Camino Francés - der klassische Jakobsweg Testbericht

ab 7,78
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Erfahrungsbericht von jwr1947

Wanderungen auf dem Jakobsweg (organisiert von GeBeCo)

Pro:

Kombination: bequeme Studienreise und leichte Pilger-Wanderreise

Kontra:

Weder eine wirkliche Herausforderung noch eine echte Pilgerreise

Empfehlung:

Ja

Bericht einer Wander-Erlebnisreise / Studienreise
Reiseveranstalter: Gebeco (27.9.2007 - 6.10.2007)
Auf den ersten Tagen wird unsere Gruppe begleitet von einem NDR-Fernsehteam, das unsere Reise für die Sendung "Hanseblick" am 2. Weihnachtstag 2007 aufzeichnet. Uns begleitet auch eine ausgezeichnete und sympatische Reiseführerin: die Schwäbin Renate.
Diese Reise ist keine wirkliche Pilgerwanderung. Wir verdienen und erhalten auch keine Compostela-Urkunde. Stattdessen lernen wir die Stationen des Jakobsweges kennen und studieren aber die kulturellen und religiösen Zentren weitaus intensiver als ein normaler (und nach der Tagesstrecke übermüdeter) Jakobspilger das normalerweise bewältigen kann.

Reiseprogramm: (27.9.2007 - 6.10.2007)


Tag 1: Anreise nach Bilbao
Tag 2: Pamplona am Fuße der Pyrenäen
Tag 3: Pamplona -> Logrono
Tag 4: Logrono -> Burgos
Tag 5: Burgos -> Leon
Tag 6: Leon -> Ponferrada
Tag 7: Ponferrada -> Sarria
Tag 8: Sarria -> Santiago de Compostela
Tag 9: Romanische Bauten in Santiago
Tag 10: Rückflug von Santiago nach Madrid und von dort nach Deutschland

Reisenotizen


Tag 1: Anreise über Madrid nach Bilbao (27.9.2007)


Wir fliegen mit Iberia nach Madrid. An Bord sind die Brötchen ziemlich teuer (10 Euro), aber wir meinen: Nun ja, es ist eine Pilgerreise und vielleicht sollten wir bereits im Flugzeug zur Einstimmung mit einer Buße und Enthaltsamkeit beginnen...
Eine weitere Prüfung steht uns aber noch bevor: Am nagelneuen Flughafen Madrids müssen wir umsteigen und verirren uns in eine heillose spanischen Beschilderung der Pfadführung. Als wir uns verzweifelt an eine Empfangsdame wenden, ist sie so mürrisch wie ich bereits lange Zeit keine Frau gesehen habe. Eine der Mitreisenden, denen es ähnlich zumute ist, meint aber: "Wenn Sie diese Frage heute bereits 223 Mal gehört hätten, würden Sie auch so aussehen".
Nach der Landung in Bilbao zuerst eine Stadtbesichtigung, insbesondere in der direkten Umgebung der Guggenheim-Museums mit der eigenwilligen Metall-Konstruktion und kunstvollen Plastiken.
Weiterfahrt nach und Stadtbesichtigung Pamplonas, Hauptstadt von Navarra.
Besuch des berühmten Café Iruña mit der bronzenen Statue eines lebensgrossen Hemingways.
Das allererste "Café Iruña" wurde aber nicht in Bilbao, sondern in Pamplona aus der Taufe gehoben, im Jahr 1888. Pamplona heißt auf Baskisch Iruña, und wo sonst sollte es daher ein Café namens Iruña geben?

Tag 2: Pamplona am Fuße der Pyrenäen (28.9)


Fahrt nach Roncevalles, das allgemein als Einstieg in die Französische Jakobspilgerstrecke gilt.
Auf dem Programm stehen:
* das Augustinerkloster
* das Kloster San Salvador / Leyre
* Die Kirche Sta. Maria la Real / Sanguesa
In Roncevalles befindet sich die Silo de Carlomagno mit den Knochen vieler Verstorbenen. In der Nähe soll eine berühmte Schlacht aus der Rolandssage stattgefunden haben. In Wirklichkeit haben sich wohl die Einheimischen erfolgreich gegen Rolands Raubzüge gewehrt und ihn geschlagen...
Der Blick in Richtung Frankreich läßt erahnen welche Mühe der Anstieg für die "echten" Pilgern machen wird. Auf der Paßhöhe steht eine Glocke, die von jedem Pilger mit dem Pilgerstock angeschlagen werden kann.
Im Wald blühen riesige Herbstzeitlosen und reifen die Brombeeren.

