Fast & Furious - Neues Modell. Originalteile (DVD) Testbericht

Brumm-Brumm liebe Autofreunde,

eine staubige Straße irgendwo in der Dominikanischen Republik. Ein Truck fährt unbeirrt seinem Ziel entgegen. Im Schlepptau seine drei Anhänger, beladen mit kostbaren Gasen. Während der Fahrer mit seinem Gecko spielt, bemerkt er nicht, dass ihn vier schnelle Autos verfolgen. Bepackt mit Spoilern und lauten Motoren unterhalten sich deren Insassen über Funk und beschließen das Vollziehen der Aktion. Während der Fahrt überholt ein Wagen den LKW und hält ihn bei der Geschwindigkeit. Eine Frau klettert währenddessen aus Wagen zwei und springt auf den letzten Anhänger auf um diesen mit einem Eisspray von der Zugmaschine zu koppeln. Ein dritter Wagen dreht sich schnellsten um 180 Grad und nimmt sich dem abgekoppelten Anhänger an. Trotz der recht auffälligen Verhaltensweise des Fahrzeuges vor ihm und der krassen Lautstärke von Außen, bemerkt der Truck-Fahrer nichts von seinem Glück. Sein Gecko ist ihm wichtiger. Man nimmt sich den zweiten Anhänger vor, Wagen eins Funkt etwas zu den hinteren Kumpels, dass ein Abhang droht und Eile geboten ist. Wie bereits sein Vorgänger dreht sich Wagen vier und die junge Dame auf dem Truck versucht ihren Part vom Lösen des zweiten gasbeladenen Anhängers zu erfüllen. Der Truckfahrer scheint genug von seinem Tierchen zu haben und schaut verdächtigerweise in den Rückspiegel. Er entdeckt die Frau auf dem Anhänger. Der Start einer rasanten Fahrt. Der LKW-Fahrer will die ungebetenen Gäste loswerden, die Jungs noch immer seinen Anhänger und nebenher sollte vielleicht noch eine Rettungsaktion der Frau auf dem Hänger vollzogen werden. Endresultat: Truck mit Anhänger fallen prompt den Abhang hinunter, die Dame sitzt neben dem Held im Fahrzeug und grinst und der Anhänger purzelt wild explodierend über die beiden hinweg, weiter und weiter die staubige Straße entlang…


=== „Nur der Sieger darf an der „heiligen“ Aktion mitmischen…“ ===

Die erste Szene des vierten Parts der „Fast & the Furious“ – Sage beginnt spektakulär und laut. Die Lautsprecher um uns herum dröhnen und bringen die Gemüter zum beben. Immer und immer wieder brummen die Motoren auf, die Fahrtgeräusche stören das Gerede der Schauspieler und die Explosion ist der goldene Mittelpunkt des Geschehens! Wäre ich doch bloß auch einer dieser wilden Fans getunter Autos, die sich mit PS-Zahlen, Lackfarben, bösen Blicken und heißen Frauen auskennen. Aber ich gehöre nicht zu ihnen, verdammt, deswegen nehmen mich diese rasanten Szenen hier auf der Leinwand wohl nicht besonders mit. Oder vielleicht doch? Es ist wohl nicht die heikle Geschwindigkeit mit der sich die „heißen Junx“ auf die Einkauftour begeben, die mich irritiert, nein, es sind eher die vielen Beulen und Kratzer, die die Fahrer auf ihren teilweise gut polierten Wagen hinterlassen. Der Frage, ob der Gecko-Freund seinen Sturz aus tausenden Metern Höhe inklusive der Explosion heil überstanden hat, brauche ich wohl lieber nicht nachzugehen.

Glatzkopf Vin Diesel spielt die Hauptrolle in dem Streifen „Fast & the Furious – Neues Model. Originalteile“, wie bereits oben erwähnt, der vierte Teil dieser Filmreihe. Und wieder ist er mehr oder weniger der Gute unter den Bösen. Als Dominic Toretto fährt er wieder seine Autorennen und klaut heiße Waren im großen Stil. Doch wo wäre die Spannung des Films, wenn er nicht ein langgesuchter Bekannter des FBIs wäre? Ja, die guten Aufpasser dieses amerikanischen Geheimdienstes geben alles, um seinen heißbegehrten Hintern in die Griffel zu bekommen. Diesem Job hat sich Brian O´Connor, alias Paul Walker, angenommen. Auch er ist ein alter Bekannter im Leben des Dominic Torettos. Hat er doch eine Beziehung mit dessen Schwester angefangen und diese einfach so abserviert. Unfassbar! Und wieder einmal ist ein Date der beiden vorläufigen Kontrahenten unaufhaltbar.

