Paranormal Activity (DVD) Testbericht

Als äußerst authentischer, in allen Belangen dominierender Horror-Film versteht sich Paranormal Activity. Doch was steckt hinter solcherlei Werbesprüche, kann eine Produktion, welcher ein äußerst niedriges Budget zugrunde lag, überhaupt Horror vermitteln? Hier kläre ich auf.

Die Story

Die Geschichte rund um Paranormal Activity gestaltet sich recht zweckmäßig, keineswegs keimt Exotik oder gar Innovation auf; die beiden Protagonisten Katie und Micah beziehen ein Vorstadt-Häuschen, erfreuen sich an diversen Dingen. Doch hält eine solche Freude nicht allzu lang an; mysteriöse, keineswegs konventionell scheinende Geräusche erklingen nächtlich im Haus, nach und nach ergreift diese zunächst ausschließlich akustisch präsente, mystische Partei auch visuell Einfluss: So durchlebt Katie stellenweise unerklärliche Geschehnisse, und ist sich der Präsenz vermeintlicher übernatürlicher Macht bewusst. Micah scheint dies nicht recht tolerieren zu wollen, schätzt die mysteriösen Ereignisse auf bloße Übermüdung oder gar Einbildungen. Um seine Hypothesen Glauben zu vermitteln, installiert er in diversen Partien des Hauses Kameras, welche nächtliche Geschehnisse dokumentieren. Insgesamt werden 21 Nächte gefilmt, stellenweise wird die Hintergrundgeschichte rund um das Paar Katie und Micah zwar weiter gespannt, solcherlei Szenen sind jedoch recht rar gesät. Zudem ist das Finale des Filmes recht offen, der Zuschauer besitzt zahlreiche Fragen, welche nicht beantwortet werden. Schade, hier wäre durchaus mehr drin gewesen; doch überzeugen die Szenen, jagen sie dem Konsumenten einen Schauer über den Rücken, heben sie sich von konventionellen Horror-Filmen ab, wie beworben wird?

Der Film

Horror-Szenen sind allgegenwärtig in Paranormal Activity, dabei vermittelt dieser gesonderte Horror-Film subtilen Horror, soll heißen: Horror wird keineswegs durch visuelle Effekte oder äußerst brutale Szenen erzeugt, vielmehr handelt es sich um eine psychische Belastung des Konsumenten; dieser sieht den Horror als solchen zwar nicht, doch spannt das Gehirn diverse, imaginäre Objekte, Ereignisse, Szenen hinzu, kurzum: Der Horror spielt sich im Kopf, nicht primär auf der Leinwand ab.
Dieser subtiler Horror erreicht in Paranormal Activity allen Anschein nach ihren Höhepunkt: Nur selten sind brutale Szenen enthalten, zumeist wird Horror durch Gedanken des Zuschauers erzeugt. Natürlich hängt ein solcher Horror leicht von der psychischen Verfassung des Konsumenten ab; ist diese beispielsweise vollkommen resistent in Bezug auf subtilen Horror, so werden Sie in Paranormal Activity kaum Horror vorfinden; doch wenige Menschen ereilt ein solches Schicksal.
Paranormal Activity ist ein grandioses Beispiels für authentische Horror-Filme, die zudem die Produktionskosten in Zaum halten: Alle Szenen scheinen wie von einer konventionellen Kamera gefilmt worden zu sein, eine solche Kamera, wie sie ein jeder besitzt. Leicht an ein Amateurvideo erinnern die Szenen, dies ist jedoch gewollt: Dank ausgeprägter Authentizität entsteht weiterer Horror, Szenen gestalten sich seltsam vertraut, sodass sich der Konsument mit den Protagonisten identifizieren kann, alles scheint viral, scheint echten Gegebenheiten entsprechend. Dies erzeugt eine ganz eigene Art an Horror; eine eigene Art an Horror, welche exotisch und innovativ daher kommt, welche die seichte Story wieder wett macht, welche durch und durch zu gefallen weiß und welche Zukunft aufweist. Hier ein großes Lob an die Ersteller von Paranormal Activity.
Die zahlreichen Schockeffekte sind trotz dem recht kleinem Budget von 15.000 Dollar sehr gut zur Geltung, was der Authentizität und spärlichem, plötzlichen Auftreten zu verdanken ist.

Die Qualität der Szenen

Die Lichtstimmung in Paranormal Activity ist zumeist düster, spärlich ausgeleuchtet gestaltet, was die Präsenz übernatürlicher Macht unterstreichen soll. Die Schauspieler agieren stellenweise recht ordentlich, erlauben sich stellenweise jedoch diverse Schnitzer, welche dem Film leider an Authentizität rauben.
Die Kamera wurde zumeist recht solide positioniert, die Perspektive auf die jeweilige Szene gut gewählt, sodass zahlreiche Details und primär natürlich die Protagonisten vernehmbar sind. Das Ambiente des gesamten Film kommt zwar mit einem Haus recht monoton daher, auch wenn zahlreiche Aspekte in Form von Räumen gezeigt werden; doch würden weitere Schauplätze keineswegs in das Schema, in das Prinzip des Filmes eingeflochten werden können. Paranormal Activity benötigt eine gewisse Verbindung zu dem jeweiligen Schauplatz, um subtilen Horror zu vermitteln; das Gefühl von bloßer Enge soll vermittelt werden, der Konsument soll in der Gewissheit leben, das Haus nicht verlassen zu können. Dies funktioniert hervorragend.
Die Bildqualität als solche kommt solide daher; zwar sind diverse Komplikationen vorhanden, welche beispielsweise auch auf konventionellen Kameras, welche im Handel erhältlich sind, beispielsweise Wackeln des Bildes, doch auch diese sind gewollt, der Authentizität halber.
Insgesamt gestaltet sich also die Qualität der zahlreichen Szenen recht gelungen, wenn auch nicht grandios. Ein solides Werk, welches auch Bild-technisch zu gefallen weiß.

