Dungeon Lords (PC Rollenspiel) Testbericht

wird alles andere als gut, aber malen wir mal nicht zu schwarz, denn sonst könnt Ihr ja vor lauter Negativem gar nicht erkennen worum es überhaupt geht.

Heute geht es um das neue Rollenspiel Epos "Dungeon Lords" von D.W. Bradley. Das Spiel wurde vor gut drei Jahren als der neue Hit unter den Rollenspielen angekündigt und doch immer wieder im Release (Veröffentlichung) nach vorne datiert. Von der Fachpresse als der neue Hit angekündigt wurde ich neugierig. Sollte es nach Spielen wie Diablo 2 Gothic 1 und 2 und Morrow Wind noch einen neuen Hit geben, der die Spieler an der PC fesselt? Ich war skeptisch.

Und so wunderte es mich auch nicht, als ich im Saturn bei mir in der Stadt stand, und das Spiel für 40,- Euro in der Hand hielt. Ich schaute mit den Einband (die erste aufklappbare Seite des Verkaufskartons) an und mir fiel sofort die wunderschöne und aufwendige Grafik der Screenshots auf. Skeptisch wie ich war, meinte ich zu meinem Schatz : "Ist doch klar dass die Grafik hier schön aussieht, wenn die Screenshots von den neusten hochgezüchtetsten Grafikkarten kommen." Ich schaute durch die anderen Kategorien von Spielen, landete aber immer wieder bei Dungeon Lords. Irgendwas musste das Spiel also haben, was mich unheimlich faszinierte. Und so kaufte ich das Spiel dann für 40,- Euro im Saturn.

Zuhause angelangt wurde erstmal der PC gestartet, und während die Installation lief, die übrigens von sehr schöner historisch anmutender Musik untermalt ist, stöberte ich durch das Handbuch. Charaktererstellung, Bewegen, Kämpfen... nicht viel neues für einen eingefleischten RPG-ler wie mich. Nachdem die Installation abgeschlossen war, fieberte ich auf die ersten persönlichen Eindrücke. Das Hauptmenü war schon recht schön. Animierte Effekte beim Menüwechsel, das hatte ich selten gesehen. Ich legte mir einen neuen Helden an und began das Spiel.

Hier die Hintergrundstory:
Es findet ein Kampf zwischen zwei Magiern statt. Ein Kampf zwischen Gut und Böse. Nur dass in diesem Falle nicht Gut, sondern Böse gewinnt. Nach dem Verlust der Guten Seite, gelüstet es den bösen Magier natürlich nach Macht. Und die versucht er mit allen Mitteln zu erlangen. Zu allem Übel verschwindet auch noch die Tochter eines reichen Herrn, die, um den Frieden im Lande zu wahren, mit einem anderen Fiesling verheiratet werden sollte. Ein Seher sagt die Ankuft eines Retters vorher... und genau da setzt das Spiel an und Ihr beginnt Eure Aufgabe.

Ich lief also erstmal durch den liebevoll gestalteten Wald, metzelte hier und da ein paar Ratten, Goblins und andere Gegner nieder und sammelte tüchtig EP (Erfahrungspunkte). Dadurch konnte ich dann auch diverse Fähigkeiten meiner Figur verbessern. Heiltränke und Zaubersprüche halfen mir dabei, im ersten Dungeon (Die Kanalisation der Stadt) nicht allzu oft das Leben zu lassen. Und so schaffte ich es dann auch, aus der Stadt heil herauszukommen. Von der Handlung her ist das Spiel aufwendig gemacht. Die NSCs (Nicht-Spieler-Charaktäre) treten, wenn man nur nah genug an Ihnen dran ist, auch schon mal von selbst in Kontakt mit Eurer Spielfigur. Die Gespräche sind aufwendig vertont und zu fast jedem Wortwechsel ertönt die Sprache des jeweiligen Gesprächspartners.

In Punkto Grafik ( ich spielte das Spiel mit einer Radion 9600 TX in der Auflösung 1024x768) ist das Spiel top. Die Gegner sind aufwendig gezeichnet, liebevoll animiert, und stellen teilweise richtig harte Nüsse dar. Natürlich gibt es auch negative Aspekte und da wäre das sogenannte "Area-Moving" oder auch die Bewegung von Gegnern über bestimmte Bereiche wie Treppen, Vorsprünge, Simse oder ähnliches. Es ist schade dass die Gegner sich bewegen, als würden sie auf einer unsichtbaren Platte über die einzelnen Stufen rutschen, so dass man das Gefühl hat, die Gegner (Schleim) wären Geldstücke die jemand über den Rand der Stufen oder Vorsprünge schiebt. Da hätten die Programmierer um D.W. Bradley vielleicht genauer hinschauen können, um dem Spiel noch mehr Realitätsnähe zu verleihen. Ein weiterer negativer Punkt ist die Bewegung der Hauptfigur. Wenn man über schwale Simse schreitet, steht das eine Bein auf dem Sims, das andere schwebt in der Luft. Also eigentlich wäre der Charakter dann ins Wasser gefallen, aber siehe da... er steht felsenfest. Das ist ein zweiter Punkt, der zu Punkteabzug meinerseits führte.