Mia Toretto, die besagte Schwester, ruft ihren Bruder eines Tages an, um ihm zu sagen, dass Dominics Liebe Letty durch einen schweren Autounfall getötet wurde. Schnell findet ihr Bruder heraus, dass es sich hierbei um einen Mord handelt und schwört natürlich Rache. Alle Warnungen in den Wind schlagend begibt er sich also in seinen Feldzug. Toretto findet heraus, dass ein böser Bub des Gangsterbosses Braga diese Tat vollzog, der ebenfalls seine krummen Touren per schnellen Automobil erledigt. Um an ihn heranzukommen muss Toretto ein Rennen gewinnen. Die Schwierigkeiten des Rennens liegen natürlich auf der Hand: Kurze Distanz, strenge Kurven, geübte Fahrer und die Strecke führt durch eine belebte Straße in einer Großstatdt. Halleluja!
Und auch FBI-Agent O´Connor muss seine Engagement umdenken. Sein Job ist es, an den Drogenboss Braga heranzukommen und ihn zu verhaften. Doch dies ist natürlich alles andere als einfach und auch er muss an dem Rennen teilnehmen. Nur der Sieger darf an der „heiligen“ Aktion mitmischen und dem großen Boss die Beute beschaffen. Wie der Zufall es so will gewinnen beide und aus zwei Kontrahenten wird ein Team mit ähnlichem Ziel.


=== „..die Mucke passt zumindest…“ ===

Mister Vin Diesel konnte mich hier nicht so wirklich von seiner Härte überzeugen. Auch wenn er in zig heftigen Action-Knallern mitgewirkt hat, er ist und bleibt für mich ein Weichei., was wohl auch mit seiner Rolle als „Babynator“ zu tun hat. Positiv fiel mir allerdings auf, dass der Gute in seiner Rolle als böser Raser keinen dieser erwarteten Machos darstellt, sondern einen auf dem Boden gebliebenen netten Kerl, der nicht so wirklich mit seiner Kraft umgehen kann. Der Glatzkopf ist alles andere als geeignet für solche Streifen – vielleicht irre ich mich ja auch.

Er ist übrigens auch der einzige mir bekannte Weltstar in diesem Film. Selbst Paul Walker ist ein Gesicht, welches mir nichts sagt. Beim Nachschlagen im World-Wide-Web erfuhr ich, dass auch er mit einer recht langen Film- und Serienliste prahlen kann. So wirkte der 1973-geborene bereits in der Serie „Ein Engel auf Erden“ oder in „Wer ist hier der Boss?“ mit oder in Streifen wie „Pleasantville“, „Eine wie keine“ oder „Das Lazarus-Projekt“. Nicht zu vergessen die „Fast- &- the- Furious“-Reihen!
Auch Jordana Brewster, die Torettos Schwester Mia mimt, kennen wohl die Wenigsten. Das kommt wohl daher, dass kaum einer ihrer Filme die deutschen Kinos gesichtet haben.
Gangsterboss Arturo Braga wird gespielt von John Ortiz, den wahrscheinlich nur eingefleischte Fans kennen. „Miami Vice“, „Ali“ oder „Immer Ärger mit Sergant Bilko“ sind seine filmischen Highlights, dennoch, auch hier bräuchte ich ein mörderisches Gedächtnis um auch ihn wieder zu erkennen, obwohl ich alle drei eben genannten Filme gesehen habe.
Alle weiteren Darsteller hatten offensichtlich nur den Job gut auszuschauen (zumindest die Weiblichen), böse durch die Gegend zu gaffen (die bösen Buben) oder die schnellen Kisten mehr oder weniger gut durch den Film zu bringen.

Ich konnte mein Hirn auch noch so sehr zermartern, auch der Name Justin Lin sagt mir nichts. Der Gute führt hier die Regie und erst beim Nachschlagen konnte ich einige actionbeladene Werke seinereiners erkennen. Neben der „Fast & Furious“-Saga führte er Regie in Streifen wie „Better Luck Tomorro“ (USA 2002) oder „Annapolis – Kampf um Anerkennung“ (USA 2006) – ebenfalls Filme, die mich nicht im Geringsten interessieren.
Neben den ganzen unbekannten Schauspielern, Regisseuren, Kameramännern und gut aussehenden Nebendarstellerinnen konnte ich mich zumindest mit dem musikalischen Beitrag anfreunden. Die rappenden und rockigen Beats stammen aus der Feder des doch renommierten Komponisten Brian Tyler, der seine Künste bereits an Filmen wie „Final Destination 3“, „Außer Kontrolle“, „Rambo 4“ oder „Aliens vs Predator“ ausprobierte. Mögen diese Streifen auch noch so unsinnig sein, die Mucke passt zumindest. Auch hier in „Fast & the Furious 4“ kommt man um diese Beats nicht herum. Hierbei handelt es sich garantiert um keine Ohrwürmer, doch sie arrangieren sich bestens mit dem Film und ergeben zumindest ein wenig Freude beim Zuschauen.