Tag 3: Pamplona -> Logrono (90 km)


Wanderung zu Puerto de Perdon, wo man schlimmstenfalls bereits einen vollen Ablaß verdient hat. In der Ferne liegen schneebedeckte Gipfel. Auf der Paßhöhe befindet sich ein imposantes Monument einer metallenen Pilgerschar. Wir begegnen unseren ersten echten Pilger, der sofort vom Fernsehteam zum Interview eingeladen wird.

Tag 4: Logrono -> Burgos (145 km)


Klosterbesichtigung Sta. Maria la Real.
Danach Wanderung nach Azofra und weiter nach Sto. Domingo de la Calzada, wo in der Kathedrale der stolze Hahn mit seinen Hennen des Hühnerwunders in einem Käfig in der Kathedrale gehalten werden. Die Tiere haben auch eine zweite Garde, die in einem Schichtwechsel ausgetauscht werden.
Nach Besichtigung der Kathedrale Weiterfahrt nach Burgos.
Am Strassenrand reifen über weiten Strecken Rioja-Trauben, die aber oft mit giftig-gruner Farbe gespritzt sind. An den Häusern wird Knoblauch zum Trocknen gehängt.
Es gibt immer wieder genug Möglichkeiten zum Gespräch mit den Pilgern und Reiseteilnehmern.

Tag 5: Burgos -> Leon (180 km), 1.10.2007


Stadtbesichtigung von Burgos, insbes. der überaus reich verzierten Kathedrale Bei der Stadtbesichtigung regnet es ordentlich.
In der Stadt befindet sich auch das Monument für El Cid.
Kurze Wanderung zum Antoniterkonvent bei Castrojeriz.

Tag 6: Leon -> Ponferrada (150 km), 2.10.2007


Spaziergang zur Kathedrale und zur Stiftskirche Sto. Isidoro.
Wanderung von Hospital de Obrigo bis nach Astorga.
Hier begegnen wir eine alte englische Lady, die auf halbhohen Hacken auf dem holprigen Belag der ewig langen Brücke herumstolpert. Sie gehört zu einer St. James-Pilgergruppe aus England.
Ponte Ferrada, Wanderung Rabanal -> Foncebadon.
In Leon begegnen wir nun einen "echten" Pilger mit Pilgermantel und ein Pilgerkreuz, an dem die Socken zu trocknen geklammert worden sind. Er rät uns das Gewicht für den Rucksack unbedingt auf 10 Kilo zu begrenzen.
Am Cruz de Ferro befindet sich ein riesiger Müllberg mit dem Überflüssigen, das die Pilger hier zurücklassen sollen. Jeder hat Überflüssiges: es gibt eine vielfältige Auswahl von der Mütze über alten Wanderstiefeln bis zu den liebevoll bemalten und beschrifteten Steinen.

Tag 7: Ponferrada -> Sarria (110 km)


Über den Pedrafita-Pass erreichen wir Galicien und das Dorf O Cebreiro mit der Keltensiedlung. Anschließend Weiterfahrt nach Samos. Besichtigung des Benediktinerklosters in Samos und wanderung bis Sarria. Wir bestaunen das zauberhafte Kastell der Tempelritterorden.
In O Cebreiro ist es kalt und regnerisch. Es gibt aber ein warmes Mahl in der Herberge, wobei mit viel Alkohol und Zaubersprüchen ein flammender keltischer Zaubertrunk zubereitet wird.
Im Kloster versucht der Abt uns einen kunstvoll geschnitzter Stab meistbietend zu versteigern, aber das Angebot aus unserer Pilgergruppe gefällt ihm dann doch nicht.

Tag 8: Sarria -> Santiago de Compostela (130 km).


