das brenzlige Finale. Wow!

Die vierte und letzte Episode fällt dagegen einigermaßen ab, denn sie bedient sich einiger Klischees. Können hochgestellte Persönlichkeiten wie ein Radiokolumnist, ein Stadtplaner (seine Lordschaft, um Gottes willen!) und ein Dozent eine saubere Weste haben, noch dazu in Oxford, diesem Sündenpfuhl? Natürlich nicht! Doch was haben der unscheinbare Techniker Oswald Cooper und die absolut unschuldige Beatrice Donnely mit diesem Saustall zu schaffen? Mehr als man sich träumen lassen würde.

Ich habe mich bei den ersten drei Episoden bestens unterhalten gefühlt, die vierte fiel dagegen ab, auch wenn sie ihre Momente hatte. Ihr Ende verweist auf einen Roten Faden: die Suche nach dem "Mörder" von Lewis' Frau Valerie. Diese Suche wird in der dritten Staffel Erfolg haben - also: dranbleiben!

Die DVD-Box

Das Bild ist ausgezeichnet, aber der Ton nur auf Fernseherniveau. Außer den vier Episoden in zwei Sprachen gibt es neben Werbung als Extra auch zwei Biografien. Dies sind die einzigen Biografien der bisherigen drei Staffeln. Aber in jeder Box gibt es auch Szenenfotos auf der Innenseite des Umschlags. Nur in der Box der 1. Staffel findet sich zusätzlich auch eine Fotogalerie und eine "Hinter der Kulissen"-Doku.

Fazit: vier von fünf Sternen.

Michael Matzer (c) 2011ff