Ausgelöscht (gebundene Ausgabe) / Cody McFadyen Testbericht

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Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  anspruchsvoll
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  • Humor:  wenig humorvoll
  • Stil:  ausschmückend

Erfahrungsbericht von margy

lobotomie

5
  • Niveau:  sehr anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  sehr gering
  • Spannung:  sehr gering
  • Humor:  kein Humor
  • Stil:  sehr ausschmückend
  • Zielgruppe:  Männer

Pro:

siehe bericht

Kontra:

siehe bericht

Empfehlung:

Ja

Zum Buch:

Die gebundene Ausgabe mit 464 Seiten erschien im Bastei Lübbe Verlag in der 8. Auflage am 17. März 2011 in deutscher Sprache. Unter der ISBN 978-3785723906 ist das Buch zu einem Preis von 19,99 € erhältlich. Originaltitel: Abandoned
Übersetzer:
Angela Koonen und Dietmar Schmidt

Buchumschlag:

Der Buchumschlag ist weiß . Gruselig und horrormäßig anmutend die Frau in grau und weißmit blutunterlaufenen Haaren und die blutrote Schrift des Titels.

Autor:

Cody Mcfadyen, geboren 1968, unternahm als junger Mann mehrere Weltreisen und arbeitete danach in den unterschiedlichsten Branchen. Der Autor ist verheiratet, Vater einer Tochter und lebt mit seiner Familie in Kalifornien. "Die Blutlinie" war sein erster Roman und sorgte weltweit für Aufsehen. In Deutschland war der Thriller, ebenso wie die folgenden Bände aus der Reihe um Smoky Barrett, "Der Todeskünstler", "Das Böse in uns" und "Ausgelöscht" wochenlang auf der Spiegel-Bestsellerliste.

Klappentext:

Ich hatte einmal ein Leben. Doch ich erinnere mich nicht mehr daran. Ich hatte eine Familie. Doch ich kenne sie nicht mehr. Ich hatte viele Erinnerungen. Doch jemand war in meinem Gehirn. Er hat alles ausgelöscht."

Während einer Trauung erhält Smoky Barrett eine SMS: "Ich bin ganz nah. Und ich habe ein Geschenk für dich." Kurz darauf öffnet sich die Tür und eine kahlgeschorene Frau in weißem Nachthemd taumelt Richtung Altar. Ein Schrei und sie stürzt zu Boden. Smoky findet heraus, dass die Frau seit sieben Jahren vermisst wurde. Doch sie ist nicht ansprechbar. Jemand hat an ihr eine Lobotomie durchgeführt, ihr Stahlnadeln ins Gehirn getrieben und so ihre Nervenbahnen zerstört. Sie ist nur noch eine leblose Hülle.
Und schon bald weiß Smoky: Sie wird nicht das letzte Opfer sein.

Inhalt:

Es geht hier in diesem Thriller um die Durchführung einer Lobotomie. Es ist eine in der Psychochirurgie nicht mehr angewandte, verbotene Methode, die der Portugiese Egas Antonio Moniz 1935 einführte und später von Walter Freeman weiter praktiziert wurde bis hinein in die 1970er Jahre.

Leseprobe:

Ich werde das Leben sein«, sagte der Mann zu dem Jungen.
Der Junge deutete den Tonfall seines Vaters richtig und machte sich bereit.
»Ja, Vater.«
»Du wirst du sein, und ich werde das Leben sein.«
»Ja, Vater.« Es war ein Rollenspiel. Der Vater streckte die offene Hand aus. Es war eine große, harte Hand. Das wusste der Junge aus eigener Erfahrung, denn er hatte diese Hand häufig zu spüren bekommen.
»Gib mir einen Dollar«, verlangte der Vater.
»Ich habe keinen Dollar.«
Der Vater betrachtete den Jungen, und der Junge schaute seinen Vater an und wartete. Der Vater hatte ein derbes Gesicht, passend zu den Händen; sein ganzer Schädel war grob, als wäre er aus einem Betonblock oder aus Schlacke gehauen.
Seine Augen waren eisblau und eiskalt ­ die Augen eines Philosophen und eines Mörders.
»Wird's bald«, sagte der Vater. Er blickte auf den Tisch, tippte mit einem seiner dicken Finger darauf. »Na los. Ich frage nur noch einmal.«

Schreibstil:

einfache, aber eindringeliche Worte, Gänsehaut erzeugend, gruselig, horrormäßig, erschütternd, realistisch

Meinung:

Die Szene des 1. Kapitels beginnt mit einem Dialog zwischen Vater und dem zehnjährigen Sohn. Der Vater über beherrschende Macht über sein Kind aus.
Ich habe mich gefragt, was der Sohn von 10 Jahren mit dem Satz "Ich bin das Leben" wohl anfangen soll, wenn ich ihn selbst nicht verstehe, beginne ich das Buch zu lesen.
Der Junge ist überfordert mit den Anforderungen des Mannes, der ihn beschützen und ernähren müsste. Stattdessen jedoch verlangt der Vater die Härte des Lebens von dem Kind wie von einem erwachsenen Mann.
Im Grunde genommen nimmt der Vater die Rolle des Kindes ein und das Kind die Rolle des Vaters.
Die Macht, die der Vater auf den Jungen ausübt und das Geld, was er unberechtigterweise von seinem Kind verlangt, was er eigentlich erarbeiten müsste, um seine Familie zu ernähren, verlangt er von dem Jungen.
Dem Vater unterlegen und ihm machtlos ausgeliefert, dreht der Zehnjährige den Spieß in der Schule um. Zu hart und ungerecht ist das, was der Vater da mit seinem Jungen macht.
Ich werde das Leben sein heißt auch: Ich hab die Macht. Du tust, was ich dir sage. Was dann noch kommt, spottet jeder Beschreibung. Der Vater droht dem Kind mit dem Tod in dem Fall, wo er das Geld nicht anbringt.
Vorsorglich schon verlangt der Sohn dann mehr Geld von dem von ihm überwältigten Schüler in der Schule. Er nimmt die Rolle des Vaters ein.
Nicht nur das. Entsetzlich ist es für das Kind, täglich die Schläge des Vaters hinzunehmen und der Unterlegene sein zu müssen. Die ganze Unterhaltung, die von dem Jungen ausgeht, ist "Ja, Sir."
Ist der Vater der Chef und auch Haupt der Familie, hat er sich um die Familienangehörigen zu kümmern in der Weise, dass es ihnen gut ergeht und nicht in der Weise, dass es Prügel und schallende Schreie oder Drohungen hagelt.
Der Vater ist allmächtig, nicht nur mächtig. "Ich werde das Leben sein" ist unheilverkündend, klingt bestialisch, wenn ich mich in die Lage des zehnjährigen Knaben versetze.
Was soll ein Kind damit anfangen?
Um zu leben und zu überleben, um den Dollar jeden Tag zu haben, um zu leben, wird der Junge zu einem brutalen Schläger, zu einem Kriminellen, von seinem eigenen Vater dazu gemacht.
Härte ohne jede Milde, ohne ein Erbarmen für das Kind, lässt der Vater schonungslos walten.
Damit wird überaus deutlich, mit welchen Mitteln Menschen in den Wahnsinn getrieben werden, bereits in der Kindheit.
Sie brauchen Hilfe, um ihr Leben anders in den Griff zu bekommen. Diese Hilfe jedoch sah dermaßen aus, dass bei der Lobotomie Löcher in die Schädeldecke gebohrt wurden und ein Schnitt gesetzt von Loch zu Loch, kreuzförmig. Dabei wurde der Kopf kahlgeschoren. Moniz spritzte zusätzlich Alkohol in die Stirnlappen, um sie abzutöten. Mit einer Stahlnadel von Moniz, mit einem Eispickel von Freeman benutzt, wurden diese Instrumente durch den Schädel ins Hirn getrieben zwischen 5 und 7 cm tief. Danach wird die Stahlnadel bewegt, um die Stirnlappen zu zerstören. Die fixierten Gedanken und die Wahnvorstellungen der Personen bauen einen inneren Druck auf und dieser Druck muss entweichen. Das geschieht durch die Schädeldecke und durch das Zerstören der Nervenfasern.
Markerschütternd, gespenstisch, atemberaubend, gruselig aufgebaut, doch sehr realitätsnäh, in einfache Worte gepackt und leicht verständlich erzeugt der Schriftsteller mit seinem Krimi und Thriller Gänsehaut pur.

28 Bewertungen, 8 Kommentare

  • XXLALF

    22.05.2011, 16:34 Uhr von XXLALF
    Bewertung: sehr hilfreich

    und einen schönen sonntag

  • feliciano2009

    22.05.2011, 13:55 Uhr von feliciano2009
    Bewertung: sehr hilfreich

    den wollte ich immer schon mal lesen....

  • Miraculix1967

    22.05.2011, 13:22 Uhr von Miraculix1967
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schönen Sonntag und LG aus dem gallischen Dorf Miraculix1967

  • sigrid9979

    22.05.2011, 13:10 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wünsche ein schönes Wochenende

  • mima007

    22.05.2011, 10:57 Uhr von mima007
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele Gruesse, mima007

  • yeppton

    22.05.2011, 04:01 Uhr von yeppton
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr schoen berichtet, Mfg Markus

  • anonym

    22.05.2011, 00:02 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Prima beschrieben. Über Gegenlesung würde ich mich freuen. GLG

  • Bochsi

    21.05.2011, 23:52 Uhr von Bochsi
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH Bericht! Schönen Sonntag! lg Julian