Apple TV 3.Generation Testbericht

Ich war einige Zeit auf der Suche nach einem Mediacenter als Zuspieler für meinen Fernseher. Meine Anforderungen waren eigentlich relativ simpel: das Gerät sollte in der Lage sein meine Filmesammlung wiedergeben zu können, ohne dass ich ständig das am TV angeschlossene Gerät umstöpseln muss. Der Apple TV schien zunächst eine ideale und mit 109€ auch recht preisgünstige Lösung hierfür zu sein. Ich habe ihn dann aber doch nach etwa 10 Tagen zurückgegeben, da er meinen persönlichen Ansprüchen nicht ganz genügen konnte. Warum werde ich im Folgenden genauer erläutern.




Technisches

Zur Verbindung des Apple TV mit dem Fernseher gibt es einen HDMI-Anschluss, zur Kopplung an ein externes Lautsprechersystem einen optischen Toslink-Ausgang. Eine Internetverbindung kann entweder über das integrierte Wlan-Modul oder über einen Ethernet-Anschluss hergestellt werden. Ein USB-Anschluss ist nur in einer speziellen Mini-Ausführung vorhanden - man sollte aber beachten, dass sich hieran keine externen Speichermedien anschließen lassen! Er ist nur für die Wartung gedacht. 
Durch den neuen A5-Chip läuft der Apple TV sehr flott, erwacht innerhalb von 1-2 Sekunden aus dem Ruhezustand und lädt Filme sehr schnell. Auch die Wiedergabe ist ruckelfrei und meist sehr flüssig.




Wiedergabeleistung

Mit dem Apple TV lassen sich entweder die private iTunes-Filmesammlung oder Filminhalte aus dem Internet (iTunes Store, YouTube, Vimeo, Netflix (nur USA!) etc.) wiedergeben. Ich persönlich wollte das Gerät hauptsächlich zur Wiedergabe meiner privaten Filmesammlung nutzen, die Wiedergabe von Onlineinhalten oder das Ausleihen bzw. Kaufen aus dem iTunes Store spielte bei mir nur eine untergeordnete Rolle.


Möchte man seine im digitalen Format vorliegenden Filme auf dem Apple TV wiedergeben, so müssen sie in der iTunes-Bibliothek eines im selben Netzwerk befindlichen Computers (Mac oder PC) vorhanden sein. Gespeichert können sie dabei natürlich überall sein: lokal, auf einer externen oder auch auf einer Netzwerk-Festplatte. Wichtig ist nur, dass der Film in der iTunes-Bibliothek vorhanden ist. Dann lässt sich die Bibliothek über die Privatfreigabe im Netzwerk freigeben und der Apple TV kann auf die Filme zugreifen. Hier liegt auch für mich persönlich ein kleines Manko: neben dem Apple TV muss immer ein zweites Gerät - der Computer mit der iTunes-Bibliothek - eingeschaltet sein! Es ist nicht möglich Filme lokal auf dem Apple TV zu speichern, da der interne Speicher nur acht Gigabyte groß ist und Apple einem darüber hinaus auch gar keine Zugriffsrechte einräumt. Das Gerät kann darüber hinaus auch nicht von externen Festplatten lesen, sei es ein USB-Gerät oder ein NAS. Manche NAS-Festplatten werben damit, dass sie einen iTunes-Server betreiben könnten. Man muss aber hier ganz klar zwischen einem iTunes-Server und der Privatfreigabe unterscheiden, das ist nicht das selbe! Es gibt aktuell keine Lösung um den zweiten eingeschalteten Rechner mit laufendem iTunes und Privatfreigabe zu umgehen. Dies ist nur mit einem Jailbreak möglich, der für die aktuelle Version des Apple TV aber zur Zeit gar nicht vorliegt. Darüber hinaus möchte ich zu diesem in einer rechtlichen Grauzone spielenden Hack nicht wirklich raten.


Eine alternative Zuspielquelle sind sämtliche iOS-Geräte, die Video- oder Musikinhalte über AirPlay drahtlos an den Apple TV senden können. Das ist ganz nett, wenn man beispielsweise der Verwandtschaft ein selbstgemachtes Urlaubsvideo auf dem großen Bildschirm zeigen will, aber weitere sinnvolle Einsatzmöglichkeiten sehe ich nicht.

