Balmain Ambre Gris - Eau de Parfum Testbericht

Wenn man beim Onlineshop „Aus Liebe zum Duft“ eine Originalgröße bestellt, kann man zusätzlich die ein oder andere kostenfreie Abfüllung nach Wahl ergattern – wer keine Originalgröße ordert, kann Abfüllungen diverser Düfte immerhin auch käuflich erwerben: kein beduftetes Tuch und auch keine parfümierte Postkarte, wie man sie heute so häufig erhält, sondern ein richtiges kleines Röhrchen, einen Mini-Sprüher mit einer echten Abfüllung, so dass man den Duft auch mehrmals testen und zunächst auf Herz und Nieren prüfen kann, ob man ihn auch bei der dritten Benutzung noch mag oder ob die Euphorie, die mit dem ersten Probeschnuppern einherging, nicht doch nur ein anfängliches Strohfeuer gewesen ist.

Ich ergatterte nun eine Abfüllung des Duftes „Ambre Gris“ von Parfums Balmain: eine solche Abfüllung ist für 4€ zu haben. Das Original beinhaltet dort 100ml des Eau de Parfums und kostet 77€ - einerseits mögen jetzt Einige angesichts des Preises vielleicht schlucken, andererseits sind hier immerhin ganze 100ml enthalten und zudem, handelt es sich hier um ein Eau de Parfum und nicht „nur“ um ein Eau de Toilette, wobei diese „echten“ Parfums aufgrund der höheren Konzentrierung an Duftstoffen ohnehin teurer als die Eau de Toilettes sind.
Natürlich zahlt man hier den Namen „Pierre Balmain“ in gewisser Weise sicher mit, aber wenn ich bedenke, dass ein YSL-Duft in der nächsten Parfümerie auch schon um die 70€ kostet, wobei der Flakon in jenem Fall nur 50ml beinhaltet und es sich dabei zudem um ein EdT und nicht um ein EdP handelt: so gesehen handelt es sich bei Balmains „Ambre Gris“ um ein richtiges Schnäppchen.
Bevor ich die Abfüllung in den Händen hielt, kannte ich „Ambre Gris“ im Übrigen gar nicht: ich habe mir diese Probe quasi blind bestellt, da die auf der Shop-Seite angegebene Duft-Komposition so klang als könne sie mir gefallen, gemäss „Aus Liebe zum Duft“ ist diese folgendermassen zusammengestellt:

Kopfnote: Rosa Pfeffer, Bergamotte, Tagetes, Zimt
Herznote: Davana, Myrrhe, Tuberose, Immortelle (Italienische Strohblume)
Basisnote: Ambra, Styraxharz, Guajakholz, Weißer Moschus
(Quelle: http://www.ausliebezumduft.de/parfums-balmain-ambre-gris-2.html)

Das Ganze hörte sich also nach einer durchaus warm-würzigen Zusammensetzung an und dies sind Düfte, die ich nicht nur im Winter, sondern auch an lauen Sommer-Abenden durchaus gerne mag. Im Vorfeld bereitete mir allerdings die Tagetes etwas Unbehagen: ich finde den Geruch von Tagetes absolut furchtbar; das sind schon seit meiner Kindheit für mich einfach nur „Stinkeblumen“. Ich hoffte also darauf, dass die Tagetes-Note möglichst nicht zum Tragen käme und diese Hoffnung war letztlich von Erfolg gekrönt, yippie!

Aber ganz von Anfang an:

Nachdem die Abfüllung „Ambre Gris“ also in meinen Besitz geraten war, sprühte ich todesmutig (während in meinem Kopf der Gedanke „Bitte keine Tagetes, bitte keine Tagetes, bitte keine Tagetes…“ vor sich hinkreiselte) etwas des Parfums gegen mein Handgelenk, woraufhin sich meine Gedankengänge gen „Mist, bin ich dagegen allergisch? Ich glaube, ich vertrag das nicht!“ veränderten. Irgendwie brizzelte das Parfum leicht auf der Haut: nicht, dass es brannte, aber es prickelte doch deutlich und ich war überzeugt, dass sich die parfümierte Haut sicherlich röten würde. Tat sie aber nicht: nach einigen Minuten war dieses seltsam gereizte Gefühl komplett verschwunden und die Haut wies auch keine sichtbaren Unverträglichkeiten auf. Plötzlich war einfach alles in bester Ordnung. Ich habe „Ambre Gris“ daraufhin auch noch am Hals getestet: hier war der Effekt derselbe, so dass es zunächst also brizzelte, dieser Spuk nach kurzer Zeit aber komplett vorbei war, so als hätte die Haut nie derart auf das Parfum reagiert.