Wir besuchen die Wehrkirche von Portomarin. Anschließend eine Wanderung bis zum Ort Leboreiro.
Am Wegesrand bewundern wir den Getreidespeicher mit der Absicherung gegen Nagetiere.
Im Wald überqueren wir eine uralte Brücke mit Steinplatten.
Kurz vor Santiago sehen wir am Monte do Gozo zum ersten Mal die Kathedrale und nehmen mit einem Kuchen der Marke Tartas Ancano Abschied von unserem getreuen Busfahrer, der die ganze Reise von Liebeskummer geplagt wurde...

Tag 9: Romanische Bauten in Santiago


Besichtigung der Altstadt. Einkauf der Gagat-Souvenirs.
Die letzten hunderten Metern der Pilgerreise wandert der Pilger in der Rua da Acibecheria vorbei an zahlreichen Souvenirgeschäften, die den Acebach (Deutsch Gagat = schwarzer Bernstein) oder auch den normalen gelbroten Succinum-Bernstein als Schmuck oder in religiösen Pretiosen verkaufen.
Nach der Pilgerreise betritt der Pilger die Kathedrale und besucht dort die Pilgermesse, die für viele Anwesenden heftige Emotionen auslöst. Besonders emotional ist der Gesang, der von einer katholischen Schwester intoniert wird. Sie hat eine wunderschöne Stimme, die an den Gesang der keltischen Sängerin Enya erinnert. Wir fragen im angrenzenden kirchlichen Verkaufsladen für Pilgerpretiosen nach einem Tonträger, werden aber belehrt, dass man diese Musik nicht kaufen kann...
Auch während der Messe umwandert eine nicht enden wollende Pilgerschar die geschmückte Jakobsstatue am Altar und umarmt die Statue von hinten.
Santiago ist vielleicht die beliebteste Pilgerstätte der Katholischen Kirche, denn im Vergleich zu Jerusalem und Rom bietet Santiago den Pilgern sogar sehr häufig (etwa alle 6 Jahre) durch einen reinen Besuch an die Stadt Santiago die Option für einen vollständigen Sündenerlass.
In und um der Kathedrale Santiagos darf nicht Renate, muß aber ein örtlicher Reiseführer uns begleiten. Ich frage ihm, woher denn der Gagat stammt. Er antwortet mir dann, dass Gagat nicht in der Nähe Santiagos gefunden wird, wohl aber in Nordspanien einige Fundstellen existieren. Früher haben jedoch deutsche Pilger Gagat mitgenommen aus Mitteldeutschland. Der Gagat wurde dann in Santiago bearbeitet zu Souvenirs für die Pilger. Die Gagatbearbeitung war zu dieser Zeit ein Monopol der Stadt Santiago de Compostela.
Die Kathedrale wurde über Jahrhunderten gebaut. Daran haben die besten Künstler und Architekten Europas mitgewirkt. In der Architektur wurden viele Neuheiten erprobt und in der Bauhütte an allen Beteiligten weitergereicht. So hat die Kathedrale wesentlich zur Befruchtung des Künstler- und Bauwissens beigetragen. Alle Kathedralen im Norden Spaniens sind unermeßlich reich geworden durch Spenden und Beiträgen der Pilgerschar. Das reiche, mittelalterliche Königshaus dieser Gegend bildet die Grundlage für den europäischen Adel.
An der Decke der Kathedrale haben die Baumeister (Freimaurer ?) dasselbe All-sehende "Gottesauge" befestigt, das ich auch der Decke des alten mexikanischen Parlements und auf der Dollar-Note wahrgenommen habe. Vor dem Gottesauge befindet sich die Befestigung des Fumaderos, d.h. für das riesige Weihrauchgefäß, das im Mittelalter geschwenkt wurde (nicht zuletzt auch um die Ausdünsungen der mittelalterlichen Pilger zu übertönen...).

Tag 10: Rückflug von Santiago nach Madrid und von dort nach Deutschland


Der Rückflug mit der Iberia verlief problemlos. Die Organisation durch Gebeco, die Hotels und Restaurants, der Service und die Zusammensetzung der Reisethemen waren einwandfrei.