Zusatz-Features der DVD-Variante

Die DVD-Variante des Filmes bietet neben dem eigentlichen Film diverse Extras, beispielsweise das Alternative Ende: Dieses bietet ein Ende, welches Kritiker des ursprünglichen Endes befriedigen soll. Ob ein solch ambitioniertes Ziel erreicht wird, liegt sicherlich im Auge des Betrachters, ich jedoch werde keineswegs von dem alternativen Ende zufriedengestellt; ebenso stumpf wie das ursprüngliche Ende wirkt dieses in meinen Augen, sicherlich weißen Sie eine abweichende Meinung auf, wie bereits erwähnt, ist es Ansichtssache.
Neben dem alternativen Ende ist ein Trailer zum Film vorhanden, ein solcher Zusatz gehört bereits dem Standard an, entspricht den Konventionen und gestaltet sich solide.
Insgesamt sind die Extras sicherlich keine direkten Kaufanreize, doch nette Nice-to-Have-Objekte allemal.

Optionen des Filmes

Die DVD-Variante des Filmes bietet diverse Optionen zum Individualisieren des Filmes; so kann beispielsweise die Sprache zwischen Deutsch und Englisch gewechselt werden, doch vermisst man dem Standard angehörenden Sprachausgaben wie beispielsweise Französisch. Da nur eine recht kleine Masse eine solche Sprache nutzen wird, fällt dies jedoch kaum ins Gewicht.
Untertitel sind zuschaltbar, allerdings ausschließlich auf Deutsch. Das Bildformat: 1 : 1, 85 (16 : 9 anamorph). Das Tonformat: Dolby Digital 5.1.
Zusammengefasst bietet Paranormal Activity in der DVD-Variante nicht allzu viele Optionen zum Individualisieren Ihres Film-Erlebnisses. Schade, zumindest Sprachausgaben wie etwa die französische Sprache hätten enthalten sein können, zudem wären diverse, weitere Extras durchaus denkbar.

Der Umfang

Paranormal Activity besitzt eine Laufzeit von ca. 83 Minuten. Dies ist in der Relation zu so manchem sehr umfangreichen Film zwar recht wenig, doch weiß das Gebotene durchaus zu entschädigen. Die Extras, die zudem enthalten sind, wurden bereits in die 83 Minuten eingeflochten.

Fazit

Paranormal Activity weiß durchaus zu gefallen – der subtile Horror, welcher vermittelt wird, hebt sich aus der Masse ab, kommt er doch mit einer solchen Authentizität daher. Überhaupt ziehen sich authentisch wirkende Szenen durch den Film wie ein roter Faden: Zahlreiche Aspekte lassen Szenen real erscheinen, dies erzeugt einen ganz eigenen, exotischen Horror. Wer den Film bereits im Kino erlebt hat, darf sich auf ein alternatives Ende freuen, welches in meinen Augen zwar keineswegs das äußerst offene Ende des Originals wett macht, doch ist dies reine Sichtsache, wie ich bereits verdeutlichte. Insgesamt bin ich recht zufrieden mit Paranormal Activity; Sie sollten den Film erlebt haben, keine Frage!

Test-Kompakt (DVD)

Name: Paranormal Activity
Genre: subtiler Horror
Preis: Rund 8 Euro
Extras: Alternatives Ende, Trailer
Technische Daten:
Laufzeit: ca. 83 Minuten
Sprachen: Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Bildformat: 1 : 1, 85 (16 : 9 anamorph)
Tonformat: Dolby Digital 5.1

Qualität der Szenen: Gut. Die Beleuchtung gestaltet sich zumeist recht düster, unterstreicht die Präsenz übernatürlicher Macht. Der monotone Schauplatz wird benötigt, um das Gefühl der Enge zu vermitteln, dies mit Erfolg.
Story: Mittel. Die Story präsentiert sich recht belanglos, gestaltet sie sich doch nur zweckmäßig.
Horror-Effekte: Sehr gut. Authentizität wird hier groß geschrieben. Die zahlreichen Horror-Effekte kommen recht gut herüber und vermitteln Panik.
Sound: Gut. Der Sound zeigt sich solide, auch wenn sich die deutsche Lokalisation so manchen Schnitzer leistet.
Qualität der Schauspieler: Gut. Stellenweise wirken die Reaktionen zwar stark aufgesetzt und überzeichnet, doch insgesamt recht authentisch.

Gesamtwertung: Gut. Paranormal Activity bietet einen der authentischsten Horror-Filme auf dem Markt, doch hat der Streifen mit diversen Schwächen zu kämpfen. Dennoch erhält es eine Empfehlung.

Dieser Test erscheint auf mehreren Plattformen. Bei Fragen: Melden Sie sich.
Kaisan