Ein weiteres Manko ist für mich, dass iTunes nur mit Filmen im MP4-Format umgehen kann. Aus dem iTunes-Store lädt man sich nur Dateien im MP4-Format. Aber viele meiner HD-Filme habe ich im MKV-Format, das vom Apple TV nicht akzeptiert wird. Zwar ist es möglich in H.264-codierte MKV-Dateien ohne Qualitätsverlust und relativ schnell in einen MP4-Container umzupacken. Aber es ist ein zusätzlicher Aufwand, der bei einer größeren Bibliothek auch durchaus etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen kann. Darüber hinaus kann der Apple TV auch nicht mit DTS-codiertem Ton umgehen. Die Tonspur muss im AC3-Format (Dolby Digital) vorliegen, was bei einigen meiner Filme eine Neucodierung erforderlich gemacht hat. 
Die Wiedergabequalität und auch die Ladegeschwindigkeit sind angenehm schnell. Die Filme werden in sehr guter Bildqualität wiedergegeben. Aber auch hier habe ich ein bisschen etwas auszusetzen: und zwar unterstützt der Apple TV keine Ausgabe von 24p-Filmen. Das heißt, dass man gerade bei schnellen Kamerafahrten des öfteren Ruckler entdecken kann. Dieser Fehler ist bei mir zwar nur bei zwei, drei (explizit erinnere ich mich an die Stadtverfolgungsjagd in "The Town" und mehrere Actionszenen von "Transformers 3") Filmen aufgetreten, aber es war dafür jedes Mal sehr auffällig und trübte das Filmerlebnis.


Aber es gibt natürlich auch positives über den Apple TV zu berichten. Beispielsweise meistert er die Hochrechnung von 720p-Inhalten auf FullHD in sehr guter Qualität und Geschwindigkeit. Auch die Integration des iTunes-Match-Dienstes (optional und kostenpflichtig) ist sehr interessant. So kann der Apple TV auch als kleiner Zuspieler für eine Musikanlage im Wohnzimmer genutzt werden, da man Zugriff auf seine gesamte in der Cloud gespeicherte Musiksammlung hat. 




Bedienung

Das neue User-Interface des Apple TV ist sehr intuitiv bedienbar und sieht noch dazu sehr edel aus. Auch Texteingaben lassen sich mit der beigelegten Apple Remote erstaunlich flüssig erledigen. Wer ein iPad, iPhone oder einen iPod Touch besitzt, der kann den Apple TV auch mit dem im Appstore erhältlichen Programm "Remote" steuern. Ein sehr nettes Feature, da man sich hiermit bei der Benutzung des Apple TV als kleinen "Stereoanlagenersatz" auch den eingeschalteten Fernseher sparen kann. In der folgenden OSX Version "Mountain Lion" ist es sogar möglich den gesamten Bildschirminhalt des Macs über AirPlay auf den heimischen Fernseher zu streamen. Eine Option, auf die ich mich sehr gefreut hätte. 
Ich empfehle jedem seine Film-Bibliothek mit Hilfe von Metatag-Editoren (z.B. Preen für OSX) etwas zu pflegen und gegebenenfalls Genres, Filmbeschreibungen und Cover zu ergänzen. So fällt die Bedienung deutlich leichter, die Bibliothek wird ordentlicher und erhält mehr Struktur - und das Navigieren durch die Filmesammlung einfach viel mehr Spaß. 




Design

Der Apple TV macht natürlich wie jedes Apple-Produkt eine sehr gute Figur. Er ist klein, in edlem schwarz gehalten und wirklich zu schade um im Regal versteckt zu werden. Einziges Manko der Klavierlackoptik: man sieht wirklich jeden Fingerabdruck und jedes Staubkorn. Da heißt es immer mal wieder mit einem Staubtuch wischen, ansonsten wirkt das Gerät eingestaubt. Auch das User Interface ist wie bereits erwähnt sehr schön. Alles in allem wieder ein perfekter Design-Streich aus dem Hause Apple. 


== Lieferumfang == 

Neben dem Apple TV liegt der Lieferung noch die Apple Remote im Wert von 19€ bei. Ansonsten findet man nur noch das Stromkabel, ein HDMI- oder Toslink-Kabel liegt hingegen nicht bei. Hatte ich bei dem Preis aber ehrlich gesagt auch nicht erwartet. 




Fazit

Wer seine Filme hauptsächlich aus dem iTunes-Store bezieht und wem es nicht ausmacht ein zweites Gerät zur Verwaltung und vor allem Bereitstellung der Bibliothek zu nutzen, der kann mit dem Apple TV durchaus glücklich werden. Ich halte den Preis mit 109€ auch durchaus für angemessen, damit ist der Apple TV Apples billigstes iOS-Gerät.
Wer allerdings ein eigenständiges Mediacenter zur Verwaltung seiner bereits vorliegenden, nicht über iTunes gepflegten Filmsammlung sucht, für den wird der Apple TV nicht ausreichend sein. Ich nutze inzwischen eine deutlich teurere, aber dafür restlos zufriedenstellende Kombination: einen Mac Mini mit dem Mediacenter Plex. Man sollte sich also vor einer Anschaffung Gedanken machen ob diese Funktionen ausreichend sind, oder ob man sich mehr Funktionalität wünscht. Mit der Originalsoftware ist man von den strikten Vorgaben von Apple schon sehr eingeschränkt und man wird einige wichtige Funktionen (Zugriff auf NAS-Speicher, Wiedergabe von DTS, 24p-Unterstützung) vermissen. Für mich waren dies leider die entscheidenden Mankos, weshalb ich das Gerät innerhalb des 14-tägigen Rückgaberechts zum Händler zurückgeschickt habe.