Meine Haut ist (abgesehen von meinem Gesicht, aber wer sprüht sich sein Duftwässerchen auch schon auf die Wangen?) eigentlich relativ unempfindlich und eine solche Reaktion erlebte ich nun zum ersten Mal. Bisher wirkte noch kein Duft nach dem Auftragen und überhaupt so scharf auf meiner Haut: von daher würde ich jedem mit empfindlicher Haut von „Ambre Gris“ doch eher abraten oder zumindest empfehlen, dieses Eau de Parfum allenfalls auf die Haare zu geben.
Dafür dass es zunächst prickelte, konnte ich zumindest nicht den Hauch von Tagetes vernehmen. Zu meinem Glück und wohl zum Pech von Allen, die der Meinung sind, dass Tagetes einen wunderbaren Duft verströmen (da ich in meinem persönlichen Umfeld auch eine so „Verrückte“ habe, hätte ich im Notfall übrigens sofort einen dankbaren Abnehmer bzw. Übernehmer meiner „Ambre Gris“-Abfüllung gehabt).

Der Duft von „Ambre Gris“ ist tatsächlich warm und würzig; die Zimt-Note kommt sehr deutlich hervor: meinen Göttergatten habe ich schnuppern lassen, ohne ihm vorher zu sagen, welche Ingredienzien hier erhalten sind und er meinte spontan, „Zimt und auch etwas Vanille“ herauszuriechen. Ich weiss allerdings nicht, wie er auf die Vanille kommt: das Zimt-Aroma nehme auch ich unbestreitbar deutlich wahr, aber Vanille rieche ich hier absolut nicht heraus.
Ich finde den Duft sehr sinnlich und neben dem Zimt erkenne ich hier vor Allem die Moschus-Komponente. Und auch wenn ich „Ambre Gris“ nicht als allzu herb bezeichnen würde: wirklich süßlich finde ich ihn nun auch nicht. Für mich ist das einfach ein toller Duft für Frauen, die diese typischeren weiblichen Düfte mit ihren fruchtigeren und blumigeren Aromen nicht so gerne mögen und stattdessen auch lieber mal den Duft ihres Liebsten mopsen. Jene „Mädelsdüfte“ mag ich zwar auch, aber ein Parfüm wie „Ambre Gris“, das etwas schwerer ist, schätze ich vor Allem in der kalten Jahreszeit und eben auch an Sommerabenden, an denen man bis spät draußen sitzt. In diesem Sinne verbinde ich „Ambre Gris“ von Parfums Balmain nun auch mit einer Flasche guten Rotweins, getrunken abends gegen 10 Uhr auf der Terrasse eines Restaurants, irgendwo direkt an einem See in Nordeuropa gelegen.