Die Kämpfe sind recht gut gemacht, auch wenn es manchmal extrem schwer ist, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, wenn einem fliegende Gegner wie Fledermäuse begegnen. Die trifft man nämlich nur dann, wenn sie sich in der genauen Reichweite Eures Schwertes oder Knüppels befinden. Natürlich sind Kämpfe nicht das Einzige am Spiel, sondern auch das Reisen über die wirklich extrem riesige Map. Und wenn ich sage riesig, dann meine ich das auch so. Ich habe zum Beispiel für den Weg zwischen der ersten Stadt und dem zweiten Zielort knapp 20 Minuten zügigen Schrittes (Zwischenkämpfe mit Gegnern nicht mit eingerechnet) benötigt. Und das will was heissen. Nicht nur das Spielsystem und die Kämpfe sind Highlights des Spiels, sondern auch die musikalische Untermalung einzelner Orte. Für die entsprechenden Situationen ändert sich dann auch mal die Umgebungsmusik von düster und bedrohlich in frech fröhlich und freundlich, wenn ihr zum Beispiel von draussen in eine Taverne tretet.

Ein großes Minus sind aber die immer wieder auftretenden Bugs im Spiel. So zum Beispiel im ersten Dungeon bin ich gegen eine Wand gelaufen und auf einmal erschien oben im Bild ein kleines grünes Fenster, in dem der Quellcode des Spiels ablief. Auch dass das Spiel stellenweise in der Stadt beim Betreten von engen Gassen hängenblieb, oder ein "Out of Range" angezeigt wurde, sind Fehler, die einfach nicht sein müssen... nicht sein dürfen. Auch das Update das ich mir gezogen hatte, brachte keine Verbesserung. Ich kann nur hoffen, dass mit dem nächsten Update die bisherigen Fehler behoben werden, weil doch der Spielspaß sehr darunter leidet.
Ein unsinniges und unrealistisches System ist auch das erscheinen neuer Gegner in Dungeons. So ist es zum Beispiel scheinbar normal, dass auf einmal eine Horde Goblins in den Raum kommt, bekämpft wird und drei Minuten danach eine Horde Schleimmonster auf der Matte stehen. Das ganze wiederholt sich dann im Rundlauf mit Ratten. Da fragt sich doch der geneigte RPG-Fan... Wo kommen die denn alle her die Gegner?!?

Als letztes Manko sei zu erwähnen, dass trotz meiner 3 GigaHerz CPU (Prozessor) das Spiel ruckelnd läuft. Und die langen Wartezeiten beim Wechseln der einzelnen Stadtbereiche oder beim Wechsel in Dungeons ist auch alles andere als angenehm.

Aber wir sind ja schließlich noch nicht am Ende unseres Lateins und so kämpfen wir denn weiter mit Fehlern, urplötzlich erscheinenden Gegnern, intelligenten Gegnern und einer Vielzahl von anderen Ereignissen. Mein Fazit zu dem Spiel fällt leider etwas ernüchternd aus, da es trotz der langen (fast 3!!! Jahre!!!) Vorbereitungsphase noch schwerwiegende Fehler aufweist. Im Vergleich mit Spielen wie MorroWind, Diablo 2 und anderen Genre-Kollegen, steht dieser "Rohentwurf" doch recht weit hinten an. Für mich fällt dieses Spiel unter die Kategorie "Halbfertig mit Mängeln" und bekommt in meiner Gesamtwertung eine 3 (als Schulnote).

Ob ich es empfehle... nun ja... irgendwie schon, denn viele Dinge an dem Spiel sind neu, innovativ. Ich hätte ja gerne mehr positives erzählt, aber leider ging das nicht so sehr.

Ich hoffe mein Bericht hat Euch trotz allem gefallen und Ihr macht Euch am besten selbst mal ein Bild von dem Spiel. Aber erwartet bitte keinen Star am RPG-Himmel. Es gleicht leider mehr einer Sternschnuppe... bleibt nur zu wünschen das zukünftige Patches die Fehler beheben.

Anbei noch ein paar Informationen, die noch nachgetragen werden mussten: Das Spiel läuft NICHT unter Win95, ist aber ab Win98 aufwärtskompatibel. Mindestens Pentium 3, oder AMD Athlon 1 GHz, 384 MB RAM, 1,2 GB freier Festplattenspeicher.

Liebe Grüsse

Euer Sebastian