Navigon 70 Plus Testbericht

So blöd muss man erst mal sein. Da war ich jahrelang mit meinem kleinen Navigon-Navigationsgerät zufrieden – und ausgerechnet im Urlaub fällt es mit im Mietwagen aus der Hand auf die Mittelkonsole, so dass das Display einen dicken Riss hatte. Da es sich um ein Touchscreen handelte, war das Teil so nicht mehr zu verwenden, da der Riss bei jeder Berührung größer wurde. Eine Anfrage bei der Supportfirma des Herstellers ergab, dass eine Reparatur sich nicht mehr lohne, ich stattdessen für 79 Euro ein (gebrauchtes Austauschmodell) oder für 149 Euro ein preisreduziertes Nachfolgemodell haben könne. Da die Akkus meines kleinen Freunde auch nicht mehr so toll waren, entscheid ich mich für das neue Modell: ein Navigon 70 Plus.

+++ Alles neu, alles besser? +++

Auf den ersten Blick fällt auf, dass die Geräte inzwischen deutlich größer geworden sind und vom 4:3 ins 16:9 Format gewechselt haben. Beim Fahren stellet sich das schnell als Vorteil heraus: Die Kartendarstellung ist deutlich größer, die Zahl der dargestellten Informationen vielfältiger.

Der Anschluss erfolgt per mitgeliefertem Kabel über den Zigarettenanzünder. Zum gerät gehört ein einfacher Saughalter, der sich ohne Probleme an der Frontscheibe befestigen lässt. Das klappt gut, lediglich das Einhaken und Abnehmen des Navigationsgerätes von der Halterung will geübt sein. Durch Drücken auf den Ein-/Ausschalter (nach wie vor an der rechten oberen Gehäuseecke – kein wirklich praktischer Platz dafür). Kurz nach dem Booten ist das Gerät einsatzbereit.

+++ So kommst Du ans Ziel +++

Nach dem Starten des Navigon kann über den Button „Neues Ziel“ eine Adresse eingegeben werden. Dazu wird zunächst das Land (das zuletzt gewählte merkt sich das System), dann die Stadt, schließlich die Straße und Hausnummer eingegeben. Stadt der Stadt können auch Postleitzahlen verwendet werden. In Frankreich und Spanien kommt es manchmal vor, dass zusätzlich eine Querstraße abgefragt wird. Die Eingabe erfolgt über eine angezeigte Tastatur – wie beim Computer. Über Funktionstasten lassen sich Zusatzzeichen oder Zahlen aktivieren.

Alternativ können Sonderziele gesucht werden – in verschiedenen Kategorien, vom Supermarkt über Geldautomaten, Tankstellen, Apotheken etc. Diese können „in der Nähe“ oder in einer „bestimmten Stadt“ angezeigt werden. Die Ausgabe erfolgt in einer Liste mit Entfernungsangabe. Tippt man ein Sonderziel an, erscheint die genau Adresse, die Telefonnummer, ein Kartenausschnitt und die Möglichkeit, direkt dorthin zu navigieren.

Bei „normalen“ Zielen berechnet Navigon drei verschiedene Routen, zeigt diese in einer Karte farbig an und bietet dazu jeweils Fahrtdauer und Entfernung sowie Informationen über die Anzahl der Verkehrsstörungen auf der jeweiligen Strecke. Das hilft vor allem bei längeren Fahrten durch Deutschland, schon beim Start eine clevere Route auszuwählen.

Die „letzten Ziele“ werden ebenfalls in einer Liste abgespeichert und lassen sich genau wie selbstangelegte „Favoriten“ schnell ansteuern.

Die Routenberechnung erfolgt zügig, allerdings braucht das System schon immer ein paar Sekunden, um auf den nächsten Schritt zu wechseln. Mittlerweile habe ich von den Alternativrouten“ schon etliche Male profitiert.