Übrigens ist „Ambre Gris“ für mich auch ein Unisex-Duft und kein ausschließlicher Frauen-Duft: genau solche Düfte rieche ich auch sehr gerne am Männervolk. Eindeutig feminin duftet „Ambre Gris“ für mich persönlich jedenfalls nicht; da kann man als Mann zumindest probeweise doch auch ruhig mal eine Schnuppernase voll von nehmen.
Die höhere Duftkonzentration des Eau de Parfums macht sich hier vor Allem anfangs bemerkbar: wenn man nicht aufpasst, hat man „Ambre Gris“ doch schnell überdosiert. Wenn man nur vorsichtig sprüht und das Parfüm nicht gleich auf sämtlichen möglichen Körperstellen einsetzt, sondern sich nach Möglichkeit auf nur einen oder maximal zwei „Duft-Punkte“ beschränkt, wirkt „Ambre Gris“ auch gleich zu Anfang nicht penetrant und die Mitmenschen um einen herum bemerken zwar einen dezenten „Ambre Gris“-Duft, fühlen sich dadurch aber nicht gleich belästigt. Nach zwei bis vier Stunden (je höher die Temperaturen, desto schneller der Duft-Verlust) ist der Geruch aber ohnehin deutlich abgeschwächt: wer jetzt also versehentlich zuviel „Ambre Gris“ erwischt, muss nicht zwangsläufig gleich unter die Dusche springen, um der Duftwolke zu entwischen – alternativ kann man auch Wasser sparen und maximal vier Stunden abwarten, bevor man sich unter die Leute traut. Blöd natürlich, wenn man innerhalb der nächsten halben Stunde raus muss: dann hilft wohl wirklich nur die Dusche. Generell gilt: wer beim Auftragen etwas vorsichtiger hantiert, hat hier ohnehin keine Schwierigkeiten bezüglich Duftschwaden.

Nach besagten vier Stunden erinnert „Ambre Gris“ von der Intensität her an ein gutes Eau de toilette: der Duft ist nicht so intensiv, dass er störend wäre aber auch noch nicht so schwach, dass man ihn nicht mehr wahrnehmen würde und nachsprühen müsste. Nach insgesamt 12 Stunden ist „Ambre Gris“ dann allerdings doch deutlich abgeschwächt und nach 14 bis 15 Stunden müsste man nachsprühen, aber nach 15 Stunden sollte der Tag dann doch langsam ein Ende finden und in jedem Fall übersteht „Ambre Gris“ aber auch einen längeren Arbeitstag ganz gut.
Dennoch hat mich diese Haltbarkeit etwas überrascht, und zwar im negativen Sinne: ich habe bereits günstige Marken-Eau de Toilettes (!) erlebt, die morgens aufgetragen noch am Morgen des Folgetages deutlich wahrnehmbar waren, dass ich eigentlich erwartet habe, dass „Ambre Gris“ auch nach 24 Stunden noch zu riechen wäre, da es sich hier immerhin um ein Designer-Eau de Parfum handelt. Andererseits wäre eine 24h-Dauer auch hier ohnehin unnötig: wenn ich schlafe, bringt mir ein teurer Duft auf der Haut auch nichts und nach dem Aufstehen wird geduscht, womit jeder vorherige Duft eh von der Haut gespült wird. Trotzdem: von einem Eau de Parfum hätte ich da doch mehr erwartet.

So gesehen ist „Ambre Gris“ letztlich doch auch nur auf einer Stufe mit einem Eau de toilette anzusiedeln: aber wenn ich bedenke, dass wie eingangs erwähnt, andere Designer-Düfte als EdT nahezu genauso teuer sind und dabei nur halb soviel vom Duftwasser enthalten, fährt „Ambre Gris“ immer noch auf der Überholspur.
Von daher kann ich „Ambre Gris“ auch durchaus noch weiterempfehlen: wer intensivere würzige Düfte mag, die nicht süß daherkommen, der könnte hier durchaus einen Lieblingsduft entdecken. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich „Ambre Gris“ auch nochmal tatsächlich als Originalgröße nachkaufen werde: allerdings würde ich diesen Duft dann auch nicht ständig verwenden, da mich dieses Prickelgefühl direkt nach dem Auftragen doch noch immer sehr irritiert und ich Angst hätte, dass meine Haut auf Dauer doch mit sichtbaren Reizungen reagieren würde, aber so ab und an und zur passenden Gelegenheit… Aber bei empfindlicher Haut würde ich wie gesagt aus diesem Grunde doch auch generell eher von „Ambre Gris“ abraten; ansonsten: probieren geht über studieren!

Zu den Inhaltsstoffen kann ich nun im Übrigen aber nichts sagen, da um diese bei Parfums ja doch auch ohnehin immer ein ziemliches Geheimnis gemacht wird und meine Abfüllung zudem auch einfach nicht über diese Infos verfügt, sorry!