Dass Computer heutzutage aus Actionstreifen nicht mehr wegzudenken sind, ist kein Geheimnis mehr. So hangelt Tom Cruise sich gekonnt von Klippe zu Klippe, Daniel Craig springt durchs Feuer und Bruce Willis bringt einem Düsenjet zur unfreiwilligen Landung. Ohne die Computeranimierten Szenen wäre auch „Fast & the Furious 4“ aufgeschmissen. Lenken mittlerweile freundliche Navigationssysteme im Film die Fahrer, werden die Szenen im echten Leben lieber dem Computer überlassen. Stunts und Explosionen, Crashs und enge Kurven werden dem Zuschauer zwar haarscharf präsentiert, dennoch ist die Hilfe der modernen Technik absolut sichtbar. Zugegeben: Diese Hilfen geben dem Film das gewissen Etwas. Interessant fand ich die guten Kameraeinstellungen, so wird der Zuschauer in einer Art 3-D durch manche Szenen geführt. Nichts übernatürlich Neues, aber passend. Immer und immer wieder erinnert mich der Film an die PC-Spiele, so dass ich mir wirklich die Frage stellen muss: Ist der Film nicht doch vom PC-Spiel abgekupfert worden?


=== „Fazit“ ===

Wieso zum Geier habe ich mich nur zu diesem Film überreden lassen? Es laufen derzeit mehr als zig gute Streifen in den Kinos, aber ich muss meinen autogeilen Kumpels folgen, die sich für diese Möhre an Kinofilm ausgesucht haben! Wie dumm man sein kann!

Wie fange ich nun am besten an mit meinem Fazit?

Ich muss gestehen, dass mich die Werbung im Kino wesentlich mehr begeisterte wie der Hauptfilm selbst. Kann es das sein? Hat ein Zigarettenrauchender Cowboy wirklich mehr Potential wie Vin Diesel und zig knallhart getunte Autos? Ich denke schon.
Nicht, dass ich mehr erwartet hätte. Nett ausgestattete Wagen sind vorhanden. Sämtliche Automarken geben hier ihr Debüt und präsentieren bis auf die Zähne hochgepeppelte Fahrzeuge, die mir teilweise sogar gefielen: Ein böse Blick in der Front, netter Lack, vier glänzende Alufelgen – Dinge, die meinem zehn Jahre alten BMW wohl auch gut zu Gesicht stehen würden. Das diese Flitzer nicht nur im Wege herumstehen und freundlich an allen roten Ampel stehen bleiben werden ist klar.

Dass die Grundstory nicht vom weltweiten Leid handelt und sonderlich begeistern wird ist ebenso deutlich von vornherein durchsichtig. Flach aber vorhanden: Gut jagt Böse, Frau liebt Mann, böser Macho beißt harten Typen, Auto fährt schnell auf Straßen. Peng, knall, box, Ende. Musste ich mir das wirklich antun?

Spannung? Wohl kaum!

Jedes Rennen ist voraussehbar, die Helden gewinnen nun mal. Gut so! Doch müssen die rasanten Fahrten in die totale Unwirklichkeit gezogen werden? Krasse Typen drängen sich durch die Straßen einer Großstadt ohne Rücksicht auf Verluste. Langsamere Autos werden ignoriert und zur Seite gedrängt, sogar von abschüssigen Seitenstraßen gestoßen, ein Crash jagt den Nächsten. Was wohl die Versicherungen der Geschädigten dazu sagen werden? Vor allem: Wie bringt man es denen bei? „Eine Horde Verrückter hat mich und meinen Wagen von der Straße gedrängt!“ …gähn… Auch die heißgeliebte Polizei ist nirgends zu sehen. Ist diese doch eigentlich immer innerhalb von zwei zehntel Sekunden am Ort des Geschehens, scheint man heute sich im benachbarten Mcdonald zu treffen.
Einzig und allein die gute Hintergrundmusik - begleitet von den dumpfen Aufprällen und Explosionen der Fahrzeuge und Gebäuden- hielt mich vom Sekundenschlaf ab. Immer und immer wieder wünschte ich mir: Bitte, bitte, bitte – Mach dass das hier aufhört und bring bitte einen langen Werbespot!

Zuschauer, die sich bereits bestens mit den ersten drei Teilen angefreundet haben, kommen höchst wahrscheinlich wieder einmal auf ihre Kosten. Ebenso diejenigen, die einfach mal ganz hinten im Kino schmutzige Dinge machen möchten, ohne durch kuriose Geräusche auffallen zu müssen. Der klägliche Rest sollte sich das Eintrittsgeld für etwas Sinnigeres aufsparen.

Nun gut, ich denke, dass hier wohl jeder Zweite Verständnis dafür zeigen wird, wenn ich mit meiner Bewertung etwas sparsamer umgehen werde. Mit zwei Sternen ist diese Kritik wohl noch bestens bedient.

©knopfi.de´09