Randbedingungen


Für geübte Wanderer ist diese Jakobsreise leicht. Da jedoch in jeder Reisegruppe aber auch bis zu 10% ungeübte und schlecht vorbereitete Gäste teilnehmen können, die über schlechtes Schuhwerk (von Stöckelschuhen bis Badelatschen) verfügen, kann es gelegentlich zu harmlosen Stürzen in den wenigen schlammigen, abschüssigen Wegen kommen. Jeder Teilnehmer soll auf dieser Reise wenigstens Wanderstiefel, einen Hut, eine Sonnenbrille und vielleicht auch einen Wanderstock mitnehmen. Grosse Steigungen oder Strapazen sind auf den Wanderungen dieser Reise aber nicht zu befürchten. Das Alter der Teilnehmer (zu 80% Teilnehmerinnen) bewegte sich zwischen 40 und geschätzten 80 Jahre.

Zielvorgabe erfüllt?


Wir haben diese Reise gewählt zur sorgfältigen Studie der Schätzen auf dem Jakobsweg und als Schnupper-Reise zur echten Jakobsweg-Wanderung, die wir in einigen Monaten auf den letzten 100 km erleben wollen. Dazu ist die Gebeco-Reise bestens geeignet.

Fazit


Bestens geeignet zur Denkmalstudie und zur Orientierung auf dem Jakobsweg

Souvenirs


In Santiago kann man schöne Schmuckstücke aus Gagat (schwarzer Bernstein) oder Succinit (gelber Bernstein) kaufen, die nach alter Tradition in Santiago de Compostela hergestellt werden.
In Klöstern werden handgefertigte Rosenkranze (aus dunkelroten "Rosenblättern" gedrehte Kügelchen, aufgereiht auf einem Kranz ->> daher der Name "Rosenkranz") angeboten.

Kosten, Anreise, Unterkunft und Verpflegung


Für zwei Personen haben wir für diese Reise 2416 Euro bezahlt bei Unterbringung in einem Doppelzimmer. In diesem Preis sind allerdings bereits 20% Expedientenermäßigung enthalten, die den Mitarbeitern eines Reisbüros und deren Partnern eingeräumt werden. Im Preis sind die Linienflüge von Frankfurt/Main (jeweils über Madrid nach Bilbao, bzw. von Santiago) und eine Rail & Fly-Karte enthalten.
Die Unterkünfte waren normale Hotels der Mittelklasse, wie diese in den Orten am Jakobsweg verfügbar sind. In den Hotels gab es auch die Frühstückbuffets und Abendessen, die ich als "gut" einstufen möchte.
Zur Mittagszeit hat jeder Teilnehmer sich in der Regel einzeln mit Tapas versorgt.

29 Bewertungen, 13 Kommentare

  • barbu

    30.05.2008, 14:52 Uhr von barbu
    Bewertung: besonders wertvoll

    finde das interessant.... schön das du auch hier so aktiv wirst.LG

  • bambie34

    21.05.2008, 09:31 Uhr von bambie34
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich,lg Tanja

  • NavySeall

    21.05.2008, 02:34 Uhr von NavySeall
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöner Bericht. LG NavySeall

  • Tutule

    21.05.2008, 00:09 Uhr von Tutule
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr schöner Bericht. LG

  • modliszka

    20.05.2008, 23:20 Uhr von modliszka
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh und liebe grüße!

  • Bunny84

    20.05.2008, 23:04 Uhr von Bunny84
    Bewertung: sehr hilfreich

    Einen schönen Abend und liebe Grüße von Anja

  • emanuels

    20.05.2008, 22:33 Uhr von emanuels
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg Emanuel

  • verbatim

    20.05.2008, 21:34 Uhr von verbatim
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh...liebe grüße jasmin

  • anonym

    20.05.2008, 20:46 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    ich wünsche dir einen schönen tag

  • Bigfatalex

    20.05.2008, 20:41 Uhr von Bigfatalex
    Bewertung: besonders wertvoll

    lG Marc

  • Jerry525

    20.05.2008, 20:30 Uhr von Jerry525
    Bewertung: besonders wertvoll

    BW, lieber Gruß Jerry

  • morla

    20.05.2008, 19:57 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg........... petra

  • Mondlicht1957

    20.05.2008, 19:55 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super geschrieben, Liebe Grüsse von Pet