Neu ist auch, dass sich Ziele über Längen und Breitenangaben eingeben lassen. Das hilft, denn viele Adressen werden heute mit entsprechenden Angaben geliefert.

Die Ziele lassen sich zu „Routen“ verknüpfen, so dass Reisen bereits im Vorhinein als Etappen abgespeichert werden können.

+++ Einstellungen +++

Das Navigon 70 kann sowohl für Pkw als auch für den Einsatz auf dem Fahrrad, Motorrad – oder als Fußgänger eingestellt werden. Dementsprechend verändern sich die erwarteten Ankunftszeiten am Ziel und kleinere Wege (Fahrradfahrer) werden ebenfalls berücksichtigt. Überhaupt lässt sich das Routenprofil gut spezifizieren. So bietet das System eine Vielzahl an Auswahlmöglichkeiten entlang der Strecke an, beispielsweise ob Straßennamen oder touristisch interessante Ziele angezeigt werden sollen.

+++ Neu und gut +++

Ganz praktisch ist der „Annäherungssensor“. Wenn man sich mit dem Finger der Displayoberfläche nähert, blendet das Gerät verschiedene Optionstasten ein. Ebenso können drei Sonderziel-Kategorien auf Schnellwahltasten definiert werden, die bei Annäherung ebenfalls ins Display geschoben werden. So kann man sich beispielsweise die nächste Autogastankstelle oder den nächsten Supermarkt oder Autobahnparkplatz auflisten lassen. Diese Übersicht kann mittels „Schloss“-Symbol auf dauerhaft eingeblendet werden.

Überhaupt gib t es ein paar schöne Zusatzfunktionen, die man sich anzeigen lassen kann: ein Kompass, eine Uhr, die aktuelle Höhe über Meeresspiegel, die Fahrtgeschwindigkeit, Ankunftszeit oder Restfahrtdauer.

Bereits gewohnt bin ich den Fahrspurassistenten, der an Abfahren und Kreuzungen die richtige Spur farblich und in einem Ausschnittfenster hervorhebt. Das hilft beispielsweise auf der Autobahn, die richtige Ausfahrt nicht zu verpassen.

Die Darstellung auf dem Display ist deutlich und schaltet bei Einbruch der Dämmerung automatisch auf einen Nachtmodus um. Neu aufgefallen ist mir die „Tunneldarstellung“. Sobald man in einen Tunnel einfährt, wird dieser mit Länge angezeigt.

Ein weiteres Update ist das „Fahrtenbuch“ mit dem sich die gefahrenen Strecken aufzeichnen und dokumentieren lassen. Ebenso gibt es eine „Snapshot-Funktion“ mit der Kartenausschnitte als Bilddatei auf dem Navigon abspeichern lassen – wofür man das brauchen kann, leuchtet mir allerdings nicht ein.

+++ Kartenmaterial +++

Navigon verkauft seine Geräte mit unterschiedlichen Kartenbundles. Ich habe die wichtigsten 20 europäischen Länder dabeigehabt und mir mit dem mitgelieferten Gutscheincode ein verbilligtes Kartenupdate erworben. Das funktioniert mit der Navigon Fresh Maps Software recht einfach.


+++ Mein Fazit +++

Ich bin mit dem Navigon 70 Plus sehr zufrieden. Das Gerät ist deutlich ausgereifter als sein (mein) Vorgänger. Das Einbuchen ins Satellitennetz läuft viel schneller, die Berechnung der Routen mit Alternativen macht Sinn – und die Verkehrsmeldungen werden etwas komfortabler als früher angezeigt. Den Preis finde ich dafür auch angebracht

Einziger Kritikpunkt: Die kleinen Zusatztexte, die das Gerät zu touristischen Sehenswürdigkeiten vorliest, sind aufgrund der begrenzten Zahl an hinterlegten Sprachbausteinen nicht gut verständlich – und ohnehin nur begrenzt informativ. Diese Funktion habe ich schnell wieder deaktiviert.