The Moment Of Silence (Adventure PC Spiel) Testbericht

Hallo,

ich habe TMOS nun durchgespielt und würde gern mein Feedback loswerden.

Grafik
Schon die Screenshots auf der Packung haben es mir sehr angetan. Als ich dann schließlich vor dem Monitor saß, setzte sich die Begeisterung fort: Die Hintergründe sind derartig stimmungsvoll und \"2044-authentisch\" gestaltet, dass ich den Entwicklern nur gratulieren kann. Selten habe ich das Ziel \"Nahe Zukunft\" so gut umgesetzt gesehen.
Die Videosequenzen sind ebenfalls ein Augeschmaus - spielfilmreif.
Dass Hauptfigur Peter bisweilen von hinten aussah, als sei er in der Mitte zusammengenäht worden, mag an meinem 15,4\'\' Laptop TFT liegen, sollte aber Erwähnung finden.

Soundtrack und SFX
Den Komponisten dieses Werks würde ich wirklich gerne einmal kennenlernen bzw. weitere Auszüge seines Schaffens probehören. Die Musik ist zu keiner Zeit unpassend oder nervig, vielmehr stellt sie das akustische Gegenstück zum visuellen Erlebnis dar. Hervorheben möchte ich hierbei das sentimentale Piano auf der Tillary Street, wo man Peters Depression förmlich hören kann, und das an den Matrix-Soundtrack erinnernde blecherne Gitarrengeschrammel im Nuclear Café. Fantastisch.
Die Sound Effects sind ebenfalls sehr schön. Jedenfalls kam der Beschuss der Freiheitsstatue selbst durch meine Laptop-Hupen ordentlich \'rüber.

Steuerung
Die Fachpresse machte hierin den Hauptkritikpunkt an TMOS aus. Nach einmaligem Durchspielen muss ich das leider bestätigen. Ich fühlte mich nicht nur einmal an die alten \"You\'re not close enough\"-Zeiten bei Space Quest erinnert. Ich habe z. B. im Computerraum in Alaska 20 - 30 Sekunden gebraucht, bis ich den \"Ausgang\" aus der Dialogszene irgendwo am linken Bildrand gefunden habe. Peter läuft auch sonst gerne mal vollkommen woanders hin, als man das erwartet hatte. Am Flughafen latscht man besonders dämliche Umwege. Und festgelegte Bewegungsräume sind auch eigentlich nicht mehr zeitgemäß. Das schlägt besonders beim Gelaufe durch die Parabolspiegel-Arie auf die Motivation, da das Schlussrätsel auch ohne diese Schikane schwer genug ist.

Dialoge
Dank der professionellen Sprecher, und damit meine ich nicht nur die Hauptcharaktere, sind die Dialoge sehr gut zu verfolgen. Sicherlich hätte man den einen oder anderen Nebensatz weglassen können, jedoch bin ich als Adventure-Spieler auf Rätseljagd und nicht auf der Flucht. Ferner macht es an einigen Stellen auch einfach Laune, den Leuten zuzuhören. Eine hervorragende Leistung ist die Hostess auf Lunar 5, der die Blödheit aus jeder Silbe spricht. Mein persönliches Highlight aber findet im Gefängnis statt: Auf Peters Frage, was er denn verbrochen hätte, brüllt Burton ihn an: \"WAHRSCHEINLICH HABEN SIE EINEN KAUGUMMIAUTOMATEN GEKNACKT!\" Da habe ich fast unterm Tisch gelegen.

Rätsel
Ich habe mit TMOS das Adventure-Genre wiederentdeckt und war froh, so schöne, typische und lösbare Rätsel lösen zu dürfen. Wenn man den Dialogen immer hübsch zuhört, sind die meisten Rätsel auch für Anfänger kein Problem. Doch auch Profis dürfen sich über Herausforderungen freuen. Ich habe zum Beispiel ewig gebraucht, bis ich den Tagebuchcode kapiert habe... Aber jetzt einmal Hand aufs Herz, liebe Freunde bei HoT: Was habt ihr euch bei DEM Parabolspiegel-Terror gedacht? Wie soll man darauf kommen? Ohne Hilfe ist das in meinen Augen unlösbar.

FAZIT
Kleine Schwächen in Bezug auf Performance und die unsägliche Steuerung können meinen hervorragenden Gesamteindruck von The Moment Of Silence nicht maßgeblich trüben.
In erster Linie sind Story und Atmosphäre die Killerfeatures an diesem Spiel. Darauf kommt es bei einem Adventure in meinen Augen auch an. Und hier macht man House of Tales so leicht nix vor. Hut ab!